8 ш die Seele fdjneidet, wenn ein Grug unerwidert bleibt; und wie wehe e8 thut, vou denen зи fcheiben, die wir einmal gegrift und deren Hand wir gedriict haben.” Bon mun an fihlt alfo aud ev fic) ein Frembdling unter den ihm fremd Gewordenen. Diefe Reflexion bildet ben Grundton feines Chavakters und den des gare gen Werkchens; eS ift gleichfam der unanfgeldfte, alleinftehende Sep- timenafford, der wie cine grofe Frage fic) purd) das Ganje hingieht. Denn als er fie, nach fanger Zeit, wiedergefunden, und fic) fagt: nDier war ja endlich cine Menfchenfeele — fo Far und frife wie eit Grithlingsmorgen , und glitclid ift, wenn er ihe nuv in die Augen fchauen, nuv ive Stimme Hiren, ja mur ftumm ihr gegen- iiberfigen Fann: fo fliblen wir dod) mit ihm, dak das Wiles doch nur ein elegifher Seligheitsgenng — „пит ем webniithiger Frith. ling war, der diurey feine und ihre Geele flog”. — Und von min an ift bas Ganze nur ein Dtalog gwifden Beiden, ein DQuodram, in dem fid) ihre Entfaguugsliebe, von dentfd) geiftigen Elementen gehoben, Darftellt. Gie sieht den wiffenfdbaftlic) Gebifbeten in die Meyfti€ des Berfaffers dev ,, deutfden Theologie’ mit fort, und felbft Angelus Silefius fpielt mit hinein. Er, um ihr feine Seele gu offendaren, giebt thy Arnold s Gedicht: The buried life gu tefen, ba wie er fagt: ,,felbft die icbe nicht ihre eigne Sprache fpredjen barf anf diefem Litgenntasfenball bed Rebens; wie fie ihn {pater Wordsworth’s, des fo Peutfeh pruntlofen englifhen Didters: High- ава girl fefen (apt, worin die felbftlofejte Liebe ausgefprochern ift. So tinen and) in died Vtebesftilfleben die Weelodten gweter acht реиН феи neueren Komponiften hinein: Schuberts Lied: ,,Qort wo du nicht bift, dort ift das Glid , und Mendelsfohns Lieder ohne Worte; und VBetradhtungen iiber „ме Ома, vie Unermeflichfeit nbd Unvermeidlidhfeit ver Natur’ ergieBen fic) in echt - Dentfcher, Das Herz, nicht, wie bei andern Bilfern, blos ven Berftand beriih- render Weife. Die Cinwebung eines Gounetts Michelangely’s tft fein Widerfpruch gegen den Gefammtcharatter, weil deffen evufte Geele nicht, gleich) der der iibrigen Staliener, Dante ausgenommen, ВоВ bon tem Spieltriebe der PBhantafie befdaftigt wird, fondern fic) mit deutfch tiefer Wnfchamung gu den Hichften Sreen aunffchwingt. — G8 fann befrembden, dap wir die Deittheilung viefes und der bei- den englifcen Gedichte in der Urfprace in einem fo Бен фен Werke billigen; aber e8 wird ja hier itberhaupt mehr vorausgefebt, als wir gu bloger Nomantleltitve mitbringen. Бане eine Ueberfebung das Bolle bejagt? und im diefem Totaljufammenhange fam eB doch be- fonders davanf an, dent, troy ber gegen das Gane als Ganjes eve hobenen Cinwendungen, die e8 auger den Bereid) der ernjten Pro- buftionen ftellen: gehirt e8 dod in die Rlaffe derjeniqen Werte von nicht grofer Wrgahl, die mir nicht ohne nachhaltigen Gindrud bei Seite Leger und bei gelegentlider Wuregung gern wieder aufe nebinen. Ludwig WUhHlarwd. Otto Mteifuer. Cine Sfizze von ОФимо rebert. Hamburg, Umftinden aud einen unmittelbaren realen Gewinn fiir bas prac: tifche Leben abwirjt. Gollte nicht auch diefer Umftand ba oder port unferm Buche zur Empfeblung gereiden? Deutlhe Lirbe. Aus ben Papieren eines Fremdlings. Leipzig, Brodhaus. 1857. Gin fleines Biichlein, das aber ftellenweife fchwer wiegt; nicht im Ganjen, denn dagu fehlt im die fiinfilerifd) geordnete Я берет» lichfeit, und der Mangel an Crfindung und Darftellung farnn dourd) bie Liefe der Anfdhauung nicht verdedt werden. Ob Wahrheit, ob Didhtung? — Umi nur erftere gu fein, fehlt die Zufalls-Sndinidua- litait de8 Portraits, ligt pas Gange gu fehr das Beftreben gewah- ren, einen Grundbegriff in feinen Merfmalen gu evfchdpfen; dite Frage aber, ob e8 PBoefie fei, ift fcjon Durch Obiges beantwortet. 8 ift alfo Wahrheit, ob erlebt oder nicht erlebt, dod) gedacht und empfun- den, und Dichiung: — ein Stillleben, aber nicht ein niederlindifehes, worin der Dichter uns mit dem Crivialen res Lebens verfshut, indem ex -Humoriftife den Glang geiftigee Ourchdringung und Verklarung parither hinleuchten Lipt, wie Leop. Sdhefer in feiner ,, Kiinftlerreije , wie 3. Paul in dev erften Halfte feiner ,Blumen-, Frucht- unb Dovr- пение.” €8 ijt das’ Sinnbild enti = platonifdher Uieke. Go mochten mir ей Зе ergaunzen. Denn unter vorgugsweife nur dente ] бег Micbe ftelle wir uns gern die Lebenstitchtigfeit und Sreuberzta- fett derfelben por, im melchen beiden alle tibrigen Charaftereigen: фацеи еде] сени и, ило welde naturgemip alle Geiftesfdwar- merei ausjdliefen. Diefe fann aber hier nicht fehlen, wo zwei Per- fonen, die eine, minntice, vow rein geijtiger Ridjtung, denn fie wird purch feinerfei befonbdre Lebensswede und Handlungen individualifirt, nad ber Tiefe gewandt; die andere, weiblice, purd cinen frither Rein unheilbarer Krautheit vorjettigent Tobe getwcift, und pabdurd pon Rindheit an nad) орех Ве iiber pas Leben hinausgerichtet, in nod) zartent Alter fcdon durch cinen gleichfam magnetifden Zug dev Neiguig gu einander Hingefithrt werden, trog Langer Trennung und paburd) verdnderter Begiehungsverhaltuiffe parin verharven, und nad) dem Wiederfinden fic) ohne Iitficht auf ras Widerfprechende und Hemmende der Umgebungen, ifm itberlajjen, bis der fcbwachere Theil feinent ihm frith beftimmien Gefchice anheimyallt. Der Зе fag beS Litels: ,, Aus den Papieren eines Gremblings” ertlirt fic aus der Rindheitsaefdhidte ded GCryihlers (des mannlichen Theiles. per Niebenden), worans fcber fete Wnlage aw etner tieferen, damals nod) mehr обе ет (шест find Dtchtcr, wens geiftig begabt) AWnfdauung der Welt hervorvgeht. Gein Vater, wabhrichetnlid еш bochgefteliter Beamer an eimem fiirjilidjen Hoje, utmmt den Kuaben, einft gur Giirftin mit. Shre Huldvolle Er}dheinung madjt auf das Rinderherz einen folden Gindruc, об ev auf jie gueilt, ihr um ben Halse fallt und fie Hipt ,, whe feine Mutter”. Deswegen ФИ dev Pater ihn aus, und als er tweinend die Mutter wn die Urfade fragt, erhalt сх zur Antwort: ,, Das hHitteft du nidt thun follen, penn das find frembe Leute und Hohe Herrfdjaften.” — Hieran fniipft nun der Grydhler eine Lange Iteflerion ither die nod nicht fondernbde Liebe bes Minded, die Ulles nod) mit ganzer, ungetheilter SGeele umfat, und fart fort: ,, Ded) noch ein wenig bleibt von piefer Liebe, che wir den haben Weg unfrer Lebensreife vollendet haben! Schon bas Rind lernt, dak es fremde Menfahen giebt, und Hirt auf, ein Rind gu fein. Der Bronnen der Liebe wird ver- Dect und mit den Sahren ganz verfdjiittet. Unfre Auger Leucter nicht mehr, fondern evnft und matt gehn wir auf farmenden Stragen anetnanbder vortiber. Wir ariifen faunt, denn wir wiffen, wie fcbarf Ludwig Whlands poetifdes Sdhaffer pflegt man als abgefdlofjen gut betvadjten unb im diefer Weife dev Literurgefdidjte eingureifen. Uns wird e8 fo gut, dem vielverelrter Dla nod) unter uns ju wiffer und Riebe und Berelrung nod) vor dent offnen Auge und dene warmen Hevzert ansfpreder 3 fonnen, anftatt damit sr einent ehernen Denfmal gehen zu Е < М ТИ РЕ ee eee 1 DEC) nod) ett wenig bleibt Pon, шййен, So ‘wibmet ihm aud) Sriedridh Hebbel als bent дет Didhter А: nv _ per Gegenwart” eben die Gefammtausgabe feiner Gedidjte und dte 96148= burger Verfammling der Gefdhidhts- und Ulterthumsfrennde, in welde cr al8 Mitglied Hineintrat, LaBt fic) fetnen ,Crnft von Sdhwaben” auf dev Biihue vorfithrer. Wud) das vorliegende Heft ИЕ eine Huldiguug ves Didhters in fofern e8 fich mit Ernft und бе mit thin befdhaftigt und feintent Werth nad) allen Richtungen zum Bewuftfein gu bringen ftrebt,