Schipjer ves Erhabenen an der Grenje des OGchinen. Demand
fagte von Dante: ,, Im ganjen Gedicht Legt ev fein erhabenes Wan-
сем im Burpurtalare nie ab.” Und von dem Autor unferes Bil-
des mbdhten wir fagen: dak aus feinen, im antifen Ginne erhshten
Matuvformen die Energie altteftamentlichen Gifers webe.

Relhem ver Alteren Riinfifer Liehen fic) mm die aus dem
Bilde commentirten Cigenfchaften in folder Grade und folchem
BVerbande zufchreiben, als Michelangelo, welchen man von jeher den
,Ooante unter ven Kinfilern” nannte? Wie fehr defer vorzugs-
weife den gripten Dichter Staliens und ven charaftervollften feiner
Landslente geltebt und fich ihm geiftig verwandt gefithlt, bezeugen
Vafar’s Worte: ,,— essendosi egli molto dilettato delle lezioni
de’ poeti volgari, e particolarmente di Dante, che molto
lo ammirava, ed imitava ne’ concetti, e nell’ invenzioni“.
— Weldhen Cinflug auf ihn Dante geitbt, beweifen fetne Schspfun-
gen in dev Gifting. Wenn man ihn davin oft der Uecbertretbung
und Gefuchtheit, unbefdjadet Der Gropheit, befchuldigt, fo verdient
unfer Bild nicht diefen Vorwurf, wenn auc), wie dargethan, feine
eigenthiimliche Art nicht gu verfennen iff, Dak ev aber aud) un-
mittelbar Gegenfiinde aus dev Divina Commedia zum Stoff feiner
Darftellung gewahlt habe, befunden des Dante - Ueberfegers und
Malers, RKopifd, (effen Langer Aufenthalt in Stalien gu rein finft-
Lerifehen Bweden hinlinglic) befannt iff) Worte am Sdhlug des Le-
bens Dante’s: ,, Ceider find (ein unerjeslicher VBerluft) Dtichelangelo’s
Beihtungen zur divina Commedia verloren gegangen. ” — 98
untergeordneten Beweis fligen wir erft jest nadtriglich hingu, dap
pas Bild von dem vormaligen Beliker fiir einen hohen Breis und
	in — Sloveng ermorben worden ijt.
@. Gitner.
	ВаяфитИАиетК.
	Mlbrecht-Diver-Wlbum. Cine Sammlung der jdonften DOtiver’fden
Hokjfhnitte, nach den von dent Riinftler gefertigten Originalen in
gleicher Gripe aufs Neue in Holz gefchnitten. Unter Mitwirkung
und Aufficht von Diveltor №. 5. Raulbad in Minden und
Diveftor UW. Kreling in Nirnberg. Ausgefiihrt in dem Atelier
von &. Débring. Geiner Majeftat dem Rinige Friedrid) Wil-
helt IV. von Preven gewidmet. Zweite und dritte Lief.
— MNirnberg, Verlag von 3. Beifers Buch- und Kunfthandfung.
(Paris bet A. Grand, Rom bei Spithoever, London bei Williams
und Norgate.)

(Hierzu ber Leiliegende Hol;fdhnitt.)

Rijtig und in jeder Begiehung des Wnfangs wilrdig ift vied
{cine Unternehmen vorgefdbritten, feit wir das erfte Mal davitber
berichten durften. Cchon liegt, die Widomung an Preugens funft-
finnigen Rsnig an der Stirn, die dritte Veferung vor uns. Bee
fevintten wir uns Фото, in furzen Worten unfern Beifall, ja
unfern Enthufiasmus Ибех Феи Gedanten im Wgemeinen auszufpre-
chen, fo mige uns jest, wo nunmebr fdon ein Viertheil des Ganjzen
fic iiberfojauen Lat, ein nadheres Gingehen anf das идете ет»
ginnt fein. Bielletdt leiften wir Manchem unferer Refer einen Dienft
bamit, dent die Originale nicht aus dfterer Anfdauung gegenwartig
fein midhten.

G8 ift bisher faft ausfdlieBlic) jene reiche und vielbewunbderte
Diiver fche Bilderfolge, das Leben der Maria genannt, die dem
пешей Werk ihre fchsuften und bezetchnendften Blatter geliehen hat.
Schon die evfte Ueferung hatte uns in jenen mwunderfamen Palmen-
walo gefiihrt, durd) ven, iiberfchmebt von fLeichtfraufelndem Gewslf
poll Cugelstdpfcen, ver qreife Mabroater Sofeph pas Ghelein mit dem
	ОНИ еен Ящое иио [ешет Эищес letter Qtr. 89 bet Bartfd) —
ein Bild, das wie durch einen Sehleier mabhroenhafter Phantaftif
Ginen fo vecht weihnachtsfreudig, gleidbfam mit frommen beutfcjen
Rindevaugen anblidt. But aweiten Heft fehen wir fodann an einem
Ваши, der einen reiden Blic auf Nteer uud and sffuet, ume
geben von rubenden Heerden und Hirten, ven Boachim fnieend die
himmlifche Botfchaft cines Engel empfangen, (GB. 78.) — vor
Maris Verlobung mit Fofeph, wie aus der Folge dev (Original-)
Blatter Hervorgeht. Auf vem naichfien Bilde (BW. 87), bringen die
Hervfcher des Mtorgenlandes ihre Gaben dar; auf Stufen erhsht,
miter den Bogen verfallenden Burageminers figt Maria mit dem
Kinde, in einer Weife, die bas Bufallige eines bequemen ieder-
laffens bewunbderungswiirdig mit der Majeftat finiglicken Bhronens
verbindet. Gin dhulicher Cindrnd ift [pater nit felten, auch wohl
(von Stalienern) fchon frither evftrebt, aber wohl niemals in fo
naiver Schinheit erveicht worden. — Wenn aber hier die irdifcje
Macht ihre Huldigung vor der jungfraulichen Weutter des Hetlandes
darbringt, fo fehen wir auf einem bvitten Blatt, bem Schlubftein
und vielleidht ber Rrone der obengenannten Bilderreihe (BG. 94)
det Himmel felbft fich herabneigen, und der demiiithig in fnieender
Stelluug Sdwebenden von Gott Vater und Chrifto vie Krone dev
Ewigteit aufgefest, wahrend unten um das offne Grab die Apoftel
ftaunend und anbetend verfammelt find.

  Nicht minder, wie das giweite, tft num auch bas dritte Heft
villig aus Dem ,,eben der Maria” und gwar, wie wns diintt, in
ganz befonders anfprechender изо jzufammengeftellt. - Welche
Welt von deutfcher Gemiithlichfeit in jenem hauslichen Stillleben
der heiligen Familie (GB. 90), wo ofeph gimmert, Maria, тов
ihres Hofftaats von Huldigenden Seraphim, fo unfaglic anfprucs-
[oS mit dem Spinuroden an der Wiege figt, — welche Liebe bes
RKinftlers in aflent Beiwerk, von den Hobelfpanen pes Vorgrunds,
mit denen eine Schaar Cugelfuaben fic) harmlos ergipt, durch das
enge trauliche Gehdft hinaus, an Holsfchuppen, Born und Stiege
vorbei — bis gu рег fernen, echt-norifd anbeimelnden Surg und
ber ftvablenden Himmelshihe um Gotivater! Doh wogu der vere
gebliche Berfuch einer Beldhreibuna, wo wir fo glitclid) find, unfre
Lefer auf das beilieqende Blatt gu eiqner Unfchauring und Sreube
periveifen gu finnen!

Gang anders, aber nicht minder bedeutfam ift ver Gindrud
eines jeden der beidben noch iibrigen Blatter, und wir ftehen nicht
an, ihre Wahl fitr eine wobliiberlegte зи halten, wenn auch nad
den dargeftellten Gegenfttinden, wie nad) der Ordnung der Originale
eine andre Folge gefordert werden miifte. Go eigen tief-ernft er-
gveift nach jener fonnigen Hauslidfeit die Begeqnung der Maria
mit Efifabeth (GB. 84) mit ben wiirdig fdlichten Geftalten der bei-
den Frauen, an denen die fchwierige Darftellung ifres gefegneten BZu-
ftandes nicht, wie meiftens umgangen, fondern, wie niemals, mit ebenfo
viel Abel und Unfehulb, als Wahrheit auggedvitdt ijt. Wie ftimmt
aud) hier jede Linie der Umgebung dagu, die hohe nacte Wand des
Gingangs, die fchlanten Baume, die lichten Wolfenballen ber dev
hodhgethiivmien Ferne. Und umfingt uns hier vdllig das Whuungs-
und Geheimnifoolle der Situation, itberirdifeh, und dod) fo vein
menfdhligh empfunden, fo entriict uns bas lebte Bilb (GB. 76) wie
mit Ginem Schlage ither alles Gewohnte und Gewshnliche hinaus,
in die mbftifcen Regionen der Offenbarung. Sn ftrahlendem Licht,
fieben Gterne um ihr Haupt, der Halbmond unter ihr, evfdheint uns
bie Himmelsfsnigin — aber wie ift fie auch hier noch fo gang Mutter
geblieben, wie liebevoll halt und ndgrt fie das gittlide Rind, und
wie naiv, ftatt wie in andern Darftellungen triumphirend gu ftehen,
fist fie Hier in der Welbung der Mtondesfichel, itber dte das Bole
fterfiffen behagli mit feinen Quaften hinaushangt. Wahrlich, nur
Meifter Albrecht hat das gefonnt, nur ihm ift, was bet jedem Wne