janumelt: fie fihven ung von den Ufern der Seine an die Geftade
per Voive, aus den FelSfdluchten odes Fontainebleauer Wales in
die Gebirgsthiler der Auvergne, von den fahlen Steppenfladen der
Gascogne ins Bufdhland der Vendée, und noch an viele andere Stellen:
Morgen, Mittag, Abend, Frithling, Sommer, Hevbft, jede Gegend, fede
Tagesftunde, jede Bahreszeit taugen in feinen Kram, wenn fie nur
malerifch find. Rouffeau ift cin poetifder, ja romantifder anb-
fcaftsmaler, wenn man da8 Leste Udjeftiv, dem die Schulftreitig-
feiten eine beinahe laicherlide Bedeutung gegeben haben, wod) an-
wenden fann: er faft die Natur breit, maffenhaft und entfchieden
wirfingsvoll auf, cin twenig in der Wet wie die Candfchaftsmaler
Der englifden Schule, Gainsborough, Conftable, Turner; er (apt
Licht und Luft freier fyiclen, als man e€ icbt gewshulich thut, und
vernadlaffigt mance Cingelhetten und jilictweife Woabhrheiten tiber
den Wusdrud der Landfdjaft im Ganzen und Grofen. Die Miinft-
fer befiimmern fich gegetwirtig mehr um die Rungeligheit eines
Selfens, um bas Impafto eines Baumftammes oder Laubbiifcels,
alg um die Phyfiognomie dev Natur. Die Gegenden haben ihre
Sdhwermuth und leichte Laune, ihr verftimmies und anfgeraumtes
Vejen, ihre Stunden nivvifdher Ansgelaffenheit und ditfterer Nieder-
gefchlagenheit, bite man ihrem allgemteinen Ginn und Фей nach
inberfegen mug, bet Strafe, weiter nichts gu Gtande gu bringen, als
eine ungenaue und unlebendige Wortwirtlicfeit. Ruysnael ver-
fiumte e8 nie, einer landfchaftlicen Bhyftognomie gleidjfam ihr Sn-
nerftes und ihre Geele abgulaufden, und diefe fiir bas Gemiith oes
Befchauers verftindltd gu machen; auch Rouffeau ijt fiets bemiiht,
einer unter gewifjen Umftinden der Witterung und Beleuchtunry fid
parftellenden Gegend ihre eigenthiimlide Stimutung und Wffizirtheit
absugeminnen, und trifft fie oft, vergvelft fic) aber aud) oft im
Hafdhen nach unwabhridheinlichem, ithertvicbenem Cffekt. DMtan unter-
fcheibet in feinen Werfen gwei Mtanieren. Cin breiter, pafiofer Vor-
trag ift beiden gemein; aber die evfte tragt nod) die Spuren von
jugenbdlidem Uebermak an fic) und Ш шо frei von Oberfladlic-
feit und Gormlofigteit. Die Stiide diefer Mtanier zeugen ourchweg
pon frdftigem Sarbenfinn und energifchem Gefithl des CEnfembles;
fie find mit ffigzenbafter, aber chavaftervoller Зена bebandelt
und mehr auf bie Entfernung gemalt, Bu ber Nabe ift mandhes
Bild gar nicht gu fehen, und gleidt einem dhaotifden Farbenge-
Нее; aber nur cin Paar Schritte rvitdwarts, und Whes lift und
rundet fic), wetchi gurité und tritt vor, wie e8 Wibe und Entfer-
nung verlangt; iiberall Bujammenhang und Orduung, Cintlang und
Anseinanderfebung. Freilich fommt hier das Cinjelue weniy in Be-
tract: ber breite, dreifte Pinfel, nad) der Mtaffe und Gefammthal-
tung ftrebend, geht ritcfichtslo8 iiber bas Detail hin. Mian file
fich blo durch die Acht finftlerifde Eutpfindung, dic aus dem Gane
gen fpricht, angezogen, und fann fic nicht verheblen, baf bierbet der
Unterfcdied gwifden Naturftudien und Bildern geringer iff, al8 er
fein fol. Diefe feck fttzyzivende Mtanier war fiir unfern Ritnftler,”
	was bas erfite Gliziy fiiv ein neues Фев ИЕ, welches von ем
	идив стей Осиф иль Оффшаф еб, die fpadter nur febr
fchwer und beinahe ute gang wieder едзибутаен Пир. Ronffeau
blich immer gu fliichtigem Machwerk geneigt; voch fa er wohl ет,
dak, wenn man fic) im feurigen Ungeftiim der Skigge Uhhoviftifces,
Sragmentarijdhes, Halbangedeutetes, furz Wiles erlauben barf, um
feinen Gedanfen gu ftenographiren, derfelbe in rubiger und gleid)-
mitthiger ausgefiifrien Bildern ganz und leferlich hingefdrieben ет»
muf. Gr ging daher an ein grilndliceres Studium des Details,
Tegte fich auf genauere Beichnung und Вей ИФ einer gleich ver-
	бешем @отаГоЬ, обие ратибех ме ^НЧеПейе Тай au ей und
	die Gefammiwirfung зи verlieren. Co entftand [eine zweite Wla-
nier, die, mit Beibehaltung bes Lotaleffelts, ausfihriicher in das
GCinjzelleben, namentlich in bie geftaltreichften Sudivibuen der Pflan-
	genivelt eingebt. Sreilid) an jene anéfithrlichfte Wetje, die beim
Malen eines Baumes die eingelnen Blatter bevitcffichtigt, davf man
auch hier nicht denfen; doch ift Wes fiir die Diftang vollendet, und
e8 haben die Stitcle diefer Art yor Hen meiften andern Werken des
Kiinftlers den Borzug, vag fie fid) mehr wie Bilder anlaffen und
weniger alS Studien crfcjeinen, auch mehr im der Mahe gu
fehen find.

Bon den fehs Landfchaften, womit Rouffeau zu gegenwartiger
Aunsftellung beigefteuert hat, fclicht fic) per ,, Weiler intr Cantal”
noc) an feine erfte Manier an. 68 ИЕ Whenddimmerinyg, und vor
uns (ем eine Gebirgsgegend; cin Bergritden zicht fic bis git bret
Biertel einer fchmalen Ceinwand hinauf, die oben mit einem wunder--
lich gelb wird roth geftveiften Himmel abfehlicht: alles UMebrige ift
in fawargen, finftern Schatten gebiillt, wo man anfangs gar nidts
unterfdeidet, aber nad) und nad, gwifden den Baiumen, die abfage
weife am Berghange hingebauten Dorfhiufer mit fehon angesiiudeter
Lichtern Herausfommen fieht. Go felten fic anc die Farbener-
fdeinung unter norbifdem Himmel in folder Stirfe und Whfonder-
lichfeit zeigen mag, fo fcheint fie hier doch mit grofer Ueberzeugungs-
Бой ума. Dte andern Stitde find mehr oder weniger vor
Rouffeaw’s gweiter Manier. Der ,,filivmifdhe Dtorgen im Spiat-
fommer  ift eim mit feimem Gefithl und BVerftindnif’ gemaltes Bild,
woraus un8 eine fehwiile, feudhte Quft entgegenweht. Das Бане
SGewaslE fcheint mit Cleftrigitét geladen, und drauf und dran, beim
gering{ten ZufammenftoR wetterleudtend und bonnernd loszuplagen-
Der Himmel beveitet er Erde ein Siurzhad, und der Regen will
herabgiefen. Die Wet von fieberhafter Gpannung dev Natur vor
dem bevorftehenden Nusbruche de8 wilden Sirettes per Clemente ijt
vortrefflicy gegeben. Die ,, Ufer der Loive im Friihling” haber viel
Reiz und Wahrheit: man fieht felten etwas fo Frifches, fo Frithlings-
qvitnes, fo von dem gewiirzigen Ouft bes Grafes und dem volfen
Saft ver Baume DQurchorungenes, 018 diefes fein uwd delifat aus-
gefithrte Bild. Der ,,Sonnenuntergang auf einer waldigen Wreje*
ift nicht, wie gewshnlid), ein wilftes DOurejeinandergefdauer vor
фе ен Zinober, venetianifdem Bleiweif, Meapelgelb, Perfife-
то инь dergleidjen Rnallfarben. Roufjeau’s Gonne geht unter in
Kelfarauem Gewslt hinter einem grofen Baum, dev feines Mieder-
holg und Bufchwerk iibervagt. Die Lichtftrahlen fidern ftreifenweife
purd& die Wolkenliiden auf einen weifen Himmel voll wafferhaltiger
Ditnfte, der chen fo wahr verftanden al8 wiedergegeben ift. Gras-
уве und Bufchflumpen giehen fich in hibfcher AWhwedslung und
Aunfeinanderfolge vom Borgrunde nach dem Hintergrunde, wo rau
chende Schornfteine die Unwefenheit der Mtenfden Hinter den Bii-
fen verrvathen. Der grofe Baum ift gut in den Boden eingeha-
felt und tritt fradftig aus ber Hellen Quft heraus, mit fehr forgfa-
mem Detail von Bmetge und Blatterwerl. Man fpiirt itberall das
Studium und Gefiihl ver Natur. Die Farben find tief und Нат,
und daseangenchut geftimmte бане von einer woblthitigen Haltung.
Die beiden andern Landfcjaften, Wnfichten aus bem Walde von
Fontainebleau, haben auch viel Sdhines, und gehiven mit den obi-
gen зи den gelungenen Werken des Meifters; alle gufammen ditrf-
ten jedoc) feinen MRuhm nicht gerade erhdhen, toeil davin fein neuer
Ton angefdlager НЕ fie gleicken vem Spiel eines Schaufpielers,
ber eine Molle gum Hundertfter Male herfagt, und gwar еее
‘Virtuofitht entwidelt, aber nicht mehr diefelbe Wirkung wie anfangs
hervorbringt. Hier wird dem beften Miinfiler gugemuthet, dag er
fein Repertoir anffrifeye, und ift naher micht gu veriwundern, tenn
die Uufmerkfamteit fic) vorgugsmeife einem jiingeren Maler guwwen-
‘bet, veffen Werke diesmal vie Haupttreffer пи Landfchaftsfade find
‘und bad ftirffte Muffehen ervegen: id) meine Ch. Fr. Dau-
bigny.

Bon diefem Riinftlern fah man fon auf friiheren Mrsftellun-