Giguren und Phyfioguomien фи ш Зееденуе gu fegen  бстиеи;
ganz befonders ift das 18. Bahrhundert bie Zeit und Welt, ш die
ev fic) mit der griften Leichtigkett gu finden weif. Hier halt ev
fich vorgugSweife in bem Sreife ber feineren Hauslicteit, an ein-
seluen oder wenigen Berfonen in rubigen Borfallen, ohne allzu leb-
hafte Gemiithsbewegung, und in behaglichen Zuftinden. geiftigen und
firperlichen Genuffes. Wenn es auch oft fcheinen mag, daw feine
Compofition im gewdhnlichen Wortverftande da ift, fo find doch feine
Bilder in malerifcer Begiehing vortvefflich angeordnet. Mit gro-
Bem Bedacht und Gefchid wihlt er das Bult, ven ее, рав о
tenpapier, das Gehreibgerdthe, bas Buch, den Vifch, vie Ctaffelet
eder die Mtappe in genauer UWebereinftimmung mit der Berfon, die
ev darftellt, fo саб awifden ben Nebendingen der Stube und ihrem
Bewohner ein bedeutjamer Cinklang, ein chavatteriftifher Wechfel-
vertehr entfteht, und per Befchaner einen frappanten Cinbdrud von
per Beit oder ею hat. Wher Meeiffonier zeigt uns faft tme-
mer mur bas Sunere ber Hauslichleit, ohne dak wir durd) eine ver-
widelte Handlung, nod) durch bejonders hervorftechende Geftalten
lebhaft gereigt, fondern blog gang beftimmt in eine gletdhgiiltige Si-
tuation verfegt ober gut einem gemdhnlicen Charatter in feinent per-
eingelten Ghun und TXreiben hingefiihrt werden. Cr (Kt uns aie
in eitte Snirigue oder Viebesgefchichte bliden, und mit Recht haben
franzofifhe Kvitifer als etwas Auffallerdes an Meiffonier bemertt,
bag er nie eine Frau malt. Auf dtefe Weife bringt er fich nnd
	hervorbringt, welded die Раие пайии «ие, ме Figuren aus
ihrer Umgebung ablift, die Eingelheiten ftarfer over fdwidjer an-
giebt, und fie gu einer rveichen farmonifden Gefammiwirfung ver-
wenbet. Diefes Bild zeigt pas fog. ,romantifche Genre” in 689
adtbharer Vollendung. Das verfchiedenartigfte Detail exfcheint in Form
und Ton trefflid) gebildet; die Effekte ausgiebig und harmonifeh an--
georbnet, das Gare von herrlicer larheit und Warme. Was die
Kiinftler befouders davan befdaftigt, ijt die Sicherheit ber Technif,,
ein deutlid) vorlieqendes, herbed und doch gwedvolles Gchalten und
Walten mit allen Mtitteln der Darftellung. — Cbenfalls achtbare,
gun Xheil reizende, gum Theil mehr bedingt gefallige Proben von
реек hiftovifden Anekootenmaleret find die Bilder von P. Ch.
Comte, einem Schitler Robert Fleurh’s, der feinen Meijter bald
einholen wird, und im romantifden Genrefach fchon jest feinen
anbdern mehr iiber fich hat. Am beften gerathen iff , Heinrich UL
in feiner QWffen- und Papagetenmenagerie”. Diejes Stic Hat nicht
Вов die Farbe, fondern auch ven Фей jener Beit; die fdhdne Wne
ordnung, dev art verfcbmolzene Bortrag, das feine und harmonifde
Meachwerk find allerdings bemerfenswerth, aber noch auffallender ift
baran der hiftorifhe Scharffinn. We Figuren find aus ver Beit
und von einer um fo fprechenderen Webnlichfeit, als fie durchaus
nicht саба пир pedantifdy ift.

Gin bedeutender Theil per Wufmertfamfeit, fowohl von Laten
alg von RKennern und Riinftlern, fallt auf vie Bilder bon 3. C. &
Metffonter. Die gewihnlichen Leute werden durch die ungemteines
Nettigfeit diefer Bilder angezogen, wabrend die Miinner von Fach

 
	bie Feinheit und Litchtighéit bes Wrachmerls daran bewundern. Die
Liebhaber befehen fie, wie ein Suwelier Diamanten betradtet, und
in der That find fie eben fo theuer al8 Suwelen, und auch fo tein,
pag man fie alg Schmudnadelu faffen und vor der Bruft tragen
Вии. Der Raum, dew fie in der Wusftellung bedecten, tft febr
unanfehulich, aber defto anfehulicer der Blab, den ify Urkeber in
ber meneften frangififden Genremalerei cinnimmt. Die foum bee
merfbare Mamensunterfchrift, womit er feine mifrosfopifden Stiice
bezeichiet, hat qleichen Werth mit der von jedwedem hochberiihmten
Meeifter, und e8 giebt fein Rabinet, das midt ftolg davauf ware,
eine feiner {chmalen Tafelchen gu befiben. Wuf bem Bildermartte
wird Meiffonier eben fo thener begahlt alg Gerrit Dou, Frans
Mieris, ober fonft ein jeltener althollandifder Feinmaler, und das
Brett, worauf die acht Bilochen, die ev als Contingent zur Aus-
ftellung geliefert, befeftigt find, miifte man gehn bis gwolf Meal mit
Hunderithalerfheinen belegen, um es an fich zu bringen, wenn die
Stile noch bem Rinfiler дебри. Gin Bilchen mit einem, hid-
fiend jwei Siglirdhen gilt nach bem jegigen Mtaritpreife 5 №8 700
Louisd’or, und man ftaunt, wenn man fily grifere Bilder, die
immer noch fehr fein find, 20 und 25000 Franfen *) fordern hart
und bezahlen fieht. Meiffoniers Bilber find tn meinen Augen febr
fchigbar, jedoch Teineswegs fo werthvoll als die Wunderdinge ber
bebeutendften niederlindifedyen Genremaler deS 17. Sahrhunderts.
Unb wenn auch Meiffonier ohne halsbrechende Gefahr e8 wagen
Dlivfte, feine ,Runfiftiidden” mit denen von Gervit Oou gufammen-
guftellen, fo witrde er doch fchon bet den Ntievis etnhalten mitffen,
unt bet Mets und Terburg mit dem Leben davon gu fontmen, da
biefe gang entfeblide Todtfchlager menerer Kunfifachen find. Mit
Dou hat Metjfonier nod die meifte Aehnlichfeit, nicht etwa, dah
er ihn nachahmt ober fopirt, fonbdern weil er ihm in der Wet der
Auffaffung und Ausfiihrung nahe verwandt ijt. Gr wahlt ев
feine Gegenftinbde aus feiner Zeit und Umgebung, deren Coftiime,

 
	*) Go viel foftete die ,dauferet”, ле ий ет ЗизеИииа 1855 oom RKaie
fev angefauft und bem Pringen Wlhert bet feiucy Anwelenheit in Paris als Ge-
Johent verebrt wurbe.
		Die gemsbhulichen Leute werden Ourch ме ипдоиешеявеие Bilder um eine Halfie des menfeblihen Gefchlechts, noch daz
	au die фойе, пеши man den Wngaben und Verfidherungen да[аие
	fer oder verliebter “Didter trauen Darf, und um bas novellenartige
Sntereffe, das 3. B. Terburg in feine Compofitionen hineingulegen
weif. @8 find immer Maucher, Effer, Crinter, Brett- und Kartenz
fpieler, Bilder oder Zeichnungen befehende Liebhaber, Bafgetger,
und andere DdDergleichen Cente. Wher bei allem dem nicht das ge-
ringfte Gpigdhen einer Haube, nicht ber Heinfte Zipfel einer Schiivze!
6$ Ш eine Sunggefellenwelt, wo bas Heivathen gang пива
ware. Xft e8 Widevwille oder Aengitlichfeit von Seiten Meiffo-
nler’8? Hat er feinen Sinn fiir weibliche Echinheit, over trout
er fic) int Wiebergeben Dderfelben ше тебе Gefchiclichfert зи?
Graut e8 ihm vor den reinen Gefichtsziigen, dem feinen Teint, dein
zarten Coforit, der ippigen Bierlichfeit, welche die charatteviftifchen
Merfmale des Weibes find? Bch обе e8 nicht gu fagen; aber
bisher Hat ev bdiefes Clement moalerifd gefitliger und wirkfamer
Darftellung ganz verfdmahet. Glas und Pfeife find einfame Freu-
bengentifje: ber TabadSqualim verfdheucht die Fraiten, und ber Crin-
fer macht gern ba8 medflenburgifhe Wappen*) auf einem Schent-
tifch, ohne fich viel um Galanterie gu befiimmern; aber ich meine,
ber Rinftler hatte ab und gu in feinen Bildchen einige von den
allerliebjten Btondinen in weifen Atlasfleivern, die bei Terburg
und Netfcher ein Stengelglas aufheben oder ein Notenbuch alten,
anbringen follen, und eine Rellnerin bet den Bechern, hatte fie aud
weiter nichts gethar, als einen frifden, itherfdiumenden Bierfrug
auftragen, wire ein erfreultcher Qufak gewefen. Bu was probirert
{eine Quellantert thre Degenfpiken, zu was EHimpern feine Ntando-
linfpieler auf ihren Gaiten, und gu was jerbeifer feine junger
Leute am Schretbtifd хе Убе? Феи man fich, macht man
Muff ober Verje, ohne dak cine Dame im Spiel ijt? Der еше
zige aunehmbare Vorwand des Manes fitrs gefellige Leben it dte
Frat, und man Darf fie nicht fo mit cinem Pinfelftrich befeitigen.
Sh glaube nicht, dah bet Meiffonter dice Enthaltfamfeit und Wei-
berfdheu ihren Grund in einem malerifdhen Sanfenismus und einer
puritani{dhen Runfiftrenge hat. Gott foiuf Adam, aber auch Eva,
	*) So nennt man’s, wenn Giner 06 СШщодей auf den Life und jen
Rinn in bie aufgeftiisten Ganbe legt. D. Red.