mit einer der traurigften Perjonlichteiten der Gefchichte gu thun, die
bier im Drama wo maglic) noch trauviger dargeftellt ift. Etwas
Sammerlideres und Kagliheres ift uns in Geftalt etnes dramuti-
fchen Helden felten entgegen getreten. Der Berfaffer kat ihn jum
Bertreter He8 Calvinismus und Gegner des Lutherthums gemadt,
und burch die fchweren Unglitdsfalle, die ihn betveffen, (aft ev ihn
allmiblig gu freterer Anfchauung gelangen, fo Раб er gulegt nicht
nur die Befenner jener beiden Meligionganfidten, fondern aud) die
RKatholifen uv Ciutradt als Chriften aufruft. Friedrich ИЕ ао
nicht Borkimpfer einer Voce, fondern er Hirt exft am Schlug, our
duBerliches Ungliid bewogen, auf, fie gu bekimpfen. Go mug er
von Unfang an auf unfere Shmpathieen fir feine Wuficht vergich-
ten, und ev finite fie nur fiir еше Berfinligfett gewinnen, wenn
ex eben al8 ein ganger Wtann, feines Biwedies fic) bewubt und ent-
fchfofjen, dafity cinguftehe, und entgeqentrite. Das ift aber in fei-
ner einzigen Ecene ver Fall: ewig fcbwankend, Hichftens mit Worten
fechtend, ohne innueve Meberzeuqung, ein Spielball feiner Umgebung
und jeqlicden Wugenblids, feig, untwiirdig, guweilen wie Strohfeucr
aufpraffelnd und gleich parvanf wieder verglimmend, pas Jodeal
fornizter Schwidhe, — dad ift Der Mann, dev gurweilen сито Феи
gejiunte, aus der Paulsfirce anticipirte Bhrafen uns itherreden
ulsehte, ev fei dev nationale Held eines nationalen Dramd’s, Der
Stoff ift, jo weit fich aus Cinzelnem die uvfpritngliche Wbficht her-
auserfennen fipt, nicht gang ungefchictt disponirt, manched fogar
hitbfch angelegt, aber die fcpiilerhafte Misfithrung verfekt doch das
Ganje immer wieder tr pas Gebtet unfreiwilliger Komik und Lape
bie Coutpofition hich{t formfos erfeeinen. Obgleich das Sttict mit
den Nebenrollen wohl einige fedhgig Perfonen crforbdert, ift poch fete
(Clifabeth viclleicht ausgenommen) mehr als hschjtens ganz auffer-
lich durch nichtsfagenbde gewifje Phrafen haracterifirt; man mifte
penn Sluice und Schimpfreden fiir tiefere Characteviftit uehimen, wie
iiberhaupt das ganze Buch cin wahres Lexifon dev roheften Sdhimpf-
worte ijt. Wud die Sprade und die Form Фо Зее ИЕ Hhiaufig
unfdhin und gefchmacdios, nicht felten mit Whficht fraftgenialifd) ge-
farbt. Wiberwirtig wirfen die vielen gefuchten Wortfpiele, weldhe
die Perfonen des Stiicls ans des Geiftes Diirre unerfdipflich her-
yortreiben, und entfchieden Langweiliq find. die breiten biftorifdjen
Greurfe, Durch Die wir hin und wieder in Der Gefdhidhte unterrid)-
tet twerben.

Und dec ift Tire nidt ofne alles dichterifde Talent, was
wir gern anerfennen, nacydem wir erft gu fo ftrengem Dabdel geni-
thigt waren. Зи manden Scenen G. VB. S. 49, ferner am Schlup
des vierten Acts und S. 199 и. 200) werden wir turd eine zar-
tere Lhrifde Stimmung angenchm beviihyt, und ebenfo find einige
SGeenen der Stubenten und Birger von anfcbaulicher Lebendigtcit
und Frifdhe. Wir vermuthen cine gewiffe epifehe Begabung in dem
Verfaffer. Ob ev ovamatifdes Talent befigt, ift fraglich; wenigftens
nad dem vorliegenden Sti, dem cingigen, das wir von ihm fen-
net, Glanbt er e8 und will er cd beweifen, fo michten wir ihm
rathen, einen miglidhft einfadjen Stoff vorgunehmen, dev im gu
eigener Geftaltung Naum giebt. —

Sn Otto Sacobi’s ,, Konig Erich von Schweden” wird der
unter dem Namen des Banerufsnigs befannte Sohn Guftay Wafa’s,
Grich XIV., und die Empsrung feiner Briider Bohann und Karl
argeftellt. WUuch died Trauerfpicl ijt unerquidlich, namentlid) weil
паи e8 mit befferer Hoffuungen beginnt. Eric) war befanntlid
feine unbedentende Perfonlichtett, aber Leidenfdhaftlic) aufbraufend und
endlic) geiftesoerwirrt. Wihrend folder Wnfalle ermordete er felber
mehrere der angefehenften Grofer, und um nicht einem gleiden Gee
fhick зи verfallen, verbanden fich die itbviget unter Wnfiihrung feiner
	Orider, die gleichfalls vor feinem Argivehn zitterten, und entfetster
ihn; ev ftorb an Gift, das ihm fein Bruder Sohann veichen (еб.
Der Dichter wollte vas ,armfelige Bild der Menfchengrife  gcich-
nen, und fo verfolgt er feinen Helden von der Thronbeftetqung an
durch alle mwechfelnden Stadien des Sieges amd der Gefangenfdaft
bis gum Tobe. C8 gefchieht unendlich viel und alles unendlich fcbnell;
aber diefer ewige Wechfel auRerer Greigniffe lapt falt, und wenn
man felber gefunden Menfchenverftand bejigt, mag man nicht beftan-
dig die tollen Streiche einer franthaften Phantafie vor Augen haben,
Die noch dazu nirgends pfychologifch tief, fondern nur i ihren Re-
fultaten, eben jenen tolfer Streichen, gefdhildert ijt. Dazu fommt,
‘dag diefe Tollheiten nicht nur von dem begangen werden, der vere
mige feiner Gefundheitsbefchaffenheit cin Recht dasn hat, fonrern
gum Lheil aud von den iibrigen Perfonen, deve manche fich einer
guimiithigen Ouummnbheit fdhuldig machen, die in Grftaunen fest.
Statt dex Characteriftit beguiigt fic) auch diefer Verfaffer mit meift
oberfladhliden Andeutungen. Der Salug ves Stiiks Ш fein rech-
ter ив. Die Sprache ift gebilret, und bie VBerfe find glatt,
aber e8 fehlt Schwung, Tiefe und itherhanpt jegliche Gpur ciner
Hsheren poctifcyen Begabung.

Anzuerfennen aber ift bet Sacobt eine gewiffe pramatifde Kraft.
Namentlih ИЕ die Crpofition im erften Wrt, обо einige’ varit
nod) gu abfichtlich erjdheint, wobh{geliungen und (bt Grwartungen be-
gen, dle der BVerlauf in Feier Weife rechtfertigt. Doc finden fid
auch fpater nec) hin und wieder Gcenen, bie vou dem erwihnien
pramuatifden Фо ЭЗеици а ецен. —
	Verlag пой 5. Я, Brockhaus tr Геры,
	Die Aresdener Galerie.
Gefchidten und Bilder,
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A. von Sternberg.
8 Seh. 1 Tht. 15 Sgr. Geb. 1 5%. 25 6у.

Gin neues Werf bes geiftvollen Sehriftftellers, bas befonbders allen Bee
{udern ber Dresdbener Galerie die angenehmfte Unterbaltung gewabren wird.
Gs find Novellen, bie fi an befanute Bilder und bas Leben der Ст аи
\ФНевет. Der Inhalt ift folgenber: Die Grifin von Flandern Membrandt);
Die Burg der Haflichen (Affelyn); Die Rofe von Harlem (Van der Neer); Cine
Bifion Holbein’s (Holbein); Die Herentitde enicrs); Sdileier und Mantel

 (Signani); Der Unbefannte (Paul Veronele); Der Kitnfiler-Bagabund (Brouwer);
Der Liebesgartet Mubens); Das Grab des Suber (Muisdael).
	Jedichte

Yolt

Marie Lirfter.

3. Geb. 1 Thr. 10 Sgr. Geb. 1 Thr. 20 Sar.
	Diefe Sammlung der Dichtungen oon Marie Forfter, die unlaugft in
ber Blithe ber Sabre bem Lebeu entriffen ward, darf gewif auf eine frenndlide
Aunfrahnte Hoffer, da eingelue friiber davans veriffentlidte Gedichte mit unge-
wobulicher Theifnahme aufgenommen und mehrfad componivt wurden.
	Sm Verlage von $. Sehindler evfcdien fo eben:

Sribe 5. Das Aleyandersbad im Fichtelgebivge. Seine

4 Minevalquelle und Raltwafferbheilanftalt. eine Cage
und feine Umgebungen. Gemalde aus bem Pichtelgedirge in
Briefer an cinen Freund. — Cin Reifehandhuch und Wegweifer
Фито bas Hidtelgebirge. ff. 8. gebeftet. Preis 1 3506.
	Kite dent gediegenen Anhalt biivgt ber genugfam befannte Prame des Verfaffers.
	Gerlao Pon Heinrid) Schindler in Berlin. — Orud von ФлофиИ) по Soyn im Berlin