liegenden Erzahlungen nicht deutlicher, ale in ен ны
haralterifiren gu fonnen.  

Firs Erite fdeint e8 uns naimlic) mehr atv, als timftlerifedh, :
Semandem pads (fubjectiy ober objectiv) mangelnde Sntereffe aunt
einem Bilbe badurd) beibringen 3u wollen, dag man ihm, wie einem  
Fibelfinde, ein Gefchichtdhen dabei exsahlt, vefpective fingirt, — wohl:  
gemerft, nicht dad ettoa Dargeftellte, fonder etn anderes, auferhalb
Tiegendes. Neu ift das Verfahren eben auch nicht; feine Mothwen-
pigtett aber wiirde ein fchfimmes Zeugnip fir das Runftwerf ent
weder, (das befanntlic) dag Sutereffe in fich felbft tragen follte)
oder Doc) fir den Befchaner fein; wir fehen jedoch feine. Bm beften Fall
wird bas Sntereffe vertanfdjt, namic) das finftlerifdye mit einem
hiftorifchen oder perfinlidhen, wenn nicht gar, im fchlimmern — verfalfcht.
Ob 3. B. Tizians rubende Venus wirklich), wie in der VBorrede
und einem alten Orespner Ratalog fieht, Donna Laura gebeifen,
ob iby muficirender Galan in der That Don Philipp von Spanien
orftelle, fann allenfalls ein hiftorifdes, niemals ein fimftlerifdes
Sntereffe haben, ja diefe oder eine andere gemalte Gdttin wilrde fo
wenig dure) die Runde, Dak ded Dtalers oder eines Undern Weaitreffe
Dabei gum Modell gedient, einen hshern Werth empfangen, dak wir
fogar da8 Gegentheil, ein unangenehines Gefirh! von geftirter Sllufion
recht wohl beqreiflich finden. Bon der dfters fehr problematifden
Hiftorifchen Richtigkeit folder Atelter-Cnthiillungen abgefehen, werden
fie in den meiften Fallen Nichts als die gewHbhuliche Meugier befrie-
деи, im ben wenigften geeignet fein, uns, wie Herr». Sternberg
porausfest, die betveffende finftlerifhe Subdividualitit Leben oder
aud) nur tiefer fennen gu lehren. стек wird jedenfalls die Rennt-
nip ihrer ganjen Cntwidelung, ihver Beit wie irer Beitqenoffen
und. Borganger gu dem legtern iele fithren, al8 wenn wir ,, die
Saclangenlinie monches fleinen Geitenpfades, die fich ins Фе
perliert aufyudecen, wiffen. 

Halten wir jedoch diefe anecdotifde Wnjchauungsiweije viedmal
10% den Zweden des Movelliften gx Gute, — villig profaifh, um
nicht philiftrss gu fagen, ftehen wir nicht am, die angeblic) poetifche
Ontention gu nennen, weldhe die einzelnen Schipfungen der Kun,
went nur immer moglich, auf dufere Unregungen, perfinliche Erleb-
niffe gurigzufithren fucht, jumal wenn uns diefe Sutention mit
mehr al erlaubter WMonotonie faft durd ein ganjes Buch geleitet.

 

Cignant malt Sofeph mit Potiphars Frau — er mu einft felber
feinen Mantel im Stic) gelaffen haben; ем WAnderer giebt биф
eine Bitherfptelevin — eS ift feime Liebe, und weil fie etwas me-

Lancholifch dreinfieht, eine unglitdliche gewefen; ein Dritter jtaffirt
Gebiude der Campagna (aus Laune oder Ungefchic) mit einem
Haplichen Weibsbily -— eS ift abermals bie Dame feines Herjzens
und der intereffante Ori, wo er fie fennen gelernt. Qa — als
hatte der Autor endlich fich felber perjiffliren wollen: fogar den
phantaftifden Spuk feiner ,, Hexenfiiche’ mug Teniers mit Leibliden
Augen erbliden, mu mit ihren Befucherinnen in perfinliche Be-
riifrung fommen. Berubte nun aud) Alles dies (wir begweifeln es)  
auf Ueberlieferung, e8 ift dod) wahrhaftig nichts weniger ale poetifd,
ober geeignet den betreffenden Bildern einen Derartigen Retz gu
geben. Зи andern Fillen aber wird fogar der vorhandene Reiz
durch dergleidhen Interpretation eher gejtirt werden. Wiffet Shr
Euch wirklid) jenes Rembrandt’ fhe Gaftmahl mit pen feltfamen
orientalifden Tracten nicht hiftorifd) zu deuten, pat es Euch nicht,
wenn der Katalog e& Gaftmahl bes Rinigs Whasverus oder, nach
Sternberg, des Simfon (?) пени, — warum foll e8 denn nidt
grade burch feine Rathfelhaftigtett uch angiehen, Euch in die wun-
derlich fcbaffertde Seele des alten hollandifden Farbenzauberers bineine ;

 
	bliden laffen? Metu, er muh mit oabet gewefen, e8 mitffen Rauber.
	Verlag von Hetnrid) Sdyindler in Berlin. —
	oder Dergleicen, dte thronende Wither oder wer e8 jonjt ift, aber-
alg eine perfdulide Befanntfcdaft fein. Und jener verfallene
Rirchhof Qacoh Muysdaels8, — ift er Euch denn weniger Lieb, oder
iit er weniger poetifeh, wenn er die Freie Dichtung jenes wunder-
baren Gemiiths, als wenn ev vie Vedute eines wirflichen Rird-
hofes ift, anf dem fein Grofvater nad) jitdifdem Ritus begraben
morben? Sa, e8 mag etwas wunderfam Unbegveiflices haben, wie
Giner ,,dDrvauf fommt ; wie in eines Ritnftlers Phantajie etwas auf-
geht, was er nie gefehen und erfebt, was er felber faum in feiner
volfen Mtyftif verfteht; aber glaubt nur, e8 gefdieht und ift ein
{chbneres Wunder, als Wiles, was Fhr uns von dnfern Veran-
Laffungen nachergiblen ober erbichten fount. блеф, nicht alle
Bilder entftehen fo: auc) nicht alle guten: e8 foutmt auch 3uweilen
ein Rirchenvorftand, der ein geiftlich Bild in bejtimmtem tow und
mit vorgefehriebenen Heiligen, e& Tommt ein veider Rauz, der was
Пи feine Ginne, ober ein Pendant fiir fein PBrunkimmer haben
will, Das zu wiffen, braucht Bhr fein Mealer gu fein, aber be-
greift Shr das Andere micht, fo fagt uns auch nicht, dag Shr ein
Poet feid!

Noch cinen fleinen Proteft michten wir foplieflid) gu Gunften
bes grofen Baul Cagliari, genanut Beronefe, agegen evheben, daf
ifn (G. 233) auf der Dresdner ,, Hochzeit gu Cana” jenerv vier-
fehrbtige hochgelbe Clown von Rellermeifter vor{telfen folf, der den
befannten Unterfcied des alten und neuen Getrinfs fo дель
unterfucht gu haben fcheint. Gchwiren fann man vielleicht auch auf
das feine geiftreiche Geficht mit hoher Stirn und fpdvlicem Haupt-
haar nicht, mit dem der eeifter bas Farbenconcert feines grofen
Hochzeitbildes im Louvre vivigirt,*) aber fo fann der Mann wenig-
ften8 ansgefehen haben, per nach allen altern Nachrichten, wie nach
Эти. 5. Sternberg felbft, ein Mufter von Tournure und gefelliger
Unnehinlichfeit war. Wie trauen unfernt Wutor ein зи guies Wuge
м, и аиф nur felber in de8B gedachten Hausbeamten ,,fchsnem
пили ен Ropfe Wiirde, Freude und Wohlwollen” entdedt zu
haben, aber dag ev e& feinen Lefern zumuthet, ift nicht einmal feiner
Novellette (beildufig gefagr, ndchft dem ,,Uebesgarten” ves Rubens
vielleiht der gelungenften) jgutvaglich. Wir itbergehen andre Неше
Poetenfreiheiten gegen Gefchichte und Ueberlieferung, die uns nidt
intmer gerechtfertigt erfchienen find, mit dem wiederholten Bedauern,
ein glitdliches Talent und einen danfharen Stoff nicht mit einem
einigermafent ernjien DGefireben vermablt zu feber.
	*) Er hat fid) belanntlic) ром, иебЁ Злияи, Correggio und апоеги an
einer bejondern Tafel muficirend vorgeftellt.
	it Berlage des Unterjeichneten erjdten foeben und it dDurd
	‘ее Buchhandlung зи beziehen:
	Sie Mevolution in China, in ihrer Eniftehung, ihrer politi-
fehen und religidfen Bedeutung und ihrem bisherigen Verlauf nebft
“Larftellung des auf chriftlidier Grundlage berubenden Religions-
{ojtems dev Sufurgenten. Nach Meadows bearbeitet von 9. Neue
marf. Mit einer Karte von China. Н. 8. geh. Preis 14 Thier.
Ueber jenen groRen Wufftand, weldsen ав фей фе Reid fett mehreren
Sabren exfdhilttert, und das Sntereffe ber ganjen gebildeten Welt in mebhrfacher
Bezichung in Anfprud) nimmt, feine Bedeutung, feine leitenden Perfdulichteiter
und feinen bisherigen Verlanf giebt uns das obige Werk ansfithritdere Иное
Iungen, a8 dte ditrftigen Berichte der Tagespreffe e8 vermocten. Auf die Вах»
thien ded Werks, welde das fich an das Chriftenthum anlehnende Religionsfpftent
der Snfurgenten behandeln, miditen wir befonders vie Aufmerffamfett aller Der-
jenigen lenfen, die fic) filr criftlide Ntiffionen in fremben Welttheilen intereffirer.
	Ubden, . 5. Gefchidte der Congregationaliften in Ner-
England. Cin Veitrag ух Rirchengefdicdhte Moerdamevifa’s.
Mit einem Vorwort A. Neanders, uebft 2 Karten. Bwweite
Muff, 8. geh. 14 Thr.
	Berlin, AWugujt 1857. Heinrich Schindler.
	Orud сои тои) und Sohn in Berlin.