Ipriinglid) erflungen iff. Ueberall mug aljo ett Феймиыив 568
Sharacteriftiiden vovangehen, damit oud) in dev Ueberjegung, da
hier ebenfo wie im Original Form und Subhalt einander bedingen,
beides organifd gufammengehirig erfdeine. Dagu das fchwerfte
und feltenfte, die Treue gegen den geiftigen und didjterifden Ge-
Halt; alfo dte feinjte Empfindung, das flarfte Bewuftfetu der vollen-
deten Darjtellung, der geiftigen Tiefe und der reinen Sdhiuhett des
Kunftwerfs, und Pabei boc) das feeinbar naive und unbewupfte
Nenfchaffen deffelben, fo dak e& im Geift und in der Wahrheit des
Dichters wiedergeboren erfeheint. Hier iiberall in ber Geele des
Undern gu leben, in feiner Gprache gleidhfam zu reden, mit feiner
Sitte vevwadfen gu fein, in feiner UAnfchauung fic) gu bewegen,
fein religidfed und nationales Bewuftfein, feine ethifde und poettfde
Bedeutung in fich felber verfSrpert zu tragen; miemcl3 alfo, wie
jrither thdvichter Weife haufig verlatigt wurde, ihn im der neuen
Sprache veden und in die Anfchauungswelt des Ueberfewers aufgeher
gu Laffer, damit ev, Lacherlidy genug, [prache, mie er als Zeit- und
Stammesgenoffe effelben unfeblbar gefproden hatte; und bet
alledem doch mit eingehendbem Zact das iiberall Entfprechende ди
finden und niemals das Bewupifeiu der eigenen Gpyrade und der
eigenen geiftigen Sutwidlung foweit 3u verlieren, da moan fich ge-
gen den Geift diefer Sprache und diefer Entwidlung verfiindigte;
постер обо gugletc gu fet und dennod) ein einbeitliches Runft-
werf зи fchaffen: darin liegt gewifR eine hohe Anfgabe, die, gewilfen-
Haft erwogen und damit zufammengebalten, da} man doch tmmter
nur det Kubm eines guten Ueberfegers erlangen fan, an Character
und DBiloung, Geift und alent mit den hidhften Wnforderungen
berantritt.
	Dak fich Srige diefer Schiwierigkeiter bewukt gewefen iff,
geht aus ber Borrede hervor. Cr fpridt fic) davin ither die For-
peruiigen, bie ev fpectell bei ber Wiebergabe des Curipiveds fic
geftelit hat, jehv tveffend aus, und wir fttimmen damit fo dburchans
itberein, dak wir nicht umbin Wunen, eintges varaus, andeutungs-
und anszugéweife, hierherzufeben; zumal ba die Natur ved Oramo’s
nod) befondere Bedingungen an die Ueberfegung fniipft. Namentlid
beim Drama, fagt Bribe, havacterifire nicht bloR vie annihernde
Wiedergabe bes Gebanfens, fondern auch die Art, wie er thn ge-
fagt hat, den Dichter, ра fonft vie fcharfe Farbung der Charactere
oft geradegu veriwifdt und die beredtefte Motivirung der Handlungen
werbdunfelt werde. Was ferner die Versmage des Originals an-
betvifft, fo fet minbdeftend fiir die Chive und die metrifch ihuen ver-
wandten Ubfdnitte die Beibehaltung derfelben nothwendig. Wa Trimeter
Halt Frige nicht unbedingt feft, obgleich er empfehlenswerth fet; ev fet nicht
jpecieff der Vers der griechifrjen Tragddie, foudern lediglid) der dev
griechijden Sprache. Der фене finffiifige Jambus, der ihm
perwpandt ift und auf gleichen Rhythmen beriht, fei ahulich Hingend
und faft gleicdanernd. WUnders verhalte ed fic) mit det Chor-
perfen und ahnlichen Meetren; diefe entfpringen nidt anus der
Natur oer Sprache, fondern aus der jedesmaligen geiftigen Stim-
mung, ип nirgends fei der gewaltige Schmerz des рофи ен
Berjes, dle aufyeregte Leidenfohaft der Dactylen und aller in ihre
Rirzen anfgelijien Verfe, die Wehmuth der Glyfonifden, das Ent-
jlidten ber Pianifchen бубен etwas Zufalliges’, vont Inhalt
Getrenntes. Orittens verlange bas Drama mit feiner Lebendiger
Darftellung, uebeu der dramatifden Netivirung und Entwidlung
per Handlung und ber ftrengen Characteriftif der Perfouen, aud)
eine in jeder ihrer Wendungen acht dramatifdhe Gpradje, nature
wahr, aus dent [ebendigen eben gefdipit, feru von hohlem Pathos,
turd die jetedmalige Situation des Gefithts betingt; fie fei alfo
ein (ие ron dem Zauber ber Qdealitit umflofjener) hiherer
Converfationgten, mit grazivfer Beweglidhfeit und pfychologifch
	Фиире зи geben; aber Oonner ift enifdyieden mehr PHtlologe
als Dichter, wogegen e8 gerade Frike’s Hauptverdtenft ift, pa die
pon ifm verdentfcjten Tragidien bet aller Treue wirklich wie >
terifche Gebiloe auf Hirer und Lefer wirfen. Belde endlich fuchen
dent Geift und der щен ний Рен des von ihnen erwihlten
Dichters gerecht gu werren; aber wenn fic) Oonner eifrig in ihn
Hineingelefen und hineingelebt hat, fo bringt Grige bereits dem
Euripides al8 angeborene und in bdiefer Wall ebenfo feltene wie
glidlide Gabe verwandtes und gleichge timmtes BVerftandni® ent
gegen. Bribe Hat alfo nach Wlledem bet feiner Ueberfeyung midst
nur den Vortheil bes Spateren, bem bas in der Bergangenbeii
Gewonnene зи Gebote fteht; fonbern ср ВИ auch mit ungleid)
qriferer Begabung auf ven RKampfplag. C8 liegt uns ob, ее
Behauptungen genaner aussufithren; wiv wenden uns aber zuvir-
Derft zur Darlegung deffeu, was wir vom Иебеевег пи (ще
meinen, und fpectell vom VUeberjeber de8 Curipideds, gu forbdern uns
beredhtigt glauben.

Die erfte und in weiterem Sinne genommen eingige Lugend,
deren der Ueberjeger bedarf, ift die Treue. Lebevoll muh ev fich
in ‘ben Dichter verfenten, deffen Werk er erwihlt hat, nur Jener
darf Geltung fiir ihn haben und Зеие8 Gubjectivitat, feine eigene
geht unter in der anfprucdbslofen und begeifterten Hingabe an das
Original. Nachempfinden mug ev und fic) freuen, wenn fet Nach
empfinden gum Ntitempfinden wird; aber das eigene felbftftindige
GEmpfinden mug er verlaugnen. Treue mug er guerft berweifen
gegen den Snhalt im Wlgemeinen, gegen dte Worte und ihren Sinn,
gegen bie Bufammenftettuing ber Worte gu Redewendungen, Gagen,
Perioden, gegen alles, mwas in den Worten evgihlt, empfunden,
gedacht iff, furz, gegen da8, mas gefagt iff, was e8 bedentet
und wie e8 gefagt tt. revue fodann gegen die Gorm, die ficdh
gum Snbhalt wie ber Rorper ум Geele verhalt und in Achten
Kunftwerken Gumal den Eaffifden) nie etwas Willlithritches, fon-
dern dem Snhalt Abdquates, durch ihn Gedingtes, mit ihm harmonifd
Verbundenes ift; treues Hineinleben alfo ift nbthig in dag, was den
hefonbderen Gedingungen eines eigenthitmlicjen Kunftwerkes in einer
fremben (ober gar todten) Sprache entfprechend iff. Treue endlich
gegen den Suhalt im engeren Ginne, den philofophijdjen und
poctifhen Gehalt des Inhalts, bas individuell Characterifitfcje der
Dichiung und des Didhters, das vom Genie Gefchaffene und deshalb
Srrationale, wodurcd Rsrper und Geele vereint сх Lebendigen,
geiftigen Wusdrucd gewinnen.

Wie unendlicke Schwierigteiten fchon vie Treue dev erften Art
bietet, — wir Whe werden e8 im Woment empfinden, wenn wir
ung mur erinnern, tie oft wir von Wndern mikverftanden find, und
glaubten uns doch fo far ausgedriidt ju haben. Wenn diefelben
Worte derfelben Sprache fehon einer fo verfchiedenartigen Oentung
Аба find, wenn fogar unfere eigenen frither gefdhriebenen Worte
Hisweifen in fpdterer Beit ung fremd entgegentreten, wievtel fchwie-
riger mug 08 dann fein, nur gegen den Wortfinn in Werken
vergangener Sahrhunderte und frember, in anderer Sprache, Sitte
wud Anfdhauung fic) bewegender Schriftftelfer jene unbedingte Treue
gu iiben. Unb dann die Form. Bft doch jeres BersnmB nicht
nur bem befondeven Werke, fondern oft fogar auch dev befonbderen
frembden Sprache eigenthiimlich, oft im Ginjelnen gav nicht, hichjtens
entfprechend wiedergugeben. Und зи ift bdiefe entfprechende
Wiedergabe, die feinftes Berftindnigx fordert, Haufig etne Pflicht.
Denn wie man das frembde Wort nicht immer durd bas gleiche
per eigenen Sprache iberfesen fann, foudern das fynonpme oft ein
gan; anberes fein wird, und man toch, je nad dem Sinne des
Rufammenhangs, da8 entfprechende wahlen mug: fo wird auch mancher
Tonfall ver frembden Form, fucht man ifn mechanifcd) nachgubitoen,
eine ganz anbere Sirbung und Wirkung haben al8 da, wo ev ure