Wir fchlieBen mit dem aufrictigen Cin diefen Blstterm mit
boppeltem Rechte feine Stelle findenden) Wunfehe, recht bald wider-
let зи werden durd Sdipfungen derjenigen unter unfern mitle-
benden ,,Rriegsdichtern”, welche zeither bewiefen haben, dak die
Poefie nicht blos in [rember und alter Gefdhichte ihre Stoffe finden
finne, fondert da e8 thy gum Ruhme gereide, auch dem Vater-
[аифе зи dierent.

Und wenn blafirte Rvitifer dies auch nur ,, Gelegenheitsdic-
tung  nennen wollten, die Oichtung wird hier fdon purd) die Ge-
legenheit geadelt!
	Soldatenteid —

Soldatentutt.
	перезеииицен оои 3, vou Winterfelb. — Berlin,
Wer. Dunder, 1857.
	Unter ben ,, Herren зом Degen” wird das ,,rercitium mit
dev Feder” immer beliebter und verbreiteter. Wir abftrahiren hier
пани bon der hiftoriographifchen und friegswiffenfcdhaftlichen
Sehvriftftellerei, fprechen vielmehr nur von fehsuwiffenfdaftfiden Pro-
puftionen, und auch bierbei wiederum nur von folchen, bet denett
nicht blos der Poet ein Soldat, fondern auch der Stoff ein mifi-
taivifcher iff.

Зи unfern vovherrichend friedlicjen Zeiten haben die Korner
und Rleifte allerdings wenig Anlog, aus der Gegenwart didterifde
Begeifternng gu fchdpfen und ihrer Wtitwelt hodflatternde Banner
voranjutragen. Die Heldengetten ber Bieten und Фет find,
wenn aud) vorlaufig mir fragmentarifd), in die Hinde von Givi
lifter, und gwar theilweis in fo gute, gefallen, Рав die Concurren;
ihre Bedenfen hat. Wie hbegritndet immerhin auch die Bemange-
Iungen feien, welche Scherenberg’s Dichtungen wegen ihrer zuweilen
abfonderliden Gorm erfahren haben, das wird ihm Niemand fireitig
made, ав Тете grandiofe Uujfaffung, feine urwiidhfige Kraft, feine
pradtige Maleret ihu gum Oviginale ftempelu, welches bis jest mr
Nadhahmer gefunden hat. Wir mobdhten fogar die Vermuthung
aufftelfer, baf guy didbterifden Darftellung fviegerifcher Thaten
und Greigniffe der nidt foldatifdje Ginger gerade durd) dad,
was ihm anfdeinend mangelt, an Freiheit ver Unfchauung und
Ausfithrung gewinnt und fomit eine Chance voraus hat; vielleidt
bietet fid) und Gelegenheit, die Motive diefer Vermuthung einmal
gu entwiceln. Gitr herte wenden wir und gu den Winterfeldfden
nOederzeichiungen ”.

G8 find feine Heldenbilder, Feine Grofthaten, feine fortreifen-
pen Beiten, die unfer Gerfajjer fchildert; e6 ift ,, des Dienftes immer
gleichgeftellte Uhr“, e8 find die ,petites miséres” eines Cuivaifier-
officiers in dev fleinfadtifden Garnifon, ja! e8 Ш die ,,gemeine
Deutlihleit der Dinge“ ohne allen poetifcen Duft, mit deren Con-
terfet er Die Blatter feines Tafdenbuchs fiillte, wenn ev ,,im Quar-
Нее  Helm und Pallafd von fic) gelegt hatte. Wher es ift der
Humor, der ihm die Feder gefiihrt hat!

Wer unter unfern Lefern das Biichelden in die Hand Беби,
wird vielleicht (wiv michten faft fagen: wahricheinlich) nach) dem ет
fter Herumblattern daffelbe bei Seite legen und fagen: ,, Das fol
Pocjie fein?!  Wir finden diefer WAnsruf {ебу mativlich; von Зет»
fen ift in ber That widht fonderlid) die ede; oft fo menig, dak
man den Verfaffer im Verdadjt haben midhte, ev habe die Жени»
ftrophe ober deit fiinffiifigen Sambus nur gewahlt, um wenigftens
formelf feine Brofa gu fchreiben, weil er nicht habe ,, Haclindern”
wollen.

Auch wir Hitten uns vtelleidht nidjt damit geniigen Laffen, bie
vin cine [dbliche, fajt Liebenswiirdige WUnfprudslofigheit zu finden,
(tae bas fiir ung eigentlicy Anerfennenswerthe nicht tiefer.
	Зов еше Cavallerie-Garnifon duperft langweilig und fiir einen
ivgend ftrebfamen Geift hichlichft unbefriedigend fein mug, weil durd-
aus ict abgufehen ift, wie e8 an den Orten, wo diefe Waffe дате
nifonivt (wenige WAusnahmen find nur miglid)), anders fein und
werden fann, glaubt man dem Verfaffer aufs Wort. Aber, wer
unter foldben Verhaltniffen und Umgebungen зи objectiviren, das
Langweilige mit Kurzweil gu falgen, bas Pedantifche durch Parodie
mobil gu machen, das Alitigliche bunt gu farben, und die ditrftige
Realitit in lebendige Genvebilder gu iiberfegen, — in dent pulfirt
eine poetifde Ader. Und wer fo beobachten, fo empfinden, fo
geftalten und reprodugiven fan (wir meinen hier den Snbhalt, nicht
die Form), der hat, trok aller Profa, Beruf zum Dichter.

Von der Unkunft der Rekruten bes Regiments hebt die Schil-
berung att; fie fiihrt un8 auf die Sonntagsparade, auf die Treib-
jagd, auf den Pferdemarft, in den Anftruttionsfaal, ing Theater, in
bie Reffourze, gur Verlobung und Hochzeit, und nimmt, mit dem
Perheiratheten, de — WUbfchied.

&8 find eben Vorfommniffe, die taglich und iberall gu finden
find; aber, wer in militaivifden Dingen eitigermafen Befdeid weit,
wird an unfdetubaren Biligen, in Leichien Strichen, bie fidyeren tref-
fenden Contonven finden, die bem Lefer bas Lebenswahre Bild vor
bie Bhantafie fiihren.

Der Verfaffer ixonifirt freilich, umd dies verfteht fic) fubjectiv
und objectiv von felbft; aber fo menig verlest ev die Perfoner,
die ev auf feine Staffelet bringt, als ev die Verhaltniffe anfeindet,
bene feine Zeichnungen gelten: wir michten fagen: er werfeinert,
was ev favvifirt. und diejenigen, itber die er das Cacheln Hervorruft,
werden die Erften unter den Vicheluden fein.

Diefer contemplativen Gabe, diefer Harmlofigheit Her Wus-
fiihrung gefellt fic) ein Drittes, vielleiht das Wirkfamfte, weil das
Gediegen(te. 8 ift die iiberall burdhleudhtendDe Liebe gu demfelber
Berufe, liber deffen Gebrecjen und Leiben ber Humor feine heite-
vent, immer aber gemiithliden Gloffer macht. Und wenn der Зее
faifer feinen Etandpuntt felbft vorweg mit dem Motto dharafterijirt:
yMalt mid) fo wie id) bin; wenn Shr die Narben und Runzeln
weglaft, gable ic) Euch щен Pfennig! , und wenn ev eben fo
ТЕ als wahr (S. 74), nadhdett ev den cinfachen BVerlauf eines
Wintertags gefdildert hat, fagt:

Die meiften Menfdhen werden hierber denter,

Dah fold ein Leben gar fein Leber fei,

Dak man vor Langeweile fchier verfoumnte.

Und dod Eann man e8 fithren, Vag fiir Tag,

Bis Sabre und Dezentien daraus werben;

Bulegt gewinnen wir e8 fdrnrliG feb,

Und fonneu uns davon nidjt wieder trennen.

Gar viele Militairs, die lange Beit

Qn foldher Heinen Garnifon geftanden,

Unb dann den AWbfdhied nahmen ans hem Dienff,

Зепибен ihre golbne GFreiheit nicht;

Sie bleiben rubig an demielben Ort,

Um bis gum Grabe wiht den Tritt gu wedfelr.

Hier ward bie Langeweile guv Gewobhnheit,

Und bie Gewohnheit dann gur Poefte.
fo wird e8 begreiflich, wie ber Offtcier, dev endlid) eine gute Partie
gentacht, den Ubfchied genommen, und fo erveidt hat, was ex fich
lange wiinfdjte, nun beim fameradfcjaftliden Scheidemahle zum
lester Male” unter Hen gewohnten Genoffer figend, beim Toaft des
Oberften nue ,ftumm” anguftofen vermag. (G. 130.)

 
	Er fisPt mit Зерми freundltcd) art
Und Lichelt mit bem Dtunde;
Sebor) bas Herz im Bufen weint,
So macht ex fill bie Runde.
	Dod, al auch ex nun reden rill,
Da fteigen ans dem Herzen