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		Peut(hen Bunfiblattes.
	Donnerftag, den э. Geptenber.
			Guhalt: Noblesse oblige. Roman in 3 Bindew. Зои Яай 5. бой. — Agnes Bernauer. Gedigt von Katharina Diez — Des Hrrjdes Flude.
us bem Dinifiden bes Chriftian Winther оп уно Ouehl. — Die Gefchidte der Swillerftiftung von Sulius Samimer,
	Noblesse oblige.
	Roman in 3 Sinden. Von Karl ©. Holter.
Prag und Leipzig, $. % Rober.
	Die Miege diefes Зошаи8 Це ЗВиие. 3 еайтеи dies aus dex
Borrede, wo dev Verf. mittheilt, dak der Hauptinhalt deffelben ien-
tifeh ift mit bem eines Luftfpiels: ,, Sung oder Alt , weldhes, ох
givet Jahren an die deutfdben Bilhnen verfandt, guerft in Karlsruhe,
pann in Berlin zur Anffithrung fam, und an beiden Stellen gerade
feinen entfchiedenen Erfolg hatte, worauf die Stuttgarter Biihne, die
das Stic ebenfalls bereits angenommen hatte, die Snjcenivung ние
terlie®B. aube in Wien hatte e8 mit der Bemerfung: ,,oa8 fei fein
Drama, fondern ет recht hibfcer — Roman” abgelehut. Cin
Auffay von Koffak in ver SGchlefifden Zeitung, ergahlt Holtet wei-
ter, habe ihm dies Furze Wort des Wiener Oramaturgen erlautert
und fo habe er fich vorgenommen, aus der Komidie einen Roman
gu machen, immer Koffats Worte vor Wugen: ,, die Ronception, einen
jugendlic) empfindenden Wlten mit dem Frith blafirten, an der Profa
der obenaufliegenden Gegenwart und Gefellfchaft movalifd und in-
tellectuell gu Grunde gegangenen Sohne in einen fdneidenden Ron-
traft au fegen und beide um die Viebe eines jungen Mtidchens wer-
ben zu Laffen, miifte in liebevollerer Uusfithrung von einem ungleid)
Hefferen Erfolge beglettet gewefen fein.” — ,,ftebevollerer Wns-
	ter die Mtiene annehmen foll, als ware ev micht gegenwartig, jonverit
giebt fie von vorne herein mit Bewuftfei auf, indent ev dararj
redbnen darf, mit feiner Gubjectivitit willfommen gu fein. Bewahrt
nach diefer Seite hin fein Noman Abgefchlojfenheit nicht, fo bewegt
ev fic) auch in Begg anf die Kompofition und Ausfithrung nicht
innerhalb ber ftrengen Runftform. Die Hauptchavactere find nicht
mit gleicher Gorgfalt behandelt, Motive find bisweilen duperlich her-
eingebracht, ein bischen Willkiihr macht tha feine Pein. Der Aus-
brid ift bequem und feineswegs wablerifeh, welded fid) oft Тебе
ОСЬ, weil charafteriftifd, dann aber auch gelegentlich unfchor
ausnimmt. G8 macht fich, wie Mtittheilungen aus dem ЗеБеи, wo
ber Grpihler bisweilen fiberfpringt, diefes mehr, jenes weniger aus.
malt, nicht weil e8 bas Kunfigefes, fondern weil e8 die aune. des
Erzahlers fo mit fich bringt; daher mehr Farbe erhalt, was gu fei
ner Gubjectivitdt fitmmt, und weniger, was ihn nicht angieht. War
Hirt gern zu, aber man vergift mitunter, baB fic) Ereigniffe vor
unfern Augen gutragen, man Hirt evgihlen und man wire auch
woebt verfucht, den angenehin plaudernden Mann gu unterbrecjen oder
mit Fragen dagwifden gu fommen.

Gs werden Figuren engagirt und wieder entlaffen wie Weieth-
linge, die nicht gurv Romanfamilie gehiven, Dienerfdhaft, die fiir be-
prangte WUrbeitzeit extra angenommen worden, aber nicht dem eigent=
lichen Hausftande affimilirt werden. Der Dichter hat in feiner
	Fiihrung!” — fahrt der Berf. fort — da fab e8 Und aus die- poctifcen Stofffammer, weldje ihm Welt- und Lebenserjahrung  .

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	iberveic haben anfitllen helfen, eine Mtenge vor oviginellen Gharate
erent, еще Unjzahl von guien Gefchichten und Zigen aufbewahrt und
benubt bie fich einmal gugeftandene Freiheit, hiervon gelegentlid) mit
sutheilen und in den Roman zu verfledhter.

Ohne Bweifel ift auf diefe Weife aud) dem Berf. der Romar
unter den Hinden etivas gang anderes geworden, als eine Licbevollere
Arsarbeitung des Luftfptels; denn ohne e8 gu fennen, fo evfalvert
wir bod) aus ber obigen Inhaltsangabe bas Problem, um weldes
eB fic) davin handelt. —- Sm Momane dagegen treffen wir eine
Familie, deren Mitglieder bei dev verfchiedenent Unslegung des Wahl
fprudjes noblesse oblige (je nacjdem nur ablid) oder gugleich auch
epel) verfcjiedene Sdjicfale haben; aber gevade anf bas ей tr
pritten Bande hervortretende Lufifpiel-Problem hat dev Wabhlfprud
feinen Begg, findet ev feine Univending, ТУ Зи feinem Conflict.
So ftellt fic) alfo die Erweiterung nist als einte foldye dar, die aus
Dem Rern des Lufifpieles gefloffen ift; middt das BerhaltniZ ift arse
gearbeitet, in weldjes die Helden dev Gefchichte gu einander treten,
fondern der Berfaffer Hat nur ihre Gefchichte etwas frither ange-
fanget und in biefer Tag ant alferwenigften die Nothwendigteit, ja
auch mur die Wahricherulichleit, da oie beiden Hauptcaratiere Vater
und Sohn in den angedeuteten Conflict mit einader fommen miipten.

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	fern Stidh- und Schlagwort ЦЕ шем Roman entjtanden.”

Obgleich e& Stoffe giebt, welche fcjon ihrer Natur nach eine
ungleid) grifere Uusbildungefahigteit flir ben Roman, als fiir das
Drama an ver Stirn Баден, (fo gewandte Hinde es andverfeits
giebt, um jedem Roman das Birhnenfleid anjugiehn,) fo ift doch,
nad unferm Grachten, mit dem vorftehenden Uviheil nicht gefagt,
pag ber vorliegende Stoff von vorne Herein dagu gehirte. Fix Hol-
tei’ Talent gehirte ev vielleicht dagu; daffelbe hat Starfen, welche
e8 in ber Romsdie nicht brauchen ии, die aber im Roman glin-
gen; andererfeits hat e8 Schwichen, welche man auf den Brettern
nicht vergzeiht, im Buche aber — liebenswiirdig findet, wie ja ither-
Haupt Schwaden licbenswiirdig machen follen.

Gr ift einmal ein vielerfahrner Lehensreifender, der viel beo-
bachtet hat; ev ift dabet umginglid) und mittheiffam, und weif un-
terhaltend und mit einer gewiffen twoblfleidenden Offenhergigtett gu
едет. Wuf der Biihne nun foll er hinter den Couliffen bleiben
und Leute vorfchiden, welche er mit felbftindigem ebensodem begabt
hat; im Roman aber bleibt ev fichtbar; ev ift ba und wir, die Lefer,
um ihn her; ev verfteht wohl, fer objectiv gu fein, er fann Cha-
raftere vollftindig von fich Гоби, aber er bindet fich nidt an die
	begrundete Forderung der epifden Fovit, рав аиф тех Romanodid-
Siteratuy-Blatt.