ber ,, Parade” worgugsrweife ме Hille der LebenSvollen Cinjelheiten
feffelt, fo ift hier, ohne раб е8 ап den Lewtern feblte, vor allem die
malerijde Totalitét, der Luft- und Lichteffect, die Darftellung der
gropen Menfchenmaffer als meifterhaft hervorguheben. Gielleidt hat
inSbefondre Iegtere Wufgabe, fitr die, nur beilaufig gefagt, unfre
weftlichen Nachbarn meift itberlegen find, niemalé ein deutfcher Kiinft-
ler beffer geloft.
	Geen, wie wir zu zeigen verfucht, alle Leijtungen Kritgers bem
Sdeal eben fo febr al deffen Antipeden, der Caricatur abgewandt,
von unmittelbarer Naturanfdauung, alfo gewiffermagen vom Por-
trait aus, fo tragen denfelben Charafter auch diejenigen Genrecom-
pofitionen, in denen mehr eigne Wahl als der Wunfeh der Gsnner
ihn Leiter mote. Sene {hrifcyen und romantifcen Clemente dev
mobernen Gchulen, jene artigen fleinen Ciebesintriguen und Gerwit-
felungen, die man immer Мет und da fon bet ben Terburgs und
MNetfchers antvifft, ja felbft jene bald gemiithlid-fomifche, bald faty-
rife Anfchauung bes Veniers und Jan Steen fucht man daher bei
Kriiger vergebens. Uber man witrde dennoch fehr irren, wenn man
3. $. ш feinen beliebten ,,Pferdeftallen” und Webnlicjem jene fo zu
fagen, Iatente Poefie vermiffen wollte, mit der den rechten Be-
jhauer oft aud) vie alltiglichbfte Wirklichfeit heimlich umfangen und
bezaubern Fann. Wir hivten einft eine hodigebildete Kunftfreundin,
ja Riinftlerin, fic mit wabhrhaft priefterlidem Cifer gegen die
Wahl eines foldjen Gegenftandes erflaven, und von ihrem Stand-
punft hatte fie fider nidt gang Unrecht. Aber wabr ift e8 dod
(um bei dem angefiihrten Beifpiel gu bleiben), nak ancy ein Pfer-
deftall fein Stiid PBoefie hat; und tann uns ein Boz oder Had:
finder *) in diefelbe mit Worten einweihen, warum Hatt’ es Franz
Kriiger nicht mit Farben thun follen? Der Hauptreiz liegt nidt
ettya in ber Maturwahrheit alfein; er liegt auch in der innig ver-
trauten, faft fiebevollen WUuffaffung, und ift e8 faft immer ein ganz
beftimmter (Portrait-) Stall, fo ift e8 anch nicht felten fogar —
fein eigner,

So ift denn auch unjertrennlid), ja im Snnerften Gins mit
Kriigers Richtung aufs Portrait, feine iebe und Begabung fiir
Khierdarftellungen. Wie im Ganjgen feine Kunft ein nicht allgu weit
abgegrengtes Gebiet, dies aber umt fo vollftindiger ausfilllt, fo Гебен
wir fie bet diefem Zrweige ebenfalls, der urfpriinglichen Netgung tren
bleibend, auf Rok und Hund Той ansfdplieBlid) gerichtet; aber fte
feiert bier, befonders in der Darftellung des Erftern, wenn nicht
ibre glanjgendften und populirften, dod ihre unbeftrittenjten Sriumphe.
Auch fiir diefe Specialitat wiiftenr wir ihm nur den beriihmten Ur-
Heber der ,,Smala  gu vergleichen. Wie e6 dem Sdhladtenmaler
giemt, migen allerdings Bernets MNoffe mehr Feuer des Wusdrucés,
mehr Moannigfaltigkeit der Bewegung haben, aber die grofre Natur-
wabhrheit, die volffommnere Harmonie des innern Baues mit dem
дивети Leben hirten wir nocd) immer, von Meitfundigen wie von
Riinftlern verwandler MRichtung dem peutfchen Meifter gufprechen,
deffen Wufgaben allerdings (wir wiffen nicjt, ob wir fagen diirfen:
leider!) nur friedliche waren. €8 ift felbftredend bas moderne
Pferd, das in beiden Miinftlern feine Darftelfer findet (und fich bei-
Laufig gefagt, auch in Vernets Mitterfaladten nidt verlaugnen fam);
e8 ift aber auc) vor allen Dingen dad wirfliche, naturwahre Pferd,
mit dem verglicen oft bie Darftellungen der berithmten Altern Mei-
{ter etwas phantaftifd)-toeales, einen gewifjen Begafus- oder Hippo-
fampencharafter tragen.**)
	=) Зи 5еи „Лашен ен Фефю ен.”
**) Wir forechen von PBferden, die alB edle dargeftellt werden. Wouvere
	manns bvielberufne Shimmel 3. B. find allerdings in hohem Grabe wahr, aber
man wird fle im Gangen nicht als (hippologijd)) fdjdm unb edel begetdnen tine,
пеи, — felbft von Race und Beitgeldmnad abgefeben.  
	Sn Kritgers Hundebtloern findet man vorzgitalid) bas zierltche
Gefchlecht ber Windhunde bevorzugt, von dem er in der That, fei-
nev Jugendneigung tren, Lebenslang umgeben war. Die Spagiers
ginger Berlins werden fic) noch lange jener Gruppe von fdsnen,
feingebauten Thieren diefer Wrt erinnern, die von einem Groom ge-
fiihrt al8 ,,Rvritgers Hunde  eine ftets gern gefehene Staffage ihrer
Promenaden bildeten, und bei vitterlichen Sagd- und Prunkitgen
felbft die weltbedeutenden Bretter bes Opernhaufes betreten durften.
G8 war, alS wenn eit Etwas von ihres Herrn Popularitét and
fie umgeben hatte, obgleic) man fie faft immer ohne ihn fab.

Nur einmal hat der Verf. diefer Zetlen das Gli gehabt, dem
Lebtern von Angelicht gu Wngeficht gegentitber gu ftehen, aber auch
von diefent Einen Mal bewahrt er danfbar ben Cindruct сте
Natiirlichfeit und Hergensgiite, fo wie der Liebenswitrdigften Gefal-
ligteit gegen den villig Unbefannten, der nur durd) Nennung eines
beiderfeits befreundeten Dritten cin Fleines fiinftlerifches WUWnltegen
einleiten fonnte. Sim Begriff gu einer entfernten Sagdpartie abjue
veifen, unterbrach ber Mteifter trog allen Deprecivens feine Vorbe-
reitungen bag, bis er in feinen Mappen das begehrte Hitlfsmittel
gefunden und dargeboten hatte. Unbedeutend, wie der Bug erfdhet-
nen mag, wollten wir ihn nicht iibergehen, weil er fo ganz mit bem
Bilde, was uns von Kriiger naberftehende Freunde und Verelrer
entworfen, ibereinftimmt.

Wir brauchen faum zu wiederholen, oa er folder in den
mannigfadh(ten Lebenstreifen befag. Won den Hodhften gu beginnen,
purfte er, ndchft mehr als Ginem Gliede des Preufifden Kinigd-
haufes, felbft ben madhtigen Ratfer aller Reuffen, Nicolaus I. da-
runter 3abler, ber thn gweimal (1844 und 1850) nach St. Peters-
burg bernfer, und vielfach dure Wuftrage, wie durch perfdntliche
UAusseidnungen (fo noch im Bahre 1851 mit dem St. WAnnenorden
sweiter Maffe) geehrt Hat. Von Kriigers GBerithrungen mit Gee
noffen feiner Runft heben wir, aufer Фен Феи Иен, befonders die
mit feinem grofen Geiftesverwandten und Rivalen Horace Vernet
fervor, twelde fic) bet deffen Befud in Berlin aufs anmuthigfte
geftaltete.*) Des Genannten foldatijd) - pifante Phyfiognomie hat
Rriiger damals mit gleichem Geift und Gli, als ein andres Meal
bag fonnige Greifenantlig des beriihmten Biloners Thorwaldfer
feftgehalten. Dird) feine Gattin, die frither ein gefchagtes Mitglied
per Hofbithne gewefer, war er aud) mit diefen Regionen in heitrem
und freundfdjaftlichem Berfehr, und wenn ifn feine ganze Entwid-
{ung mehr anf pas Mannerportrait hingewiefen hatte, fo {аб man
ihn namentlid) hier, von eigner Wahl geleitet, and) in Darftellung
anmuthiger und geifireiher weiblider Grfcheinungen feine Deeifter-
fchaft bewahren, — fo durd) jene Zeidnung von Fanny Cleler als
Sylphide Cin farbiger Kreide ausgefiihrt und ju feinen beften Lei-
ftungen gezahlt), da8 ungemein geiftreide Portrait der Gangerin
Sophie Liwe, ihrer blonden Rivalin Fafmann und mandyer andre.
Man fann aber von feinem Leben nicht evzahlen, ohne tibevall feiner
fiinftlerijdjen Werke zu gedenten.

Wir aber wiffen diefe bunte Meihe finftlerifder Bemerfungen
und fleiner thatfichlicher Notizen nicht beffer, als mit dem Wunfdje
st befchlieBen, bag ihre Ungulinglidhfeit einen Beffer- Berufien ет
weden mige, Kritgers Vafari gu werden und namentlich von feinen
zahlreiden Werfen genauere chronologifdye Nachrichten gu fammefn.
	*) Man wird uns hier vielleidht nicht unger die Mtittheilung eines davace
teriftifdjen Riinflergeidhichtdiens eclauben. Die beiden Mteifter Hatten fid) damals
gegenfeitig Proben ihrer Kunft yum Andenfen verfproden, aber im GenufR dev
Gegenwart hatte Reiner Beit yur GErfilltang gefunden, und Bernet war bereits
abgercifi, al8 ihm Rriiger in rafd) entworfner Being einen Hund feiner Lieb-
fing8tace nadfendete, dex in madtigen Spriingen hinter einem Hafen ber ift. Rod
	  untertwegs rebangirte fich der frangdfifde Riinftler mit etnem gletden Cremplar,
	baS aber ben Sliichtling bereits gepadt hat.