fivetft, Deen ibnen die Gelchtdte vom Sabrhunderten in ihren Oenfmdlern um-
legt. Gebhr vidtig wird hervorgehoben, baff ber filnftlerifden Produltionstraft
und -Luft hier wor ihrer Bethatigung mehr eine berathende alB eine befdliehende
Stimme eingerdumt werden miiffe. Was nun die Frauenkirde anbetrifft, fo
fdheint man ohne forgfiltige vorberige Ucberlequng fic) gu fejnell an eine Aus-
riumung begeben gu haben. ,,€8 foll”, fo heift 8, ,,cinftweilen beabfidtigt jein,
sundaft den Triumphbogen, ber am Anfang des Chors das berrliche Grabmal
bes Kaifers Ludwig ves Batern itberwilbt, den Godaltar und fpdter auch nod)
bie famimtlidenn Seitenaltive weazujdaffen, weil fie bes Verbrechens fduldig feten,
im Renaiffancefty! etwa 150 Sabre nad) Erbaning ber Kirche eingefewst ju fein.
Man wiirde aljo die Kirdhe vollftindig ausleeren, [elbft bas hervlihe Grabmal
bes Raifers Ludwig, das fchinfte Dionument Miineens, follte wenightens in einen
Winkel geidoben werden. Legtern Plan Hat man, auf ben Servet des Umnvillens,
der dburd) bie Stadt ging, allerdings wieder aufgegeben. Chen fo wenig fheinen
fily eine rabitale Uusleerung ber Kivde hinkinglide Sritnde vorhanden; Bogen
und Altive find in ihrer Art ganz vortvefflidhe Runftwerkes fie geben dev Rivde
eine Hvehft eigenthiimlice, malerife und fine Wirkung, und ihre Vefeitigung
wiirde, bet dev ditrftigen Bildung dev Pfeifer eine unevquidlide Leere уни
laffen @

— Uns einer Corvefponden; aus Stuttgart in Mr. 124 ber ,. 3.” exe
fahren wir, da} die von iunjern Ardhitetter nach det Zeicdnungen voransgefeste
goedwidrige Dachfiuhlfonftruction im Ulmer Miinfter, allerdings vorhanden, und
aud) bereits im Friihjaby 1852 von der tednifdhen Berathungstommnriffiow in’s
Auge gefakt worden fet; and) feien die Plane und Ueherfdjlage fir vie Ausfith-
tung eines Hangewerls fdjon vor (angerer Beit von dem Miinfterbaumeifter an-
gefertigt worben, monad die Unsfiihrung jest, wo die Mittel reidlicer flieRen,
nidt mebr lange auf fich warten Laffer werbe.
	Dresden. Die hiefige Е Зое И dure} ein Prodtwerf aus St.
Petersburg bereidert, oon dent in Dentfehland mur wenige Exemplare eviftiven
овен. Зи Raijer Mifolans’ Lieblings{hipfungen gebsrte bas neue Зацени
von Tradten und Waffen aller Vilfer, Zeiten und Bonen. Der cigenthiimlichfte
Werth diefer Sammlung berubt sweifelgohne in ber Vollftandigkett der vielfachen
	VHlferjdhaften, die Dent rujjijden Scepter gehorden. Wher and) dads долее И
telalter ift in diefem biftorifhen Mufenm reidlic) vertreten. Rufland шей зи
Grwerbungen und Wnkdufen ftet’ die befte Beit anszumitteln. Зи den lesten
Sahrzehuten ging nicht blog durd) Erbfdjaft die Leuditenberg’fde Gemalbe-Galerie
won Minden, e8 fant auc) dburd) Rauf bie Galerie Barbarigo, macy der auf der
Aladentie die bedentendfte Bilderjamumlung in Benedig, mit ihren 17 Tigtenen
nad dev faiferlicjen Newaftadt. Es war im Sabre 1848, wo fein ВНЕ зи fo
friedlidhem flinftlerifden Erwerb ither Mittel verfilgen mocjte; die Befiber der
penegianiiden Galerie geriethen beim Uniftury der Dinge in eine faufmannifde
Berlegenheit, und wabhrend fie fig gur Decdung derfelben nad Hiilfe umfaben,
fanben fie nuv betim Baren, was fie judten; Betershurg erwarh die qrofe Ge-
maldefammluug — wie man fagt — fiir eine halbe Million Franfen. Unter dew
17 Tigianen waren Bilder aus allen Epocen bes grofen Meifters von jeiner
erften Schitlergeit Lis hinauf in jene Hohen neungiger Sabre feines Lebens, wo
per Greis nod) mit zitternder Hand malte. — Rufland hat aud) НЕ: dag - rene
Hiftorifhe Mufeum gu Petersburg die Zeit gut wahrgenommren, und wabvend die
Beughaufer hie und da gepliindert wurde, feine Gammmlung an diijtungen,
Waffen und Crophien vermehrt. Go darf es midt Wunder nehmen, endectten
bie Kunfttenner davin viele alte Belaunte. Die Sdawe diejes Dtufeums find in
G Banden Lert befdrieben, und in vier ftarfen Foliobinden in Farbenfteindeud
abgebilbet. Daf ein Exemplar diefes fofthaven Werks nad) Dresden fant, ift
wtelleidht bas Gerdienft des Bibliothefars Hofrath G. Remm, in deffen eignen
Kreis won Gutereffen daffelbe einfdlagt, und ver als Verfaffer ber befaunten Gee
{chidte ber Tracten, Waffen und Gerdthe aller Valfer, Zeiten und Bonen, eis
gauzes Stodwert jeines Hanfes mit Privatjamimlungen in natura angefiillt hat.
Bom Sohue bes Gammlers fam erft nod) im vorigen Sabre aus Sildamerifa
cine Rifte feltener Sndianerwerkenge an. (9. 3.)
	— st— Hamburg, Moi. Der yor Kurzem erfchienene Berit bes
hiefigen Runftvereins iiber bas Gahr 1856 befundet in mebrfader Hinfidt bas
Steigen bed Kunftintereffes. Die Bahl per Mittglieder ift von 848 auf 903 ge-
wachfen; der Befud der fredtifchen Galerie und der permanente Ausftellung,
beren Lofale mit einanber verbimben find, ift Hberans gablreid) gewefen. Wus-
geftellt waren auf der permanenten Uunsftellung im Gangen 200 Kunftwerke, woz
yon fiir faft 2300 Tole. verfauft worden if. — Die viergehnte grofe AUnsftellung
bat in den Monaten Nai unb Gunt finitgefunber. Reine dev fritheren hat fih
einer fo zablveichen Frequeng von Kunftwerfen, vow Bejudern und von Kaufert
erfrent: bie Berfaufsfumme iberftieg 30000 Thr. und betrug faft bas Doppelte
berjentiget von 1854. uch in diefem Berichte wird der Wun nad einem
eignen geriumigen Gofal yur UAuéftellung von RKunftwerken lebhaft betont und
bas Geblicinif nadbdritdlids motivirt.
	сиу еше fo auferft fomplignte und audspilhrlicke Hadivarbert mredergege-
ben, al8 e8 ein groftes Kupferblatt nur irgend im Stande gewefen weve.
Hier ift mm auferdem wieder die ganze Farbe und vie ganze Geele ves
Malers mit hineingefommen, die Kapfe der Madden, namentlid) der dev
niittleren unitbertrefflic) jin, fo dag man fagen заб е, Пе batten dem
Radirer gefeffen. Chenfalls hervorragend ift vie , Venus” von Tizian.
914 mr der ,,Banernfdlageret” von Adrian Brower ift ganz die diinne
Luftige Mtalevet des Meeifters gu finden, ein Hsdft vovrtrefflices Blatt.
Gin wahres Buwel aber ved Budhes ift daun ver Brief von Caspar
Netfher. AWuffer bem Gharalter pes Bildtons ift per Kopf ves iiber
feinen Brief finnenden Stinglings gang herrlich gerathen, die einzeluen Cheile
haben eine dugerft pracife, treffende Zeidinung; der оф ift ein wabhres
Meifterftitc ver Ytadirtednif, man faun fagen, dak fogar der Buftand dev
Bilvoberflache, das Bliide, Sehillernde, welded folde Art Bilder aus der
	Rett haben, nut werantchaulidt rt; e&8 roll wrrflich отеЁ Бебен, ее ]6.
	feine Отарайюи тег бииид изб) ме Эгарилииа hervorjubringen, und das
Wlles in fo Heinen Mafiftab! Cine БЫФИ bemunderungawitrdige Meifter-
avbeit ift die Familie Stuart uad van Dy. Hier zeigt fic) vas Фе
15 ves SRituftlers fitv vie ftrifte Wiedergabe des Wusnrucks der Mipfe
in feinem hellften Ltchtes. Wie durd) eit fcharfes Daguerveotyp [deinen
die Riige hier faft erbfenflein gufaunmengedrangt und hingezaubert, fo dafi
mart erftaunt zur Lupe greift, um fie wieder in iiberrafdender Wahrheit
hervorwadjen gu fehen. Die ,, Rube auf der Пиф“ von Ferdinand
Bol ift our ©. Friedrich) fet und zart зна wiedergegeben. Зо
aliglich und tren im Chavafter find aud die beiden Landfdaftlidjen Madi-
rungen von Kriiger: der ,Wafferfall” nah Cverdingen und ver  . g.
,oudentirdyof” nad O. Ruy sdael.

Go find hier ein viertel Hundert Meifterbilver vereinigt. Midis И
iattivlidher, al8 der Wunfeh, рав е8 mtindeftens die doppelte Anzahl und
mehr fein michte. Фо viele von feinen Vieblingen ein Seder finden mag,
eben fo viele und vielleidt mehr wird er moc) vermiffen. Wir ftellen da-
her den febr dringenden Wntrag auf Fortfesung ver Galerie, und erlauben
und flix diefelbe nur aus bem Gedddtuify — augenblictlich pew trefflicen
Hithrer Hitbuers nicht zur Hand habend — noch folgende Bilder vorgu-
foblagen: die Danae von van Hyd, den Liebesgarien won Itubens,
Portraits von demfelben und von Belasqrez, die Madonna oon Mu-
vilfo, die Kartenfpieler von Caravaggio, die Dame am Handbeden
оси Ylegu, dte Briefleferin von Peter de Hooghe, Venus von Palma,
Ganymed von Rembrandt, dann Claube Lorrain, endlid) das eine
oder DAs aithere Der фена фен Paftell-Portraits und viele andere, die
uns einfallen werden, menn wir diefen Bericht gejdloffen und in den
Dru gefandt haben. Wahrlih Hiibner hat fi) den lebhafteften Dank
aller Kunftfreunde durd diefe Uusgabe dev von ihm fo trefflic) catalogi-
firten Galerie verdient. Gon feinen begleitenden Gonetien haben wir
[don frither bet bev bereit? erwahnten Gelegenheit einige Broben mitge-
theilt. Wher e8 foheint uns ferner, vak Biirfner in diefer Wrbeit eine
piel зи ausgezeicnete Gabe zur BVearbeitung eines ganz befondern Gebiets
an den Lag gelegt habe, al dak man nidst innigft wiinfden Го, raf
еше Slluftvation aller veutfdjen Galerten durch feine gefdidte Hand und
unter feiner gewift einfidhtsoollen Leitung internommen witrte. Jur mwitn-
fen wir eben jo dringend, ав 208 Leivige Gefdiledt der unberufenen
Nachahmer, vas fic) tmmer ger etngufinden pflegt, wo Ciner einen guien
und glidfiden Wurf gethan hat, vie Hinde wo miglid) davon loffe. Nur
wenn Sadjen von folder Gediegenheit geleiftet werden, wie hier vorliegen,
gilt unfer Зи. Und diefe Wiehe und SGediegenheit midsten wir aud
denen зи Bedingung шафет йен, die mit einem abhnlicen Plan tu
Bezug auf die Berliner Gemalde-Cammlung unrgelhn, weldjes, wie wir vor
einiger Zeit hirten, ver Fall fein foll, ohre dak man uns Namen genanut hatte.
		Aritun yg.
	Е Herlin. Die Nr. 124 der A. B. bringt einen bebersigenswerthen
Urtifel ber die Reftauration der Frauentivde im Miinden, weldher gegen jenen
gu weit gehenben ardhitebtonifden Purismus geridtet tft, dev abfofut Wes ent-
fernen will, was nidjt mit dem Baugedanten des evften Erbauers burdaus in
Ginklang ftehe, und ehrwiledigen Gotteshdufern anf alle Fa Me ben Banker ab-