die thatjachlide Belehrung darither, wie fein Charafter und feine
Berhaltniffe waren, und itherall pas, was Бей рези обет Begegnung
mit ihin uns am widtigiten 3u wiffen mare. Bir bejigen eine Bee
glaubigung feiner Ucberzengungen in jenen Sragen, welde an jeded
Menfchen Herz anflopfen und Antwort verlangen ber Leben und
Lod, Liebe, Reihthum, Wrinuth, Gewinn des Lebens und die Wege,
wie wir ihn erreiden, iiber ben Chavatter ег Жен ен und die
verborgenen und offen da Llegenden Ginwirfungen auf ify Sehicl-
fat, endlich iiber jene gehetmnifivoller und ddimonifcen Machte,
welche unferes Wiffens fpotten und dennod) ihre Bosheit und iby
Gift in unfere gliclichften Stunden einfdpmuggeln.

Nad) мени Srorterungen ber Shafefpeares Bufammenhang
mit bev Vradition des englifder Dramas und die unjureichenden
Ergebuiffe hijtorvifher Forfchung geht dev Verfalfer gu einer WApolo-
gie des Dichters iiber, in die man anf bem europdifcen Continent
awar ihrem Wefen nach von Herjen einftimnten wird, die aber in
der Urt ihres Wuftretens den Bwec, пи fiir Amerifaner ge-
ferieben зы fein, denen moan die Weltftellung eines Dichters hem
Gefhaftsmann gegenither mit ben derben Letiern eines Aushange-
fchildes vor Augen Hatten mup, nicht gang verlaugnen fann.

Runichft widerfpricht der BVerfaffer der Meinung einiger Rri-
tifer , pon Tiichtigheit und feinem Gefithl,  die nur die Beurthei-
(идеи Shatefpeares fiir vichtig alten, welche einfach bet feinem Ber-
pienft als bramatifcer Sahriftfteller ftehn bleiben. Der Verfaffer ftellt
feine Verdienfte um-bas Drama eben fo hoch als fie, aber ev ftellt fie
trogdemt im die gweite Linie. Wollte man Shafefpeare mit audern
ansgezeidineten Autoren. in cine Kategorie bringen, fo fanne man
‘ihn eben fo gut ,,zum grofen Haufen des Volkes vechnen.  Cy fei
unbegreiflich weife, bei ben anderen begreife man e8. Cin verftin-
diger Lefer finne fic) gewijfermagen in Platos Gehirn einnijten und
pon da heraus denfen, nicht aber in bas Shafefpeares, Wir blie-
ben ftet8 nur im отбор. Gr fet die fernfte Grenze des RKunft-
verftandes, die mit Sudividualitit vertraglich ift, der tieffinnigte der
Autoren, Der gerade an der duferften Linie dejfen ftand, was fic)
purd Sdriftftelleret erreichen (apt. Gepaart mit Ddiefer Lebens-
weisheit fei gleiche (yrifdye Begabung und PBhantafie. Seine Macht
fei mie Die Mtacht der Natur, die das flade Land fic) ju Gebirgen
aufbiumen Lapt, anftrengungslos und nad) denfelben ewigen Gefegen,
nad) welcher fie eine Seifenblafe nurd) die Luft fliegen (АВЕ, еше
thut fie fo gerne wie das andere. — Dev Berfaffer vergift dabei,
dah man noch im Befig verfchiedener Bearbeitungen [hafefpeare-
fer Dramen ift, was jedenfalls ein Beugni® dafitr abgiebt, daf er
fich bie qrofen Dinge nicht aus dem Wermel fcbhitttelte.
	Diele Weadht, fid) miederzugeben, fagt ver Berfajjer weiter,
oper vielmehr das innerfte Wefen ber Dinge in Mtufif und Verfe
zu itbertragen, mache ihn gum Thypus eines Dichters und lege in
ihin den Metaphyfifern ein neues Problem vor. Dies fei e8, was
ihm in der Naturgefchidjte einen Plag anweif’t ale einem der edel-
fien Grgeugniffe des Erdballs, al8 einem Propheten nener Zeit und
hiherer verbefferter Zuftinde.

Nad) diefen begeifferten Spenden der Bewunrerung erreicht
bie Darftellung wieder einen Wendepuntt, wie wir in dem Wufe
fag itber Géthe an analoyer Stelle gleichfalls einem foldyen Бег
gegneten.

„Жии aber,  fo beginnt die Betvachtung, ,,rwie ftellt fic) dag
(име Urtheil des Meenfdjen feinem Sanger und Wohlthiter gegen:
itber, wenn wir, in Cinfamfeit unfer Obr dem Wiebderhalle feines
Kubhines oerfdliehend, unfere Rechuung mit ihin is Reine bringen?
Cinfamfeit bringt ftrenge Unterweifung. Cie fann uns Hele und
Dichter miffen lehren, инь indem fie Ehafefpeare anf Die Wage-
		vollfommenheit bes Wlenfcbengefdledts. — GObafefpeare, Homer,
Dante, Chaucer — fie fahen alle den Glanz des Gedantens, der
inber die fidjthare Erde dahinfpielt, fie muften, dak etn Baum nicht
purd) feine Fritchte allein Mugen bringt, Getreide nidt allein, weil
e8 Mtehl giebt; und die Erde nicht nur, weil wir fie bebauen und
mit Strafen itherjiehen; Фав ое Dinge eine gweite, fchsnere
Grnte darbieten fiir unfere Seele, als die Symbole ewiger Gedan-
	Ten, dte neben all ihrer natiirlichen Befitinmung eine Wrt ftillfdwei-
	genden Gomnientars ded menjdlichen ebens bildet. Shaketpeare
benugte fie als Farben gu fetuem Bilde. Cr blieb ftehen bet ifrer
SGchinheit; utvgends that ex einen Schritt weiter, welder fiir стен
folchen Genins foft unausweichbar nothwendig erfcheint: den H8-
heren Suhalt Viefer Shmbole gu durchovingen, vow dent fie ihre
‘Macht empfangen; — was ift das, was fie ansfprechen, burch 10
felber? Cie Clemente ftanden ifm ju Gebote; er benubte fie gu
fpielenden Unterbaltungen. x war der Auorduer fliv bie Befte der
Menfchheit. fl eS nicht, als hatte jemand durch die majeftatifhe
Macht feines Wiffens die Rometen mit Hanten ergriffen, oder die
Planeten fant ihren Menden, fie aus ihren ewigen Rreifen gee
riffen, nur um am Whend eines Gefttages die Stadt durd ein
Geuerwerf gu beleuchten und iiberall anjufiindigen: Grofes aufer-
ovdentlidhes Geuerwert heute Ahend! — Sind die Hebel der Natur,
ift Die Meat, fie gu begreifen, nicht mehr werth, als eine Strae
fenferenade mit Cigarrendampf? ит gebentt der Bofaunenworte
deS Korans: ,,Her Himmel und die Erde und Wlles, was gwifdher
ifnen ift, glaubt ihr, wir Hatten e8 zum Spak erfdhajfen? So
lange wir von Talent und Geiftesfraft rveden hat die Welt unter
den Menfcen feinen, den fie ihm an die Seite ftellen finnte. Aber
fragen wir nach dem eben, feinen Beftandtheilen und Hiilfamitteln,
was fiir einen Bortheil gewahrt ex uns? Wofiiv fteht ev ein? Ges
ЦЕ nuv ein Chrijtabend oder Gommernadtemirden. Das egypti-
fhe Todtenurtheil ver Shafefpeave-Gefellfdjaft fommt mir in die
Gedanfen, „рав ет ein vergniigter Schaufpieler und Hauswirth
war.  Andere bewunderungswitrdige Mtinner fiihrten ein Leben,
weldhes auf ivgend eine Weife зи ihren Gebanfen in Begiehung
ftand, diefer Maun aber ift ein ungehenver Widerfprud. Wire er
weniger gro gemefen, hatte er mv das gemeine Mak hervorra-
gender Autoren erveidht, cines Bacon, Milton, Taffo, Cervantes,
рами Hatten wir gern das Thatfichliche in ber Dammerung des
menfdlichen Lebens ruben gelaffen; aber dag diefer Menfch der
Menfoher, ev der der Seelentunde ein neues, tweiteres Feld evriff-
nete, al8 e8 je vor ihm vorhanden war, ber bte Standarte der
Menfchheit einige taufend Sdritte vorwarts in bas Chaos hinein-
pflangte, raf ein folder nicht auch fiir fich felbft weife war! — es
mug min einmal in der Weltgefchichte fo gefdhrieben ftehn, vag dex
erfte Dichter cin dunfles mweltlidhes Leben fithrte und feinen Genius
verbrauchic, um bas Bublifum зи unterhalten. 

So hat der Verfaffer uns denn bet Shafefpeare zu einem nicht
minder merfiwiirdigen Refultat gefiihrt, al8 het Githe. Gathe ift
weife, aber fein Rinfiler; Shatefpeare iff ber grifite Didter, aber
nicht weife. Wir haben die Betradjtung, die dies Refultat licferte, wirt-
lich wiedergegeben und glauben deshalb einer Widerlegung diefes Gases
iiberhoben gu fein, wiewohl und diefe vom Verfaffer fehr erleid-
tert ift- We Arguinente, die ex gegen fich hat, find in feiner eig-
nen, defer fegten Betradhtung vorangehenden Darftellung enthalter.
Wir haben gehirt, was ev ither bas ,,ounfle Leben” bes Dichters
gefagt hat, wir haben ihn feine Weisheit riihmen Hiren. Ober bee
Diirfte e8 auch einer Antwort auf dte Klage, e8 fei nur cin Gom-
mernadtémirden, ein Epiel? Wer barf dies fagen, dev je den
Geift im Hamlet reden Harte? Gehliefitich fommet man mit ber
Gorderung bes Wmerifaners, indem er bet Ehafefpeare Weisheit

 
	MWoraus e8 hervor-
	chafe fegt, finbet jie, oak er Theil habe an dev Halbheit und Une‘, fliv fich felbft” beanfprucht, wide im Betiten.