mMorfarcophage im Wiener Untifen-Cabinet: gu foldent Heidthum
und folder Anmuth hat fic) die bennoch nicht verlaugnete Cinfachheit
und Surdtharkeit des Ntotins auch dort nod) nicht entfaltet! Wher
aud die Mediciifce Venus und die hervlide Gruppe von Raftor
und Pollux oder von Antinous und feinem Genius oder vom Sdhlaf
und Tod, wie die Gelehrten ftreiten, furz, jene Gruppe der beiden
Siinglinge mit der aufredht- und der niederwarts gehaltenen Fadel,
aus Sloefonfo zur Rechten, und der liebliche Amor aus dem briti-
fchen Mufeum und der Borghefifhe Fechter sur Linen der Xhitr
geben hier ber Cintrittewand einen freundliceren und frifderen
Chavatter, Den ihm auch die beiben Torfen in den Eden, nicht einem
Hevfiles oder Slupgott, fondern der Venus und der Pfyche ange-
ба, зи vanben nicht vermigen. Bon ba leiten an der Wand
Links per Satyr de8 Praziteles, der Ganbdalenbindende Bafon des
Nouvre und der Faun mit dem Biegenbidchen aus Bldefonfo, an
ver Wand rechis der WUpollino aus der Tribune ver Plorentinifchen
Ufficten, der Wchill mit Helm und Ming aus dem Louvre und der
Genius rer Rube aus derfelben Gammlung yu den genannten
Meifterwerfen der Legten Wand ither. Ooch diirfen wir auch hier
die gwifchengeftellten Biiften nicht бег diefen PBrachtgeftalten ver-
geffen. Nero, Bitellius und Caracalla, welche die Wand des Safon
ausfiillen, entfprechen wie in Charafter und in ber gefchichtlichen
Rolle, die fie fpielten, fo auch in Beguq auf Vollendung der Kunft
einander und gehiren gu de trefflichften Portratfdpfen des rémifchen
Uiterthums. Der befunnte herrliche Kopf de8 jugendlicen Auguitus
aus bem Vatican findet an dem jugendlicen Ropf bes Calligula
aus bem Louvre, dev mit thm den WAchilleus der entqegengefetsten
Wand einfchlicht, vas entfpredjendfte Pendant, oas gu denfen ift.
ЗИ vie Stirn durd) das niedergefimmte Haar nod) etwas niedriger,
find Wangen und Augen etwas hohler, fo ift bas Gefidt des fra-
benhaften Tyraunen bod) noch feingefdsutttener und bon nod) getiti-
gerem Wusprud. Gin einzelter Laofoonkopf in der Efe nad) der
Hauptiwand gu beengt gleich dem Kopf des Caracalla an der andern
Seite zu febr diefe Hauptwand jelbft. Der Kopf ves alteren Bru-
tus ans dem Palaft der Confervatoren in Rom und ber рев Оше
pifhen Supiter aus dem Vatican, weldye- neben der Diana von
Berfaitles und vem Apollo vom Belvedere die Hauptwand abfehlie-
fen, werden iiber Gebithr in den Hintergrumd gedraingt und иней
die Bollendung, welche namentlid) dem lesteren yufommt, nicht in
bent gilnftigen Lichte zeigen, Das fie verdienen.

Bor Fleineren Ghpsabgiiffen auf einer Tafel am Cingang, deren
Der Katalog evwahut, haben wir nichts mehr vorgefunden, von den
Struvifden Bafen, die ev auffithrt, fteher nur fiinf, allerdings feby
fohsne, auf Sdranten deS einen Mtittelgimmers. Der Lefer wird
aus dem hier vollftanbdig mitgetheilten Subalt ver Gammiung erfe-
hen haben, Daw fie weniger eine umfangreiche als eine auserwiblte
Ш; ev wird aber aud) den Gindrud erhalten haben, dag ет Фев
fiinftlerifder Wufftellung, welded amter folchen Umftanden um fo
mehr in den Borbdergrund treten muGie, in ausgezeichneter Weife
geniigt fei. Die architeftonifche und malerifche Ausftattung des Lofales
fommt zur Hiilfe. Gerade in diefe Bimmer fallt das Licht von
oben binein; die Raume find ма hoch, um die Meltefs der Nee-
topen und Briefe nicht auf die untenftehenden Fiquren отнесен und
bod fie Har erfennen gu Laffer; die Piedeftale der Legteren niedrig
genig, um vom Supe bis gum Seheitel vie ganze Sigur bequem
und deutlic) befchauen gu tnnen; mur bringt die Stellung an der
Wand, dev Decoration und dent Gefammteindruc freilic) vortheil-
Haft und durch die nicht gu weiten Raumlicfeiten geboten, den Madh-
Theil mit fid), dak man nicht von allen Seiten das Runftwerk in
Augenfdhein nehmen fann; DOrehfdeiben aber migen bet Gypsbiiften
ihre Bedeutlichfeiten haber. Dak ourd) rothe Farbe ver Wiande
fiir einen vortheilhaften und dem Gangen gugleich einen feftliden
	Unfirich verleihenbden Hintergrund ber weike Statuen geforgt wore
den ift, wurde fchon erwpahnt. Bon finnigem Inhalt und funftvol-
ler Ausfiihrung fcpmitcen in bem erften Saale vier allegorifce, in
bent groeiten vier fpmbolifdhe Darftellungen in Decfen; fie find nebjt
ben begleitenden Ripfen griechifcher Riinfiler und BWeifen in Wus-
dehuung und Farbe befcheiden gehalten, um eben mir dem Snbhalt
ber Riume зи dienen, nicht ihn wo midglich gu iberbieten; von dere
Hleineren Berzierungen in Wrabesfen aber, welche unter den Mletopen
und Griejen und gelegentliden Confofen an der Wand angebracht
find, mdchten wir wiinfden, daw fie weniger jzablreich wiren. Sie
ftveifen 3u leicht an den Cindruck bes Bunten und wirken gu fleinlic
Ну die GrbBe ded Anhalts.

Wir Hatten gefagt, dak orei Bimmer won den zwslfen der
Werfen der Sculptur gewidmet feien, und ber Lefer wird fic) wurt-
bern, wenn wir ihn nun fogleich ourd die Mittelzimmer hindurd
auf der andern Seite in bie Gemildegalerie fiihren, alfein wir fol-
gen auch damit nicht nuv der UAnweifung des Catalogs, fonderi
aud ber Wufftellung felbft. Das dvitte Bimmer nimlich enthatt
die Abgiiffe mittelalterlider Geulpturen und ift am bas @ифе des
anbdern 911468 gefest; nicht mit Unrecht, wie wir meinen; bent
von den Wntifer wird allerdings nur zu beiverfeitigem VBortheil die
inittelalterliche Geulptur fireng gefchieden, und nidt blog dak wir
in Diefer Sammlung derfelben iiberwiegend Iteliefs haben, fondern
aud die ganze Behandlung flict fie dem Charafter perv Mialeret,
picfer mehr chrifilic)-mobernen unter den bilbenden Riinften, naher
an. Die Werke der Maleret bilden oaher eben fo febr eine ра
fende Ueberleitung gur rechten Wilrdigung diefer Sculptuy wie ume
gefehrt die antife Plaftif die wiirdigfte Vorbereitung zum Genus der
Malerei tiberhanpt.

Wher wir werden uns bet der Wanderung durdy) die Gile der
Gemildegalerie, die wir nunmebhr betreten, nicht fo auf jedes Gin-
зе einfaffen иней, wie bei der vorigen. Denn die Bahl ift
hier bet Weitem grbfer und der RNiume find mehr. Wafer-
bem aber machen fich gerade hier und wegen ber griferen Wusdel-
nung jene unvermeidlicen Uebelftinde geltend, deren wir oben
gedadten. Gehon von Anfang an hat fic) die beabfidtigte Cinthei-
{ung nach den verfchiedenen Schulen der italtentfden, niederfindifden,
арен ен und nendentfcyen Maleret den Raumen in oer Reihen-
folge nicht einfiigen, fpdterhin bei Vermehrnng der Iaume und der
Sammlung nicht fefthalten Laffen. Bft fie vocdy felber auch nicht
ganz vollftindig; Ddiivfte fic) dad trefflide Bild Gallaits, die
Whdanfung Carls des Fitnften doch nur mihfam iby anpajfen und
wilrben body die Werke fpanifcher und frangififher Meeifter anady
ganz ausgefchloffen bleiben miiffen! Go mute fich denn fowobhl die
niederlindifcje wie die neudeutfde Schule eine Trennung und За
theilung in verfchiedene Maume gefallen офи; ме оси ее
Schule tritt gelegentlid dagwifden und neue Erwerbungen haben
nicht blof den Catalog und die Nummern, fonbdern aud) die ange
bahute Gintheilung anferdem vielfac) abgedndert und vertwifdpt.
NichtIeftoweniger ift im Ganzen und Allgemeinen der Plan nod
immer feftgehalten; wenigftens iiberwiegend ift das Zufammengehi-
rige zufammengeordnet, und eine Orientirung bletbt purch die givedt-
mafige Anfligung ver Nachtrage gum Catalog noch immer miglid)
und [ее gu bewerfftelligen. Geftgehalten aber ift ancy wiederum
meiftentheifs iit einer bei fo griferer Schwierigheit und fo man-
nigfachen Mitdfiditen um fo anerfennenswertheren Gefchidlidfett und
Feinheit jenes Gefey fchiner Linftlerifayer und fymmetvifder Anord-
nung, und auf diefes, wo e8 vorgiiglid) erreicht ift, anfmerlfam gu
machen und anferdem eingelne befondere Gchage der eingelnen Shut
fen und Ficher hervorguheben, twird diesmal mehr unfere Aufgabe
fei, al8 genau die, wie fic) ergeben hat, Hier dec) immer ungenane
Peihefolae bes Cataloges innezubalten.