aber dem Runjtler fein Vortwurf ju madjen. Chiller hatte etmmal
‘in feinent Acufern wie in feinent Anunern wenig dev Ploftif giinftige
	Momente, und der Kiinftler hatte geradegu unwahr werden iniiffen,
wert er ans ihn cine in fich befriedigte and befricdigende Higur hatte maz
chen wollen. Shm, vem Plajftifer, mugte paher auc) die aufftrebende,
liber die Grengen oes Mealen hinausgehende Iidtung als ein Bue
viel, af8 eine Forme und MNlafverlegung erfeheinen, und cr реше
Dies eben fo zart wie begcichuend dadurch an, dag ev Geethe [ее
feine linfe Hand auf Sehiller’s Schulter legen lagt, gleichfam als
fuche ev рей аби fehr Emperftrebenden ein wenig der Erde niher
gut bringen und feinen Slug cin wenig ju gtigetn, wie ja dent ancy
Goethe wirklich einen ahnlichen Cinflug anf Schiller geduert hat.
An und mit diefem feiten Buge hat der Kiinftler gugleich vie
 Segentettige Begtepung und bas freundfchaftlichke VBerhaltnig beiver
Dichter ansgedriidt, mahrend ev iby gemeinfames Streben wach cinent
“im demfelben Biel und ven beiderfeitigen Erfolg 568 Strebens
june fymbolifd) anjudenten vermoct hat, daburd ии, рав ет
 Beide als Theilhaber eines und deffelben Lorbeerfranzes davftellt,
Goethe, foferu ev denfelben fchon ficher und fejt im feimer Mechter
Halt und ihn gegen Schiller hinbewegt, und Schiller, indem ev ebert
im Begriff ift, den ihm dargereichten Krang mit gu ergreifer. Wen
eS auch wabr ift, was Dtanche behanpten, dag die hierin fic) aus-
‘britdende Ginheit das afthetifche Cinheitsbediirfrig nod) nicht voll-
fiindig befricdigt, fo glauben wir rod, da eS in dem vorliegendert
Fall farm cin anderes und dabei gleich einfaches und gleid) ver-
ftindlidjes Verfnitpfungsmittel gab; und follte nicht auf die Wusfih-
rig ber fchotten Sdee, die beiden Roryphaen der deutfcdyen Poefie
in cinemt RunftwerE gu vereinigen, ganz und gav Bergicht geleiftet
werden, fo blieh dem Rinftler wohl frum eine andre Wahl itbrig.
— Der Gu der Gruppe wird fofort in UAngriff genommen wer-
pen, damit die Enthiillung des Ntonuments zur hunbdertjabrigen Ge-
burtstagéfeter Carl Anguft’s Statt finden fant.

 
		Kunatlitecatue.
	Gefhidte der bilbenden Kunfe
	yon Dr. © @фпаа{е.
Be. 2. Hilfte der 1. u. 2. W6th. Diiffelborf. B. Bubdens. 1856, Mit Holsfdur-
Kon FW. Liibke.
	Die Bollendung des fiinften Bandes des Cdnaafefden Were
fes it ohne Frage vie bedeutendfte funftliteravifde CErfdetung,
welche das eben abgelaufene Jahr uns gebvadt hat. Wl wir in
Nr. 5 und 6 unferes vorigen Sahrganges die erfte, feinere Abthei-
{ung dicfes Bandes anjeigten, hielten wir eine fo nah bevorftehende
Vollendung deffelben nicht fiir wahrfcheinlich; und jest haben wir
um Nachficht gu bitten, dag wir unfern Lefern nicht friiher be-
rveits einen Bericht daritber geqeben. SudeR wer den Umfang und
pie Bedeutung ves Werkes ermift, wird davin eine Cntfchuldigung
flix unfer Gaumen finder.  

Der ganze Band, wie er jest auf 807 Octavfeiten mit 92
trefflichen Holsfchnittdarftellungen wor uns Liegt, wmfagt die Pertode
оси der Mtitte bes лобби bis gegen bas Ende des dreehuten
Jahrhunderts. Gr fchildert bie Beit ver Entftehung und WAusbil-
bung des gothifden Styles. Die vor uns im vorigen Sabre be-
fprodjene erfte Ubtheifung war mit vier Napiteln der Betvadptung
Frantreihs und Englands gewidmet. Die itbrigen fllnf Kapitel be-
hanteln die gleideitige dentfcye Wrdjiteftur und die Malevei und
Plafti€ jener Epoche. Bor dent ganzen Werke ift dies bereits ver dritte:
	fame Handlung oder Durch eine in ber Ytatur felbjt Niegende Зи
fammengehdrigteit verbunden find. Mus diefem Grunde ift es паг
Ни, wenn die Darjtellung des chavatterijtifehen Gegenfakes an
ест Kunftwerfe im Gangen noch mehr befriedigt, als rie Verjinn-
фи bes vereinigenden Clementes. Sn jener Beziehung (gt jede
Der beipen Figuren faum trgend etwas gu wititfchen ithrig. Zwar
in Betreff Goethe s hat fic) eine Stimme in den Grenzheten da-
hin auggelproden, prrd) die Darftellung reffelber im hofmapigen
rack fei nur fein chavafteriftijdhes Berhalten im Veben und in den
engeren Verhiltniffen, nicht aber feine Cigenthitmlichfert als Dichter,
fein Bild im Herzen der veutfden Nation wiedergegeben. Ad) fan
Das aber nicht finden. Auch ich ging mit спиден Зои ей деден
	реп Frac an vie Betrachtung pes MKunftiverfs, faud aber, рав Зее.
	10 Die Gefabr, ме allerdings m der Herbeiztehumg ме]е8 Jon
wenig plaftifhen Rleidungeftiides log, vollftindig itberwunden hat.
Gagt uns der Frac mebft Bubehir, рав Goethe ach Weltmann,
Hofmann, Staatsmann war und aud) м Мен Beziehungen fetne
Gielle mit vollfommenfter Wire und Reprafentation ansgefiillt
Hat, fo thut er doch dent Bile, das wir vow Goethe, dem Dichter
i und tragen, auch nicht dew minbefter Whbruch; man fihlt fofort
	aus pent Garen beraus, ba man bier еше burch) und durch) gefunde,
	naturwuchfige, urtraytige, ja derbe Matur vor fich hat, Teinen blajjen, ge-
fchniegelten, im Gallared fein Ging und Wiles guy Schau tragenden
Héofling, fonbdern einen Cdlen, wie ev ihn felbft geicnet, wenn er
fagt: ,, Und wenn er feinen Hintern hat, wie foll per Cdle fiken!”
Alle wefentlichen Gigenfdaften, die Goethe als Dichter fennzeidynen,
prigen fic) unverfennbar umd jugletch in volffommenfter plaftifder
SGhiubheit auch in diefent Rietfebel’fden Goethe ab, insbefondere dic
Karheit, Beftimmebeit und Univerfalitat fetner Weltanfchauung, die
Gebdrungenheit und Зенон, юные und Ungezwungenheit,
Proportionalitat und Gurhythinte aller fener Formen, dev ihm anges
bornen, wie ber pon ibin gefchaffenen, und endlich die gittlide Rube
und Befriedigung mit fich felbft und dew thatfuchlich geqebenen Ver-
haltniffen, gufolge welder er den Wablfpruc) ves WArdhimedes:
,Gieb mir, we ic ftehen fann , fitr fic) ix den Zurnf verwandelte:
poehaupte, wo du ftehft!’ und gerade inmitten diefer бе инь
durch diejes fefte Ощути auf der Grobe die Erde in Berwequig
fete.

Ganz eben fo far und unverfernbar hat dev Ritnftler die we-
fentlichen und charatteriftifden Cigenjchaften Scilfer’s im Федещав
зи феей zum Wusrrud gebradt: feine mehr von Bunen heraus
vivigirente, al8 die Gegenftinde fecbarf ins Wige faffende Weltan-
fcauung, dic Wirkung feiner mehr im Gchwung fich darftellenden
nnd durch Kraftentfaltung mit fic) fortreiBenden, alé in fich felbft
vollendeten Formen, und namentlid) fein Hinausjtreben ither das
Gegebene, feine Rictung auf das Sdeale, fein unermiidliches ingen
nod einem Hiheren und Hidhften. BWdihrend diefer Goethe rubig
geradeaus fcbaut und wie unerfebittterlich mit ber Erde verwachfen
erfcheint, ift hingegen der Bice und die ganze Haltung Echiller’s
паф бен gerichtet, wihrend Goethe s Formen фигф und burg
plaftijd) amd wohl gegliedert exfojeinen, ift im den Sdhifler’fdjen
Sormen etwas der Plaftif Widerftrebendes, Disproportionales, aber
eben datureh prajtifd) Wirkfames und gleidfam tiber die Form Hin-
aushebendes. Dies jeigt fich felbft in der Kleioung. Der lange
Rod, die winterlidhe Wefte machen, an und fiir fich betvachtct, ent-
fchieben dent Cindrucd einer alljugrofen Echwere: man meint, fie
imiifien ben aufitrebenden Dichter niedergiehen. Dak er aber tro-
bent in feiner Richtung nad) Oben verharrt, таб er diefe Hinter-
niffe gu iiberwinden vermag, ligt die in ihm swirfende Kraft um fo
fiegreicher und itberfinwlicder evfchetnen. Matitrlich fanun die ummit-
telbar den Augen fic) darftellende Erfcheinung Schiller’s unter diefen
Uimftanden nicht cine fo giinftige als die Goethe s fein; Метание