etieds gefiigigen Gehitlers, dev uur des Meeijters Gedanfen wieder-
Holt. WS ex in Mtiinchen den Fries im Palais des Hergzogs Mayi-
mtilian mobdellivte, da geigte fich, dag per Ritnftler ein anderer war,
wenn er aud) nicht romantifches, fondern die Dtythe des Bacchus
Бе. Gr ftellte nicht Gruppe an Gruppe, um Satyr und
Manade, Pan und Silen, Bacchus und Ariadne ju einem Зиде зи
verbinden, fondert mit voltsihiimlicber Rebdfeligheit trug er bie Ge-
fchidhte des Weingottes vor, den Tod Semeles, die verfolgte Sno,
die gum Dank fitr die vent Bacdhustuaben gewahrte PBflege unter
die Seegottheiten anfgenonmmen wird, bie Minyaden, die fiir die
Vernahlagiquig des Bacchusfeftes biifen und ale Fledermaufe
umberfepwarmen, die italienifchen Schiffer, ме т pas Unterfangen,
den Gott vom griechifden Boden зи entflibren, im Delphine ver-
wardelt werden*) und endlid) die Vermihlungsfeter von Bacchus
und Mriarne. Gawanthaler dichtete dem Metamorphofen-Dichter
nad, in einer romantifden Marchenwelt webend. Wher im Spiel
ijt die ernfte Bedeutung nicht yn verfennen. G8 ift die Trunfenbeit
veranfdaulicht, die Bauchzen und Luft, Raujd) und Berwandling,
Poefie und Wahufinu gebiert. Mtogte ein RKvitifer auch den Werth
der Erfindung badurd verfleinern, рав ех von einem „(ен de-
forativen Styl  vedete, jo empfand man doch fonft allgemein die
rfinvetfenbde Lebendiafeit” und blicte zu dem Fries, wie зи einer
neuen Broviug, die fiir bad Bereich ber Plaftif erobert war, ба:
dem man lange der Behauptung Glauben gefdpentt, e8 werde „пай
Lhorvaldfen’s Wlevanderjzug wohl niemanben einfallen, alleriei
Plaine oder gar eine perfpettivifdhe Anordnung in Relief anzubrin-
gen,  nahin man bier bie MBglidfeit wahr, Das Malerifehe mit dem
Plaftifwen in Ginklang gu bringen.

Wie Shwanthaler bei feinem erfter Werk ПФ ber Wnficht
Shorvaldfen’s anjgujdliefen hatte, fo fal er fic) bet der erften,
von Kinig Ludwig ihm gemachten Beftellung, dem Anjehn Raudy’s
untergeben. Зи den Figuren in einem Giebelfelde des dovrifehen
Tempels, der als Walhalla das Andenfen dveutfcher Grdge wabhren
foll, licferte nach des Rdnigs Angabe Rand den Suttwurf, mad
weldem Cdhwanthaler in Ron die Statuen bilden mute. Ourh
die Kompofition ift ber Friede von 1815 papureh verfinnlidt, dah
der in dev Mitte thronenden Germania von ifren tapfern Sshnen
pie fang von ben Frangofen inne gehaltenen Fefiungen guriidgeqeben
werden, jene find natte Krieger und diefe weiblicdje Geftalten mit
per Mtanerfrone. Зее fithrt an der Hand die Mtoguntia,
PBreirfien die Colonia u. f. f., die Eden nehmen mit ihren ftrdmen-
ben lirnen der Rhein und die Mtofel ein.**) Was hilft ,, die hohe
Seiuheit und Vecifterfehaft der Vollendung,  wenn uns ber feier-
fiche Langreihen langweilt? Weniger gebunden war des Ritnfilers
Phantafie bei dem gweiten Giebelfelde, das den Sieg des Cherus-
fevfiirften Hermann itber den Legionenfiibrer Barus уши Gegenftande
hat. Shu fetteten hier wiht die Borfchriften berithmter Bilohauer,
fouvern die Erzahlungen fajftidher Seriftfieller Xacitus und Яр.
ftod, denn ex Небе с8, ш miglichft allfeitiger Gelenchtung dem
Stoff vie danfbare Seite, abgugewinnen und aud) folde Motive zu
benugen, die den meifter Bejdauern unverftindlich bleiben. Фе
gleichen Half ihm itber das Wllgemeine hinweg, das die antife Bild-
haneret verlangt, und erhihte feine eigne Theilnahme an dem gu

 
	*) Hier fornte Sdwanthaler oem belannten Bilberfriefe aus Prariteles’
Beit folgen, aber ev wollte ed ict unb fief fic) fieber vom eignen Gedanten
leiten, Unders nimmit fic) bei ihn bas Abentener aus, ,wo Bacchus in gitt-
Licker Mojeftt, bie Rauber an Grifle weit itberragend, im Swiff fteht. Wein-
reben griinen um feinen Chyrfus und Tiger umfpringen thu.” Bei den Mau-
bern nimmt man wabr ,die beginnende Kontraltion der menfejliden, их ей»
{фен Geftalt, ba fie in Delphine verwanbdelt werden.” —

**) Thorvald{en’s Erfinbung zum Denfmal Confalvi’s mit ben perjoni-
fiziten Brovingen ift damit gu vergleiden. — »Sermania’s Siegesfeier im fitd-
lider Giebelfelde der Walhalla,” geftoden von KR. SHhils.
	Sehaffenden, das dadurdh mehr fein Cigenthum wurde. E8 wird
berichtet, Daf der Wbler der dritten Legion nicht evobert wurde, in-
dem Der, der thn trug, thn von der Stange Losrvif und ihn, in feiner
Giirtel gewidelt, in einem Gumpf verbarg. Dies beftinmte den
Kiinfiler, einen Rimer zu bilden, der fterbend die lebte Kraft аи»
wendet, um (freilid) in einer nicht genng deutliden Gorffellung) das
Anvertraute zu fidern. Hermann, auf bie iibrigen Feldgeichen tre-
tend, fieqprangt in der Mitte veS Giebels. Wit dem Schilve ву
	tend, fiegprangt in dev УИНе 008 Giebels. Wit vem Shilde ev-
 wartet er rubig, der glitdlichen Cntfdhetdung gewik, den festen Wne
	Griff Der GFeinde, Ore e8 moc) wagen, gegen tn die Waffen yu wen-
ben. Auch Barus fieht, dak eB gu fpat fet und ftspt fic das
Schwert in die eique Bruft. Auf der andern Seite ftimmt bereits
cin Barde Feftgefange an und Thusnelda, friend neben dts Vaters
Leiche, halt den Siegerfrang fix in, der fiir Sreihett und Vater-
land gefallen.*)

Ohne ZBweifel шитье Sewanthater {pater die Figuren ber
Dentfden anders aufgefaft haben, in deren Tract und Gehabung
noc bas Untife gu fehr durdhblict. Denn wie er in Kennintf ver
alten Glaffiter bem Bilbhaucr Flaxman nichts nachgab, um aus
der Qhuellen felbft die Runde des Alten yu fchopfen, fo erfannie er
eS tumer mehr als unabtweislid) nothwendig, Studien gur Ergriin-
bung de8 vaterlindifd Wlterthiimliden gu machen. Bwifchen dem
18, und 19, Sahrhundert evfchien in Wien das erfte Bud, bas in
feinen Bildern af deutfches Roftiim Bezug nimmt,**) aber durd
das Unvollfommene, dad e8 giebt, uns jeigt, mie viel nod) gu
fammeln und ausfindig zu machen fei. Gall fagt: , Die Seele baut
iby Haus  und will tm Sehabel felbft ben Wusdrucd entdeden von
	‚реш, was im Herzen nod) fo verborgen liegt. Chenjo  ФиетоеЕ fic
ber Geift das Reid zurecht, das feine Cigenthitmlichfeit mit bezeich-
net, ob auch die ое, dem Klima und dem Bwek jum Troh, e8
auf eine Willliibrherricaft anfegt. Mage der RMiinjtler oft bet der
WBWahl ver Xracht [еше Erfindung mur an einzelne fichere Faden ane
fniipfen fonnen, fo hat ev diefe um fo begieriger aufgufuchen, damit
nicht im Taunenhaften Spiel, was er webt, ither ben Boden wegge-
welt wird, fir den e8 eigens gehirt. OGdwanthaler lief e8 nicht
an Mithe feblen, ex sffrete Hitnengraber, unterfudjte in WAntiquita-
ten-Gammlungen und Riftfammern felbft das Unfeheinbarfte und
verglic) alle fteinerne Bildmerfe. Gr glaubte gu dev Ueberzengung
gu fommen, daf felbit bet ben Helden des 13. Bahrhunderis fig
etroads auf die erwihuten Ergftatuen in Snfprud geben laffe, denn
ein Steinbild in Speer aus bem 14. Qahrhundert ftimmt mit dev
Figur Rubolphs von Habsburg dafelbft genau iiberein.

Sir die Mittergeftalten aller Zeiten wurde bis dahin meift die
pomphaft iiberladene Tracht de8 16. Jahrhunderts gewahlt. Gr
verlich der Darftellung einen neuen Reig dadurch, dak ev die altere
einfachere Rleibung anwandte und aus der Bracdhtvermummung und
bem eifernen Riiftgebdude die Gliederformen dev Rampfenden her-
501300. р

Gine verfchiedene Auffaffung in den Werfen andever Minftfer
giebt die Reihenfolge des nach und nad) Erftandenen fund, indem
bie Anfchauungen des erfindenden Geijtes in verfchiedenen Zeiten
eine Wenbderung evfahren durch frembartige Ginfliiffe und der Begriff
ded Darftellbaren fich erweitert und verengt, das Urfpriinglide bald
verdedter, bald flaver erfcheint; foldes vermag uns iiber die
Sdhipfungen Sdhwanthaler’s fein leitendes Licht gu verbreiten.
Die vreifig Wrbetter in feinen vier WAtelters fertigten neben einan-
ber fo mannigface Werke, dak gu jedem nenen eit neuer Meifter
pen Entwurf gegeben gu haben fchten, wenn aud) bei der Bearbei-
tung bes Steins gleich helle Зимин fpriihten, mogte eine Nemefis
	*) Зи УасуизН еше ithographie des Giebelfeles.
*#*) у, Spallart: Зейиф ber bas Roftitm der vorgiigltchften Blfer veg
	Niterthums пир 5е8 Зина. 1196—1511.