wahre Yatur jehen wollte und in folchen ausfdweifenden Hoffnun- gen eit ganz Horvendes Cintrittsgeld begahlte. Wuch hier, den Leben- den Bildern gegenither, Ш es von Bnieveffe, gu erfennen, wie das, was das fpivituelfe Wtittelalter gur veligisfen Erbauung beniigte, die moderne Zeit in den ganjen alten heitdnifden Grauel — ja in nod) etwas mehr — in mehr alé eine frifde Sinnlidfeit veriehrte. Wehe tiber diefes Sodom und Gomorra! viefen gewif hier mit Recht die wenigen frommen Rinder diefer ibelgearteten Beit ans. WS Afthetifdhe Unterhaltung gebildeter Rreife, im Salon, {ее nen die lebenden Bilder erft in der Beit Goethe’s recht in Wufuahme gefommen gu fein. Sn uniibertrefflider Weife hat uns der Alt- meifter felbft im feinen Wabloerwandtichaften vie Bedeutung zum BVerjtindniffe gebvacht, welche diefe Art von Runjtirbung flix die foe genannte guie Gefellfchaft hat. Prachtig ift e8 gedacht, wie er feine Luciane fic) exft im Gingen und Ntuficiven, gulebt im Recitiven verfuchert ВБ immer ohne den rechten Erfolg. Ueberall febli, гов dupever Wertigteit, jenes uunenubare Etwas, da8 von fetnem maitre зи evlernen ijt, umd ohne bas doch eine Runiftleiftung nie die Ge- fellfchaft evwarmt und entziidt. — Luctane debutirt endlich im Leben- den Bide; und mit weldem Erfolg! ,, Ihr jdiner Wudhs, thre volle Geffalt, ihre lidthraunen Haarfledhten, ihr feflanfer Hals be- чет Пе im hohen Grade zu der — nur von der Miidfeite ge- fehenen Зофку, ш dem Bilde: die vaterlide Crmahnung, von Zerburg. Welch fener Bug des Dichters liegt fdon in ver Wahl dtefes Bildes, in dev Stellung, in welder er Luciane Succef machen aft. бт шеф, cine Salonfigur wie fie, wird, trog aller Schinbeit, im {ebenden Bilde nie einen fiinftlerifeh gefalligen, Harmonifchen Gin- prud erntiglichen, fo bald iby Mtienenfpiel gefehen werden ии. Solde Naturen find viel gu viel Sch, vtel gu viel eitel, um das fdauende Зиб нии aud) nv einen Wugenbli€é vergeffen yu fonnen, fie vermigen utcht fich einfiiltig und wahr dem gegebenen Moment, dem Geifte des Bildes, dem Ganjzen unterzuordnen. Wenn wir ein Kleines зи diefer Erfindung hinguwinfcen diirf- ten, fo wire e8 ein artigery Kampf, den der Architekt wegen der Lucianen gugetheilten Stellung mit ihr gu beftehen haben miifte. Unjerer Grfahrung nad) bequemt fich eine Cebenswiirdigtctt wie diefe Weltdame mur Gugerft fchwer зи etner wad alten Herfommen fo unmanierliden Stellung, glaubt aud) viel zu viel vom fchinen Ich dadurd aufzigeben, Halt e8 gewif fir eine grobe Vernachlaffiguag {hiner Gottesgaben, Augen, wie fie eine Luctane hat, dem Genuffe bes Befdhaners zu entziehen. Doh, bas tournez s il vous plait, das der begeifterte Gaft, wihrend das Bild gum dvrittenmale gezeigt wird, fcherzhaft ausruft, diirfte am Gnbde die feine Weltdame vorausgefehen, beredhnet, damit pitrfte fic) ihre Citelfeit im Boraus gefchmeidelt haben, und fo bez fcheidben rir uns gerne, fofort etnfehend, da der Dichter, wie immer, aud) hier in feinent Rechte gewefen. Luctane erjcheint, indent fie gegen die ify gugedachte Stellung nicht proteftivt, als cine fetnere Urt gefallfiichtiger Speculanttunen, fie weif, da fie burd) bas, was Пе voventhalt, den Reiz wm das Doppelte vermebhrt. Der Erfolg Ottiliens als Madonna in der Geburt Chrifti ft chen fo fein, wahy und vortrefflich, gang fupend auf Exfahrung som Dichter gefdhilbert. Bin Gegenfas yur Weltdame Luciane wird fdyon bie fchiichterne anfprudslofe Sungfrau burch die Art ihres gang un- bewufien Wirkens gu derfelber flinftlerifden Harmonie im Bilde gelangen. Denn da iff in der Regel nichts Gemadhtes, Vorgenom- meted; weit von den Gedanfen entfernt, etwas Bollendetes geben oder auspriicen gu wollen, gelangen folch findlide weibliche Nat ren, durd Mtutter Natur allein, wenn fie nur fonft die ihnen im Iebenden Bilve geqebene Stellung verftanden haben und empfin- bet, 3 einem angenchmen wohlthuenden Uusdrud ihrer Situation. Und das tft Wes, was man im lebenden Dtlde verlangen fann und arf, Зи voller fitnftlerifder Weihe pas gemalte Original wieder gu geben, ИЕ ja obnedies eine Unmiglichfeit. Dede eingelne Figur miifte ja im Stanbe fein, das fchauende Publifunt gu vergeffen, und ganz vom Geifte ded ihm aufgegeberen mimifden Ausdrucs erfagt ‘fein. Und felbft wenn das indglich wire, fo bedenfe mai das fetne, weehfelnde, jede augenblicliche Regung und Gmpfindug anfehlagende Spiel des menfdhlichen Auges! Gin ({ebendes Bild wird eben immer, mebr oder weniger fichtbar, ein Lebendes Bild bleiben. Der grépte Rinftler verntag wicht voll und gang in einem mimifden ‘Ausdrud ju erftarven, nantentlid) da nidjt, wo die Angen nach dem Befchauer gerichtet find. RKunftleiftungen folder Art ии aber und will pas iebende Bild auch gar nicht geben. G8 geniigt hier volffommen, ein fchines Enfemble gu erreidhen. Hat dod) der Befchauer in der furzen Beit, welche bas Tableau gegeigqt werden fann, nicht die Mtufe, anf dere gleichen Feinheiten eingugehen, Die malerifche Wirtung einer fohinen Beleuchtung, in Farbe und Sharatter gut gewaihlte Coftiims, veritandene Drappirung, fcsne Kirperformen, eine malerifce Anovdnung der Geenerie, vermigen wohl einen augenblidlichen fojsnen afthetifden Фены зи gemabren. Die Schauftellung jdhiner Kirperformen diivfie iiberall, wo diefe Art der gefelligen Unterhaltung fic) geltend macht, die Hanptfadhe bleiben. Betradhten wir die ganze Reihe dev Vergniigungen, mit denen fic) die gebilbete Welt gu erholen fudt, fo ditvfte die Darftellung lebender Bilder durdaus nicht unter die werthlofen Amufements зи gahlen fet. Sie find wohl vagu angethan, eine gewiffe Kunftbiloung gu befSrbern. Der fie fiellende Maler mug eine Menge Runjtregeln dabei ausgeben, bie dem Gefchmac und dem Wiffen der Darftellenden in- teveffant und miiglich werden инет. Cin fchines Runftwerk wird burch diefe Art der Wiedergabe, die uns veranlagt, bis ins fleinfte Detail deffelben eingugehen, erft gu einem rechten Berftindniffe ge- bracht. Der Late befommt eine Cinfidht in den ganzen Prozef des bildnerifchen Schaffens, oder vielmehr des Darftellens des Gefchaffe- nen, in die Mtittel gum fiinftlerifden Zwed. Wo unter finftleri- {chev Lettung namentlic) vie Darfiellung plaftifcher Runfiwerke vere jucht wird, wadh{t ganz inSbefondere nicht nur in Bezug auf fehsne Korperbewegungen, fonbdern auch in Bezug auf fchine Gewanding ein pen Gefchmad bilpendes Material gu. Was wir heute noch an der WAntife, alB das fdanfte tm Wefen per Dravpirung bewundern, das erfennen wir da, indem wir die alten griedhtjden Gewander handbaben lernen, in all ihren Motiven fo gar nicht vom SRiinftler gemacht und erfunden, fondern fdjon ge- geben, burch die WUrt, wie fich der Grieche des ihn Leidenden Stoffes bediente, mir fehen e8 wie von felbft fallen in die alten befannten fhinen Formen und inten. Wuch dadurc fann die griechifce Sta- ‘tue ein neues Зите е Пи uns gewinnen, und unferem Berftand- niffe naber gebradjt werden, dex moderne Grad und ме Crinoline freilich piel in der alten Wchtung verlieren. Und wie wir yu glau- ben beredhtigt jind, da} dem gebildeten Runftlaicn Durch diefe Wrt von Kunftibung viel Biloungsmaterial zuwadhft, fo glauben wir auch, Daf diefes Gruppiven lebender Bilder, namentlid) auch dtefe lebendige Nachahmung ftatuarifeher WAttituden, dem Kunftjiinger felbft eine vor- treffliche Runftitbung fei, ja etne derartige Darftellung einer jchinen ине ihm diefelbe gu weit anvegenderem Verftindniffe bringen mitffe, al died felbft durdy bas, oft fo gedauterlos betriebene Nach- zeichnen berfelben miglid) fein diirfte. $. $. Зи,