Jiteraturs

 

 

des
Феи фен Runtblattes.
Ve 1, DOonnerftag, den 8, Famtar. 1857.

 

 

 

 

 

Subalts Garfithele vow Berthold Anerhadh. — Sugend{ejrifter von Ferdinand SdGmidt. — Hinelmeier. Cine nadbdenklide Seldhidte » Th. Storm.
	— steber ans ber Frembe. Herausgegeber von Herntann Harrys.
			Brolis Severin al8 Hodhzettsqufte wiederfinden! Зацииебт Louw dex
Dichter fic) unmittelbar an bas indivipuelle Leben de8 Cingelnen
wenden, feine росе Зоне Юний fic) fret ergehen, ficher
nichts Unverfiindlices und Frembdes yu fohaffen; mur dem idealert
Gefeg und Trieh der poetifchen Schopfung braucht er зи folgen, und
ex thut e8 in edelfter Weife.*) Hievin liegt auch der Grund, (der
mit jedem jiingeren Werke des Dichters immer fiirfer werden mufte)
weshalb die Anwendung de3 Dialects im Dialog mit jeder neuerent
Dorfaefchidte mehr und mehr guritdgetveten, und in diefer faft gang
lich verfdwunden ift, ohne dag wir ign enthehven. Die Stirte
der Charatteviftif ift fo gewadhfen, dah fie diejes Guperlidsen Hilfe.
mittel3 nicht mehr bedarf; und anftatt in der Rede der Perfonen immer
an ihre gemeinfame Cigenthiimlidteit guerinnern, wodurcd) im-
mer wieder ettoas von ber individuellen verwifcht und abgefchwadt
wird, ivitt die leistere uunmebhr rein hervor. — Goliegt denn auch die Kraft
und der Werth diefer Dichtung wefentlich in der Cnifaltung eines purd-
aus indiviouelfen Charafters, defen fine und ftarfe Ciqenthiimlicd-
Feit theils durd) Gegenfage зи andern, die ihm zur бое dienen
(Dami, auch Rofel), in ein helleres Licht geftellt, theils ourch WAebhn-
lichfeit mit anbeven, die Ginfluk auf ifn itben (die [hwarge Maran),
veranfohaulicht und aud evflart wird; und ebenfo wie die umgebens
den-Perfonen, find alles Thun und Leiden, die Creigqnijfe und Заира
Tungen BarfiiPeles fo fehy in ftetiger Harmonie mit dem Chavrafter,
dak bas Bild deffelben vollendet, in Leben nnd Bewegung зих Эа
fcdauung fommt. — Man foun unter dem Mamen des Gegenfages
pon Realisinus und Sdealismus auoch etwas anderes begreifen, als
pen oben erwihnien von Naturnachabmung und freier Schipfung.
Die mannicdfaltiqgen Clemente ter Wirfung einer Erzihlung fcjeiden
пФ иди in gwei Uvten; auf der einen Seite fteht die natu
raliftifhe Wirkung 268 blofen Stoffes, die WAnregung der Shympaz
бе зи Freud und eid, die Eridiitterung und Erheiterung des Ge-
miiths durch Darftellung von Gli und Unglid, ferner die Span
ming bes Gemiiths urd) hingedehnie Theilnahme an einen fchwe-
benden Schidfal, u. vergl. mehr; auf der anderen Seite fteht die
Afthetifche Wirkung, welche, gleichviel bei welchem Inhalt, fic) anf
die Unsformung deffelben begieht und Пей in bem Wublid dex
SHiubheit beruht, welde fic in der Wahrheit, ver Cigenthitmlid-
	*) Wenn wir uts denfen, dak die Dorfgeldteten aud) guv cectire fiir
Dorfoewohner diene, was allerdings nidit Hinfig dev Fall fein foll, fo mufiter
jene Barticen, weldhe wefentlid) nuv ett Conterfet des Landlebens ausmadten,
filx fie, al8 Woefanntes aufertt langweilig fein; denn alle ftreng realiftijdje
Seilderung wird gwar fiir den Gebildeten, nidt aber fiir ben Banern ei, Sits
teveffe babe. Das Barfiifele aber hat wenig ober nidjts mehr von jener blod
	Ovientirenden Mlaleret.
	Baryupele zt, wie dev Litel leicht errathen АВЕ, еше пене
Dorfgefchicte; fie erfdheint felbftandig und bildet alletn einen йе
figen Band; aber innerlich НЕ fie ebenfo wie auferlic) felbftandi-
ger, abgerundeter, in fich vollfommener. Ueber die litterarhijtorifde
Stellung der Dorfgefdichte iiberhaupt, und iiber die Stelle, welhe
Auerbach in derfelben insbefondere einnimmt, hat das Literaturblatt
am Ende bes dritten und Wnfang ves vierten BSahrganges ans-
filhrlich gehanbdelt; indem wir darauf verieifen, finnen wir uns
der Crirterung allgemeiner Gefidtspuntte enthalten, und die
Befprechung de8 vorliegenden Werfes auf eine BVergleichung mit
bent frithere deffelben Dichters befdhranfen.  Namentlid) aber
liber den Gegenjag 568 Realismus und Srealismus in тер НИЧЕ
levifchen Wuffaffung und Darftellung, gu welchem diefer Litera-
turgiweig ein eigenthitmliches Verhiltnik hat, miiffen wir auf frithere
Uuseinanderfegungen hinweifen. Wenn Auerbach in der vorliegene
vent Gefchidhte nod) mehr als in fritheren der idealijtifchen Midtung
bes poetifden Schaffens fich anfeblieft, fo finden wir dies ebenfalls
noch meby als friither berechtigt und angemeffen, gumal oa jugleid)
die itinere Matitrlidfeit und Folgerictigheit, ver realiftifche Sufam-
imenhang auf ideafent Boden in nod heherem Mafe yur Grfcet-
nung fommt. Wir glauben, bak dies, wabrfdeinlid) bem Dichter
jelbjt unbewuft, gefdhehen ift, und da wir e8 als defto berechtigter
anerfennen miiffen, weil in der erften Dorfgefchichten, als dies
Geld fiir die poetifche Cultur erft urbar gemacht wurde, e6 fic) we-
fentlic) darum handelte, guniehft den Gattungsdavatter des Bauern
gur Darftellung yu bringen, wie dies bet Smmermann faft die aus-
fhlieBliche Anfgabe ift. Cs fam alfo vavanf an, den allgemeinen
Gharakter der gangen Gugeren und inneren Sphiare diefes Lebens zur
poetifchen Unfdauung gu bringen, die gefammte Cigenthiimlichteit, weldhe
allen Perfonen, Beziehungen und Greigniffen diefes Kreifes anhaften,
Herauszubilden, und eber deshalb mufite vorwiegend eine genaue
Portraitirung, eine realiftifhe Wbfchilderung des Thatfachliden gu
Hilfe fommen, um die Cigenthiimlidfeit des poctifchen Gindruds auf
bas Gemiith und die Phantafie bes Lefers gu fichern. Bieles hat
paher aud) feinen wohlthuenden Ciudruc nicht vevfehlt, was, an
fich betvachtet, bech ohne eigentlichen poetifden Werth war. Убе
mehr ober weiff ber Dichter den Lefer eben fo fehy wie fich felbjt
in diejer Region heimifd; er braucht un Land und Leben, WArbeit
und Genug, Ginvichtungen und Beftrebungen der Gente nicht mehr
gu fchilbern; Heimelt es uns doch in diefer Gefchidte gay woblig au,
da wit Dominif und Amaile als Hoehgeitseltern, die Frau von

QUteratureBlatt.