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	Urme, dem Der heilige Martin die Hialfte feines Mantels abgab;

ihre. Fablen Wanbde zittern ganz fchamig vor Ralte und warten ant.

malertiche Belleidung; die Palifie leiden WMangel an Fresfer und
Stuffaturen; in den Wohnungen der Reidjen bhefteht die innere Wus-
febmitdung in einem modifden Umeublement, und fiir diefen foft-
fpieligen Зихив Holt man fid) Rath und Beiftand von det Tape-
gierern, die Runft Hat dabet wenig gu thun.
Tichen Berhaltnig fteht fie gum Hffentliden Leben des Voltes! Der
Maffe des Volfes ift fie fcblechterdings unjguginglich; fiir diefe find
nur Refultate, infofern fie das gewihulicde und dupere Leben Бит
pringen, vorhanden. Wir atiiffern aber die Ntaffe bes Volkes als
aus gwei Hilften beftehend betradten. Die ungebildete rohe Halfte
mag fich in den Tebten Sabrhunderten wenig gedndert haben; fiir
fie ift eine hahere Bildung nicht vorhanden; fie ИЕ [оп burch die
Sprache von ihr gefdieden; dagegen liegt in thr nod) ein льет»
witftlider Grund von vreligivfer Gefinnung und patriotijder Sitte,
welche ihr einen beftimmten, abgefchlofjenen Charafter gelaffen hat.
Die andere Halfte nennt der fic al8 eingiger Лава gevirende
Berjtand, nach viefer feiner Vteffug, die gebildeten Rlaffen, und
da die nenere Zeit nur eine Berjtandesbiloung anerfennt, fo repri-
fentiven ihr biefe eigentlich) das Volks fie find die, welche vegieven
und regtert werden, Wber auch nicht einmal gu diefen gebildeten
Riaffen fteht tie Kunft in einer lebens- und bedentungsvollen Be-
piehung. Liefe haben nimlich ihe Mtsglichftes gethan, unt pofitive
Religion und Nationalfitter abguftreifen und in fich yu zerftdren,
und walrlich, was ihnen nod) davon geblieben, febt ihnen пиву

    

Und in welder tage  

Ute gemein haben, auger dem Cigennuge, werden innerhalb uns
bert Jahren auch die Kunftawsftellungen abfdhaffer ober wenigftens
nur in Verbindung mit Induftrie-Ausjtellungen befteher laffer, wo
dant das Himmern und Podhen. ber Mafehinen als das Gerdufd-
und Wirkungsvollfte die ganze Aufmertfamteit in Anfpruch nehmen
‘wird.

DaK diefe Betrachtungen mid im Salon, unter dem Gefdnarre
und Gefdwirre ber gaffenden Menge, oft unangenehm berithrten unb.
‘verftimmten, fonnen Sie leicht denfen. Bndeffen bradten fie mich
in einer natitvlicjen Folge anf den Gedanten, den Shnen zugefagter
Bericht mit einer Angabe devjenigen Werke gu erdffuen, die auf der
Ausftellung entidieden Senfation gemacht haben. Bndem id) nur
an bdte faftifhe Wirtung mich haltend, змей rie Reiftungen nenne,
die ficjtbar ein allgemeines Snteveffe ervegen und befdaftigen, wird
1% bavan die Natur, ber Umfang und Werth deffen gu erfernen
‘geben, was etna heutzutage allgemeines Bntereffe fiir die Runft
heifen fann. Hier mug id) nun gleid) bemerfen, daf e& immer
unr Gemiilde find, um die fic) dichte Rreife anfammeln. Nicht bof
‘den Rupferftiden und Cithographien fann man ftets mit Bequemlid-
Leit, beifommen, auc vor den Shulpturiwerfen, die im bent grofen
Hauptidhiffe des Gebdudes gu ebkener Erde und gwar als Detora-
tionsftiide bes Dafelbft angelegten Garten’ anfgeftellt find, Ниве
man immer nur fleine Haufden ober einjelne Paave mufternder
Liebhaber. Die gabhlreich in den Gangen angebrachten Bante find
givar gewibulicd) non Gikenden eingenommen; auch an Spagierenden
feblt e8 nicht, weil hier gevaudht werden darf und auch fonft nod
	Mrandhes gu gentepen ift; aber die langs der Oufde und auf den
griimen Unger ftehenden Gruppen, Statuen und Bilften haben fich
lange nidjt einer fo genauen Wufmerfjamfett yu evfrenen, als die
ringsum gerftreuten Gewachsbeete und die auf dem Ftliipchen herum-
ruberuden Swine und Enten, gumal da die Blumen- und Vogel-
siichter die Giirforge nicht verfaumt, allenthalben fleine Tafelchen
aufguftecen mit Ungetgen der Oertlidfeiten, wo dergleidben fchdne
Dinge зи befommen find.
(@фив folgt.)
	Ле Аиий №5 19. Sahrhunderts.
Ans ungedrudtien Borlefungen von We. Hager.
Sdwanthaler.
(Sqiup.)

Зи У ифеи ш ран иемеи Ksnigsbau, wo nach feinen Zeic-
nungen und leichien Sliggen von dem ihm innig verbundenen Hil-
tensperger Sale gemalt wurden mit Borjtellungen aus Hefiod,
aus Orpheus’ Hymnen, aus den Stiiden ves Aefchylus, Sophofles
und AUAviftophanes), bildete er im Thronfaal einen Fries nach Pine
bars Preisgefangen, in einem der Ronverjations-Gale den fehdnen
Sries mit der Gefdhichte der Wphrodite nach Ovid, wo iiber den
rothen Bafengrund die alterthiimlid) gegeichneten, fchmichtigen Figu-
ren weif vorireten. Der Kilnftler fchweifte abfictlic) von den ane
tifen Formen ab, um Schwung in das Cinerlet der Linien-Harmonie
zu bringen. Man fieht aufergemdhulic) die Pallas mit nacter
Sdultern, die Eris al8 eine fpufende WAhnfrau, in Gewand und
Sehleter verbiillt.. Das Romantifehe, das febon in hem ев:
marden von Amor und Pihdhe fich an das Erfcheinen der Wybhrovite
Eniipft, thut fic) in heiterer Geftalt in diefer Rompofition fund,
Wie die Sterbliden ify bei der Geburt mit Gebet und Tanz hul-
pigent, fo getchnet fie aud) ber ganze Olymp aus, al Qupiter mit
ihr liebfoft. Mag Aphrodite neben Miars ber offenen Befchiimung
fic) preisgegeben fel, mag fie liber Adonis’ Tod trauern, als Sie-
gerin mit dem Apfel auf Trojas Bammergefdhid hindenten, fo hat
	Tirlich wie eine Grblrauthett aw. Fir fie exiftivt nun auch etgent-
fic) feine Runft, fonbern nur ein Rinnen; alle Bithrung, alles Ler-
nen. tft nur auf das Wobhlfein, ben Erwerb des irdifchen Guts des
Sndividuums berechnet; denn nicht der wahrhaft fcaffende Geift, ver
in рег Kunft febt, nur iby Ruge fitr des Lebens Noth und Geniijfe
ift 08, Der von der Ptaffe ver Gebildeten erfannt wird. Wenige
haben eine Uhnung von der Kunft ale Kunft, an eine foziale oder
nationale Bedentung Зейн vollends Niemand. Go flange es fo
bleibt —- und ich febe nicht, wie e8 anders werben foll — wird die
Kunft, uur getrieben von, allerlei indtviduellen Lalenten cinerfeits
und Privatgejhmiden andererfeits, in einer Menge fleiner Blatter
und Blithen fid frdhlich entfalten, ohne dah oabet werer der Miinfiler,
nod) der Runjtfinn im Bolke wefertlicd) gedeihet. Und wenn fic
von innen fein gemeinfamer Bug ter Begeifterung anlegt, fo ии
and jedes dufere Zufammenbringen von Kunftwerfen nur Bere
ftreuung der Neugierde und Sehauluft, nicht Gammlutgy der Liebe
und Undacht bemirfen. Much verhalten fic) die fahrlidhen Kunftans-
fieflungen jum tmnern Leben ded Volfes wirklich bios als eine be-
luftigende Gpielevet fiir pas Whwebren der Lamgenweile, al ein viel-
buntes Ullerlet von Reigen, wovan das Rinderauge fein Wohlgefalfen
hat. Wer diefe Art von vffentliden Kunftfeften, die eingige, die wir
nod haben, ein paarmal mitgemacdht und die Wrt der Feier beob-
adtet hat, fihlt fic) gewif fehr wenig davon erbaut. Und dod
freut das WUllgemteine in der Kinderfreude, wud dte gemeinfchaftliche :
Reitvertreibidee, welche die Menfchen befeelt und verfammelt. Mit
unferen flug abgewogenen nationalifonomifden Berfaffungen find
wir endlid) fo weit gefommen, daf wir fein Bolt mehr haben, und
feine Volfsverfammlung, die durch einen geineinfdjaftlichen Euthu-
fiasmus und eine gemeinfchaftlice Stee gzufammengerufen wird. Alles
ift baher erfreulich, was einer Volfsverfammlung ahulich fieht, aud)
wenn die Sdee, bie fie gufammenruft, Heinlth tft, auc wenn man
weif, dag bei den Meiften die liebe Gafferet der ftirffte Beweggrund
des KRommens und Antheilnehmens ift. Bet folchen Gelegenheiten
fieht man nod vergervt und verbildet, was fonjt das Bolf war und
pie Bilderausfiellung in den Kircher und Klsftern. Инете guten

 
	Staatsverfajfnngen, im denen fein eingiger Gedante mehr ijt, ben