perten Bfeiler und der Strebebdgen verhalt, fo wirbe doch, mit ent-
fprechender Modification und Vereinfachung der Details, befonders
auch pes Fenftermafiwerfs, ein Werk von impofanter und dabei wn-
gemein edler Gefamintwirhing gefdhaffen. Cinfacer wiederum, mehr
den Traditionen Фенфех UAnfchauungsweife folgend, geftaltet fich dev
Styl in den Brandenburgifcen Maren, wo er mehrere intereffante
und oviginelle Bauten, wie das Langhaus der Mlofterfirde зи Lely-
nin, fodant die Ciftergienferfirde Chorin und die Rlofterfirdhe gu
Berlin hervorbringt. Wihrend fodann in SGadlefien bis jest nur
der Chor bes Domes gu Breslau und die eigenthiimliche Kreugfirche
Бе, (м deren polygon gefdloffenen Krengarmen mir eine Nach-
wirhing ber gerade fiinf Sabre vor Begiun diefes Banes vollendetert
Glifabethtivcdhe gu Marburg wabhrideinlich НО) fowie die Gdhlof-
Корее зи Ratibor yu nemnen find, zeigt fic) in PBommern ein man-
nichfaches Sireben, die neuen Formen eingubiirgern, fet eS wie am
Ranghaufe ber Klofterfirde yu Colbak und bes Doms zn Cammin
mit niedrigen Seitenfchiffen nach bem Borgange der alterenr Banter,
fei c8 wie an den ftidtifden Rirden SG. Sacobi und S. Marten
зи Greifswald und S. Katharinen gu Stralfund mit Aufrahime dev
Hatllenform.

Mit einem furzen Miickblid, im melchent die Bielfeitigheit der
peutfdhen Gothit, ihr Reidhthum an individueflen Leiftungen und
Mobdificationen gegenitber dev allerdings brillanteren, aber einfeitige-
ren Hicbtung des Sihles in Frankreich und England geltend ge-
macht wird, feblieRt der Verf. die Schilderung ber Wrdhiteltur jener
Spodje. Зе fchwieriger gerade durch die Fille mannichfaltiger Cine
gelgiige die Wufgqabe war, die ardhiteftontfde Cntwidlung Dentfch-
ands in cinemt anj[chaulichen, itherfichtlichen Bilde vorzufiibren, um
fo mehr verdient die meifterhafte Weife, mit welder diefelbe bier
geloft worden iff, panfbave WUnerfeunung. Oer Berf. beweift uberall,
bag er die ganze Breite des Stoffes behervidt und gugleich mit
bem feinften bautiinftlerifden Berftandnig die fettenden Sdeen in
ihrer Liefe gu ergriinden vermag. Die befanuten Borglige feiner
ebenfo tieffinnigen als lidjtyollen Darftellungsweife treten ung auch
Hier iiberall entgegegen, nur bewihren fie fich an bem fdjwierigeren
Stoffe in nod) glangenderer Weife. Das BWefentliche tft iberall
Hervorgehoben, bis ing Detail verfolgt und och ии alfgemeinen Bu-
fammenhange ен bingeftellt. Nur den Wiunjd nach etwas rei-
herer Slluftriring vermochten wir beim Lefen nicht gu unterdvitden,
Obwohl freilid) das Wichtigfte in verfiindiger Wuswahl aufyenommen
worden iff, Qu diefer Hinfidt find einfache Umrifzeichnungen eine
gelner wichtiger Cheile, wie 3. B. anf S. 473 fg. der Aufrig einer
Travee bon S. Georg ju Linthurg und per Rathedrale gu оон
pom grifter Werthe. Oa von der Frifche und Klarheit, mit wel-
cher die Darftellung diefer intereffanter Partiecn gefchrieben iff,
unjre diirftige Relation ohnehin feinen Begriff gu geben vermag, fo
perlaffen wir nunmehr die Arehitettur, um einen Ueberblic itber die
beiden lester Kapitel dicfes Bandes zu gewahren, weldye der WMa-
ferei und Plaftit jenes Zettraumes gewidmet find.

(© (ив fo’gt.)
	Welder Beit gehort der Wormfer Dom in feinen
weftntliden Beftaudtheilen an?

Зои 6%. 3, Hohenrenther.
	Wie dent Lefern des Oeutfchen Kunftblattes bereits belannt fein
wird, Hat fidh, um den Wormfer Dom von dem ihm drohenden
Уши зи vette, ein Dombanvercin gebildet, vem деду von aller
	Seiten Deutfcdlands yon denen, die nod ett Herz haben flv die
Dentmale religisfer und fitnfilerifder Begeifterung unferer Borfah-
rent, gerne bitlfreiche Hand geboten werden rwird.

6$ haben fich namlidh in Folge von Mine, welche Me Fran-
gofen im Гвен Rerftirungstriege unter nem Weftchore angelegt, die
Gundantente beffelben gefentt, welde immer imchr die ganze Wueht
peS coleffalen Bauwerkes mit Chor und Ruppel nach fich giehen, fo
dah bereits cin weit Haffender, die hechfte Gefahr oreohenter Nip vor
per Goble Lis zur Weberdachung fich gebiloct hat und fein anderer
Ausweg itbrig feheint, alS das Chor abgubrechen und neu aufgufith-
ret, — Gbenfo befinden fic) die Umfaffungéinauern des Hauptfeiffes
in einem jehy bedenflicen Ruftande.

Diefes und das Buch ,,dte romanifehen Dome des Mittel-
rheing  son rv. v. Quaft veranlabte uns gu fpecielleren Rachfor-
fehungen iiber die Gefchichte des Wormfer Domes, Бетси Ergebuiffe
in Begg auf das AUlter deffelben wir in Folgendem niederfegen.

Unfere Runjtgelehrten*®) haben fic nenerdings dabhin geeinigt,
dag ber Wormfer unter pen pret romanifden Domen ded Neittel-
rbeing ber jlingfte fet, und bag er, wie er in feinen песней
Kheilen gegenwartig vor uns ftehe, dem Bahre 1181 angehire. —
Bei aller Hochadtung vor dent Kunfiurtheile diefer Penner glau-
ben wir dennod) die Mtittel in der Hand зи haben, diefe Anficht
mindeftens wanfend gu machen. Hru. v. Ouaft, der fo tiefaehende
unb intereffante Nachforfchunger am Speverer OQome angeftellt hat,
fcheinen abuliche Unhaltepuntie am Wormfer Qome vollftindig ent-
qangen gu fein.

би wir zundchft fury, nach den Aufyeichuungen Sdhan-
nat’s**), die wefentlichen baulichen Nachrichten ber unfern Dorm
zujammen. Derfelbe wurde von Bifchof Burchard erbaut und im
Sabre 1016 eingemetht. Weitere Verdnderungen erfuby er durch
DBifehof Eppo пи Зайте 1110. Die legten bawlichen Nachrichten
dativen ats bent Sabre 1181 unter Bifdof Konrad. — Weldhe
jedesmaltgen Um-e oder Wnbauten in diefen verfchiedenen Zeitab-
fchnitten jedoch vorgenommen worden find, dariiber find ung feine
Aufeichnungen erhalter und eS fSnnen besShalh nur Conjefturen -
aufaeftellt werden, welche fowohl gefdhidtlide Begichungen, als die
Banart ver cingeluen Theile uns an die Hand geben.

Sorfden wir zundchft nad) noberen Nachrichten Wher die Bee
{haffenheit unferes Domes zur Beit Burdards (1016), fo finden
wir gwar nur jpdrliche Unhaltspuntte, aber fie geniigen dennoc,
ши зи beweifen, bag wir uns unter dem damaligen Baue fetne
unbedentende Kirche gu denfen haben. — Der Biograph***) Bure
chards bevichtet uns ndmlid), dag ес Эф die urfpriinglice
Bafilifa habe von Grund aus niederveigen laffen, weil fie ihm fiir
eine Rathedrale nicht grok und wiirdig genug gewefen fet und dak
er ben Dom an deren Stelle erbaut habe. Ferner foun fich unfer
PBiograph Е дения in Betwwunderung tiber die Schinheit und
Grofartigteit diefes Baues ergehen. Cr berictet, da das Neiine
fter aus behauenen Ouuabderfteinen erbaut, dag die Gaulenfipfe ver-
goldet, da ber ganze Tempel allenthalben mit ten mannigfaltigfter
PBildwerken gefdhmiict fet. — Diefe Nachrichten haben ein doppeltes.
Snieveffe: ein Mal, weil fie e8 uns wngiweifelhaft exfcheinen laffen,
baf wir uns unter dem tin 3, 1016 geweihten Baue eine bedeu-
tende Rathedrale vorzuftellen haben, und dawn, weil aud fie uns
wieder einen Beleg dafiir geben, daf bis guy Beit, wo der deutfcje
Bauityl anfing dex Herrfchende зи werden, man fic) feine Kirche
	*) SGnaafe: Geld. der bild. Kiinfte im Niittelalter IV, Wht}. U. ©, 11s.
— ъ. Couaft: im dem angefithrten Werke.

**) Schannat: Historia Episcopatus Wormatiensis, T. 1. p. 62. ff.

***) Vita Burch. bei Pertz script. ©. 889—840, уе grwifdjen der
Sabre 1025 — 1030.