Region. Hier befteht die Gphire bes geifttia intereffanten Gadsn- heitspols in ber adht chavacteviftifden Wuffaffung ver durch) die Be- ftimmung 2е8 Baues geforderten Raunte und in der entfpredendert Darftelfung devfelben mittelft der monumentalen Confiruction, woraus fowohl die mehr fpeciell-chavatteriftifce arditectonifcbe Anlage her- porgeht, als auch die mehr generell-charatteriftifde (hauptfachlich con- fteuctive) Anorduung, Geftaltung und Gliederung ber gum Orga- nigmus eines vollftindigen Baues gehirigen Elemente. Aber die Sphire des anderen finngefalligen oder formalen Echinheitspols befteht arin, dak neben dem Bwede herfpielend den Grofformen ein dem Uuge fdnteichelndes Anfehen von Leichtigteit, Bierlichfeit und Weichheit geqeben wird durch fein profilirte Biergliedden, die Ме сетей umrahmen und theils gefchmeidiger mit einander ver- забей, 1668 dentlicher gegen einanbder bezeichnen, und dah Durch ansfitllende Verziernngen bas Ganze eine retdere Vollendung erbalt. Uebrigens findet darin ein Unterfchied gmifden der Urehitectur und ben Ме менее Geftalt abbilbenden Riinften ftatt, dah bei den legteren die bas geiftige Leben fchildernde characteriftifche Gchin- Heit am Aenfern diefer Geftalt hauptficlic) pur) folde Bemwe- gungen und Blige fic) ansdriict, welche im Gerhiltnif gur Gripe und finnficjen Mtustulatur der ganzen мен фен Фе flein und fein find: wihrend in der UArchitectuy dagegen die dharacteri- {ое Sphare der Schinheit gerade in den Grofformen de3 Banes fich ausoriict und die woblgefallige Sphave der Schinheit mehr in pen Rleinformen, in den feineren Bergliererungen nnd den Orna- menten ihren Gig bat. Wer die leider 1823 abgebvannte und nicht wieder in реш urfprituglicben Geifte hergeftellte alte Bafilifa. des Heiligen Paulus git Mom unb den по ganz erbaltenen Heinen Qhefeustempel gu Athen fcnell nad) einander gefehen, founte am deutlichften die ver- fchiedenen Gindritce der faft nur einfeitig vorhanbdenen beiden Pole ber ardhitectonifden Schinheit empfinden. Bm fener grofen фе ftanden gwar die meiften Cheile verwiiftet und in giemlid) roher, nicht einmal volfftindig ansgepragter stedlicher Rerngeftalt da. Aber welch’ geiftig-fchinen erhabenen Cindruck madhte dennoch diefes hriftlich-characteriftifde Baurentmal in feiner immenfen Wusdeh- nung, in feiner Haren organifden Hauptanordning, in feinen auf- fivebenden Oauptverhaliniffen und in feiner tiifnen Gerinmigfett, die einem Heer von Glaubigen Zuiritt und ЗИ auf den Haupte altar geftattet! Gollte diefer Cindrud nicht frither mandhes leicht- finnige Geidenherz befehrt und der dhriftlic) itberivdifden Cebens- anficht zugewenbdet haben? — Dagegen der fanlenumgebene Thefeus- tempel: anf der fatten und feingliedrigen Begrengung fetner Haupt- formen weilt gefeffelt das ergibte Auge, ein gweitanfendjahriger, nte alternder anmuthiger Marmorglanz ftrahlt ihm entgegen; doch diefe fdmalen Vorhallen fdeinen fiir uns foum einen ernftlicen Raum- sect gehabt gu haben. Wber troy ifrem fleinen Rwede ftehen jie in unfterblider Grazie und Anmuth, in gierlidjer Bollendung und weife gemagigter Uusfchmiidung da, deren nod) fo oft mwiederholter Anblié nie eine Ueberfattiguug erregen wird. Rach dem Obigen darf wohl behauptet werden, таб 1 der chavafteriftifcen Wuffaffung oder in der raumlicjen Wnorduung und monumentalen Darftellung des Ganes der geiftige Hihenpuntt bes fhaffenden Riinftlers und dev Hohere Afthetifce Cindrucé fiir den Befhaner liege. Die achte Anordaung eines Mirdhenbaucs mug wahr und vallig den Begriff ver chriftlichen Rirde mit dev befon- pern (ofalen Wufgabe vermabhlen, fo dak das Gange und feine Theile eine organifce Einheit ausfpreden, b. h. af nicht allein der Haupt raum in feinen Dimenfionen nnd Verhaltniffen fich edel und grof- artig darftelle, fondern baf auch die gugehdrigen Nebenviume fowohl an fic) vollftindig, als aud) gum Gangen paffend und unverfiimmert fid) verhalten. Den verfehiedenen oft complicirten Raumen itd Gejtaltung ded Kunftwerks, als cas Hdhere gevidjtet; und gulewgt bet реш Erfalten diefer Ridtung wurde faft nur nod) die gefallige Aushiloung der Formen cultivirt, woran man ПФ ausfchlieBlich ergizte. Die BGlithenperiode jeder Kunftrichtung ltegt aber offen- bar gwifchen biefen beidben Extremen. Ginige Beifpiele follen das in verjchiedenen Beiten mer oder weniger einfeitige Borhervfchen je eines мет beiden Schinheits- pole deutlicber jcigen. Wir werden von mandem altitalientfden oder manchem аси ен DBilbe durch den lebendigen jpivituaten Ausdruc der abgebildeten Geftalten geriihrt, erhoben und begeiftert, alfo in Hohe Grabe Afthetifeh afficirt, mahrend doch diefe Geftal- ten in ihrer gav fo ascetifden und felbft fritppelhaften Gliederung ind Mustulatur vem Wuge eher miffallen als gefallen. DOagegen nimmt an mander antifen Statue der gefunde thattraftige Rirper, correct gegeichnet und gefallig dargeftellt und vorgetrvagen unwider- fteblic) unfer Wohlgefallen in Wnfpruch; wahrend wir dabei dod nur ein mehr finnliches Leben ausgedritdt finden, und mabrend die Biige, welche ein ethifches Geifiesleben bis auf einen uns intereffi- renrden Grad abbifoen follen, gleidhfam noch fdjlafen, fo dag nur der Plag dazu vorhanden iff, wie etwa bei dem Angefidte eines Rindes. Die Wlten felbfi vermiften 118, denn fie fonnten bei ihrer nicht hod) ither das Srdifdje ftetgenden Meligion und Lebens- auffaffung die ethifde Leere ihrer Phyfiognomien nicht fithlen, wie wir bei unferer Gemiithshihe, die erft eine Gabe des Chriftenthums ИН. Das Bergeffert diefes Unterfchieds zwifchen dem damaligen und hentigen Standpuntte der Religion und des Lebens, und alfo aud) awifden рег damaligen und heutigen Kunftrictung, hat die einfettige Unficht evgeugt, al8 follte — nach dem Borgange der antifen Pe- tiode — die durch die Runt gu fchilbermde Schonbheit nichts mit per fpivitual-{chinen, chriftliden Gemiithswelt gu thun haben, und май пали darum nur die finnlid) gefallige und ivdifch Lebendige Seite dev menfehlichen Geftalt fin. €8 waren itbrigens fdjon in ber griechifcjen Runft beidbe Schinheitspole unliugbar vorhanden; nuy iiberwog — felbft in den geiftiaften und ber Ginnlidfeit am meiften entritcten Wnfyaben — die formal-fdhine Seite fo fehr nad) nuferen Begriffen die dhavacteriftijdh-fchine Seite, dak der Schwer- puntt jener fic) guneigt: ober vielmehy der chavacteriftifde Pol war bet den Griechen nicht von folder geiftigen Tiefe und Bedeutung, pat er den gefilligen Pol — das glatte ФейфЕ — gentigend be- fehriinfte. Doc) ift darum die chriftliche Runft feineswegs als virecter Gegenfag der antifen Kunft aufzufafjen: wie ja ebenfowenig pie chrifilide Religion, wiewohl viel hdher ftehend als die griechifde, dennod nicht geradezu der Gegenfag der legteren iff. Gagen ja fogar die alten Dogmatifer, dak im Heidenthum fchon das Chriften- thum einigermafen vorgebilbet wav. G8 bhedarf iibrigens, um den Oualismmé nachguweifen, nicht einmal foldjer Beifpiele, die in dev Zeit foweit auseinander legen. Die Vergleichung der Bilder heutiger Hiftorienmaler, die den bei- den entgegengefesten Richtungen — der ideallftifdyen und der reali- ftifhen — in extremer Weife angehiren, foun uns iibergeugen, рав diefelben, um Феи Afthetifchen Anforderungen vollftandig yu ge- niigen, gweierlei Leben darguftelfen Hatten. Auf den Bildern der Ultra-Sdealifien fpreden die dargeftellten Mtenfcen wohl ein hiheres Seelenleben aus, allein fie enthehren haufig aller ferperliden Lebens- цен. Dagegen treten uns auf den Bildern der Ultra-Realiften pie Gefialten oft mit groBer finnlicher Vebendigheit entgegen, aber fie enthehren de8 idealen Geelen- und Gemiithslebens. (о hier wie dort ift dic Bollftandighkeit der Sdhinheit nicht erveicht. Um ини wieder anf die Urchitectur givitczufommen, fo bewe- gen fic) in ihr, al8 dev Guferlichften Der Riinfte — welde, wie oben gefagt, nur eine indivecte Begiehung gu dem innern Menfchen hot — natiirlich auch beibe Bole der Gchdnheit in einer tiefern