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die auf Rarl den Grofen guviicfgreifende fagenhafte Datirvung auf
ie pdortigen Gebiude. Bielmehr gehiven die meiften ungarifcen
Denkmale erft rem 12., umd die reicheren fogay vem 13. Sahrh.
an, №8 in deffen Gpadtzeit ungweifelhaft die romanifcde Bauweife
noch eine iippige Machblitthe getvicben hat. Die vielverbreitete Mtei-
nung, da Ungarn [ее WUrebiteftur von den Byzantinern erhalten
Habe, wird durch) diefe Unterfuchungen viflig widerfegt, und е8 vere
dient alg bemevfenswerthe Thatfache hervergehoben зи werden, daf,
felbft in Diefen, dem Reiche von Byganz fo nah gelegenen Qinvern,
die obendrein mit demfelben in Handelsverbindungen ftanden, anf.
avchiteftonifdent Gebict eine folche Cinwirfung uieht durchgerrungen
iff, Wohl findet man, dak die Byjzantiner den pruntliebenden unga-
rifhen Magnaten Prachigerathe und Prachtftoffe aller Wrt geliefert
haben; ift dod) noch jest ein foftbarer Mtantel der Ronigin Gifela,
Gemoahlin ves heiligen Stephan, im Mofter des Martinsberges als
Завшв byzantinifchen Nunjftfleipes erhalten: aber am fo fover tvitt
burch dergleichen Gegenfike per deutfde Charafter der AUrehitettur
hervor.

 
	G8 wurde uns gu weit flbren, wollten wir hier anf alle Cine
gethetten eingehen. Wir begniigen uns damit, vie Gefammtergebuiffe
unfern Lefern anfchaulich 3u machen. Die Beridte des Berf. gel
fen den Orten Mlartingsberg, Nagh Karoly, Lébeny, Gran, Oeden-
burg, Stuhlweifenburg, Wessprim, Felfi-Oers, Tihany, Finffirden,
St. Jaf. Angenehm wave ung eine fleine Situationsfarte gewefen,
da wir auf den пив zur Hand befindlichen Karten mehrere diefer
Orte nicht verzeichnet finden. Dagegen find reidlide Qlluftrationen
in trefflichen Holgfchuitten dem Texte eingeftrent. Sie geben Grund-
riffe und conftructive wie deforative Details in einer Weife, die dem
Verftindnif des jeichnenden Architelten wie ber Trene des Xlo-
graphen gletche Ehre macht. Endlid) find ther die Rirdhe zu St.
Sat 6 groge Stahlftichtafelu nach vollftindigen Aufuahmen pes Dru.
Hicfer beigefiigt, um uns in diefem ausgegeichneten Bauwerfe nicht
allein die Perle der ungarifdhen Rivehen, fondern tiberhaupt eind dev
reichften und fcjinften Grzeugniffe der romanifchen Bliithezeit от
zufithren. Der Vorjug diefer wie dev iibrigen ungavifden Bauten
hefteht nicht in machtiger WAusdehnung, in grofartiger Wnlage. Die
Berhiltniffe find befdeiven und fommen faum ben mittleren Kirden
ander Lander gleich. Бер die Dispofition des Grundriffes ijt
Har, die Gliederung der Wandflacen, die Ausbiloung der Gefimfe,
die veichere Ausfdmitdung der Chorpartie und de8 Hauptportales
seugen von einem feltnen Grade finftlerifher Entwidlung wie tech-
nifchen Gefchices, und wenngleic mance Elemente einer runder-
licen, felbft bigarven Bhantaftif mit unterlaufen, fo jengt das
Gauze doch von edlem Gefchmac und reider Cinbiloungstraft.
	  Vie Rirdhe зи St. Bak ijt gleich mehreven anderen ungarifcher
Bauten eine Pjeilerbafilifa ohne Kreugfchiff, aber mit pret Wpfiden
auf реф ее, die mittlere den um ein Gewslbejod vorfprin-
genden Chor jfdjlicRend. Зш Lert ИЕ die Linge des MNiittelfchiffes
auf 96° angegeben, die der Seitenfchiffe betragt 65/ 6 , die Breite
рег дрен Kirche 51’, die Hohe des Mittelfdhiffes 46/ 3 , der
Seitenfdiffe 23° 9 . Den Mangel ves Querhanfes hat St. Sat
mit swei anderen Sivchen, gu Nagy Karoly unr Lébenty gemein. Ee
ift died cine Cigenheit, weldhe fich an mandhen romanifden Rircen des
fiidliden Deutfhlands, namentlic) Schwabens findet. Die Pfeiler
per Qaifer Kirche deuten in ihrer reicen Aushilpung mit Halbfinlen
auf entwicelte Kreuzgewilbe mit derben Quergurten und Diagonal:
ripper, wie der Chor und die Thurimhalle fie noch jest zeigen, wah-
Lend in den iibrigen Lhetlen dic uvfpriinglichen Gewslbe nicht mehr
vorhanden find.
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Dev Hauptre’z 508 Нешен Baues berubt, wie gefagt, auf der

Ausbildung bes euferen, Bon dew fechs beigegebenen Tafel vere
		anfdaulicht pie gweite — auf der erften ijt der Grundrig gegeber
— bie Fagabe, die dvitte das Hauptportal derfelbeu, vie vierte bie
Choranjicht, die fitnfte pen Vingenaufrig ber Nordfeite. Зи НИЕ
levijcher Hinficht behauptet der Chor unbedingt den erften Nang
wegen feined ebdler Wufbanes, der confequenterr Gliederung feiner
Slichen und der mit feinem Schinheitsjinn abgewogenen deforativen
Ausftattung. Geine Gaulenfapitile und fiinf verfehtedene Wrten von
Rundbogenfriefen — meifterhaft dargeftellt in mehreren dem Text
eingedritciten Holgichnitten — gehiren zum Cleganteften und Sdhsn-
ften, mas der romanifce Styl alferorten Hervorgebracht. Wud) dev
Nordfeite ИЕ cine wohl durchradhte Gliederung und entfprechende
veforative Ausftattung durch Waurfiulehen, Lifenen und reice Boz
jenfriefe gu Theil geworden. Das Oviginellfte und Phantafiewollfte
an bem gaijen Bar ift aber unbedingt das grofartige Hauptportal
ver Pacade. Wiihrend die Wnlage der lewteren mtit den betden
Shitrmen und dem Bwifeenbau fid) ver in Deutfdland gebrauchli-
chen einfach anfdblieBt, entfaltet fic) am dem Bortal cine Cigenthitm-
lichfeit nb ein Reichthum dev tiinftlevifcjen Antentionen, daff dase
felbe gevabezu im feiner Urt eingig vafteht. Dak auf beiden Seiten
fehs SGiulen daffelbe einfajfen; рав diefe fammt den dagivifehen [te-
genden Mauerflacen, fammt Rapitaten, Gefimfen und Archivolten die
reichften plaftifde SOrnamente jeigen; da die beiden auferften
Siulen auf Wowengeftalten ruben, und dak oben im Tympanon vas
Bruftbild Chrifti in einem Meedailfon yon tnieenden Engeln gehalten
wird: pas Wiles find Ritge, die auch anderswo verfommen. Wber
fon in der geiftreidien Gerbindung des Rundbogens (an dew tnne-
ren) und de8 Spigbogens (an den duferen Archivolten), welche den
perfpectivifchen Cindrud fietgert und der Rundbogen=Wrebitettur das
Sawerfillige, Laftende nimmt, macht fich ein felbftandig verfahren-
ber RMiinftler geltend. Mod) mehr in der freien figitrliden 90182
fehmitdung, die auferdem hinjgutvitt. Oas Gtebelfeld iiber dem Por-
tal iff nanlich in treppentwetds auffteigender Anordnung mit Mifchen
purdbrochen, deren vunde Meeblattbigen auf fdhlanfen Gaulen ruben.
Зи ven Mijchen find die Geftalten Chrifti und ver Apoftel aufgeftellt.
Da aber nur fiir 10 Apoftel Plag war, fo half man fich in harm-
орг Nuaivetat, indem man die beiden lesten jederfeits in Nifdher
an ber anjtoBenden Churmwand placivte. Dads Portal gehirt vurd
feine Anordnung unbedingt gu den pradhtvollften derartigen Werfen
des Wtittelalters. Wher auch gu ven fchdnften. Der wirffamen Ver-
bindung der beiden Bogenforuten gedadhten wir fohon; der reicher
Ornamentif ebenfalls. Faffer wir num das Ganje in’s Auge, fo
erfennen wir eine mit freiem fiinftlerifden BGewuftfein entworfene
Compofition, Die fogar die Borzlige verfchiedener Barfchulen in effet
tifdher BWeife, jedoch in lebendigem бет И Фет Orange zu einem
neuen und hidhft oviginellen Ganjen verfcdmoljen hat. Wir finden
dic Miianber-, Bidjad- und Bandversierungen de8 normannif{dher
Styles; aber wir finden auch ein freies vegetatives Ornament, Gaub-
und Blumenverfdlingungen von einer Grazie, wie fie an den beftert
fidfifden Werfen nicht vollendeter aunftritt. Wir fehen an den be-
qleitenden Nebenflichen phantaftifche Thiergeftalien, wie fie der ganjzer
fiiddeut{chen Baurweife eigen find; aber wir begegnen zugleic in der
Geftalten Chriftt und der Apoftel jener ideaten plaftifdhen Ridtung,
welche an den frithgothifchen Rathedralen Franfreicdhs fo viel herr-
fiche Werte ing Leben gerufen hat Lie beviihinte qolone forte tut
Sreiberg 3eigt in einer anderen Weife das Streben, die ВЕ in
jelbftindigerer Guifaltung mit dem vomanifchen Formengeritft зи
verbinde. Hier ift daffelbe Ziel anf nicht minder origincllem Wege
erreicht. Hatte der Fretberger Meeifter mehr die Portalfeulpturen
per Gothit im Wuge, fo ift Hter gleichfaur im WAnklang aw die in
sierlidy durchbrodenen Galerien an den franjijifden Fagaden ange
ordneten Geftalten gegeben, mur bag hier fliv die @uordnung dic
affteigenbde inte des Giebelfeldes bedingend gewelen iff, Co giebt