Billig unterfehreiben fnnen mir dagegen, was dev Gerf. iber Cornelius fagt Die gewaltige Grife icfes WMeeifters hat ev 119 tig дети und Har entwidelt, feine bedeutendften Werke, befouderé Die Hresfen der Ludwigstirde, der Pinafothef und bie Compofitionen jum Campo Ganto, trefffic) analyfirt (nur die Bilver der Glypto- бе fcheinen uns nicht binlinglic) und nicht chavatteriftijd) genng gewitrdigt); aber eben fo fein weift er nach, Dag nuv in der eingigen Begabung ves Meifters die Beredjtigung feiner Runftweife liege. »Oie Grundfake feiner fchdpferifdhen Thatigfeit tinnen unmdglich auf die Giiltigteit eimer Megel WAnfpruch machen; al Regel miigten fie verdammt werden, weil fie die befondern BWirlungsmittel der ‘Malerei iiherfobreiten und das allgemein PBoetifche auf often des Mealerifchen erheben; aber alS eine glingende Ausnahme, als der Ansdruc eines einzigen Genind erregen fie unfre hdchfte Bewunde- rung und laffen auch gar mance Widerfpritche vergeffen. Treffend ift fodann die Barallele, welche der Verf. swifchen den Bildercyclen bes Meijters und den ,,gemeifelten Enchclopadicen” des Meittelalters zieht; wohtbegriinbdet die Mtahmung, ров die Gewohnheit, die Ge- banfenfiden, die von einem Bilde gum andern gegogen find, bor- gugsweife зи beridfichtigen, die Gefahr der Vernachlaffigung male- rijeer Formen mit fid) bringt , nur darf man dabei nicht vergeffen, pak ber Meifter felbft faft immer verftanden hat, auBerdemt ard) bas Ginjelbild al8 ein gefchloffenes, fich felbft geniigendes Ganje hinguftelien.” Oder wer gefteht nicht gern, dag die apofalyptifden Reiter, die Uuferftehung, die in ihrer grofartigen Natvetat wunbder- bar ergveifenden Bredellenbilder mit den Werken ber Barmberzig- feit und nieles Andere, jedes flir ftch betrachtet, etn ganzes, in fidp volfendetes Runftwerk darftellen! Der dvitte Whfchnitt behanbdelt unter der Ueberfchrift ,,die Miinchener Schule” die burch Kinig Ludwig hervorgerufenen Kunft- {hspfungen, von deren auferordentlicer Grife und Bedeutung der Berf. eine wahrhafte Wiirdigung giebt, imbem er mit grofer Gee rechtigteit die gewihulich dagegen erhobenen Borwiirfe auf ihr ridh- tiges Mak juritefithrt. Won dem grofen KR. Rottmann, deffen italtenifche Landfdhaften in den Wrkrden Des Hofgariens er gu fltic- tig berithyt, Heift e8 treffend: , Sn ihm vereinigt fich der feinfte Ma- turfimt mit einem merfwiirdigen Whnungsvermigen, aus Томь (еп Gormen hiftorifde Buftinde gu deutew, und diefe Cigenfdjafter fiempeln if nicjt alfein gu einem der eigenthiimlichften, fondern aud 31 einem der griften Riinftler der Gegenwart. Und wen носи feinen anderen Siinftler gebildet und mit einent reicjen Wirkungs- freife befchenft hatte alg Itottmann, miiften wir e6 als einen Haupt. fig Dentfcher Nunft preifen”. Эбиф die avdhiteltonifden Beftrebna- gen Mtitnhens find vidtig cavafterifict und fein beurtheilt. Bon per Biebland fchen Gafilifa u. 2. heift e8: ,, Dak die Miinchener Bafilifa cinen fo ungetheilten Beifall finden Тони und fon, er- фени Вы bet Zuftand unfrer Kunftbildung recht begeidjnend. Das Architeftonifde derfelben ntmmt feine grofe Bedeutung in WAnfprud). Das Innere ift zur blofen Schauwand jzuritdgefegt, der malerifde Schmuck (apt dic baulihe Gliederung vollfommen guriictreten und wilde daffelbe thun, anch wenn die legtere fraftiger gehandhabt wire. Auch die dufere Borhalle, die thurmlofe Facade find ein- jac) und anfprudjslos gehalten. Uber der altdhriftliche Styl, un- entwidelt und unbeftimmt wie er ift, gwingt und fein beftimmtes Glaubensbefenninif ab, bringt unfer afthetifches Bewufifein gu fei- ner entfdjeidenden Kundgebung, vevtvagt fid) ebem fo gut mit ratio= naliftifchen wie orthodoven Ueberseugungen, birgt autife und drift- lice Glemente in fic): und fo wurde ex demt anc) von unfrer {chwantenden, nach feiner Midhtung entfdjieden entwicielten Зо БИ» dung gleich willformen geheifer. Ob e8 wiinfdbensiverth fet, Рав 0 ver Bafilifenftyl ausbreite und zur afigemeinen Herrfohaft gee Lange, fann nicht in Frage fteher. G8 witvde dies gerade fo ange- Dr. A. H. Springer wher die Kan der Gegenwart. (GS&lusB.) Dev gweite Whfehnitt behandelt ,, die Hihrer des Sdealismus.” Mls folche werden mit Recht Cornelius und Schinkel bezetchnet, pie der B. in ihrer qangen einfamen Grife wiirdigt. Bon legterem fagt ev treffend: Stir ihn befteht der qviechifce Styl nicht als ein un- bebdingt fertiges Ganze, da8 nur treue Copter dpuldet, aud) den ge- ringften Bug felbftindiger Biloungen verwehrt: Gehintel hat mit tiefem Gerftande denfelben analhfirt, in feine Grundelemente anfge- lift. Sm Befige derfelben geht er an die freie Lifung der ardhi- teftonifhen Wufgaben; wir mbdhten fagen, mit dem Alphabete der flafjifdhen Wrchiteftur. wagt er auch neue Worte gujammenzufegen; nur dak er det betwunderungdwiirdigen Organismus derfelben fernt, pak er Die Syntaxis verfteht und unter Feiner Bedingung von dem Geifte des Hellenenthumes abweicht oder auf frembdartige Wirkungen ausgeht. Sebte noch die griechifche Sprache, fie mare gesmungen gewefen, fiir die neuen Dinge und Gedanfen neue Worte zu evfin- den; beftinden nod) die Hellenifden Baujdulen, fie Hatten es wagen miiffen, im Rreife ihrer Bauformen die Lifung der neuen Baube- piivfuiffe gu fuche, fie Hatten neue Combinationen gefdjaffen, neue Uusdrudsmittel dem Style mit Beibehaliung feines organifdjen Wefens abgewonnen. Das that Schinkel, davin befteht еше дубе Bedentung.” Bet ber Betrachtung der ourch Sehintel aufgefithrten firchlichen Gebdude treten wir im Wllgemeinen der Wnficht des Зет» faffers bei, wenn ev die antififirende Ricjtung dev meiften befimpft und vie Anjicht ausfpridt, bak die firdhliche Baulunft fis ebenfo wenig wie Die Religion von der Tradition Lodsfagen ом. Ganz Redt hat ev, wenn ev fagt: ,, Gin Rirdenbau, der micht guerft und ansfclieplich der fHinftlevifche Wusdrud des betveffenden Kultus ift, deffer Geftalt mir den individucllen Formenfinn des Kiinftlers zur Grundlage hat, fan unmiglich einen ftreng religivfen Chavatter be- wahren und Wloemeingiiltigteit anfprecen.” Uber went eB fich Darum Hhanbdelt, eine Rirde fir den evangelijden Rultus зи bauer, wo ift denn da die Tradition, wo tft die bereits feftgeftelfte, allge- meingiiltige Grandform, vie dem RKultus entfpricht? Shade, da per Verf. gerade das bedentendfie, glitdlider Weife anch zur Wus- fithrung gelangte devartiqe Werk Schinkels, die NRicolai- Kirche gu Potsdam, mit Stillfdweigen ibergeht. Bn thr glauben wir eine bemerfenswerthe Qsfung der fcbwierigen Wufgabe zu erfennen. Der proteftantifde Cultus fann webder das geftredte Langhaus, noch dte reiche Ghorausbilpung einer smittelalterfichen Rathedrale fiir feine Bwede verwerthen; e8 formmt ihn auf Vereinfacung und Concen- trirung ded Grundplanes an. Daher griff Gchinfel gu einer Cen- tralform mit fcblicht vorgelegter Whfis und bilvete diefelbe mit fei- nent RKunftfinn gu ciner feierlic) wirfenden Maumlichfeit aus. Daf piefer Grundgedanfe lebensfihig fet, haben zwei neve Rircen in Berlin, Stiiler’s Morkuslirde und Strad’s Petvilirce, wenn- gleich in freier Mmbildung und Wuspragung der Grundform und der chavafteriftijden Gingelheiten gur Gentige bewiefen. Ferner finnen wir nidjt gang damit itbeveinftimmen, wenn dev Berf. fagt, wSmintels Styl und WAuffaffungsweife habe in Berlin felbft feine weitere Entiwidlung gefunden.” Nur fcheinbar und fehr bedingt ift pies richtig, fofern mimlich cin Fortgatg in ver ftreng antififirenden Houweife oamit genteint ift, Bu anderen und zwar weit widtigeren Dingen beruht aber vic Wirkfamfeit, welche Schinkel’s Werte ané- getibt haben und nod) Lange ausiiber werden. Gie haben gum сен Male gesetat, wie ana eine Hiftorifdy abgefdlojfene Bauweife aufzufaffer und neuen Beditrfnijfen gegenither organifch fortzubilben habe. Dies ift ei unverlievdarer Gewinn, den dein аиф die ausgezeichnetiter Sehliler und Nadfolger des Meifters in ihren Werke feftzubalten und darguleqen bemiht find.