firuction auch bie tbviget Dentiden Bauleute in den Stand gu

fegen, an diefer wichtigen Cache bevathenden Anthetl gu nehmen?

Smmerhin haben wir nidt verfiumen wollen, diefes Votum von

fompetenter Seite in diefer Angelegenheit, gur Britfung mitgutheilen.
Berlin.
	Heitrdge sur Sdwabifden Kunfgelhidte.
Nierter Brief.
	Has Yeiinfter im Ulm, welches in der Witte der Stadt ftets
al8 ein grofartiger Benge ihrer fritheren Gelbfttindigteit und Wohl-
habenheit {chou feit nahegt 500 Bahren hervorragt und noch Lange
al8 folder ftehent wird, iff aud) der Trager von Denfmalen aus
jener Beit, weldje fowohl den religidfen und fitnfilerifden Geift un-
frer damaligen Gorfahren, als aud) fcbon einen hohen Grad tedni-
{cer Ausbifoung in Werken der Bildfunft in Stein und Holz be-
weifen: benn obgfetch gar viele berartiqe Runfiwerke im Caufe jener
Sahrhunderte burd Cinflug der Utmosphavilien and mehr noch durch
Menfchengewalt und Vernadlaffiguug fiir uns verforen gingen; fo
befigen wir dod) nod) einige Derke, welche fefte Unhaltspuntte dafitr
geben, Daf Wm wenigitens fdon um die Nite des 14. Sahrh.
grofe Meifter der Bildnevet hatte und dak in Folge dejfen auch
Sdulen um jene Beit hier beftanden. Leider find uns die Namen
jener Manner, welche die Schwefterftddte Mitruberg in Gdonbhofer
und Strafburg in Welvelin als Zeitgenoffen mit Stolz bewabhren,
verforen gegangen, und ed ift daher unt jo mehr Pylicht, ihre Werke
gu erhalten ober der Machwelt физ Worte und Wbbilpung gu tiber-
Tiefern. ,

Obgleich vie Steinveliefs in der Bogenfelbern per Thitrenr an
unferm Heitnfter bisher als unfere alteften Bilowerke betracdhtet wur-
ben*) welde Unnahine in fo fern richtig fein mag, als ein grofer
Theil derfelben von der alteven Mirche vor dem Frauenthor hierher
werfest worden fein folle, wie Chronifen fagen; fo find dagegen die-
jenigen Werke, welche ich fiir meine Annahme — dak Ulm fdjon
in ber fritheften Beit Meifter der Bilbfunft hatte — als Bemeis
anfitfve, оо, und Inffen tiberhaupt ibrem ganjen Charafter ge-
moh, feinen Zweifel auffommen, pap fie Werke ves 14. Sahrhun-
dertS find und als folche auch ihren Standpuntt in der бин
Iungsgefdhichte unferer mittelalterlichen Runt endlid) erhalten miiffen™).

Buerft ift das in Gantftein ausgefiihrte Dentmal der Grund-
fteinlequng bes Mtiinfters gu nennen, welded fic in низ
Hohe an der weftliken Seite eines fiidlicken Pfeilers bes Mittet-
{hiffes, in der бабе des Tauffteins befindet. Das Ganze befteht
in gwet gleich grofen, ithereinanbder geftellten Feldern oder Wbhtbei-
Lungen, welche durch einen Bnfehriftftein oon einander getrenut ind
von einer architeftonifd) gegliederten Rahte mit einem Weinberge
oben abgefcloffen, umgeben find. Die untere Wbhthetlung ftellt in
pret Giguyren in eitt drittel Lebensgrsfe und faft vollfommen rund ans-
gearbeitet die fymbolifche Uebertragung der technifden WAnsfiihrung
Des Mtiinfterbares auf die Schultern des Baumeifters dar. ие
lich ein fnieender ии und eine ihm gegeniiber frieenbe Fran fever
bas dreithitvmige Modell der Kirche auf den Nacken eines gzwifden
BVeiden gefauerten Manes, welder ber ihm aufgebiirdeten Laft wee
gen, feine beiden friftigen Эблие auf feine ftammigen Oberbeine
дев. Фе Зои dariiber, in vertiefter Minustel fagt wortlich:

 

*) Unfere Altefte batirte Sculptur ift ei Grobftein mit Najustelfcrift und.
Wayhen eines Dominus Krafto vont Sabr 1298.
	**) Cine VBejdreibung der Brldwerle im den Bogenfelbern, am Hauptportal
umd der Borhalle deffelben behalte id) mix зи einem nadfolgenden Briefe vor,
19 werbe fie gleichfalls mit Wobifungen зи erldutern fuden.
	›„апо dnl 1377 a de zmstag der der lest tag was des monatz
iunii nach der sunen ufgang dri stund von haissen des rates
wegen hie ze Ulm lait ludwig Kraft Krafits am Kormart seligeé
sun de erste fudametstain a diser pfarrkirchen,“
	 

Diefer (nieende Veaun ift alfo Ludwig Kraft (ein Nadfomme
bes Dominus Krafto), weldem feine Frau Clifabetha, eine geb.
Ehinger gegenitber fntet; der gwifden beiden gebiicte Mann, wel-
chem fie das Modell anf den Maden geftellt haben, ift aber der da-
malige und fomit wohl erfte Baumeifter, welder urfindlid) ,, Meifter
Heinrich  hie® und nad) ben bon mir gemachten Forfdungen and)
{don ein Glied der in der Bangefchichte erft fpater unter vem Gee
fhlechtsnamen Enfinger vorfommenden Meifter-Familie war*). Dies
fes Relief ift nicht nur vermbge feiner fchinen, Achtdeutfchen Wnf-
faffimg und fleipigen Ausfiihrung als ein Werk des 14. Bahr.
fity die allgemeine Runftgefchichie inteveffant, fonbern insbefondere
fity Wim nod) dadurch, da die dabet Handelnden Perfonen als Ulmer
in getrenen Bildniffer und Crachten gegeber find. Ludwig Kraft
ift ohne Ropfhededung, hat einen deutfden Rock, welche mir jest
Waffenvod nennen, mit weiten Aevmelu, welche jedod) an den Hanbd-
gelenfen wieder fefter anfcbliefen, an. Unterhalh den Hilften umfingt der
Rog cin mit Sdelfteinen und Metallverzierungen reich belegter Gitr-
tel, an welchem eine Lafche, wie unfere gegenwartigen Reifetafchen,
Hangt; dte Hofer find anfiegend und fceinen mit den ешо zuge-
fpigten Stiefel Gin Rleidungsfttide zu fein; fiber fetnem Ritden
hangt ein handbreiter Streifen bis auf ven Gubboden als Fortfesung
eines im den Hal faltenveich gewictelten Tuches, weldes wahr-
feheinlic) die Gugel oder Rapiyze bildet. Rraft hebt mit beiden
Hainben, in welden Handjdhube, jedoch обие Finger, forgfam bas
Modell; fein Geficht ift in dretviertel Richtung gegen den Befchaner
gerichtet und zeigt einen fchin geformten und ausprucsvolfen Kopf.
Die Fran hat et itber die Bruft etwas gesdffnetes Unterfletd, iiber
weldhes eine mantelartige Gewandung reidjgefaltet geworfen ift, fo dak
bas Unterfleid faut fichtbar wird, Die Vorderarme find bis an die Fine
ger mit Handfhuben befleidet, und Hinterhaupt, Hals und die Brust find
pon einer capugenartigen Habe, Weiler genanut, itberdect, welde fehr
faltenveich) und ums Geficht und ither der Bruft mit einem тек
gefilteten Borten eingefaiumt iff. Das Geficht, welches еб,
wie beint Dianne in dDreiviertel Richtung fic gegen ven Befdaner
wendet, vervath eine junge Frau mit gemiithlicher PHvfiognomie;
Haare und FiiGe find nicht gu febhen, erfteve find von dem fiber den
Kopf gezoqenen Cude und Legiere vom Wtantel itberdedt. Der ш
der Mitte von betden Kuieenden gefanerte Baumeifter ift gleichfalls
ohne RKopfbedectung, auf fetnem Hinterhaupte und Nacten rut das
Modell und dviict feinen reidhhen Haarwudhs Пи und redts weit
aus; er hat, wie Kraft, einen weitarmeligen deutfdjen Rock mit einer
Reihe Knbpfe vorn in der Mitte Herunter gefdhloffen, antliegende
Hojen und Schube, aber feine Handfchuhe. Sein Geficht, weldhes
geradeaus gegen den Befchauer geridtet ift, und aus welchem die
Laft und Gorge der Wufgabe hervorleuchtet, und itherhaupt fein gan-
ger Korperbau, welcher alle feine Glieder nur in Vertitrgungen zeigt,
beweifen, da DdDtefer Geift eine gefunde und musfulife Hille noch
im beften Mannesatter hat.

Den feierlidken und denkwiirdigent Wit felbft erzihlt Felix Fabri,
ein in der zweiter Hilfte bes 15, Sahrhunderts lebender Domini-
faner, ausfiihrlic) und fagt tm Wefentliden, dak an dem beftimmten
Tage in ber Frithe der ganze Rath, die Geiftlichkeit und Bitrger-
{haft vov bem gum GFindament gezogenen Graben auf dem oberen
Rivdhbhofe verfammelt waren. Der Fundamentfteit ward mit einer
	*) Дериифе Darftellungen finder ПФ аи den Mtitnflern зи Gtrabburg,
Kreiburg, Niirnberg, Mtagdebura, Wien, Galle wu. f. w.