denn WUdam ganz alfein Langweilte fich, und doch tar er im irbdifchen
Paradiefe. Bch fiivdte, auf die Dauer werden Meiffoniers Perfo-
nen in ihren fleinen Rahmen der Hauslichfeit ohne alle weibliche
SGefellfhaft zulegt nupvergniigt werden.

US Technifer befigt Meiffonier die wefentliden Cigenfchaften
eines idten Mialers: reine Zeichuung, triftige Farbe, feine Bor-
tragsweife, grimbliche Durdhbiloung. Die eingigen Fehler, die man
ifm vorhalten faun, find, da er durchgingig die Gejichtspuntte зи
nahe nimmt und nicht genug Luft um feine Berfonen herumwmeben
IGBt, was unangenehm hinaufgehende Linien hervorbringt und die
Hintergritnde nach vorn hinformmen aft. Wber fiir diefe Mangel
ent{dadigt ex durch mancherlet Borgiige: forgfame Beendigung, gee
wiffenhafte Xreue, vaftleje Arbeit. Obgleich ev fejr ausmalt, ift
er jedoch nie rund, nod) geledtt; er tretbt die Machbiloung bis cuf
den Hddften Grad dev Genauigheit, ofne in die elfenbeinerne Glatte
gu verfallen, die fiir den Michtlenner eine Wonne, fir den Rinft-
Ter ein Griuel ift; felbft tn feinen feinften Stitcen behalt er eine
verhalinigmapige Breite, und aud) das gevingfte Detail beherrfcht
ev mit Gretheit, ungefihy in jener Wrt ver Behandlung, worin
3- B. Gerrit Dou fo UAunferordentliches leiftete. Seine Ausfiihrung
ift, wie bet diefem Meifter, durdweg vollendet, aber immer von be-
dingter Bollendung. Auch bei Meetffonier ijt der Mann nicht fo
viel werth, als ber Rock; das Geficht ift einigermafen die VBeilage
juin Anzuge. Geine Wbhbiloung ift getven und fachdentlid), ohne
allen erliuternden und ausfegenden Zufak und Commentar; er ar
beitet gang vortrefflic), fpielt aber nie; feinen Ropfen fehlt das
Stechende und Reizende, das Leine unfichtbave und unbefdhreiblide
Slimmaen, das ans einem Gefidte leudten mug, wenn e8 gefallen
foll, und bet jeinen hauslichen Gcenen vermift man den fojarfen
Wik und Accent, dev. die Seele der Werteltagsauftritte ift. Seine
Malerei macht den Cindrucd eines Gefprachs, das fic far, biindig
und verftindig, aber ohne wigige Cinfalle, ohne Tandelet und ее
rei um die Gegenftinde der Unterhaltung herumdreht. — Die
act Bilder, die er gur Uusftellung eingefdhidt hat, find von ии
chem Werthe. €8 befinden fic) parunter etfiche ganz gelungene.
Фе „ии аш Fenjter  ijt eine Luft anjgufehen, mit fo бете
Behagen foftet er den Damypf feines Ranafters und die Ntufe fei-
ner Vetrachtung. Der , Mann anf ver Lauer,” der gum Fenfter
hinausfieht, ИЕ meifterbaft мое, und dads Beben feiner
Haltung liege fich in Mtufif fegen. Der ,, Maler”, der vor
feiner Gtaffelet fikt und cine fcjlafende Mymphe malt, duftet nach
Umbra und Mofchus, und ift gewif ein ,Wealer der Grazten” oder
ein ,Mtaler galanter Cuftbarfetten”, wie man zu fetmer Beit, nam-
fic) im 18. Sahrvhundert, fic ansjudritden belicbic. Der ,,junge
Mann aus der Beit der Regentfchaft , dev, auf feinen langen Spa-
gierftod geftiigt, in einem Gorgimmer wartet, fchetut fic) weiter nichts
Dabet gu denfen; fein Geficht ijt unbedeutend, aber fein Poftiim rei-
zend gugeftugt. Golde Cinjelfiguren in der Tract des войдет
Rahrhunderts, die Metffonter mit allerlei Varianten wiederholt, find
vo den Licbhabern befonders gefucht; anc) ift ver Kituftler Бел
vielleicht am afflerftarfften und in feinem eigentlichften Element.
Mit einem Tifch, einent Stuhl, einem Stick Tapete oder день
einem andern Nebendinge macht er ein allerliebftes Bild aus Ret-
nigteiten, die bet nicht fo gefchidter Behandlung und Verwendung
bloR eine Studie oder Skigze abgeben wiirden. Hier fieht man den
Bauberfinfiler, der einen Quark im etgentlihften Sinne zu einem
Meifterftiic umfchaffen fann.

Her Vortheil und Beifall, den Meiffonier von feinen Stiicen
Hat, ift fiir andere Maler ein Sporn und Antrieh gewefen, ihm
ing Gehege au fommen und in Mulicher Weife the Heil зи verfuc
chen. Seder am hiefigen Kunfihimmel aufgehende Stern, fo eng
auc) feine Sphive und Rreisbahn ift, . hat fofort rabanten: um

 
	Weeiffonier bewegen fic) Fauvelet, Chavet, PBlaffan und nos
	Andere, die fich gu ihin verhalten, wie A. de Beaumont ju Gae
varni u. f. w. Dieje Gefchiclidfeit und Gefdwindigteit des Эбле
foliefens und Uffimilivens ijt eine vow den Cigenheiten unferer Bett;
foum hat man eine Hevtjontecte aufgefunden, einen feinen Pfiff
ausgehedt, ein eigenes Runjtftiicchen gemacht, fo find {don die
Nachahmer hinter unfer Geheimnif geformmen und in unfern Balg
gehufdht. Zumal Hicr in Paris haben die bedentenden Talente, wie
die grofen Rauffahrteifchiffe, gefrapige Haififcye, die in ihrem Miel-
waffer fhwimmen und Xes auffdnappen, was herunterfallt oder
Wweggeworfen wird. Bch will damit vie Obengenannten nicht vere
unglimpfen: Lauter talentvolle Riinftler, obfchon und vielleicht weil
fie unter bem Ginflug von Mteiffonier ftehen; fie find feine Lehen-
Leute und haben ihm gewiffe Handwerksgriffe abgelernt: flige Wufe
faffung, ridtige Zeichnung, gefdmadvolles Anordnen und Wieder-
geben, forgfames Wusmalen, wobei jedod) ihre Behanolungsweife
mehe ober weniger felbftandig общее. Go hat S. Fauvelet
langft feine eigene Wer, Wenn ev Heine Stiicle malt wie Meiffo-
niev, fo iff die Uusfihrung in einem eigenen Silberton gehalten;
auc) hat man bet thm nicht ther Mangel an Frauen зи flagen; ex
geht fo eifrig darauf aus, al Meiffonier fic) davon wegwendet;
ev bringt allenthalben welche an, und thut webl, man fann davon
nicht gu viel anbringen. Gauvelet Hat fic) eine fleine niedliche Welt
gefchaffen, woz die Oviginale und Mufterftiice in den geftochenen
Bignetten von Cifen, Gravelot, Moreau, und ein bisden anc in
den Gouachemalereien von Boudouin fic vorfinden. Gr malt gern
das Bunere von Bimmern aus der Legten Beit Ludwigs XV. und
aus Den erfien Megierungsjahren Ludwigs XVI, wo die Cirunde,
Зеен{еийте und Kaunelirungen auf das fraufe Sims- und Sehnir-
felwerf ber Megent{chaftsperione folgen. Die halbhohen fpanifchen
Wiinde, die Raminjchivme, die Gophas, vie Ducheffes, die mit
Spigen umbhangten Pugtifde, die Bisquitgruppen, die japanefifcen
Topfergefdhirre, die chinejifden Porzellanfiguren und Tapeten, alle
wunbderlich ausgelaffene und fofette Zimmergerith{dhaften jener Beit
find ihm fo gelaufig, als ob er pamals gelebt hitte. Sn ein БЕ
ches netted Vijitenzimmer oder galantes Boudoir fegt er eine junge
Srau, die ihren Pantoffel auf ven Zebhenfpipen Hopfen aft, Faden
anggupft, Chofolade fcbliirft, oder mit gweideutigem Зе и inter
dem Micher anhirt, was ihr etn gierpiippifder, morgenrothfdhim-
meriger Whbe aus ber Schlaffiubenchronift der grofen Welt ergihtt,
oder ein iiber thre Stubllehne gebitdter Stuger ans feinen Madvi-
galen borlieft; und damit ift ein nettes Bild fertig. Sauvelet hat
diesmal gwet fleine Stile ausgeftellt: der ,,Liebhaber” und die
»RKaminede ; in beiden trifft man feine Gorgitge: Feinheit pes
Tons, Zartheit des Mtachwerts, Sorgfumfeit der Ourdhfithrung ohne
Trodenheit.

B. Chavet malt in ganz abhnlicher Wrt wie Fauvelet, und
beibe find faut 3u unterfcheiden: bet beiden diefelben niedlidien УЕ
girder, diefelbe miniaturartige Delifate fe, daffelbe Spigengeflitter
und Laffetgetuitter, diefelbe Frifche mit einem fleinen Wuftrag von
Seminke, diefelbe Gorgfalt in vem Details, dtefelbe Gauberteit im
Vortrage, diefelbe Cmfigheit in der Bollendung, diefelbe hollandifde
Mettigheit im Gragidfen nach fronsvfifchem Gefchmad; das ,,Studir-
simmer , die ,, Partie Domino” und der ,, Lefer” fInnten ohne Nadh-
theif und Betrug von Fanvelet unterjetchnet fein, eben fo wie der
pctebhaber” und die ,Raminede” e6 von Chavet fein fonnten. Nur
it der ,, Billardftube” ift Legterer aus dem 18. Sahrhundert, wo er
gewihnlich verfehrt, herausgegangen, und hat alles Ntaterial aus der
Gegenwart hergeholt; die Kapfe der Figuren find hier fo grok, wie
der Nagel wom fleinen Pinger, und die foftbarften Mtiniaturen evz
fcheinen bagegen wie Bierhausfcilder gemalt;. jedoch ift die Bez
handling nicht troden, fondern fett und meifterlich. Fauvelet und