Lrokpem mbdte id wr, jo lange fic) mide noch andevweitige Be-
lege bafiir beibringen Laffer, nicht mehr Werth als den einer bead:
tenstwwerthen Hypothefe betlegen, und Lieber dev bdritten der oben an-
gedeuteten Unfichten, nad) welder die Correfporideng der am Parthe-
ron fic) findenben Berhaltnijfe mit dem BVerhiltnig bes goldnen
Sdnitts aus der nahen Verwandtfdhaft deffelben mit den rationalen
Rohlenverhiltniffer 8:5, 5:3, 3:2, 11:7, 12:7 2. gu erfla-
ren ift, ben Borjug geben. —

Зав die eben genaunten Berhaliniffe jon frithgeitig von der
Baukunft als befonders wobhlgefallige oder fonftwie bedeutfame an-
gefehen worden find, erhellt u. 2. parang, dag fie in den Beldret-
bungen alter Gebaude, Gefafe 2c., 3. B. der Stiftehiitte, des Ga-
fomonifden Kanigspalaftes, ja fogar der Wrdje Noah, gewmshulich cine
wichtige Molle fpiclen *), und ba® fie fich nach der oben angefiihrten
SeHhrift von Friedvich Riber und meinem Bericht iiber diefelbe in
ber ,, Uilgemeinen Zeitung” (1855, Beil. Mr. 854356) thatfacd-
lid) auch bet ben dahptifden Byvaminen als bie mafigebenden BVer-
Haltniffe angewandt finden. Auch an alteren und jpdteren griechi-
{бен Зешфеш, $. B. dem aAlteften unter denen yu Selinunt, am
Vempel des olympifden Bens gu Wihen, am Thefeum, an den Pro-
phlden rc., firden fic) unverfennbare Spuren von der haufigen Wne
wenbung diefer Verhaltniffe, und es liegt daher durchaus nists Bee
frembendes рами, wenn wir fie am Parthenon geradezu zur Bedeu-
tung domtinivender Berhiltniffe erhoben und eine nod grifere
Harmonie derfelben angeftrebt finden.

Offenbar entiprechen die minorbevorgugenden diejer Berhalt-
niffe, b. В. diejenigen, welde das Berbhaltnig des flirgeren Theils
zum Lingeren dem Berbhaltnif des Gleidhmafes (1:1) ийбеги, $. B.
7:5, 3:2, 11:7, 8:5, mehr dem ftrengeren dovifdhen Stil;
Dagegen die majorbevorjugenden, 0. }. welche die Differeng der
beiden ungletcen Theile G. B. ver SGiulendide und Saulendiftan;,
bes Tragbaues und Decbanes, ver Hihe und Greite zc.) als grofer
erfcheinen laffen, 3. B. 2:1, 12:7, 7:4, 5:32, mehr dem
weicheren ionifden Gefdmad.**) Go Lange fic) nun diefe Styl-
avten nod einfeitig und ungemildert geliend machter, blieben fie ent
weder bent Berhaltnig oes goldnen Gchunitts ferner, oder udberten
fich ihm wenigftens nur von der einen Seite her; fobald aber im
Atticismus eine gegenfeitige Ntilderung und Mapigung beider Bau-
сии Raunt gewann, mute man nothwendig von beiden Seiten her
pent zwifchen ihnen in der Witte liegenden Berhiltnif immer naher
fommen, und fo war e8 eine gang natitrlidhke Folge ег Бот фен
Entwidelung, wenn fid) gerade an Gebaiuden und anderen Runft-
werlen devjenigen Beit, in melcher die rechte Mitte am volffommen-
ften innegehalten wurde, die Verhaltniffe in engeren Grengen um
pas mittlere Berhaltniff bewegen, fo dag fic) vorgugsweife die Ber-
haltniffe 8:5 und 5:3, alB die ihm gunddfiliegenden, ober aud
folce, die ihm nod) naher fommen (wie 100 : 62, 62 : 38 2.), an-
gewandt finden. €8 lLaffen fic) daher alle irgendwie wefentliden und
hervortretenden Berhiltniffe ohne Zwang aus ihnen abletten, und
aud die bald ftivferen, bald geringeren Echmantungen finden aus

 
	*) Nad Ul. Bud Mofe 37 u. 3B war die Bundeslade ,, drittehalb len
lang und anbderthalh Ellen breit und hod”, alfo im Berhiltniff von 5:3. Die-
felben Dimenfionen hatte der golbne Gnabenftubl; er Branvopferattar war 5
Ellen lang und breit, gleich vieredigt, und 3 Ellen hod. Mach I. Buch der 5+
nige 7, 2 war bas Salomonifde Kinigshaus 100 Ellen fang, 50 Ellen breit
und 30 Ellen bod; und nach I. Buch Mofe 6, 15 die Arde Noah 300 Ellen
in ber Ginge, 50 Ellen in der Weite und 30 Ellen in der Hohe. Wuech bier
aljo fland bie Breite guc Hohe im Berhaltnif 5: 3.

**) Bergleihe hierither meine ,, Proportionslehre“, ©. 298 ff., und meine
Mehihetifcen Foridungen” §§. 171, 248, 196, 185, 222 — 230 unb anbderwirts,
wo nadgemiefen wird, bag and die formellen Unterfchiede bes mannliden und
	weibliden Typus, der Dur- und Mollaceorde rc. anf bem Феденав der mutore
und majorbevorzugenden Modificationen beruben.
	rbimifde Fug die Linge von 1314зв Par. inten gehabt Бабеи. Chenjo ergiebt
fich aus ben Bevednungen, bie fic) anf bie Dimenfionen bes Farnefijden Con-
gius griinben, ein biberer* Werth fitr ben rdmifden, nimlid) 1322, 133, ja
1335 Parifer Linien. Gollte eB alfo geftattet fein, hiernad) ben rimifden Fuh
nog etwas hdber, al8 oben von uns gefdehen, gu nehmen, fo wilcbe fic) natilr-
fic) auch bie oben angegebene Differeng gwifden dem rimifchen Miltarim und
act griechijjen Stabdien nod unt etwas vermindern und dem runden Berbalt-
nif 24:25 nadber fommen. Die von uns aufgeftellte Hypothele bringt alfo in die
gegenfeitigen Gegiehungen der alten Make feineswegs BVerwirrung, fondern Wuf-
Tlirung.

Doch fei dem wie ihm бое. Эф wenn man der bisheri-
gen Betrachtungsweife folgt, beftehen, wie oben gegeigt ift, gwifden
per wirfliden Mafen ber Hauptdimenfionen der Ofifront und den
aus bem Berhaltnig ves goldnen Schnitis hervorgehenden Verbilt-
nifzahlen, 62, 38, 24 2., nuv unbebentende Unterfdjiede; und eben
fo bewegt fic) aud) bie Mtehrzahl der iibrigen Mage mit nur gerin-
gen Schwankungen um diefelben proportionalen Grofen. Anfer
pen bereits oben angefithrten correfpondiven 3. B. mit ibuen uod
folgende Dimenfionen:

Mit100 das Maky. 99,9 ariecdh. F. als Vinge des Waos.
	88

14

10

62,1
62,8

37,9

4,1
4,0
6,0

Breite des 08.

Diftang ber Ecffaulen des Pro-
naos und bes Bofticum.
Gefammibreite der beiden dufe-
ren Geitenraume des Mans incl,
per Deauern.

nitfernung der Atheneftatue vow
ber hinteren Wand des Nas.
Diftanz vom Wnfang des PBro-
naog bis gum Wnfang bes Mavs,
Diftang vom Anfang des Зое
cum bis zum Anfang ves Opi-
fthodomos.

Durdhfchnittlide Diftang gweier
Nachbarfaulen des Periftyls von
Centrum gu Centrum,

Breite ber Stufen des Unter-
baues auf ber Nordjeite und
Gidfeite gufammen.

Hohe des Griefes.

Breite per Mtetopen.
Gaulendiameter u. f. №.
	Зав dies alles aus blofent Rufall fo fein follte, ift hodhft un-
wahrideinlih, und wenn man ermigt, daft ber Gag vom gofpnen
Gehnitt dem Cuflides bereits befannt war und vow ihm als ein be-
fonders wichtiger behandelt wird, dak fon Plato (Tim. 31, B.)
und WAriftoteles (Cth. V, 3) der Cintheilung nach ftetiger Proportion
ein. grofes Gewicht beilegen, dak bet Plinius, Cicero u. A. mehr-
fad) von einem ,Ranon  des PBolhflet, die Broportionen des mrenfdy-
lichen Rérpers betreffend, die Rede ijt, und dak die Proportional:
mafe, welche Bitruv in diefer Begichung mittheilt und auspriiclid)
al8 folche bezeichnet, die auch fiir die Architektur von Bedeutung
jeien, mit anffallender Genanigheit den aus dem BVerhiltnif des
golden Sdynitts Hervorgehenden Mafbeftimmungen entfprecen *)
— wenn man, fag’ ich, dies alles und die allgemeine Borliebe der
Griedhen fir gewiffe Rablen- und Mafverhaltniffe in Erwagung zieht:
fo ift am Ende die Annahme, daf man beim Bau bes Parthenon
und anbderer Gebdube und Kunfiwerfe von pdiefem Berhaltnif mit
HewuKtfein und Wbfidht Gebranuch gemacht babe, feine allgu Не.
	=) Die Beweife hierflir habe ich in der ,, Beilage gur Wkgern. 2.” (an.
1856) gegeben, mit befonberer Begiehung anf die Emendationen dex Bitruv’fden
Stelle, bie fid aus einer von VBonont in ber Bibl. ber Benetidnifden Ufademie
entbedten italienifehen Ueberfesung. bes Bitrnd mit erliuternden Zeichuungen
Lionarbo ba Binci’s ergeben haber.