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etwas Langer gu veriveilen, wie in jenen Berichten bereits gugefagt
wurde, damit aud) badurch den Ritnftfera iby Recht wiederfahre und
bie Bedeutung der Ausftellung an fich in der Exinnerung eine blet-
bendere Stitte finde.

A. Miller s Carton: ,, ote Sdhlacht Raifer Otto’s IL. geger
die Griechen und Araber bet Bafantello in Calabrien” verfpricht ein
bedentendes Gemalde, das den beabfichtigten Cyclus der Heldentha-
ten der Wettiner, der hohen Whnen 268 Herjogl. Haufes eriffnert
fol. Dietvid von Wettin, der erfte gefchictlicy nachweisbare Whu-
herr aller Sachfenfitrften, fand in jener ungliidliden Sdlacdht, am
18. Suli 982 feinen Top. Gr finlt auf dem Bilbe vom Pferde
nieder, feine beidben Sohne, Dedo 1. und Friedrich von Cilenburg
fimpfer mit dem Bater, dev eine filtgt den Sinfenden, der andere
Halt das Banner felt. Auf der rechten Seite eilen noch zwei jugend-
fiche Rnappen herbet, Dietrich ftiigen gu helfen. Фе MNeittelgruppe
ift umvingt vom Getiimmel per Rampfer, welche fie gegen die dort
linfs in Maffen anfprengenten бешее befdhiigen, wahrend rechis
Raifer Otto ИФ зи Row fchwingt. Der Bordergrund iff von Exe
folagenen beiber Heere und fterbenden Kriegern erfiillt. Da sganze
in covveftefter Beichnung anegefithrte Sclachtbild ift voll friegerifchen
Rebens und gibt die Verheifung, dah diefer Wettiner Bilderchflus
ein finftlerifd) bedeutender werden wird.

Gegenwirtig malt W. Neitller ein grofes Oelbild, davftellend,
wie der Mark und Landgraf von Meigeniund Chivingen, Friedrich der
Sreudige, bet einem Mahle zu Wltenburg von Meuchelmord bedroht
ift; ein Biirger aus Freiburg fingt mit feiner Brut den tdptlidyen
Streidh) des Mirbders auf, der unter bem rachenden Sehmerte der
Getreuen de8 Landgrafen fall. Der Carton gu diefem Bilde ift
im Befig Sr. Hoheit des Erbprinjen, das Oelbild ijt von Gr.
Hoheit, dem regierenden Herzog gu Sachfen-Wltenburg beftellt.

NReben den erhabenen SGchspfungen von Peter v. Cornelius
im HOauptfacte waren e6 befonders gwet bedeutfame Gebilde Wilh.
5. Raulbadh’s, die den Blick lange feffelten: die Mummern 34
und 61.

Die ,, Verfshuung RKoifer Karl des Grofen mit dem Sachfen-
herjog Wittelind , ins Grofe gezeichnet von Graf, (Mr. 34 der
Ausfteflung,) machte auf jeden, der fid) mit Liebe dem Studium
Der решен Borgeitgefchichte hingiebt, einen tiefernften Cindrud.
Der gewaltige Kampf des Chriftentharms gegen das germmanifde
Heidenthun feheint fiegreid) vollendet, obfchon er noch Lange mide
pollendet wav. Bertritmmert fiegt das rohe Gigenbily der Srmin-
ful am Boren, nur des Bildes Filipe blieben noch an ihrer urfpritng-
lichen Stelle, und an bdiefe Fife gebunden ift der Stamm ves co-
{offalen Krenzes, bas als Triumphgeidhen aufgerichtet ward. Die
beiden Heldengeftalten jenes grofen Rampfes mitten unter belebten
Gruppen von Paladinen, Kriegern, Prieffern und Frauen erfcheinen
trogig und Ни. Wittelinds Volk blidt finfter, unjufrieden mit
diefer Verfopuung auf ihn hin; ihm fetlbft erfdyeint fie nicht ernft,
er weidht nur der eifernen Nothwendigheit, der Rite ficht auf dte
Kamilte, die ihm bange nahe fteht, die an ifn fic) Halt. Oben im
Hintergrunde Lodert ein heidnifcher Brandattar, auf dent eine Priefte-
rin, wie e8 fcbeint, fic) dem Flammentode weiht. Unter den Pala-
dinen Rarls bes Grofen evblict man — eine geniale Qaune bes
Kiinjtlers — die vier Haimonsfinder, gu Biert auf einem MRof,
pem gewwaltigen Bahard. Dies ftinumt trefflid) jur Situation des
Ganjew, wenn 68 aud) nicht gur Sagengefdichte jtimmt, denn nach
piefer (ев Ям der Grofe das hervliche und tree RoR jener Brii-
per alsbald tddten, und fniipfte eingig an Bahards Tod die Bedin-
gung feiner Gerzeihung. Wile ibrigen Geftalten, die gefallenen, die
fterbenden Rampfer beider Heerlager, die gornvoll entweichenden Hei
penpriefter — jfunden das eindringendfte Studium und die felbjt-
{dhipferifde Wiedergabe und VGelebung altgermanifcher Zeit, Tradht

 
	biet au crebern; ¢8 iff fey fcr, ein Mann feiner Sett gu yetn,
und tic Runft arcift jevergcit gum Geralteten, gum Dagew.fenen aus
Scheu oder Gel vor der rohen Wirltidhfeit. Cie Dinge miijfen
lange fochen, wenn fie den Siinfilern пишем und  фщефеи folfen.
Das Bediirfnik von Berfpeltive bewirkt, dak man Ме {ем шт den
Hohenraud und Wolfendunft der Vergangenheit gebiillten BGegen-
frinde vorgieht. . Bernet hat ven Stier bet den Hérnern und
pen Soldaten beim Bajonette angepadt, und fic) allerdings dabei
oft in die Finger geftedyen; aber eS war wenigftens Wtuth bet fei-
nem Unternehinen. Das Hacmeffer des frangdjifden Linienforporals
ift unfaglich unpoetifeher und viel taufendmal fdpwerer gu idealifireit,
al8 das eherne Schwert mit filbernen Griff, weldjes der gittliche
Peleine Achilles fehwang, und an dem Schlachigaul eines Lieutenants
bemerft man einen feblerhaften Gang weit eher, als an den home-
rifhen Streitroffen vor dem Wagen des gewaltigen Diomededs; man
parf daher Vernet immer Danf dafiir wiffen, dag er darauf aus-
gegangen ift, gang entfchieden modern, unverholen der Mann fener
Beit gu fein, und bet allen Vicken feines Talents ft das fein voller
Ruhmestitel. Keiner verdankt den Griechen und Rsmern fo wenig
wie er, und wenn er dabei die antife Sdinheit, den hiftorifchen
Stl eingebilift, fo Hat er dabei an populdvem Bortrag und еее
thiimlicher Beziehung zur Tagesgefhidte gewonnen. тей die
Feinfhmeder und Leclermauler, die Kenner und Dilettanten geben
nicht viel auf feine febnell hingeblirfteten Bilder vom erftauntich(ten
Umfange, und bas Heinfte italienifde oder miederlindifde Cabinets-
ие, eine Madonna oder ein Rauder, ein Crinter iff ihnen
lieber; aber fo wie fie find, haben fie Gindruc auf vie Menge ge-
macht, die fid) immer davor drangte, weil fie gleideitiges Зебеи
und Sreiben vavin pulfiven fiihlte, und an Diefer ganz mobdernen
Act von Kunft einen Spiegel ihres eigenen Bewufifeins hatte. Wenn
fie den Kiinftler und feine Werke jest im Stich (aft, fo fommt dies
einerfeits daher, weil in Grantreic) feine Popularitat fic) auf die
Dauer Halt, anderntheils davon, dah jiingere, ritftigere Streiter auf
dent Kampfplak getreten find und mit ihrer frifdhen Refrutenbra-
pour det alten GVeteranen der neucften Gchlachtenmalerei ausge-
ftocjen haben. $. Gernet fcjeint Sagegen fonderbar белое ино
verfrumpft, und mid) ditt, wie man bet und in Niederfachfen
fast, — ev {auft auf den ей Striimpfen. Was den Anklang
und Bufprud belangt, fo fann ev fich Heuer nicht eimmal meffen mit
H. Durand-Brager, der den ganzen Feldsug in der Krim mit-
gemacht und 21 Panoramengemiloe gur Ausftellung дедебен hat.
Go wenig diefe Sticke als Bilder intereffaut, fo Тебе Пе gu den
blofen Handfabrifaten деббтен, fo giehen fie bod) des Gegenftandes
wegen Wer Augen auf fich, da auf pemfelben Gebaftopol von den
verfchiedenften Seiten, und alle Umftinbde der Belagerung einer nad
dem anbdern vorgeftellt find. Da jedoch die Frangofen bei diefer
langwierigen Belagerung fehr viel Leute verforen und fehr wenig
pabei gewonnen haben, fo hive ich fie vor diefen Bildern niemals,
fo wie fonft bei dergleiden Dingen, ber thre Heldenthaten {chwa-
proniren und rithmen, was , ihre Leut  fiir Leute find.
	Dic Ausftellung hiftorifaer Cartons in Meiningen.
У.
	бшуе [ие ЖЗ Ирех, Заиа инь Од ШВ.
Meiningen, September 1857.
Gs fei vevginnt, bet etnigen der ausgcftellten Zeichnungen,
welche die Beridte IL und IV. nur flitchiig erwahnten, nadholend