Feit, ber Golgerichtiqheit, dem Оеюштав и. f. w. fundgiebt; dort tft
pas Factunt, hier der Bufammenhang, dort bas тещи, Мех [еше
Entwidelung, dort die Perfon, hier ihre Darfiellung bas Wirkfame;
alle Zendenz, d..h. alles Streben,.. einen beftimmien Gedanfen in
dem Gemiith des Gefers zur Ueberzengung gu bringen, wird man
пан anc) gu jenen realiftifcjen, ftoffliden GElementen rechnen
шие. Sn Begugq auf diefen Gegenfa nun finden wir den Didh-
ter ebenfall8 аш Фики der Sdealitit, der Wirkung durch rein
ее Clemente. Der Gegenftand der Gefchicite ift durchaus
einfach, mon fann fagen, naiv; das Scbicffal itt gleidmapig mie im
gemeinen Weltlauf; die innere Tiichtigheit Barfiigeles fithrt endlich
gum verdienten Glitcisftand, aber weder Furcht noch Hoffnung jpie-
fen eine grofe Rolle in ihren Leben. Bwor fehlt e8 dem Lefer
feinen Uugenbli¢ an Theilnahme fir die Ereignifje, die ba find oder
foramen follen; aber vie Wiirdiqung тег Chavaftere ift allegeit gri-
fer als die Theilnahme an ihrem Gefchicl; fteht irgend ein bedeu-
tendes Ereignif bevor, eine Wendung des Gefchids, fo fragen wir
nicht, was wird gefcehen, was wird fiir Barfiifele paraus evfofgen,
fondern was wird fie thun, wie wird fie fic) benehmen; und wenn
e8 gefdehen, jo frenen wir ung, barin einen neuen harmonifeben
Забыли ihres ganjen, gefdhloffenen Charafters gu finden. Sie ift
ein Chavafter, darum wird fie felbft Schepferin ihres Schicfals fein,
wir find unbeforgt; gleidwobhl ift feinerlei Heroismus in ihr, weder
ber Refignation noc) der Kraft; es ift nur die einfache Tichtigheit
der Gefundheit des innern und dugern Menfcen; aber deren ет
freuen wir uns auf jedem Puntte ihrer Aeuferung um fo lebhafter
und inniger, weil fie gleichwohl durdans eigenthiimlic), im beften
Sinne individuell ijt. Hier liegt gewshultch die Klippe, woran die
GShavafteriftif fceitert; bas Cigenthiimliche ift meift, wie bei den
Romantifern faft immer, unnatiirlich, ungefund; felbft gute Mealifter,
wie Boz und Freitag, fiveifer, zumal in den beiteren Parthien,
leicht ein wenig an die gemitthlide Rarrifatur, und rauben an der
Wahrheit, was fie an Aumuth gewahren So fehr wiegt aber hier die
Wirkung der Chavatterifti€ tiber die der Ereigniffe vor, daf wir fogar
dev erften Halfte, welche nur die RKindheits- und Entwidelungs-
gefchichte Der Heldin enthalt und alfo dem an Grlebniffen geringen
Snbhalt einen gur gweiten Halfte unverhiltnipmapigen Umfang ge-
wihrt, ben hiheren Preis zuerfennen michten. Hierdurdh evfcheint
die Compofition, die architeftonifche Wnlage, welche das gweite idea-
liftifhe und eigentlich fiinftlerifde Element ausmadjt, etwas beein-
trachtigt; bas Ganjge gleicht, fo gu fagen, vem feblidhten und ge-
diegenen Haufe eines Landpredigers; ein Fundament und Kellerbau,
fiarE und hod) genug, um ein ftidtifces finfftidiiges Gebdude ju i
tragen, worauf doch nur Gin Stocwert zierlich und bebaglid) rubt;
Dagegen zeigt fic) in anderen Stiicen wieder eine glanjzende eijter-  
То grabe in bem Bau der Erzihlung. Mit einer gewiffen Ceto-  
nomie find wenige Kiven gum Gewebe dev Gefchichte angelegt, dite
Perfonen und ihre miglichen Beziehungen treten gleich gu Anfang
hervor, с8 fommt wenig Nenes und nichts Unerwartetes Hingu;
aber fie verfetten fic) mit einer Ginfachheit und Ratiirlichfeit, fie
fehrem immer und immer in folcen Wbhftauden wieder, da dadurd)
allein auch die Ereigniffe eine vellfommen ansgeprigte Geftaltung
gewinnen. Chen fo ift die Vertheilung des Umfanges und рег ие
mnerffamfeit, die Proportionen bes Sntereffes fiir die verfchiedenen
mithandelden Perfonen von einer harmonifden Schanheit und Rich-
tigfeit, wie wir fie auch bet Uuerbach felbft felten angetroffen haben; ge-
wif ift died fein Werk ver Berechnung, aber wir werden eS des-
halb eher hdher als niedriger fchagen. Ganz befondere Anerfennung
verdient die Wiederkehr deffelben Borzuges in einer anderen Begie-
hung, Das Werk ift reich und voll von fchinen Cingelnheiten; une
fivéitig mehr noch al8 die fritheren wirlt e8 woblthuend, oft Бег:  

vafchenbd, immer ergitlich urd) das GHervorfpringén einer fcinen

 
	Deobachtung, etner martigen Bezetchnung, einer tnerliden Bertte-
fung oder fomifden Wendung bes Gegenftandes; е8 ware angenelin,
einiges dev Wert hervorzuheben, aber е8 ЦЕ, wie gefagt, Ddeffen fo
Bieles, was fich gegenfeitiq ben Rang des Meizes oder der Tiefe,
der einfaden Schinheit ober ber Heiterfeit ftreitig macht, ав die
Auslefe fahwer wird; unfere Lefer Darauf Hinguweifer ift ohnebhin
fo unnithig, ba e8 nicht feblen fann, da} alle diefe Gingelnheiten
pon felbft ihren Gindrud auf fie madjen. A€lles dies aber ift fo
feby mit dem Ganzew innigq verfomolzen, da e8 nivgends wie eine
angelegte Bierde, fondern wie die angeborne, organifhe Schinheit
felbft erjdeint. Namentlid) finden mir die eingefirenten felbftftandi-
gen Gebdanfen und Betrachtungen, bie fogenannten Peflerionen,
	moran Unerbad) fonft fo veicy iff, Мех {parfamer angewendet; gleid-
wohl tritt dervfelbe Gedanfenreichthunt hervor, nur dak das Gold
deS Gedanfens nicht af8 Mtitnze auf den Tifd gezahlt, fondern
als glingende BVerzierung an demfelben angebracht ift.

Ain beften aber werden wir fchlichlid) bas VBerhialini® der yor-
liegenden Gefchichte gu den {ritheren Wuerbads erfennen, wenn wir
einen, ob aud aur flichtigen Blick auf die ganze Entwidelungs-
reihe feiner Dorfgefchtchten werfen. Qen Anfang biloete Grzah-
lungen von einfach idpllifchem Charafter; auf der SGcdhilberung
ber Kindlichen Natur, des eiufachen Berufes und einfachen Sinnes,
in denen gletchwohl Snnigfeit, Tiefe und Reichthiun ded Gemiithes
ihre Stitte finden, beruht ihr wefentlider Reig; won hier ab thei-
{en fich bie nachfolgenden Grgahlungen in gmwet verfchiedene Kichtun-
ge, welche beide den idyllifcen Charalter hinter fic) laffen; einer-
feits bie Entwicdelung der Charaftere, die pficdhologifde, prag-
matifche Motivirung des Seelenlebens, (Diethelm von Buchenberg)
	jandererfeits die Darftellung von Confliften, welche theils inner-
halb des Landlichen Rreifes felbft (der Lehnhold), theils aus Berith-
tung mit anderen hervorgehen (die Frau Profefforin), wobei dann
bejonderd nahe an die Tenbdeuz yeftreift wird, eine oder die andere
Seite als mehr berechtigt sux Geltung зи bringen. Schon in den
legten Grzihlungen des vierten Bandes fellen wir den Dichter gu
einfacheren Gerhaltniffen guvitcffehren. Munmehr aber im Barfiifele
finden wir ihn wieder bei bent einjachften tdyllifden Stoff angefommen ;
aber — und das ift dad WAusgeichnende diefer Ergihlung, um def-
witlen wir nidt anfiehen, fie al8 die vollendetfte Leiftung ded Bere
jajfers anf diefent Gebiete gu betrachter — der idpllijdhe Stoff ift
in fetner poetijfchen Darftelfung und Entwidelung bereichert und be-
lebt einerfeits dure) piichologifde Entfaltung dev Handelnden Chae
voftere, andererfeit8 ourch Warme und Fille der ethifchen Begiee
‘hunger, durch Berbindung mit dent fraftigfter Crnft des Cebens.
‘Bwar nicht mehr eine rein idpllifhe, aber eine durchaus epifdje
Ruhe liegt auf dem gamen Gang dev Ereigniffe; ver Dichter ift
nicht Barthet, nicht Richter im einem RNampfe von Principien, im
Gonflifte bes Beharvens oder ded Fortfchrittes; wenn man ja nod
dae Grindverhaltnif, dap die gevinge Wiirde ver Ganshirtin die
hohe Bauerbherrlichfeit iiberwindet und gu ihr fic) emporfchwingt, be-
fonders betonen will, fo liegt замши пит der fiir alle Poefie ewige
und aligemeine Gebdanfe, dai im Rampfe der Schinheit und Titd-
tigfcit gegen Vorrecht und Vorirthei! allegeit jene als Naturmadte
itber diefe als Grfolge der Convention ben Sieg davontragen miiffen.
Unerfchdpft aber und mit jugendlicer Frifche flieft die poetifche
Quelle der Anfchauung einfacher Uindlicer Ytatur, fei es in der
finnigen Berfettung ded menfehlicjen Gemiithes mit der augeren
Natur wie in dem Kapitel ,auf dem Holderwafen, fei eB feine
Offenbarung in menfehlichen Verhiltniffen als Verein von natiir-
licker Riugheit und Gitte, wie in dem. Kapitel ,,aus dem Mutter
herzen.” — WS die fchwachfte Partie im Gangen erfcheint das
Rapitel ,, Silbertrab” und darin wiederum ijt e6 geradegu mangelhaft,
ba die gliidlichen Giebenden der Altern Vergangenheit fich evinnern,