vorigen Spode bie Wandmalerei ficy vetchlicher Anwendung erfreiute,
ift Weniges aus dicfer Peviode erhalten. Der BVerf. erflart died
aus dem Umijtande, dah die nene Midtung der WArehiteftur ben Wand-
mialereien nicht blos die Flachen entgog, fondern aud) vorwiegend die
Ausbildung einer anderen Technif begiinftigte, welde mit dem дог
thifcen Style innig gufammenhingt: per Glasmalerei. Rann
aud) immer nod) nicht nachgetiefen werden, mann und wo jnerft
dicfe merfwiirdiqe Kunft erfunden wurde, fo fteht dod) angweifelhaft
fejt, pa diefelbe fowoht in Franfreid) wie Ш Фен Иан зи An-
fong ved 11. Babhrh. bereits geitht wurde, ja in Deutfehland haben
wir {don ant Ende ded 10. Sahrh. die exfte Spur von ifr in dem
befannten Danfkfagungsbriefe ded Wbtes von Tegernfee an den
Stifter ded Rofters. Theophilus, dev etwa ein Sahrhundert fpater
fehrieb, fennt das tednifdye Berfahren ganz genau und giebt ben
franjdfifden Glasgemalden vor allen itbrigen ben Borgug, was fret
lich noch nidt davither entfcheidet, of port die Briovitdt ber Cre
finding oder blo bas grifere formelle Gefchicé der Aneignung war.
Her Verf. fchildert fodann den grofen Reichthum prachtvoller Glas-
qemilee, welchen Tranfreich aus diefer Epoche aufzuweifen hat und
bemterft Фаза, ав   diefelben gerade fo weit erfireden wie die
Herrfchaft bes gothifden Sthles. ФБ beachtenswerth ijt die
Notiz, bak auf einen Fenfter der RKathedrale 3u Rouen dite Cinfaf-
fung daffelbe UArabesfenmufter zeigt, wie eins der vom Abie Guger
in St. Denys Hundert Qahre frither geftifteten Bilder. Diefes gabe
Fefthalten an den iberlicferten Formen fdeint gerade bei der Glas-
materet fehy lange gewahrt ум haben, und durch den unbebiilflichen
Gharatter, der diefer Techni— vorgugsweife ciqnet, bedingt gemefer
gu fein. Go wird man cd erfliven miiffen, dag Gebiude entfdic-
ben gothifhen Sivples mit Glasfenftern gefdymiictt find, welche in
Gintheifung, Formbehandlung und Ornamentif noc durchaus die
Gebundenheit bes romanifcjen Stiles verrathen. Gelbft mit dem
14. Sabrhunbdert fcbeint die Anwendung griferer Figuren unter go-
thijhen Baldadhinen bet Weitem noch nit allgemein in Aufnahme
gefommmten gu fein.

Зи Deutfchland haben fic) nur vereinzelte Spuren von Glas-
gemalden aus diefer Epodje erhalten. Die bedeutendften von Allen
waren dem Berf. nocd) nicht befaunt, weil fie erft neuerdings in ben
pdertmalern ves Sftery. Kaiferftaates” publicivt worden find. Wir
meinen die ansgezeichneten Glasfenfter im Rrenggange, Brunnen-
Haufe utd int Chor der Kirche gu Heiligentranz, Mieifterwerke der
fpdtromanifdhen Gliitheeit. ebenfalls hat dev Verf. Recht, wenn
ex den О еб, dai man in Deutfehland die mit bem roma-
nijden Style mehr zufammenhangende Wandmaleret, in Franfreic
die emt gothifcen Style entfprechendere Glasmaleret vorgugsweife
geitbt habe. Nachdem er fehlieflic) die gevingen Зее, die England
aufzuweifen hat, angefitfrt, giebt er etne genane, anfchaulice Be-
fcpreibung vom damaligen Buftande diefer Technif und fc-Wdert die
tiefere Gfthetifde Bedeutung, welde die Glasgemilde fiir vie Ge-
fammtterfdheinung de8 mittelalterlidjen Gotteshaufes hatte. Wie in
pemfelben fich ein identes Gefes ausprigte, eine hihere als die blo§
natiirlidghe Oronung gum WAusdrud fam, fo durfte auch ntdjt das ge-
wihrlicye Tageslicht gugelafjen were, ,,weldhes die Dinge ber
Welt in ihrer verftendigen, felbftyitehtigen Trennung beleudtet”, fon-
Фети ет их Farbenpradht bes Megenbogens  entfaltetes Licht, das
mit feinem verfohnenden Echeine alles бицеше in Lebendiger Har-
monie vereint. Daf jeter Bett die moderne Wuffaffung, welche an
Der Glasgemalden die mbftifde Duntelheit hewsndert, fremd war,
weift ber Berf. fodaun aus den Beridten dev Beitgenoffern sad),
welche gerade entgegengefebt die Fillle, die Schinheit und Manidh-
faltightt bes farbigen Lichtes nicht genug gu preifen wiffer. Die
Glasfenjter gehirten durchaus зи ber confequenten Polychromic ded
Suneren, Den bemalten Wunder und Statue, ben Tephiche und
	 

felbft ben bunten Weofaifen des Fupbodens, deren fparfamer Ucber-
vefte amt Sdhluffe diefes inhaltreiden RKapitels noch gebiigfrende Gre
wabhnung gefdhicht.

Die Plaftif, deren Betradtung das neunte Raptte!l gewir-
met ift, bleibt im Wnfange dtefer Epoche hinter den Fortfehrittert ev
Maleret guriteé und beginnt mit einer alterthiimliden byjantinifiren-
den Strenge bes Styles, welche namentlic) in Franfreich mit groger
SGeharfe gegen das lebendigere Gefiihl, das fic) in den Neiniaturen
reqt, abftidct. Abbifoungen von Siatuen ber Facade yu Chartres:
geben eine geniigende Anfchauung diefer unglaublid) herben Plaftif.
Aber geqen Anfang ved 13. Qahrhunderts begiunt die Geulptur einer
Uuffdwung, welder binnen wenigen Oezennien gu einem Hwhen-
puntt fithren follte, wie diefe Runft ihn, wenn auch in auberer Wet,
и оф in der hellenifden Beit gejehen hat. Der Berf. verfolgt
an ber Rethe ber frangififchen Grabmiler jenen Entwidlungsgang
prc) alle Stadien bis gu bem Bunkte, wo gegen das Ende diefer
Epodhe hoher Sdhinheitsfinn mit dem erwadyenden Gefiihl fiir indi-
viduefle Charakteriftif fic verbunden zeigt. Wn den Portalen der
zahlreid) nen entftehenden Rathedvalen gewinnt die jugendfrijde Kunft
ben weiteften @\Мейкиии, den fie mit einer unerfddpflichen Broduc-
tionsfraft зи спи wet. Bon den treffflicen Genlpturen ant
RKreuz{diff ves Domes zu Chartres und den auf der vollendeten Hohe
bes Styles ftehenden der Facade gu Rheims find Whbifoungen dem
Texte cingedrudt, die den jihen Wechfel und Gegenfas gegen die
fritheren Werke lebendig veranfdojauliden. Wir bedauern, die met-
ftevhaft entworfene Charatteriftif dtefer Gculpturen nicht in ganger
Unsfiihrlichfeit Hier mittheilen зи fnnen; dtefe Partie gehirt gu den
gelungenften und fchinften Stellen des Bandes.

Richt minder ausgezeichnet ift die Seinheit ver Wuffajfung,
mit welder fodann die Richtung Per deutfden Plaftif charatterifirt
wird. Diefe beginnt gwar auch mit einem ftrengeren Stile, aber
bet weitent nicht fo typifd) ftary und bygantinifivend wie die frangi-
{Феи Werke. BWielmehr herrfdt felbft in den fritheften Grgcugniffert
piefer poche ein deutlices Streben nad) natiirlicjem Wusdruc und
pramatifhhem eben, wie 3. №. an den Sculpturen des Georgen-
chores im Dome zu Bamberg. Strenger und roher zetgt fid) der
Styl in den fiddentfdhen Gegenden, weidher und mifoer dagegen in
den Arbeiten der fachfifcen Schule, weldje, auf alter Tradition
forthauend, in diefer @рофе Schspfungen ebdelfter Wrt wie die Sculp-
turen gu Weehfelburg und befonders die der golnen Pforte gu Frei-
berg hervorbrachte. Der Verf., der die Bedeutung derfelben mit
treffender Gcharfe bezeichnet, hebt hervor, wie die rubhigen Flader
bes romanifden Sihles die fretere Entfaltung der Mirperformen be-
giinftigte, sugleich aber diefer aumuthigen Plaftit die Strenge etied
beftimmteren architeftonifdyen Elementes, wie e die weit engere Bere
bindung de8 gothifdhen Styles mit der Seulptur herbeifiihrte, ent-
30g. Mit Lesterem drang daher aud) der ruhigere, gemeffenere Styl
franzofifeer Plaftif in Deutfaland ein und verfeblte nicht, mandes
tiichtige Werk ins Leben gu vufen: atlein feine dovtige Energie und
Sructharkeit bemahrte er hier nicht. „бу ев eine tactuofle Mus-
‘gleichung bev naturaliftifden und poctifden Wnforderungen mit dem
СКМ ен, eine Uuterordmung de$ individielfen Gefirhls unter die
allgemeine Negel woraus, die dem феи фен Geifte nicht повис
war.” Go trich сх Den mur fparfame, vereinjzelte Blithe.

Зи England uimmt der Cutwidlungsgang dev Ploftif, im Cine
flange mit dev WUrehitefinuy, einen cinfackeren Berlauf, indem diefe
Kunft ohne Mtittelftufen vou ihrer friheren Mohelt pliglid) gut ber:
feincn Grazie des neuer Styled ithergeht. Ohne Bweifel haber
frangififche Kiinfiler diefen Umfehwung Herbeigefiihrt, wie denn Rie
nig Heturich ITL., defen Regierungsseit gerade den wichtighten Wh.
фи dlefer Epoche ansfillt, Riinftler werfebiedener Wrt ans fremben
	Chubern, ars Franfreih, Deuticland wnd Staltew in feine Dienfte