rémijden Delegationen (Diftrifte) und die tberall bewiejene Naub-
luft der fogenannten und fich felbft fo mennenden ,groBen Nation”
entidleppte unter anbdern aud) ver Rirche ded Heiligen Haujes yu
Loretto fo viele Reichthitmer und Shake per Kunft, als nur immer
fortzubringen waren, davunter auch bas grofe plaftifche, von den
veichften Gemaudern, von Suwelen, Gold und dchten Perlen ftrowenvde
Wallfahrisbild ver Wtaria, welches ervft 1801 guritctgeqeben wurde,
und darum ebenfalls das Rafaclifdhe Gemalde, die ,, Mtadonna di
Loreto,” weldhes nicht wiederfehrte. Niemand wubte beftimmt, wohin
das Tegtere gefommen, und die Wigaben davitber unterfagen einen
беде Неси Schwanfen. Friedvid) Rehberg *) behauptete, dak das
Bild von den Frangofen mit nad) Kom genommen, und dort in der
frangofifcen Whademte guritcdyelaffen worden fet, wo er ed felbft qe-
feben haben will. Wet eS ijt Hedft wabhrfideinlich, dag dies die
erwagute opie in der nadmaligen Galerie Fefd) war; denn Bofeph
бе befak als frangofifcer RKrieqstommiffar bas Gammeltalent in
einem hohen Grade. Andere haben ohite allen Nachweis behauptet,
pas Bild jet fon vor dem Cinfatle der Brangofen aus der Kirche
della Ganta Cafa verfohwunden oder entwendet worden, und befinbde
fich irgendwo verfiedt. 8 ift aber faum dentbar, ba aus einer
Rirdhe von folcher Bedeutung, wie die genannte zu Loretto, in wel-
cher der Gottesdienft Tag und Mtadht nicht endet, ein Bild von fo
hohem Werthe mix wicts div nists hintweg getragen werden tune.
Diefen Raub fonnte nur friegerifche Gewaltthat ithen, und hat ihn
jedenfalls veriibt.

Die Befchreibung des Bildes, wie J. DO. Paffavant und
nach ihm andere fie geben, ftimmmt genau mit dem bier awsgeftell-
ки Зе.

„Зе beilige Sunafrau fteht finfs gewendet Юицех dem Завет
pes Chrifttindes, und Веб den Sdleier von vemfelben anf. Das
auf dem Polfter Liegende Rind ift Tebhaft bewegt, und мед feine
Nermchen ats. Hinter ила ТЕ Зорб, аш feinen Stab gee
ПИ; den Hintergrund bildet ein Borhang. ”

Diefem fet noch von dem hiefigen Bile Hingugefiigt: Das
Anilig der Madonna leudhtet von jenem edlen Glanje, der den Жаг
ме фен Mtabounenkdpfen eigen ijt. Das braune, gefcpeitelte Haar
fallt in gart gefraufelten Coden auf die Saultern herab, und ift
mit einem fetchien Sehleier bededt. Ueber den Linfen Wrm hat die
h. Sungfrau einen puntelblauen Mantel gefdylagen, der bis auf das
weife Lager herabreidt, anf welchent das Rind rubt, das unter dem
Haupt nod) ein weifes Polfterfiffen hat. Oas Rind erfcheint leb-
haft, frifeh, anmuthig, natlirlich. Sofeph, ber auf feinen Stab ge-
ftligt, mit Wntheif nach dem Kinde blidt, zeigt Bart und Haar в
graut, hagereds Geficht, ftarf herbortretende Stirntnochen ther den
tief Liegenden Mugen, und gefurdte Stirne. 8 ift ganz Soadhim
SGandvarts ,,alte ehrliche Mannes-Geftalt.  Die }. Iungfraw hebt
mit beiden Handen den Sehleier vom Kinde empor. Die linfe Hand
Ш ungemein fein in der Wnsfithrung, die redhte zeigt die Spur
talentlofer veftaurivender фойе. Der Sehleter ijt auperft ouftig
gehalten und bon Farbe weif, mit dem Ourdfdhimmer des griinen
Borhanges, der den Hintergrund ausfiillt. Das Gewand, von
jhwargen einfaden Bindern gehalten, ift hod) mennigroth und un-
gefdict ithermalt. Dent Ropfen diefer heiligen Familie feblen ginjz-
lid) die Aureolen. Des VBilbes Hihe ohne den Rahmen ift 3 Pa-
vifer ub, 5 Boll, 8 Vinten, die Breite 2 Fuk, 6 Boll, 2 Linien.

Chen im Begriff, dem Kunfipublifum Runde von diefemt Bilde
gu geben, und bie Griinde dargulegen, auf welche geftiigt man das-
felbe troh mancjer Schavigung, die e& erlitt, und tro mehrfader
Vebermatung dennocd fiir jenes bislang verfdolfene Urbild ber Maz
	*) Rafael Gangio aus Urbino, 2 Thetle Lert und 2 Lherle lithogr. Wb-
bilbungen. Berlin. Kein-Folio.
	ber fie fity ein SOrtginal ausgiebt;   табуЕ абег vou einem unbe-
fannten Meifter her, und ift von gervingem Werth. Man benugte
vie Compofition aud gu einem Wltarblatte fiir die Rirde Gan
Ugoftino im Rom, fiigte aber Engel hingu und malte anf den Schleier,
pen die Madonna von dem erwachten inde fanft abbebt, Mofen,
paher jenes Bild Madonna delle Mofe genannt wird.

Gine fiebente Copie, abgefehen von der lebterwahnten veran-
berten, befand fic) in dev Galerie Monte Cafino, und gelangte in
das berithmte fonigliche Deufeum gu Meapel. Diefelbe wurde frither
dem Antonio del Garto gugefehrieben, und wird jegt fiir ein Werk
pes Berin del Baga gehalten; eine Annahme, weldhe Paffavant als
ebenfo willfitrlich, wie die erfte verwirft, indem die Zeichnung febr
inittelmupig, und die Carnation fehr roth ijt. Cbenfalls yu Neapel,
in bev Sammlung des Cavaliere Carmine Lancelotti, befindet fidh eine
ate Copie aus Mafaels Schule, etwas hart in den Umrijfen, und
auf der Riidfeite mit folgender Snfchrift verfehen: Legato del Sig.
Principe Borghese alla Signora Constanza Eleonora, Gine andere
Conftanza, die Grafin Conftanga Monti zu Pefaro ift in dem а
lichen GBefige bes Carton-Entwurfs diefer Madonna, von Rafaels
eigener Hanb, die auf die Mitcfeite das Berzeidhnif{ ver Bropheten
wiederjdbrieb.

Gine neunte Copie befand fic) eine Beitlang gu Dresden im
Befike des Hrn. von Canicof, faiferlich ruffifdhen Gefandten am
finiglidy fachfifchen Фо. Фе foll Garofolo gemalt haben.

Biederuim eine alte Gopie, die gehute, Die mun befannt ge-
worden, ift feit bem Sabre 1821 im Parifer Mtufenm bes Louvre
aufgeftellt und trigt die Nummer 1191*) Diefelbe Hat manche
Miangel, wurde jedody neden noch einigen anderen Bildern von gee
ringer fiinftlerifeher Bedeutung fiir 100,000 Francs erfauft, was
einigermafen den Wtafitah ded Werthes folder Gemilde abgiebt.
Gine eilfte Copie, fchwach wie die vovige, wenn e8 nicht dtefelbe
ift, befand fic) in Der Galerie Orleans, fam aber gur Beit der Re-
volutionsftitrme nach England. Bon thr wird fpdter noch die Rede
fein. WuBer ihr befinden fich aber inimer nocd) drei Copieen des in
Rede ftehenden Gemildes in England (12. 13. 14.), und zwar eine
ausgezeidinet fdine in der Galerie Mtiles gu Leight Court, nur daf
auf devfelben Sofeph fehlt, — Ме andere, nicht vovgliglicje, in der
Gamumlung bes Herzogs von Wearlborough yu Blenheim-Houfe in
ber Graffdaft Oxford. Die dvitte, von Paffavant ebenfalls nicht
eroifute Copie befinbdet fich in der Galerie des Herjzogs von ще
male, jest in Chiswid ohuweit London, in der Graffchaft MtivdLeefex,
wo das prachtvolle Candhaus des Herzogs von Devonfhire. — Diefe
Sopie, von einem der befferen Gopitler Rafaels, zeichnet fich durch
ify auffatlend elles Colovit aus, Ш im Gangen fchin, mur vielleicht
eftoas fleiner, al8 thre jablreichen Schweftern. Endlich beftudet fich
nod) eine fehr gevinge Copie in der grofen Bildergalerie ju Briffel,
welde PBaffavant ebenfalls unerwahut liek.  

Mle dviefe Copten find nur als folde befannt und genannt,
ausgenommen die des Oru. Campana, welche aber Renner nicht
fonderlich achten, und muften aufgefiifrt werden, um von ihnen
wieder gu dent Urbilde zuriicyufehren. Diefes befand fic, nacre
e8 aus der Rirdhe Santa Maria del Popolo verfdwunden war, im
Befike eines тете, Mamens Girolamo Lottorio, dev den Werth
pes Gilded wwiirdigte, und daffelbe aus frommem Untriebe im Забте
1717 in ben reichen Scag der Ratherrale, oder der Mirche della
Sania Cafa зи Loretto fhenfle, wo es nun unter dent Namen der
pDtadonna di Loreto  als ein Mleinod erften Ranges verehrt wurde,
und bis gum Ginmarfd dev Franjofen in Italien bieb.

Qin Suni 1796 erfolgte die frangififche feindlidke ЗЗеевииа der
	*) Bergleidhe Dr. G. F Waagen: ,Kunfiwerte und Kunfiler in England
uib Baris. 38. Theil. ©, 444.