320 ——— 7) Konig Sohann. Wt 4. Scene 1. Arthur, Hubert, swei Diener Huberts. Die martervolle Scene, in welcher UWrihurs Blen- dung brobt, der gu Hubert fpridht: „ВЕ Збх mit auggliiben meine beiden Wager Mit реет Сей?“ Ar der Wand Hangt ein Rrucifiy, das SGinnbild des CErbarmens, und fo wahlte der Rinftler den Moment, in welchem die Gebhiilfen des Bollzichers eines fo fcbredlichen Befehls fdon auf deffer Gee heift fic) entfernen, und bie milde Regung des Mtitleins, des Er- barmens in Hubert die Oberhand gewinnen will, und endlid) ge- winnt, und er die Worte fagt: „ОцЕ, [65! Sd) mill Dein BWrige nidjt beriihren Kir alle Schibe, bie Dein Obeim bat.” Hie пенейе der vollendeten Seidnungen: 8) Sulius Cafar. Wit 3, Seene 1. G8 ift die Scene von Gifars Tob. Der uner ehittterlice Gebieter, der fo eben noch, am Supe dev coloffalen Bildfaule ves Pompejus, von fich mit ftolzem Mtunbde rithmte: — ,in der Mtenge wei ih Cinen nur, Der unbefiegbar feinen Blawg бахаи, Vom Anbrang unbewegt;” — erliegt Dem Wndvang, finft unter den Oolchen feiner Mteuchler, und vochelt nur noch fterbend: pomus, aud Зи? — Go falle Calar!/ Sm Hintergrunude wird don ein Srophaum zerftort, man тей die Waffen und Adler herab, und wertheilt alles an den Plebs. ‘sreibeit! Wntife Zeughausplimberung. Gin Theil der Raulbach’fden Beichnungen зи den Drammen Shalefpeares ift bereits burch den Stich befannt; fie find von Kunft- verfiindigen ancy fchon befprocen. Hier ift nur das gu fagen, daf per Grabftidel nicht vermocjte, bas geiftige Leben der Handjeidy- nung vbllig tren wiebdergugeben. Dtan fann daher hiefigerfeits nur Dank empfinden und ausfprechen, bak dev geniale Sehspfer der mit fo vieler Meifterfchaft, mit lebensfrifcer Phantafie, mit ergrei- fender Wirtung ausgefithrien Cartons voll freundlichfter Bereitwillig- feit auch diejen Genuk der Anfcauung verftattete. Bu den Cartons im Herjogl Gewadshaufe famen nod gwwet bildliche Darftellingen, und gwar eine Beichuung von Worth pon Sdhwind in Minden, 38 Fug 1 Boll lang, 1 Fug 5 Boll breit: ber ,,Gingug der heiligen Clifabeth in Thitvingen, Cigenthum per Frau von Gichel in Cifenad, — und cin achtecliger Rarton pon dem Wtaler Wislicenus aus Gifenad, ber bisher in Mom lebte, aber in diefen Tagen nach Deutjdland guvriicfehrt. Diefer Carton zeigt eine, den еб allegorifd verfinnbifoende ,, Pomona”, umgeben von fec)s nadten Rnaben oder Genien, welche mit der Grnte von Tranben und Uepfelu befchaftigt find. Pomona felbft trigt gang den Wusdrud von Fruchtharfeit und Giille, dod) evfcheint ihre Geftalt noch lebensfrifd) und jfugendlich genug, um nicht an den Lebensherbft gu erinnern. Diefer Carton hinge vielleicht beffer an einer andern Stelle, da in Rem gleihen Raume nur ernfte Bilber befindlich find, ja einige von fo erhabenem Grnft, dag alles Sinn- like und Weltliche fic) vor ihmen guritcgiehen follte, dod) war ed uicht miglich, jenem einen andern Raum anjuweifen. Da im Berichte IT die Cartons im Gewadhshaufe nur nam- бай gemacht, nicht aber befprodjen worden, fo foll deren Befpre- hung nun hier nachgeholt werden. G8 wird einleudten, dak unter den vorhin erwahnten VBiloern voll des erhabenften Ernftes, vorgugsweife Die Cartons von Peter von Cornelius in ben Berderqrund tretert, und wenn auch fon Sehlange und ein Krebs fommen, um gu neden und gu jeden, Ge- fhmeik umfehwarmt ihn. Oumovriftifd angebeutete Geelenverwandt: fchaft mit den Stachelfarweinen. 3) Mtacheth. Wht 1. Sceene 3. Meacheth, Banquo, ме ох Herven. Die mittelfte dervfelben Halt und zeigt prophetifd den flam- menden Rronenreif fiiv den ,,fiinftigen Kinig’. Wie Furien oder Mebdufen find alle drei anjufchauen, furdtbar, dod) minder jcjin, als fcrectlih. Der Riinftler Hat fic) bet ihrer Darftellung eine Sreiheit genommen, er lapt fie, obgleic) Banquo fagt: Der find diefe? So eingefdrumpft, fo wil in ihrer Cradt? Die nicht VBewohnern unfrer Erde gleiden, Unb bod brauf ftebu? in ЗИ юи {Фюебеи, was iby geifterhajtes BWejen, ihr plogliches BerfGwirden beffer fenngeichuet. Flammen und Oualm entlodern реш Boden, darauf jene ftanden. Dtacheth und Banquo find hod зи Rok, die Roffe fchenen und fchaudern. 4) Macheth. Wt 5, Scene 1. Lady Macheth; im Hinter- grunde der Wrgt und die Kammerfrau. Dies ift die granenvolle Nahiwandlungsfcenes die Kdnigin im einfadften Nachtgewanbde, er- graufend eine Hand iiber die andere reibend, im fomnambulen Zu- ftande fprecend: „Эф immer viedht e8 hier nad Blut; alle Woblgeriiche Wrabiens : twlirden Ddiefe Heine Gand nicht wohlriedhend madjen. Ob! of! ofl” Unf oem Tifche fteht ein Weihraudfafthen, auf bem Фе liegt eine Leeve Doldhfcheide. За wohl ,,oh! of!“ — Mit wenigfter Vtittelu hat der Ritmftler alles Entfegliche, alles Ungeheute angedentet, was mit bleicendDem Schauer durch diefe Lragidie webt. 5) Noch einmal Mtacheth. Aft 5. Scene 3. Mtacheth, dev Urjt, Gefolge, Seyton. Wetacheth Wapt fic wappnen und ruft ent- ое див: „$4 will fechten, Big mix das Fletid gehadt ift von den Knodjen, Gebt meine Riiftung mir!’ — Aber indem WMtacheth dies ausruft, jawebt ihm das Berhang- niff fiditbar itber’m Haupt, des ermordeten Ounfans Geftalt, aus deffen offener Bruftwunde, in welcher nod) der Dold ftedt, Blut auf Macheths Haupt triufelt, Banquo’s und feiner Geifter Geftal- tent, fechS Kronen tragende Kinder, drauend die Geftalten aller durch Macheth Gemordeten. Gein dunfles Loos ift gemorfen, er wird nicht mehr entrinnen. 6) Rinig Sohann. Wit 3. Scene 1. Su wobhliberdadhter fprechender Gruppirung im Lager, nicht in einem Belt, Rinig o- hann, Ksnig Philipp, Louis, Blanca, Eleonora, der Baftard, Oefter- reich, Conftanze, Arthur, Salisbury, Pandulpho, Gefolge. In fdnei- ender Scharfe, mit Sngrimm gegen ihre Feinde, voll WMutterliebe fiir Den ihr fic) anfdhmiegenden Arthur, fdleudert Conftange in die- fer qvofen Icbenvollen Gcene die Stachelpfeile ihrer Worte gegen Defierretdh: nou in der Haut des Lowen! Weg damit! Und hing’ ein Kalbsfell um die fdndden Gheder!“ und bann, wie fie friter jprict: nD fe’s erlaubt, Dak ih mit Rom mag etme Wetle Пифен!“ BHefdhreiben Gt fich diefe Scene nicht, fie ift gu grofartlg fiir bie matte Befdreibung. Nur des Didhters gewaltiges Wort vermag fie gu erliutern, wie fie mit itberwaltigender Rraft des Dichters Worte felbft yu erlautern beftimmt ward.