tung hatte, al8 fid) pte Gache felber flar zu machen; denn
bis die Antwort anlangte, mute er Langit iter den frage
ficken Buntt entichieden fen. Go hatte er gefdiwantt, ob
er den Herrn mit ven himmlifchen Heerjdyaaren in das
Bild Hineinnehmen follte, dann aber im iberftrdmenden
Gefiihle fic) pavan begeben, die leiblicye Erfdeinung des
UNgegenwirtigen darzuftellen, und darin einen fo glitclichen
Wurf gethan, dah vie (pater etnireffende abrathende Wnt-
wort de3 Bilbners die Gache feineswegs mehr dnderte,

Die Compofition war fertig., Wahrend der Wunsfiih-
rung aber bemddtigte fic) pte fite Bitterfeit der Liebe
feines Gemitthes, wie um feine Stimmung yu regeln, daz
mit nicht der Chrgeiz allein feinen Pinel filhre.

Die neue glangende Wohnung, die er vor dem Saul
genommen hatte und welche faft pradhtig etngerichtet war,
hatte er mit einer einfadyeren, immer nod) fohonen und ge-
rdumigen vertaujeht, um feinen Moal zu malen. Bn jener
fritheren Wohnung, im Verkehr mit dem Pringen von Med
lenburg, der ihn oft einitd und aud) in die Privatfonzerte
einfiihrte, im Berkehr mit dem Graf Moltte’jchen Kreife, der
aus Kopenhagen etngetroffen war, hatte fein Wivth, erbaut
von Ddiefem vornehmen Wejen und den vielen Befuchen,
die in Equipagen famen, den Complimentarius gemacht.
Hier war fein Wirth, bei dem er aud) den Nittagstijd
nabm, der englifde Landfchaftsmaler Wallis, deffen зи
lebhaftes Temperament eine fonft gliclide Haustichteit qanz-
lic) untergrub. Der gute Engel der unglicflicen Familie
war eine Todhter, Emilie, Su ihr Га der deut{de Kinfi-
ler alfmdlig eine tiefe Neigung und wurde durch die Wahr-
nehinung, dag fie erwidert wurde, beglict und erfdyrectt.
Das gah unendliche innere Rampfe. Sein timftlerifcher
Shraeiz wollte feine andere Reiden{daft neben fich dulden,
die tranrigen Familienverhaltniffe der Geliebten und fein
“Unvermigen, ihr augenbliclicy eine glinende Stellung ju
bieten, {chienen ihm vie Verbindutig unmiglic) 3u machen,
und die thorichte Meinung, nicht Licbenswerth und begel-
rungswiwdig yu fein, trug dazu bei, thn yu dem ganz vere
geblichen Entjchlug zu verleiten, vie Liebe gewaltfam aus
feinem Herzen зи verbannen. Gr fuchte fich yu wberreden,
dag er e8 mit einer entfernbaren Schwache yu thun habe,
und begann den ungleichen Kampf mit diefer unbegwing-
lichen Macht. Hatte fie feine Kunft gefahrdet, welches wohl
fo viel heigfen darf, al8, ware fie unecht gewefen, fo hatte
er an den Sieg venfen tinnen; aber der unglitdlicje Rin-
ger madjte felber die Beobachtung, dah dte Treulofe feiner
Kunft half. Sie feffelte ihn an die Staffelet, fie jagte ihn
davon in die Sabinergebirge und gab ihm den Wein von
Orvieto in die Hand, wie ex meinte, um fie zu vergeffen,
in Wahrheit aber, um ihn fithlen zu laffen, wie ftark feine
Sehniucht nad) ihr fet; fie lielh feiner Pinfelfiihrung ein
innigered Gefiihl und breitete бег dDa8 Gemalde einen
Anfiric von fchwermiithigem Exnft.

Mit den deutfdhen Kiinjtlern in Rom hatte Schic, wie
feyon bemerft, ftet8 wenig verfehrt. Sndeffen wuds дев
fein Anhang unter ijnen. Unter en Stalienern galt da-
malg Gamuccini fiir den groften Maler. Mit ihm
{ehlof ex Freundfahaft, und fie befudhten einatder Мена,
Derjelbe ее namals fein eben vollendetes Bild, ,,der
	Lop der Virginia” aus. Ganz Rom Ttef hingu, und ef
geigte fic) пабе, einen wie grogen Anhang der deutfche
RKinftler fchon hatte, indem Viele behaupteten, dah fein
Noah in der Untermalung bereits unendlich viel beffer fei,
als das Bild des Gtalieners; er fonnte bemerfen, dab er
anfange, eine Sdule zu bilben, indem fich die Kinftler
fetne Wrt deB Rorivags, feinen Stil anjueignen [uchten,
чи Feber von ihm UAnficht und Beurtheilung der werdenz
dent Urbeiten verlangte. Diefe direften und indireften Hul-
viguitgen irrten ihn feinen Wugenblice in feinem Streber.
Gin von Ariete ausgeftelltes Bild liek ihm feine Rube;
denn er wollte ,,lieber todt fein als ohne Rum leben.”
noe Weiter id) in der Kunft febe,“ fdreibt ex an Dannecer,
vdefto tiefer und hoher wird fte mix; wie mir mitfte einem
Weitlaufer zu Muthe fein, dem man das Biel, wenn er
тебе пабе daran time, auf einmal aus dem Boden tiffe
und wetter hinaus ftecte.” Dephalh warf er fic) einerfeits
in das Studium der Wnatomie und Perfpective, um der
Untergrund feiner Kunftiibung noch fefter zu maden, ande-
rerfeits fuchte er unermiidlich, fic) auf der Hohe ver Bil
dung 3u halten und im Reiche der Sdeen zu leben. ,,Ronnte
id) — fchreibt er — mit meinem dugern und innern Muge
Die Natur nur fo auffaffer, wie fie dem gemeinen Ginn
erjdetnt, fo ware bas yu wenig. Rdnnte ich nicht zugletd
meine deen wie aus den Wolfen herabytehen und fo
gu fagen mit den Sternen Bwiefprach halten, wo bliebe
Denn ра der Genius meiner Kunft?” — Mit einem ge-
wiffen Bewuptfein fah ex dann dem RKampfe feiner ,beiden
Seinde, der Liebe und des Ghrgeizes” in {einem Bufen ju,
da er neben ihren Schmerzen die Siipigteit piefer Leiden-
{chaften foftete. Das Licheln feines Madcens, ein herans-
empfuntdenes BVerftdndnik fener Maleret gab ihm vie Se-
ИЕН ег Himmlifden, und hatte ihm Femand den ,,Sieg
der Vernunft,” nad) dem er unaufhsrlic) verlangte, ange-
boten, fo wiivde ev fid) fehr befonnen haben, ihn angunel
men, da er eine Dunfle Emypfindung hatte von dem bet gez
	wiffen Maturanlagen nothwendigen Martyrthum ves produ-
	jiteitden Riin{tlers, obwohl e3 ein — allerdings in der
Poefie oft ausgefprodener — Srrthum ift, dak eB jeder
fchaffenden Natur eine Nothwendigteit fei.

Sm Februar 1805 famen Uuguft Wilhelm Sehlegey
und Frau von Stal nach Rom. Scie trat in ndberen
Berfehr mit thnen und gewann befonders Sdlegel felr
fieb: in feiner Gefellfchaft war ihm wohl, und fie brachten
regelmafig mehrere Ahende in her Woche mitetnander yu.
lle ausgezeichneten Fremden, die nad) Rom famen, bez
мои Ши; fetne Werkftatt wurde eine Wt BVereinigungs-
puntt fitr die vornehme Welt. Friedrich Tie und feine
getitoolle Schwefter, die Frau Bernhardt, in ihrer Beaglet-
tung der Baron Kuorring und Graf Ratrop, erfchienen und
jhlugen еще glinjende Haushaltung auf. Mit Seplegel
fam ev oft in diefe ЯзеНе ить gab fic) mit einer foldjen
Lebhaftigteit der intereffanten Unterhaltung hin, dab er
allen Kummer und alle Noth darither vergak. Spater tam
aud) Ludwig Tiek hingu, defen ,,angenehmes Geiprad auf
ihn die Wirlung madte, die David durch die fiiRen Tine
feiner Harfe auf den Я Saul tibte.” Alexander von
Humbolot, der eben von feinen Reifen in Amerifa zurie

19 =