wie bemerft, zuerft mit dem SGtudium der altdeutfcjen Weeifter be- gannen und in ibrem Geifte 3u fdaffen fuchten, ja felbft ipre For- men und Farben theilweife nachahmten; vag fie dann gu den Alt- italienern iibergingen und endlich fid) ber Raphaclifdjen Periode an- {eloffen, aber die WUntife fehr wenig beviidfichtigten. ben fo begannen nicht ettoa nur die Ultdeutfden und Niederlander, fondern felbft bie Raphaclifde Periode ihren Gtudiengang mit dem ба» bilden vaterlindifcer Mtufter und Mteifter. Фи in den Zeiten des Kunftverfalls ging man von diefer Regel ab, und was bemerkens- werth ift, je tiefer die Runft fanf, mit um fo hiheren, aber frem- den Vorbildern beganunen vie SGehiiler. (Fortfesung folgt.) Laudfcaftlide Compofitionen von Sr. Preller, ausgefteltt in Berlin. G8 ift als cin Ereignif im Verliner Kunftleben gu betrachten, pak eine Anzahl von Compofitionen Friedrich Preller’s gegen- wirtig im Gachfefcen ofale ausgeftellt find. Aufer mebreren Rartons von griperen in Oel gemalten Bildern und einer Meihe fleinerer in Uquarell ober Sepia ausgefiihrter Blatter, weldhe diejen in Hiefigen Kreifen gar yu wenig befannten Meijer nach dem gan- zen Umfange feiner fchdpferifdien Kraft reprafentiven, fiuden tir die RKavtons von landfehaftliden Compofitionen gur Odyffee, welche wie- Derum nach einer ander, vorgliglid) eigenthiimlicyen Seite einen Hohenpuntt im finftlerifen Schajfen unferee Tage beseichnen. Filr pen Entwiclungsgang Prellers find gerade diefe legteren Werke von einem ganz befonderen Werthe. Vor einem Vterteljahrhundert waren e8 bie im Hiirtel’fdjen Hanfe gu Leipzig ausgefiihrien Bilder aus der Obdpffee, mit welden der junge, damals eben aus Stalien Heimgefehrte Riinftler fein felbfiandiges Cchaffen begann. Und jest find 8 wieder Ddiefelben unvergleidyliden Gefinge Ho- mers, welde den Meifter auf vem Gipfel feines finftlerifaen Wollens und Ksnnens abermals gur Darftellung ihrer fcjdnften Geenen begeiftert haben. Cine Bergleichung der jest bet uns aus- geftellten neneren Compofitionen mit jenen Glteren muR daber peg Fruchtbaren, Auregenden viel gewahren. Che wir indeB eine folde verfichen, faffen wir die fibrigen WUrbetten, fo weit fie uns gegen- wartig zur Schau gebvten find, ins Auge, wm aus ihnen die Фе fammtrichtung bes Meeifters nach der fiir ibn vovjiiglich charatterifti- (феи Geite fennen ju lernen. Wir diirfen dabei wohl fiir die allgemeinere Ovientirung auf die Gchilberung hinweifen, welche das D. Kunfiblatt vor zwei Bahren*) aus anderer Feder iiber das Le- ben und die Werke Prellers gebracht hat. Uns fommt ed hier sunichft darauf on, ju erfennen, welche Stellung diefer Kiinftler gu der tibrigen Lanbdfchaftlidyen Production ber Gegenwart etnnimmt. Bon pet flinf grbferen Rartons, welche ausgeftellt find, haben orei dent noriwegifden Strand, ywei das Hochgebirge gum Gegen- ftande. Sn all diefen Gildern Бом das Element einer gewaltig evregten Stintmung, fprvicht die Natur ИФ in ihrer Erhabenheit machtvoll ergr.ifend aus, Es find nicht liebliche Sdyflen, nicht ru- hig verlaufende Epen, fondern {Чили {Фе Tragidien, Die wor uns aufgerolft werden, und indem der Kinjtler den wiloen Wufruhy der Naturfrafte vor unfern Augen Daherfiihrt, erwacht fympathifd) Wlles in ung, was an Leidenfchaftlicher Crregung in ven Tefen per Geele fGiummert. Wher weil gugleich Wiles cinem geheimen Gefege der SHinheit folgt, dad fich im Kampf der fchdumenden Wogen, wie in den unbeweglicy ftarrenden Felemaffen fund giebt, erhalt das Gemiith tes Beichaners Rube und Gleichgewicht wieder und firhlt *) Sergl. Sabrgang 1850, ©. 401 J. {ich von den Offenbarungen eines eben fo ttefen als retchen Riin{tler- getftes mit derfelben Harmonie berihrt, wie von den Offendarungen 2е8 ВОНИ фен Geiftes in der Matur. Denn wabhrend der modernen Candfchaftsmaleret fene Richtung auf das Hichfte, auf die Darle- gung ber Gefegmapigteit aller Crfcheinungen des Naturlebens, viel- fach abgebt, indent cinerfeits ein unfreter Maturalismus in feinlicer botanifivender Weife uur Эти in’s Auge зи fafien ое, deren innere Berbindung dev geiftige Schlitffel bes Berftandniffes feblt, andeverfeits cine extravagante Willfiiy aus феи Lichteffelten landfchaftliche Mhapfodicen fchafft, deren Blendwerk den Vangel in- nerer Wahrheit fiir den denfenren Beobachier nur um fo fdfa- gender hervor treten Lapt: erfennen wir in Preller auf den стен Bli einen jener feltenen Meifter, die in jedem Bilbe cinen Mti- frofognies Hinftellen, und jedem Werke eine imere Confequengz ver- (ее, dag wir tavon wie vom WAusdruct einer Hsheren Nothwendig- feit ergriffen werden. Daher iiben diefe Schipfungen einen mad tigen Bwang auf die Seele des Befchauers. Man fann nicht qleichgitltig vor ihnen verweilen, nicht willfiivlich fid) der Stimmung entziehen wollen, weldhe fid) in ifnen ausfpridt. Wie vie Gegen- wart eines bebcutenden Menfdhen uns behervfcht, und die Mictung unfres Denfens und Empfindend nach einem beftimmten Puntte bine jieht, fo reifen auch die Breller fchen Landfchaften uns aus wns fel- ber heraus, gwingen uns den GedanfenprozeR mit durdpuleben, dew per Meeifter in ihnen niedergelegt, die Kampfe uachzuentpfinden, aus weldjen hier die Schinheit geboren wurde, und befchenfen uns dafitr mit der gittliden Mtuhe und Harmonie, welche dad Siegel der inneren’ Gefesmapigteit ift. Gin Blick auf die orei Strandbifper gibt uns die befte Wuf- flarung itber die Rlarheit des Wollens, welche hier alles Cingelne behertfcht und in feiner wechfelfeitigen Begiehung gum Ganzen be- bingt. Die Motive find cinfad, aber gerade in ihrer Wefenheit erfaft, befreit von allen Bufilligfeiten, die das Auge deffen, der nicht in die Tiefe dev Grfcheinungen bringt, beirren. Hieran vor Allen erfennt man den vollendeten Meeifter, dah er nicht fflavifd) dev Wirklichfeit folgt, fondern aus der Gumme der Erfdheiuungen das jeugende Grundprincip erlaufecht und in freter Verwendung des von der Natur dargebotenen Ntateriales Werke fchafft, in weldjen eine Ghnliche ftrenge Folgerichtigtcit suv Crfcheinung fommt. Wir haben hier machtige elfenriffe, таб unwirthbare Milften, Deven granitne Rien mit jdroffen Klippenreihen ins Meer vorfpringen, bas feine Wogen unaufhaltfam heranrollt und fojdumend iiber die ungeheuren Granithlsde ftitrzt; daritber hin wiljen fchwere Wolfenmaffen fics am Himmel, und unbheilvertiindend flattern Schwirnie von Maven. Ginfacer und iiberzeugender fann die dimonifde Gewalt ver Ele- mente nicht Dargeftellt werden. Oas ewig Starve, Regungslofe neben bem ewig Dublofen, Bewegten, in diefer Gropheit erfagt und wiedergegeben, ШИ wie das unerbittlide Walten der Natur- gefebe, die alle menfdjliche Kraft und Runft yu Sdanden machen. Der naive Befhauer wird meinen, dak dies wicht anders fein fonne und miiffe; der denfende Betrachter wird fic) aber Har machen, welder fein abgewogene Ihythmus in ben Linien der Felfen, der Wogen und der Wolken webt, weldje Fille eigenften Lebens, in dev ganzerr Schirfe feiner phyfiognomifchen Beftimmtheit erfaPt, fia) itherall in ebdelfter Form geltend macht, wie madtig fymphonifch all’ die verfchiedenen Tine gn Der einen von Meeifterhand vorgesetch- neten Wirfung verbunden wurden. Es find mit einem Wort geijt- und febenerfitllte Organismen, die wir vor uns haben. Cine ge- nauer in’s Cetail dringende Betvadstung wird vor den Bildern eicht erfennen, mit weld) feinem Ginn fiir Harmonie der Meifter einen beftimmien, durd) die Natur des dargeftelften Segenftandes porgefcirichenen Kreis von Motiven fily den jedeSitaligen Runft- ме untgeftaltet und modifizirt hat, wie aber guqleic) eine berlige