Wandflade ab, cuhen auf Confolen, twelde aus emem durdgehenden Geftns
hervorfragen, und find mit leidjten Balbachinen itberdedt. Oberhalh der Balda-
dine find bie mit reidemt Dtafiwert gegierten Bigen und Giebel ourdbrocen,
jo dak ihve Formen, vereint mit den Fialen, welde die Pfeiler auf allen Wb-
ftufungen befrinen, einen grofen Reichthumt in organifder Gliederung darbieten-
Dah vie oberften Gipfel in da untere goldige Fenfterornament hineinragen, bil-
det die ridtige Vermittlung gwifdhen dem AWltarban und dem dariiber befindlidjen
enfter.

Benngleish nun die Kivde zu den einfadften, aber in ihren GHauptoerhalt-
niffen grofartigen Badficingebdubden ihrer Beit gebsrt (fie ift 1426 eingerdtl6t),
fo fteben bod) Dem Wltare als Gingelwerf die reichen GFormen des entwicfelten
gothijden Styls jehr wohl an; die Wahl der Figuren, vom firdliden Gerfom-
men geleitet, ditrfte nicht leicht fiunvoller und angemeffener gu treffen fein, und
die Dispofition bes Ganjen ift fo verftindlich al in der Sdee begriindet. Wa-
rum aber der Riinfiler das а der Figuren nicht etwas grdfer genommen, fo
dah die Hauyptfigue von unten gejehen die volle Lebensgrife jeigte, befrentdet
um jo mebr, al8 der bocbragende Wlarban den Raum dagu hinldnglich darbot,
nd gegenwirtig ein gewilfer Raumilberfluk micdt yu verfennen ijt; wabrend bei
pem angebdenteten Mage die Bildwerfe ohne Bweifel no mehr Cindrnd machen
ywiirden, Die Mittelfigue mift nur 5/4”, bie feitlichen je 4° 4, die figenden
Goangeliften 24 10“. *)

Abgefehen aber davon und von manden Heineren DNangeln im Detail
mat bas Werk den wohlthatigen Eindrud eines harmonifden Ganzen, das nad
einer Haven Grunbidee entworfen und ihr gemaf, in den eingeluen Theilen aus-
gefiibrt ijt; wie denn namentlid) and) die Staten (von Gdiller) in Compost
tion und Wusfithrung dent Style des Banwerks entipreden. Die Sandftcin-
avbeit ftebt ben audsgezeidhueten Leifiungen deffelben Dtetfiers (Norden) fite die
St. Mifolaitivhe nidgt ua, und der Lifdhlermeifter J. 5. Dreyer hat in
diejem Denfmal zugleich jeinem Handwerk etn Ntonument gefest.

Mit dem Wltarbau war noch ein Mebenwerf wverbunden: die Ernenerung
weiter fog. Beidhtftiigle, weldje im einiger Entfernung zu beiben Seiten pes Wie
1118 an der Wand der Rebenfdiffe ftehen; ferner — ume der Rirde eimen ge-
falligeren Whjehtuk im Often git verlethen — eine Holgbelleioung ber gwifcdhen-
fiegenden Wandflicen. Diefe Holzbefletdung ift mit einer vorfpringenden
Bedadung verfehen, weldhe als Motto die Geftaltung alter Choritiihle biden
LaBt, und bietet babdurd) eine Iaiumlicplett fiir diejenigen, welde auf den Cin-
tritt in ben Geichtftuhl warten. Die Beidhtftiihle, welche uur gu oft das Motiv  
von Sehrinten oder Cabinetten evgennen laffen, haben bier НМеше Capellen um
ЯЗЬ ре genommen. WAber dies vorausgelebt Hatten fie anjpredender und mit
pent Wltare mehr harmonivend fid) geftalten laffen. Gdjon рав Пе шее Зе
padhung von aufen zeigen, fonder nur mit Binnen und nidt motivivter Fialer
belvint find, fobaun ihre vieredige Grunbdform paft nit recht gu dem Style
unb beffen reicher Entwidlung in der Architeftur pes UAltars; bas Adhtece mire
Ме angemefferer gerwejen.

Der Verichterftatter hat fein Bedenke getragen, ju erwdhnen, was ihm
minder gelungen erfdetnt, eben weil bas Werk dev Hauptiache nach ein fo titd-
tiges ift, umd fid) als foldjes durd) die ficerfte Probe bewahrt hat, der erhebende
und erbauende Gindrud, ben 8 unverfennbar auf die Gemeinde macht, giebt thm
a8 befte Beugnif. €8 beftdtigt fic) bierbet abermals die alte Exfahrung, dak
die KRunfi mue zu ibcent eignen Vortheil fic) den HSheren Bmweden unterordnet;
Dern two fie bas thut, find fiir den hiftorifd) gebildeten Riinftler die vichtigen
Mitiel vorgefehrieben und die rechten Wege gebabut, wahrend dod bie Freiheit
in der Bewegung unbefgrantt bleibt, ja von jeder neuen Mugabe in Ueburtg
gefetst wird.

Wir diivfen alfo alfo and) die Kunfifrennde, weldhe Hamburg befuden, auf
piefe mene Rircengierde al8 ihres befoudern Butereffes wiirdig hinweifen; amb es
Hlewbt bas nur nod ithvig, mit dankbaver Unerfennung den verdtenftvollern Wr-
chitetten Hrn. Luis gu nenten und baneben unfern wadlern Maler int ache
Der Architeltur und des Genre Hrn. Martin Gensler, deffen uneigennitbiger
nnd woblerfabrner Rath auc) diejem wie fon mandhem Ahulidjen Werke gute
Dienfte gethar hat.

 
	a Dresden. Hainel arbeitet tlidjtig an dew vier foloffalen Cvange-
fifien fiir den nenen Thurm. Bendentrann’s ,Naufitaa”, von Ihrem Knige
heftellt, hat lange Beit wegen der Augenfrankheit bes verehrten Mteifters gerirht
und viidt fangfam vor. 2. Ridter arbeitet fletfiq fitr die Dichtungen des exfi
eben von einer fweren Krantheit genefenen Klaus Groth. Gone fiihrt mac
einer Zeidhuung bon Sdnory ein grofes Atarbild aus. Das tinftlerifde Leben
Hat fic) im verfloffenen Winter bei der Beranftaltung mebhrerer ОФ gelungenen
Kefte voll Wis, Humor und Gefdmad gezetgt.

Ginen wahren Genus gewadhrt dod jest bas Mufeum. Es ift Мот ой
белее worbdert, рав unfere berithinte Galerie darin wie eine neue erfdeint, aber
	*) Der hamb. Fup verbalt fic) gum rheinlind. wie 127: 139,
	audy die Saage bes gleicfalls in bem fcjdnen Gebtude Hschft vortheilhaft und
gefdmadvoll aufgeftellter Rupferfticgs - Cabinets, vor allem die Handzethuungen,
find evft jest allgemein befaunt umd guginglich geworden. Dvittens enthilt das
Mujeum die Sammlung der Wbgliffe. Profeffor Hettner wird im Mai mit
ber Wuffiellung fertig werden. Die fehdnen Raume find mit Einfidht ud Sahin
heitagefiiht benutt und eingetheilt; die Abyitffe felbt vortheilhalt aufyeftellt.
	оп ищели ©. бреет, der jid) auf einer Reife pure) Stalien befindet,
gehen uns folgende bemerfenswerthe nad) ben verfdiedenen Stidten geordnete
Noten an:
	Crient. Sch glaube bie Freunde dev Kunft auf einige Werke in hiefiger
Stadt aufmerffam madjen gu follen, die wenig betannt fein diivften, ba utan es
bet einer Reife nach Stalien ict leidjt ber Mithe werth evadtet, hier am Thore,
gewifferitagen noc) anf dentfdem Boden, angubalten, e8 fei denn, dak man fic
auf cinem ber Stlihle niederfafjen wollte, anf dene vor dveifunbdert Jahren die
Biter ded h. Conctls gefeffen. Sd) mejte aber vor Mien die Architetten auf.
fovbdern, Crient инфе зы Hbergeher, ba gerade oon ihnen hier febr veide und
erfolgrethe Studien gu machen find. Wuffer einigen alten Paliften, von denen
ber Balaft Tabarellt dte grifte Berwandtfdhaft gu bem Palaft della Cancelleria
in Rom zeigt, ift e6 nun gang befouders die Rirde GS. Maria Maggiore, int
welder das Soncil abgehalten worden, die nidjt nur durd) iby filblides Portal
im [dinften italtent{djen Renaiffanceftyl, foudern vornehmlic) burch das iiberans
herrlidhe Orgeldor von Vincenzo Vicentini von 1534 ded eifrigften Studtums
wert) if, Gintheifung, Profilirung umd Ommamente fireiten fic um den Borvang
der Sdhinheit, jo dag namentlid) das Blattwerk dev grofen Tragfteine an лее
hifdhe Reinheit ftveift. Bon gleicem Werth find die figitrfiden Stulpturen, die
Sibyllen, die Anbetung ber Hirten und bie der Ringe und drei fingende En-
geltnaben; and) einige fleine mythologifde Meliefs, wie fie in jenev Beit hiufig
in chrififidhe Rivden ind Ksfter fic eingefunden.

Nod viel bedeutender aber ИЕ bas Caftel, der ehemalige exghifeysflidhe Ba-
laft, deffen Gofrdime und Pradtfile jest als Caferne dienen. Sn feinen Haupt-
theilen um bas Eude bes 15. Sabrhunbderts erbaut und zu Anfang des folgenden
im Snrunern vollendet und ansgefdhmitdt, Ме daffelbe die veichfte Fundgrube
fity ardhiteftonifhe Ornamentif int Styl dev itatienifdjen Renaiffance. Hier ift
einer langen Folgereife von Zimmern und Silen ein eichthum an avdhitetto-
uijden Eintheitungen, Cafettierungen, YArabesten in Farbe und in Stucco, dak
wiv ung filr ihre Unheberfehaft an die gviften Meifier ver Zeit gewiefen feber,
Oft glaubt man Primaticcio gu feben, oft Giulio; ein wabhres Entgiicen erfafit
Cinen mitten unter den hansliden und etwas fajpeuGliden Belhaftigungen etuer
Gaferne; (Gemerfe aber, dah id mit der griften Zuvorfoumenheit von Seiten
ber Herren Offictere behandelt und burch alle Bimmer gefithrt wurde!) Bor
gleidher Crefflichfeit und Sdinbeit find die figitrlicken Mealereien, bet denen man
14 bes Gebdantens nicht erwehren Fann, bate der hohe Rivcenfiieft mit ine
{ih cinigermafen fiir die Faflengebote des Cilibats бабе син щен wollen.
За ИЕ ет grofer, reigvoller Criumphyug Umors an dem Friefe des Sauptfaals,
wie mix fdjeint von Doffo Do ffi im [аи Kinderfiguren dargeftellt; а ИЕ ЗЕ
{hen Bildern aus der Gefchichte eines xcdmifden Smperators, eine Reihe ver
lieblichften weibliden Geftatten , faft gang unbcfleidet, in der beften Weife Gin-
lio’8; da ift — ineredibile dict — in ver offenen Borbatle eine ganze Folge
von Verfithrungsgefhidten oon venetianifder Meifterhand, dite id fite die des
Giorgione halten midte.

Bon andbern Gemalden in Trient nenne id) Shnew mur nod) ein ВИ ев
Ultargemalde des Moretto, eine Madonna in Wolfen mit den Kirdenvatern in
S. Maria maggiore, ferner das Bilbnif ves Cardinals Chriftoforo Naftruzzo
von Lizian (bas Vafari anfithet) im Gaufe des reichen Baron Valentino Sale
batore, eitte ganze Figur in Lebensqrofre.
	Zalailand. Sie werben in Sffemtligeen Blattern bie Wadridt gefunder
haben, daf das Uhendmtahl von Leonardo da Vinci hergeftellt und nen ,,itber-
frifcht” werden follte, und werden mit mix beforgt gewelen fein, bak damit der
RKunft eit groper, unerfetslidher Berhift bevorfiehe, denn wir Whe wiffen, dak ein
foldes Ueberfrifchen fdlimmer ift, als cin Begribnif. Glidlider Weije ift die
Nachricht falidh. Das Gemialde bleibt unberithet, wie e8 nad) ber Reftanvation
durd) Bareffi, der nur die AHblatterung verhiitet, jest ift. Yur bas Mefectorium,
das febr das Ausfehen eines Stalles hat, fol gereinigt und anftdndig hergeftellt
werben. Dafi aud) hier Solbaten haufen, berithrt nicht angenehmt; aber fetter
verfahren fie fdjlimmer mit den Werken per Kunft, als die fromimen Briiber,
die mit einer wahren Leidenfdaft bem wedfeluden Zeitge(Ginad fic hingeben und-
fich mit diefent Reformeifer fiir bie Strenge gu entfdddigen deinen, mit фене
die Rirdhe fie fonft vor jeder Meuerung bewahrt. — Bn der Kirde delle Grazie,.
beren jaubervolle Architeftury nidt ins Gebadinig gerufen gu werden буи ии»
beffen grofartiqe Rreugigung von Gaudengio nod immer auf einen Kupferfiedher
rwartet, find nod) ein Baar Grabmaler, an denen UArchiteften nidt vorbet gehen
follten. Ste find vom Enbe bes 15. Sabrhunderts und von ausgefudter @ ие