eifernen Rammer umfat und an einen Geile von Hans hinger,
genannt Habvart, Alt-Bitrgermeifter *) und Conrad Befferer, Obvift
der Stadt, in vie Grube gelaffen und dafelbft von dem regierenden
Biirgermeijter Ludwig Kraft empfangen und an feine Stelle дерев
rourde, **)

Die obere Abtheilung ves Monuments iiber dem Infchrifts-
fiein jeigte Chriftus am Kreuze mit Maria und Bohanues zur Seite,
gleihfalls hoch evhaben in Stein ausgehauen. Gon diefer Darftel-
tung fehen wir feider mur nod) Spuren: enw bdiefelbe wurde wahr-
fcheinlich gur Beit dev f. g. Bilderftiirmerei im 3. 1531 abgepict***).
GS war dies ein fojon oft und ftets fort nicht genug gu beflagender
Gifer, welcher fid) aber gu allen Beiter geigte, in welchen eine grof-
artige Geiftes-Ummandlung vorging, wie uns insbefonbdere die Bil-
derzerftirung der antifen Kunftiwerfe von den erften Chriften Белое.
Bet ver Geiftesumwmandlung im 16. Bahrh. tritt aber vod) der line
Dernde Umftand ein, dah die neue Lehre mandes alte Kunftwerk
erhalten hat, was die altere im den Renaiffancefttl swumgentodelt
hatte. —

Das ganze Denkmal war bemalt und muk in feiner Farber-
pracht gum Sunern der Kirche, welded ja auch ganz anders ausfah
al8 jest, in fchdner Harmonie gewefen fein. Die Gliederung der
Rahmen hatte Gold, Roth und Blau, die drei Haupifarben der mit-
telalterlichen Wrehitettur. Dev Hintergrund ber Darftellung war
blau, Kraft hatte einen rothen Rod; das um den Hals gefchlungene
319, die Gugel oder Capuge, und der davon hinten hevabhangende
Streifen waren weif; Hofen und Stiefel lederfarb und ver Giirtel
reich) vergolbet. Die Weiler ober die Capuze der Frau Kraft war
weif, der Montel roth, fein Sutter blau, bas Unterfleid fdywar;
und die Handfdube lederfarb. Der gebiictte WMeeifter hatte einen
braunvothen Rod und lederfarbene Hofen und fdrwarze Gduhe. Das
Vebrige war in feinen Lofalfarben.

Gilt nun diefes Denkinal der technifdhen Wusfithrung oder dent
Kirperlichen der Kirche, fo bezeichnet bas andere den geiftigen Nto-
ment oder die Weihe dev Rirde. Gs befindet fic) nimlid) in der
Vorhalle des oberen Cinganges gegen Meittag, der f. g. Xaufthiive,
pent Gintretenden redhts, etwas itber Mtaunshihe etn Stein in die
Wandfliche eingefebt, welcyer eine dem Denfale ver Grundfteinte-
gung fehr verwandte und ahuliche Darftelfung зад. Diefes Mto-
munent hat aber eine andere [ombolifde Bedeutung und gilt dem
Beitpuntte der Weihe oder Widmung der Pfarrlirde; es
ее паши in der Hauptfache dav, wie ein fnieender Mann dem
Kefustinde, weldhes auf dem Schoof feiner Mutter fist, das Modell
perv Pfarrfirde, als Bedeutung dev Kirche felbft, itberreidjt, und wie
per Rnicende dabei von einem Hinter ihm ftehenden Mtanne unter-
flligt wird. Die Figuren find in ein dvittel Cebensgrife und drei-
viertel rund evhaben, ja cinjzelne Theile, wie das Kind, find fajt
durdaus vollfonmmen rund anégearbeitet.

Die Compofition, welche hierbet vier Perfonen verlangte, be-
weift gleichfalls neuthche Auffaffung und Kunjiftyl und reiht fich fo-
mit ganz wirdig an dad evftere Denfmal.

*) Dicler Hans Ehinger iff in einem (ebenSgrofen fteinernem Bilbe fnieend
im Meiinfter dargeftellt mit der Sahreszahl eines Toded: 1381; gleidfalle ein
inteveffantes Denfmal,

**) GB ift file die Gefdhidjte febr beadtenswerth, dak hier das Haupt der
Pilgeridaft den Fundameutftein legte, was bei anderen dpnlidien Banten dure}
pie Bifdhdfe 94016. Ueberhaupt wurde der Bau des Miinfters dahier nur unter
der Oberleitung bes Rathes gefithrt, fo aud) alle und jede Correfpondenz, wie
namentlid) das Ansfdreiben vom GF. 1492 wm auswartige Baumeifter, als der
BaueVedentlichfetten erwecte.

*F) Uebrigend ift im Miniter im &. 1547 jeby viel Ornamentur von den
fpantifeen Truppen ded Raifers Carl V. und im J. 1704 von den Frangofert
verdorben worden.
	Der in ber Weitte des Bilbes Kuteende ift wiederum Ludwig
Kraft, welche Annahine der hinter ihm ftehende Wappenfdild aber-
mals beftitigt, Das Sefustind, welded gang nat auf bem Schoofe
feiner Diutter fist, empfangt bas von Rrajt dargebotene dreithiir-
mige Modell ver Pfarrlivche mit feiner linken Hand an der nord-
Bftliden Ee des nsrdlicyen Seitenthurmes, indem e8 mit fetnem
Obertorper fic) vorwarts neigt, wihrenddem e8 mit der rechten
Hand ме  . д. Schwarfinger empor hebt. Die Mtutter Ntavia,
welche die Bereitwilligkeit und Freude des Rindes gum Empfange
ber Rirche mit grofem Wobhlgefallen gulagi, fikt in einem thronar-
tigen Gefjel und Hilt mit beiden Handen forglich das fid) lebhaft
porwirts bewegende Rind; ihr Ropf ift mit einem fdhleierartiger
Tuche itberhangt, dod) fo, dah Geficht und Hals frei bleiben; Пе НЕ
mit einer Krone gesiert. Dem mit dent Modell der Rivde fnieen-
den Kraft fcheint cin hinter ihn ftehender Mtaun dabdurch in feiner
fchiweren Wufgabe hebhiilflich gu fein, dak er ibm forgfam mit betden
Handen an den Schultern ине; сх ift gleidsfalls ohne Kopf:
bededdung und in ein faltenveices, togaartiges Gewand gebiillt. Bei
diefent Manne iff aber fehr beachtenswerth, daf er baarfug erfcheint,
weldhes iibrigens fount bemerfbar ift, invem nur etlicje Behenfpisen
de8 Linfen Fues unter dem Тон tiberall bis an den Fufboden anz
ftofenden Rleide hervorjehen.

Da dev Hauptgedanfe fchon vermittelft Maria, dent Aefusfinde
und dem Biirgermeifter bildlidy ausgelproden wire, wie nimlich die
Stadt durch thren Biirgermeifter ihre neue Pfarrfirche, welche fie
nlnfer fieb frauen Rirche  genannt, dem Chriftfinde zur Sitrbitte an
feine Wtutter ibergiebt und fich deffen auch getrdften barf, da es
jeinen Wobhlgefallen paran bezeugt und gleichfam feine Berimitthung
fchwirend gufagt; fo ift um fo mehr angunehinen, dag die пера
оке Perfon, welche Kraft unterftiigt, nicht ohne tiefe Bedentung
dabet erfceint und obne Stweifel eine frmbolifche Deutung tragt.
Das fic) dveiviertel Theil voll zeigende Wntlis diefes Manes,
ia dev ganze Ropf, befonders der Haarwuchs find fo individuell ge-
geben, und mit bejouderem (ее ausgearbeitet, daB in diefer Gee
ftalt eine pamals lebende Perfor von Bedeutung, namentlid) in Bez
ziehung auf der Bau der Kirche wollte dargeftellt werden, шее
Unficht auch burch das neben ihrem Kopfe im die Grundflide ein-
gehauene Wappen befraftigt wird: denn diefes foll doch den Yamen
bocumentiren. Sudem das Ptonument einen officiellen Charafter
bat und aber erft Sinn und Wahrheit erhalt, wenn die Rirde fiir
bert Gottesdienft verfiighar iff, fo ift wohl in diefer Beziehung fein
Menfcy auch mehr berechtiqt, pabet weiter gu erfcheinen, als der
Pfleger des Rirchenbaues: ndmlich der Manu, welder die Mittel
gut Baue fammelt und wieder im Sntereffe deffelben verwendet.
Diefer Mann giebt nun auch bei diefem feierlichen Wkte dadurd
feine volle Hitlfe gu erfennen, bag er nicht muv dabei evfeheint, fon-
Dern ben VBiivgermeijter in feinem Unternehmen mit beiden Hander
unterftiigt and fo gum ewigen Reugen und Borbild Тат еше Ув
folger Dafteht. Aft nun dem Biirgermeifter alg Organ der Start
auf dev cinen Seite der gitilidhe Schuy verheifen, fo jind ihm auf
der anderen Geite gur Ansfiihrung ped Banes durch den Pfleger
Die materiellen Mtittel gugefagt. Des Pflegers Gefichtssiige und
ganze Haltung fprechen and) dentlid) die damit verbundene Corge
und Bedentlichfeit aus, und gleichwie bei rer Grundfteimlegung der
BVaumeifter die Laft feiner Wufgabe in feinen Geberden ausdriict, fo
hier der Pfleger den movalifehen Oru feiner Zuficerung. Wir
finden min aber and den Ginn des uacten Fufes, weldhen er halb
verborgent zeigt. Der Pfleger will damit nidjts andered deuten, als
Dah er, das Heift die Raffe, dod) eben uur auf blopen Fifer Пере
und daher trog allen gittlidjen BVerheifungen und menjdlidjen Zu-
fagen, an Borficht und Oefonomie gedacht werden folle: denn Are
muth und Ungulinglichfeit werden fogleid) fichtbar, jo wie dev reiche