Jiferatur-
		Ne 10. Donnerftag,
		Henthhen Bunkblattes.
	den 14

Mini.
	иран: Die Vagadunden. Roman in dret Vanden von Karl o. Holtet. — Rriegsdichter hes flebenjahrigen Rrieges und der Hrethettstriege. Cin Bortrag
von Dr. Heinr. Prple. — Soldatenteid — Solpatentuft. Federgeiduungen von W. ». Winterfeld. — Peters- Lieder, Cine Chavatteriftif Peter hes
Groen in рое фен Erzdhlungen und Diftiden, nad) gefdhidhtliden Quellen und Ueberlieferungen, Learbeitet und dronologifd) georduet von G. Sault
	VPagabunden.
	Roman in dvet Binden son Karl ». Holtet. — Bwerte Auflage. —
Breslau, Eb. Trewenbt.
	Wir hatter diejen сей Roman des BWerfaffers bei fetnem
erften Grfdeinen (1852) mit gu vielem Bergniigen gelefen, um ihn
in ber borliegenden gweiten Auflage nicht gern noch einmal gu durch-
Laufen. ЗипафЕ aber fet un8 erlaubt, liber die neue Ausgabe, ale
folche, cin Wort zu fagen. Der Verleger hat fie in drei Banden
in dem beliebten Miniaturformat und gu dem allerdings hichjt wohl
feilen Bretfe von einem Thaler verarftaltet. Dies ift, wie er in
feinem Programm bemerft, gefdehen, um der Sitte, die Werle dev
Lieblingsfcbriftftelfer nicht nur Durch Leihbibliotheten fennen зи Ter-
nen, fondern fich felbft in deren Befis gu fegen, miglichft Vorfdub
gu leiften. Das Falftum, рав der groftere Cheil der рем феи Зее:
welt fic) niimmermebr anfchafft, was irgend in Leihbibliothefen gu
haben ift, fteht fretlic) fet, und in ben Etats der meiften Haushal-
tungen fehlt gewig ein Poften fiir die Anfdhaffung von neuen und
quien Biichern. Mtan abonnirt lieber in einer Lethbibliothef ober
fieht ben Biicherfdak eines Bitcherliebenden Freundes fiir cine folce
an. Wir fagen nicht gu viel, wenn wiv unfern auf diefe Weife er-
littenen Berluft auf eine fleine Bibliothef von etwa 30 Banden
Бет Баден, in deren Befig wir anno fein wiirden, wenn wir
die Mafregel unferes Freundes Franz Gaudy befolgt hatien, der
iiber fetnen Biichern die Snfdhrift: ,, Keine Leihbibliothe’  angebheftet
hatte. Cin wahres Gliid, роб e8 Geburtstage und Chriftabende
giebt und Bitcher, wie fo manches Andere, doch immer etu fehr an-
ftindiges Gefdjent bilben, namentlic) weil man gern den Carns
fohenft, dew fic) der Andere dod) nicht fauft. Goll alfo von ciner
Unjaaffung fir den Bedarf die Rede fein, fo Ш с8 дем die
swedmapigfte Mafregel, die geiftige Waave recht wohlfeil gu geben,
wie denn 3. B. die billige Cotta’fdhe Ausgabe unferes Schiller, cin
1G ,Schillerformat , der Nothwendigheit des Befizes fehy hiilfreid)
enigegengefommten ift.
	Wie fo haufig bet allerlei Gelegemhetten, pfleqt man and in!
	Diefer Begiehung auf Cngland зи vertetfen. Злов der theuren
PHiiherpreife, Heit e8, дейбуе e8 dorten gur nothwendigen био:
tung eines oanftindigen Haushaltes, eine gute Bibliothef gu haben.
Qn ber That ift uns dort das Borhandenfei einer night unvollfom-
men cusgeftatteten Privatbibliothee wiererholt als cine grofe Wu-
nehintichfeit entgegengetreten. Wein man twiirde irren, wenn man
Davaus fdjliefer wollte, aff das Bibliothefmadhen dort in gevinge-
rent Mage bike, als bei uns gu Haufe. Man hat uns verfichert,
Dak die Lcihbibliotheé von Meudie, allerdings die erfte und gripte in
London (bei Der vas jahrlide Whonnement 1 L fojftet), welde auch
шие аи Фе, nomentlic) die in Cugland ftarf gelefencn theolo-
Diteratur-Blatt
	guden Werke nicht ausfdliefen darf, allein von Macaulay’s be-
rihmier Gefdichte von England 8000 Exremplare gebraucht Bat.
Bon einem neuerlich erfchienenen Bude (Two years ago) von
Kingsley fchaffte fie 2000 Exemplare an. Das Bitch eines день
gelefenen Romanfehriftftellers mu 400—1000mal vorhanden fein.
Dicens bringt e8 auf 15000. GSelbft ein noc) unbefannter, mit
feinem erften Guche auftretender Belletrift wird minbdeften in 20 bis
30 Gremplaren aufgeftellt.

Das find allerdings fehr grofe Zahlen und man wiirde fer
Heine Dagegen Hiren, wollte man nachfrager, in wie vielen Exempla-
ven in den beften und griften deutfdhen Lethbibliothefen die Werke
unferes Qanfe, von Raumer, Sdhloffer u. W. vorhanden find. Und
fomit fcheint dies WUhles gu der Ucbherzengung gu filhren, daf in Eng:
land nicht bloR mehr gefauft, fondern aud) mehr gelefen werbde.
Dagegen ift Eins nidht gu vergeffer, weldhes bet der Betrachtung
‘ест Verhiltniffe in WAnfehlag gebracht werden muk: 8 wird viel
eight nicht fo viel, gewif micht fo viel Gutes in England gefchrie-
ben wie in Deutfdland. Wnf den uns nahe Itegenden Gebieten der
Philofophie und der Kunft find wir deffen ficher und wir glanben
nicht gu ivven, wenn wir Bevin das Verhaltni® ber im 19. Sabr-
hundert erfdienenen epochemtachenden Bitcher auf 3 gu 100 angeben.

Will man min aber auf qrifere Verbreitung durch bilfige Preife
hinwirfen, fo ift vor allen Dingen nicht ftreng genug feftswhalten,
baR man nit Irgend etwas, fonderm dak man bas Gute wohlfeil
gebe. Denes iff weder eine Runft nod) cin Verdienft, vielmehr das
Gegentheil. €8 werden fehledte Gachen genug gefdrieben, fo frott-
toohlfeit gu haben find. Der Ausverfauf eines theuven Werks daz
gegen Ddiirfte immer cine Art Feuerprobe fei, welder etn Verleger
ben Verfuch einer woblfeilen AWusgabe nachfenden darf.

Gine jolce Probe, fcheint e8, hat bas vorliegende Bud) beftane
det, ier das wir nun nach diefer Whfchweifung, welche ourd} fein
neues Rictd veranlaft wurde, noch einige Bemerfungen machen
wollen.

Wir haben in einem friiheren Wuffage (Qahrg. 1854 GS. 54)
nachguiweifen verfucht, welche Stelle die vorliegende Gefchidhie in
dem fiinftlerifcben Cutwictingsgang de8 Verfaffers als Nomandidhter
cinnelmen michte und ditvfen in diefer Hinfidt wohl auf jene
Stelle veriweifer. бит dicsmal migen alfo cinige Worte iiber den
Suhalt genityert.

G8 ijt fcpon oft Pas Bedauern ausgefprocden worden, dak ge-
rade iwie dle Gifembahuen die Poefie Des Bofthorns wand des Wan-
ders aus deur Felbe gefchlagen, fo dle pruntoollen Hofbiihnen die
Poefie pes TChespisfarrens vertilgt haben. Wir haben fogar einen
hochgcachteten Sdhaufpieler bie Webergeugung ansfprechen hire, dak
gerade bad Bagabundesfe Herumpichender Truppen und deren Whe
fouderung ans der iibvigen Gefellfchaft cinen Gifer und ein Ferer

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