ften Wege erttfteht; in einer dhulidjen Weife bildet auch die Зифе
teftur ihre wefentliden Formen, und verleiht ihnen dadurd) Wahre
рен. Wie in der Natur filv gleide Bweee fich gleiche Formen wie-
berholen, fo auch Безе bei dem Ban die Wiederholung des
Gleidhen, und die gleidhalftige, oder fynmmetrifche Anordnung als
nidfter Weg aur Zwecerfitllung — freilich micht bet dem Нешем
Wohnhaufe, wo die Shmmetrie oft geradezu gegen die Zwedmapig-
feit ober Bequemlichfeit ftreitet.

Wie fich aber in der vegetabilifcen Natur die grbpern For-
ment (Stimme und Mefte) Durch WAbrundung anf vas Minimum des
Bolumens veductren und allmaihlid) verdiinnen, fo entfteht in der
Architeftur auf vem ndchften Wege — fowohl nach conftructiver
Bedingung, alS nach raumlidher Anforderunqg — gewihnlid) vas
ftetige und parallele Gerade, das Rechtedfige, das Scharfe, das Ran-
tige 2c. Unb wahrend die Bflanze von innen herauswachfend iby
Volumen allmalig ausehut, fo dak die das Ganjge des Organisnius
ausmachenden verfdhiedenen Theile nur aus einem Stiice beftehen
und fic) nicht gar fo fdharf von einander abfegen, fondern vielmebr
fanft in einander itberwadhfen: fo entftcht dagegen der Baw durch
Guferliches Lothrechtes Wufeinanderfeben und durch Zufammenfiigung
vieler Stitde in verfdhiedenen wageredten Whfagen. Und in Gee
mapheit biefes feines eigenthitinlidjen Wachsthums grengen fich die
verfchiedenen OGlieder mehr oder weniger beftimmt von einander ab.

Befonders darf aber folgendes nicht itherfehen werden. Bei
per Schdpfungen der Natur befteht immer ein gang vollfommener
und feltbeftimmter Organisms. Wher bei dem Bau, der ja nur
ein Menfchenwerk ift, haben felbft die wefentliden Hauptpartien, ge-
fchweige denn die unwwefentlidern Formen feinen fo durdgdngig
nothivendigen, rein organifden Zujammenhang, feine fo unabander-
liden Proportionen, fondern e8 iff Mandhes mehr ober weniger
avbitvdr. Wud) entfpreden in der Natur immer die ине ftets
bem Zwede vollfommen genitgend, und dtenen ihnt, ohne ihn im ge-
ringften gu befcranten. Oagegen mitjfen fid) bei dem monumenta-
Ten Bau, bet dem nicht allein die Stitgen der Decken, fondern aud)
die Decken felbft burchgangiq aus Stein beftehen, ме Hauptranme
und Nebenriume hiernac fiigen und nicht felten befdranfen; fo daw
die monumentalen Conftructionen, ohne welche der Bau fein ernfteds
Werk der Runft fein wiirde, fo au fagen ebenfalls gu einem eigent-
lichen Bwede werden, und da} daher die wefentlichen Formen in
der WArchitettur gewiffermagen Diener gweter Herren find. Darmit
foll itbrigens feinesivegs wiberfprodjen werden, dag fich im Wllge-
meinen die Conftruftion 3ur raéumliden Anforderung verhalt, wie
das ЭНН zum Zwed.

Nachdent das Berhaltnif ver WArchitettur yu den andern Mine
ften erdricrt worden ift, wollen wir uns num naber mit dem Wefen
per architeftonifden Gchdnheit befaffer.

Фа der aAfthetifche Cinornd eines grofen Baues ein compli-
cirter fei, midhte woht von niemanbdem begweifelt werden. Wher wo-
vin fiegt denn eigentlich) der afihetifche Sdhmwerpunlt? ФЕ Эней
tur bietet offenbar gwei Geiten dav, die febr vevfdjicden, ja in ihren
Extvemen cinander gerabegu entgegengefest find. Betrachten wir die
wefentlichen Beftaudtheile cines Bares, fo hat wohl nod) jeder Ar-
chitelt ihre Rernform vorzugsreije nach dev befonderen raumlidjen
Anforderung und nad den Bedingungen der Conftruftion geftaltet,
fo daB fie dadurd) diefen Anhalt mehr oder weniger Har ausfpre-
chen шие. Wenn wir pagegen an Dem Bane das Decorative
deffelben ansfchlieBlich betrachten, und gwar guerft die architcltonifden
Perzierungen in engerem Ginn, fo find legtere meift ginslich ohne
Subalt. Wir vermigen 3. B. in den blos mathematifchen Bergie-
rungen ded Whanders, Ziczacds 2с., die nidt einmal ein Unten und
Oben haben, nichts anderes gu feher, als ein ganglic) inhaltlecres
Glos angengefalligcs Vinienfpiel, pas burch irgend= eine wilffiirlic) ge-

 
	Трхефеи, ben veligidfen Sutereffer dienten, tt feinemt geringeren
Ginne dient aud) denfelben dte Architeftur. Das Raum-VBedkirfnif
eS veligidfen Cultus, fo wie aud) die profanen aber mehr idealen
und Sffentlidken Raumbediirfniffe ober Bwede find wefentlid ande-
rev Art, alS der materielle enge Bedarf des fiir die etnzelne Familie
gugemeffenen Wohnhaufes, und geben erft vem Bauwerke feine bi-
here geiftige Bedeutung und Weihe. Solche Bediirfuiffe Ибеи feine
profaifdhe Befcbrantung aus, fondern Laden vielmehr зи einer poes
tijden Steigerung ein. Der hohe Biwed der Kirche fordert geradegu
eine grofartige, bas Gemiith erebende Raumlichfeit und zwar nidjt
bargeftellt in leidht wergdnglidem Wtateriale, fondern in demfelben
unvergingliden Steine, aus dem die ewigen Berge beftehen, fo dap
fon von diefer Seite allein betvachtet, der Ban durd feine о»
numentalitit einen erhebenden Cindrud macht. Darunt ИЕ Haupt
fadhlich hervorgubeben, daf in der Urehtteftur diefelben Wbftufungen in
Bejgug auf den Inhalt ftattfinden, wie in den andern Kiinften. Wie
firdlidhe oder hiftorifdhe Dilber hoch iiber Scenen aus dem alltig-
Tichen eben und fiber Familienportraits ftehen, fo ijt eine Rircde,
ein Bffentlidber PBalaft hoc) ither das biirgerliche Wohnhaus yu ftel-
Ten. Wie man alfo gwifden einer ivealen Hiftovienmalerei und einer
naturaliftifden Genremaleret unterfchetdet, fo haben wir gwifden einer
idealen Wrehiteftur umd einer Wtilitdts - Urchiteltur yu unterfdetden
und fprechen hier nur won ber erfieren, welder pajfend die Genen-
nung ,, monumentale Urchiteftur” geqeben werden fann; denn die Cigen-
ТЕ der Mtonumentalitat fteht, wie gefagt, unter den vielerlet Fac-
torcn, die gufammten die afihetifche Wirfung eines grofen sffentliden
Baues hervorbringen, обей пи. UUebt doch immer etn wirklich alter
Bau, deffer monumentale Kraft bem Bahn ver Beit bereits ein
halbes Sahrtaufend getrogt hat, ungeacdhtet mancher fonftigen Ptin-
gel einen viel fublimeren Gindrud auf den Befdaner ans, als ein
ganz gleich geftalteter neucr Bau: wie man ja einen in Sdladhten
bewahrten alte Krieger mehr achtet, als einen erft ind Feld viiden-
ben jungert.

G8 fet hier gegen die iihertriebene Oeutfdthiimelet bemerkt, af
in biefer monumentalen AUrchiteftur der tlimatifce und nationale Un-
terfchied gwifchen Vindern wie Deutfdland, Stalien, Franfreich und
England, die hinfichtlich bes Rlima’s nicht gar fo viel von einander
abweichen, und gwijcen Vollsftammen, die Leiblich und дейиа {о
eg mit einander verfdhiwifiert find, wie ber germantfcde mit dem
romanifden, nie fo bedentend hervorgetveten ift und nicht bervor-
treten fann, af8 dies in ber Wohnhaus-Architeftur fic) zeigt. Und
ebenfo machen fic) gwar bei Whbilpungen des gemihulichen Lebens
pie nationalen Gigenthiimlidfeiten geltend, aber bei der НуфИФен
Зет инь Sculptur fann gemag dent ohnehin пише ен Cha-
rafter bed Chriftenthiuns fein fo bedentender Unterfdied ftatt finder.
SGelbft swifchen dev Firclichen НИЕ ито der volfsthitmlichen pro-
fanen Mufit befteht dafjelbe Verhaltnip.  

Die architectonifdhe Echepfung apt fic auch in mander Be-
giehung mit der Natur felbft vergleichen, nur darf dies nicht де ее
hen, ohne dabet bie Unter[diede hervorguheben. Dev Bau, obgleic)
einerfeits feine Formen aus todtem anorganifden Materiale Lilvend,
anbererfetts aber gugleid) cine menfdlid) hohe Beftinumung осень
und ausfpredjend, iff in fo fern der vegetabilifden Natur ahnlich, als
port eben fo fichtbar unter den bedingenden Gefegen dev Gravita-
tion der inneve — freilich nidht geiftige — Begriff oder Bweet bev
Pflange fid) in der cohdrenten Materie, die gleich bem Bau an den
Ort gebannt ift, vealifivt ober conftruivt. Der Banmftamm fieht
parum fenfrecht, ev ift, um an allen Stellen gleiden Biderftand
реш Winde darzubiete, unten am dicjter, was bet der Sdhling-
pflanze anders ijt uw. Г. №. Wie hier die auBere Form den innern
Awe oder Anhalt dadurd ausfpridt, dah fie nad einer vernitufti-
gen Nothwendigfeit mit ben ecinfad{ten Mtittetn unb auf dem nade