8114, da folche Weishert thm feblte, erfahren wir nidjt. Oenn auf
den Niangel an Staatswiirden des Dichters wird der Verfaffer fic)
nicht berufen, oder auf die Unweisheit, feiner Frau das zweitbefte
Bett gu hinterlafen. Shatefpeare, der Dichter, ift weife, tweil
Shafejpeare, der Ntenfch, weife iff. Sehen wir bei lebterm and)
Unweisheit, was ithrigens aus dem ,,dunflem Veben  noch nicht her-
vorgeht, fo thut e8 jenem und uns feinen Whbruch; das durfle Ce-
ber aber, fteht, wie mir vermuthen зи der Ezifteng ber fhafe-
fpearefcen Werke in nachfter Bezichung und wire jenes ein ande-
ve8, durch bedeutende sffentliche Thatighett angefiilltes gewejen, fo
Юле der Cinflug hievon auf die Berke nicht ansgeblieben.

Der Ueberfeber Gmerfons {cheint inde} jedes Wort feines
Uutors vertreten gu wollen. Cr fpridt am Sadhluf des Buchs tiber
ifn, wie Emerfon ber Githe und Shakefpeare fprach, wobet ung
gleich im Gingang ber Uusfpruch auffallt, Emerfon fet fein Pbhilo-
foph, fondern — ein Dichter. Wir verfchlieBen uns nicht gegen
bie Gewohnheit, ja, gegen bas Recht, cinen Menfdien gelegentlic
wentt auch mur weger eines eingigen dichterifcjen 3uges einen Dich-
ter gu nennen, auf diefe Weife fann ein Seder gu der Bezeichnung
fommen, Dent wer hatte nicht einmal eine folche Seite aufzuweifen;
hier aber fcheint uns die Verwendung des Wortes hichft ungeeignet
und wiirde nur in einem, dem Des Ueberfegers entgegengefebten Ginne
non Bedeutung fein. — Wir wiirden die Bezeichuung philofophirender
geiftreicher Schriftfteller, fiir Emerfon geeignet halten, obwohl der
Ueberfeger gerade da8 Geiftreiche in ihim nicht gugefteht. Wohl aber
gefteht er gu, Рав er eine derbe, oft duntle Brofa fehreibe, welde
Wort fiir Wort wiederzugeben, dem Ueberfeber nur felten ибо
gewefen fet; ferner, da felbft Englander verficherten, einzelne Gage
Emerfons blieben ihnen unverftindlich. Wir ithertreiben nicht, wenn
wir hingufiigen, af man den Gedanfenfaden bei diefem ,, niederge-
febriebenen, miindlichen Vortragen” nicht fowobhl fefthalten, als haufig
auch erft fuchen mug. Wir verfennen in Emerfon nicht den reich-
begabten Sehrififteller, aber wir finnen nicht des Ueberfekers unbe-
pingte Verehrung fiir ihn thetlen, bet welder e8 faft den WAnfdhetn
hat, al8 fet fie bedentend durch die Ferne bes Verfaffers gefteigert,
eine Shmpathie, die mit auf dem negativen Grunde beruht, weil
hier eben feine heimifche Begegnung ftattfindet. Wir geftehen dem
Ueberfeger gu, dak der Wmevifaner angiehend und feffelnd, wir fiigen
aber hingu, dag ev nicht erfchipfend ift und bak e8 mur den @ ше
prud macht, al8 haben wir flatt abgefdblofjener WUrbeiten, zwei Bor-
reden ausfiihrlicher Commentare zu Goethe und Shakefpeare gelefer,
wobet die Erledigung per Hauptfadhen nach erwartet wird.

 

 

Denk: und Dichtweife. Miiclert ijt milder: ihm geniigt e8, die eh
ren dichterifcy gerundet hingeftellt, fie empfohlen gu haben, wabrent
in Hammers Ausdrucdsweife ein Ton von fategorifeyem Imperatir
liegt, mit dDem er unnachfichtlich auf ihre Geltendmadung im Leber

dringt:
Fefter Grund fei Deinem Id:
Nie Dein Wort gu breden;
Drum vor allem Hitte Did,
Grofes gu verfpreden.

Aber anf Dich felbft geftellt,
Handle grok im Leben,

Gleich als hatteft Du dev Welt
Drouf Dein Wort gegeben.

Wenn Miidert, neben der Darlegung des Bnhalts, fic) nod)
рами gefallt, den Gedanfen in immer neuen Wendungen ju ume
fhreiben, wie gleicjfam im Geifte ded hebrdifden Parallelismus,
fich gewiffermafen an ber eignen Sprachvirtuofitit ergigt: fo fucht
H. uur den allerinnerften Rerun dev Sache in der Sprache aufzus
fajfen und darzuftellen, und fcbarf begvengt und thautropfendurdfid-
tig, wie facettirte Diamanten, fteht fein Ausorud da. Diefe Gamme
tung оби ИФ 68 an die ethifche Gedanfenwelt antifer Vorzeit
an, theilS entlehut fie aus ihy, jedoch mit felbftindiger Berarbeitung.
Auger dem vein Didattifden werden auch antif mythifde Cryahlun-
gen wie Philemon und Baucis, indifce Miarchen und dret Chriftus-
legenben mitgetheilt. Shnen fclieBen fic Боб lnrifde Naturfdil-
berungen an, im denen jedoc) auch die didaltifdhe Muganwendung
das Hauptaugenmert ift; denn webder das rein epifche, noch das rein
Ipvifhe Element entfpridt fo vollfommen der Mtidtung und dem
Darftellungstalent des Verf. al6 das rein didattifce.

Зи diefem Halt er fic) nicht blos in dev allgentein пеней
und fittlidhen Gphare, fondern erftredt e& felbft auf da dichterifde
Seaffen und die Kriti—, wie folgende zwei Wusfpriiche darthun:

УЗИ Фи Du und Shines fchaffen,
Das lebensvoll bas Leben mebre,

Muge Du Dis exnft gujammenrafien

Und darfft nicht foheun der Arbeit Schwere.
Da hilft fein Sshwdrmen bios und Hoffer,
Kein Traum von flinftiger Entfaltung;
Rein, ringen пи Du mit den Stoffen,
Und ftarf fie gmingen gur Geftaltung.

 

Gibt end) ein neues Werk ein Dichter,
Hirt mit geneigterm Ogre nidjt
Den nur nas Keblern ipabnden Ridter,
		Als den, der bi’ ges Urtheil fpriddt.
	So, а{3 nachfichtige Beglerter

Des Didhters, feid ihr mild und flug:
Er fommt gu inmmer Затем weiter,
lind babon wird Eu mie genug.
	SGoeben erfchien im Berlage vou Heinrid Schindler:
	Das Leben der в

ierle
		Didtungen von Cfulins Hammer. Leipzig. 1857.
	Des Verf. Name hat fic in Rurgemt einen quien lang, eine
gefhikte Bedeutung in unferm allgemeinen Vaterfand erworben. Gechs
Auflagen feines Biidhleins: ,Schau um dich und Schau in dich  in faum
eben fo vielen Sahvem, beweifen die Gediegenheit bed darin Niedergeleg-
ten, forohl bent Gehalt als ver Form nad. Das neue ебет,
	gleich jenem, aus bibatti}fden Dichtungen beftehend, theilt mit ihin
denfelben Grundcharafter, helle Umfidt, Bielfeitiqteit, хешей инь
iefe in dev Lebensanfdauung, wie eine gewiffe Strenge in dev Wn-
wendung folder Lebensregeln. Er unterfeheidet fic) dadurd) von
feinem groften und reichen Borganger tn ver orientalifcdh didaftifcben
	We. Lazarus.
Qweiter Band. 8. 965. Preis 1s Tle.
	Subalt: L Geift und Sprache: Wedjelwickung gwifden Seele und Фет.
Ucfprung der Sprache. Grlernung und Forthitoung der Spradje. Einfluf der
Sprade auf den Geift. Die Congrueng von Geift und Sprache und das Bere
(inbnig. — IL, Der Tact. — UL. Die VSermifjgung und Zujammen-
wirfung der Riinfte. 1) Mtalerei und Mufif. 2) Bautunft, Vildhaueret und
Malevet. 3) Plaftifde und redende Kiinfte.
	Verlag von Heinridy Sayindler in Verlin. — Drud von Crowihia) und Sohn in Berlin.