gejdlagen. Hierbet werivyt er fic) mitunter in den Lon еше, ber ifm aber miplingen muf, weil ihm der weite Horizont, der felbft hinter Heine’s mifroscopifcheften Cinfillen liegt, fo wie das Rauftifde der Wendungen abgeht. Er fat bas eben noch nicht von einem gewijfen Hehenpuntt; nod) beherrfdben ihu ver Dtoment, bie perfinliche Erregung im Bereich feiner Hauptiveen: Baterland, Mebe und Dichterthum in ihrer abftrafteren Bedeutung und in der blogen Begiehung anf fein Bch yu fehr. Daher nothwenbig ber tlagende GrauR feiner fubjectiven Gefiihle, weil er itherall nur Фенин, Unbefriedigung fieht. Unb рабег wiederum mangelt der Worm feiner Dichtungen oft die Rundung, die Kovreftheit. Haufige verfehlte oder foiwantende Wusdriide, viele, die nur des Reims oder ber Fiillung des Metrums wegen ba find, der BerftdRe gegen die Profodie nicht yu gedenfen, ftiren die Cinheit und Haltung des dich- terifcen Rolorits. Und bod finden fic) wieder fer viele glitdlic) bezeidhnende, vielbedeutendDe Cpitheta (fcon nad) Bater AWriftoteles das Hichfte didterifden Ausdruds); wir vernehmen viele WAnklange unb Tdne, die, wie fie Dem Herzen entauellen, fo gu Herzen dvin- gen, genug, feelenvoffen Wusdrud und jenes Hellduntel fir die Phan- tafie, ba& der Iprifchen Poefie fo giinftig ift; nur bas Fefthalten, bie gleichmapige Ourchfithrung vermift man. Bft und ein Hinger- зе bergdunt, fo rathen wir bem Dichter, fo Lange bie Form des Sonnetts gr vermeiden, bis er fich bem ftrengen RKunfibau- und der bewuftefien Bollendung deffelben im Cinjelnen gemachfen fiihlt, und gebe fich baftir ahnliden Stoffen und Unfcdhauungs- und Oarjtellungs- weifer hin, wie in ben Gebdidten: „от Эа tm Dorfe , bie зи ben beften und fchinften feiner Gamimlung gehiren: da ift Tiefe bet Befchrantung; fein Wort-Pathos, fondern pruntlofes, aber geifterfiilltes innered. eiber verbietet ber Raum dic Miittheilung ест Gedtdtrethe, und ihre Zufammengebirighit bie Aushebung eines cingelnen davon. im jedod) eine durch{chnittlide Borftellung von des Berf. dichterifem Charatter in feiner gelungenjten Dar- ftellungsweife зи geben, wiblen wir das frye Gedicht: Perqebens. ander, und machen leicht ben Gindrud etnes fabhrinthifden, untiber- fchaulichen Derrains: nur der philofophifde Ginn vermag diefe Maffen gu lidtvoller Ordnung gu begeiftigen, nur der finftlerifce diefe Begeiftigung aur finnlichen Gegenwart yu erheben. Das Be: wuftfein ber Nothwendigteit einer foldjen DOurdorvingung вле immer weiter um fic, immer inniger fcbltept fid) unfere Viteratur der Gegenwart an. Und went wir aud) igre Erzeugniffe mar git oft mit eben jenem Gharafter dev Unfertigteit behaftet fen, dei fie aus ben bewegien Strdmungen mit hinitber nehmen, fo treten und bod nach und nach immer haufiger Gricdeinungen entgegen, die mit fitnftlerijder Bedeutfamfeit ibve Beit erfaffen und durchdringer. Une Anderfen, der vielbefannte und vielbellebte Marchen- bichter, ber freilich auc) fonft fejon der ernften Gegenwart feine Dichterifhe Xhatigkeit gugewendet, Hat in feinemt neveften Roman, Sein ober nicht fein”, fich einer der hidhften und univerfelfften PFragen unferer Beit bemachtigt, und ihr aus feiner Gefinnung бете aus eine Antwort gegeben. Wie er von der Bedeutung folder Dichtungen, aber auch vow der nothwendigen Grege ihrer Geftal- tungen benft, (aRt er felbft etrmal in biefem Roman feinen Helden fagen: „Инет Beitalter lechzt nad) einer Dichtung der Gegenwart, nach einem Nargifbilde feiner felbft, weldes in der Gemildegalerie per Ewigfett aufgeftellt werden und das neungehute Sabrhundert eigen finnte. Gine foldhe Dichtung hat Andevfen freilich nicht gegeben, nod geben wollen; fein Ioman bewegt fid), fo weit er der Leitenden Sbee folgt, in den engen Grengen einer eingelnen perfinlidhen Ent- widelung, die weder in grofen, bedeutenden Rveifer fteht, noch den Gindrud einer ungewohuliden und reidjen Erfcheinung madht. ©8 ift cinfac) die Cntwidelung eines fromm und gut ergogenen, wohl angelegten, geiftig bewegliden, gleichwohl nidjt fonderlic) hervorra- genden Ainglings burch ben Mtaterialismus der mobdernen Wiffen- {бай hindurd) зи einem endlich erneuten und bewuften Glauben an Gott und Unfterblichfeit, vor bem die feftgetwurgelten Bweifel iiber ,,Gein oder nicht fein” gulegt alle verfojwinden иен. Wie piefe CGntwidelung dargeftelit wird, Ш das Hauptintereffe an dem Buc); mir mbchten fie daher etwas etngehender darlegen. Bunichft unterlagt ver Verfajjer nicht, uns mit emt Sugend- leben feines Helden befannt zu maden, und entfaltet itn feiner be- fannten eigenthitmlicben Weife das ftille Traum= und Mtabroenleben des Rindes: wie e8, hoch oben auf dem Sternwartthurm geboren, iiber das Grice eben ber Eltern hinweg auf die weiten, geheim- nifvollen Regionen hinabfieht, mit der Bibel und den Mahrefen des Мен feine findliche Phantafie belebt, пене Lichiblide, Ber- wirrung und Ausfifarung empfingt, ben erften Schmerz emtpfinden und vergeffen fernt; — bis ifm, ba er bie Gltern beide verloren, ein neues Leben entgegenfommt: denn eine trefflide, fromme PBre- digerfantilie anf bem Gande (in Sittland, wie denn der ganze Ito- tan in Danemaré fpielt) ninmmt ihn al8 HOausfind auf, feine CEr- zichung beginnt, unter andern Menfdhen, anderen Cindritden, anderer Umgebung wiedhft er eran, aud) ernfte Ereigniffe bewegen ihu, und wunbderlide und erftaunlide Menfdenfiguren — Wlles aber im Ginne des findlichen, befchrantten Stilflebens, wie es WAnbderfen jo gern und fo gierlich malt, und und in der Chat behaglid) einfpinnt, wenn wir e8 und gefallen Laffen wollen. Wber diefe ftille, friedfer- tige Periode mug natiirlid) ein Ende nehmen; und der Ernfi des Lebens beginnt fir Nils Bryd e, unfern herangetwadfenen Helder. Gr wird nad Ropernhagen gefdidt, wo ev als Rind auf bem Thurme gefeffen, jest ein wobhlgefdhulter Student, unbefangener Glaubens, der ,,gebildeten” Welt gegeniiber nod) immer ein Kind, aber allen guten Gifers voll, mit dem er vorgiiglid) feinen theologi- {hen Studien fic) Hingiebt, gugleid) von den Naturwiffenfdaften lebhaft angezogen. Sndeffen fommt er aud, neben andern gefelligen Wen hernieder auf ме Felder Sih die blaffen Schatten fenfert, Зале ет Friihlingsangedenfen Reife burd die bben Walder. Und e8 ballt ein рииие$ Klagen Dur die laubenthiillter Saume, Windberwebhte Bliithentraume, Unerfitllte fcbine Gagen, Unf des Hergens нееш Отииое Ruht mein einftig Cebesfelhynen, Nur mein Lied und meine Thrdnen Melben die verfholl’ne Runde. Armes Herzl die Blitthen weber Wieder iiber Berg und Haide, Uber Du aus deinem Leidbe Darfft nod immer nist erfteben! Ни oder nidt fein. Roman von H. C. Underfen. — Leipzig, & Wiedemann, 1857. Nights ift notitrlicher, als daw die Dichtung unjerer. Sett in allen miglidjen Geftaltungen ither die Sntereffen unferer Beit fic) québreitet. Taufend verfdhiedene Strdmungen, die iiber die Felder unferes innern und dufgern Rebers befrudhtend hinflieBen, gehen ne- bett einanbder ber, begegnen und verfdlingen fich, ftrdmen in eine