ANem der Zeidnung Herr yx maden; minder reizgte ihn pag
Ausmalen. Go fam e8 ganz watiirlid), da er fid) gern be-
thatigte, wo er in feiner Gtarte zur Geltung fommen fonnte.
Gs Ш бе ай, dak er den Gebanfen fafte und die
ertifteften Studien madjte, um ein titdtiger Decorationsmaler gu
werden, al8 ba e8 hernad) unterbliech. Geine reide Phantafie,
bie burd) einen tiefen und ftarfen Bug fiir das Wabhre und Ma-
tiivlicye vor allen ungebenerlidhen und abenteuerliden Wunsgebur-
ten ficser ift, hatte eine ganz nene Bilhnendeforationswelt gefdaf-
	fen, befonders fiir feine xieblingSopern; aber er hatte gi felr
	auf Snnerlidteit Vergzicht leiften und mit gu greflen Farben malen
miiffen. Gr hatte e8 aud) ohne die Figuren nidt gethan, und,
einmal coftiimirt, hatte er ihnen vielleidyt aud) noch die Sefichter
geben migen.

au diefer Beziehung war uns ein Bud) merfwitrdig, weldes
ber Meifter aus feiner alademifden Studiengeit bewahrt. Es
ift in gewdhnlichen Papphand gebunden, mit abgeftogenen Eden,
unjdeinbar. Go lag e8 auf dem Sterbebette Beethovens, der fic)
daran evfreute. Setst liegt e8 in einer Rapfel, weldje die Wuf-
farift ,Figaros Hodyeit’ tragt; da e8 das Format eines Roten-
buds bat, fo wiirde man e8 fiir einen Clavieransgugq diefer Oper
balten fénnen; e8 ift aber der auf 30 Blattern fic) ausbreitende
Hodeitssug ves luftigen Figaro, den ver VWljabrige Ctudent in
den Ubendftunden, wenn er von der Wlaremie heimfam, compo:
nivt unb mit ber Feder fanber gezeidinet hat. Boran ein Herold
gu Pferde, dann die Weufifanten, vie Brautjungfern, Bafilio,
Gherubin, der mehrmals vorfommt, bet allen Mtdddenblumen
nad Art ver Sdymetterlinge gaufelud, das Brautpaar felber, die
Pagen, der Graf und die Grafin, die Eltern, ein Langer Sdywarm
von Gaften, fic) auflifend in oflerlei fyafhafte allegorifdye Mtas-
fengeftalten. Wtan begeqnet den oviginellften Gefictern und ЗЕ
guren, 298 RKoftiim ift wenig fpanifdh, vielmehr dentfd) aus der
RKaifer-Maximilianszeit, wie man e8 beim Diirer antvifft, der
offenbar and) zum Borbiloe gedient hat; und bennod) hat Wlles
einen fo edjten Hand, dak man meint, nidt Sdwind, fondern —
Mozart mile viefe Siguren gefdaffen haben.

Gs ift nicht unfere Abfidt, in vem gegenwartigen Uctitel
per weiteren flinftlerifden Cntwidelung Sdhwind’s пафзицерен,
welde uns allmablig gu feinen gréfern monumentalen Werfen,
gu ben Fresfen auf Hohenfdwangau (ju denen er die Zeidnungen
lieferte), in der Runfthalle zu Karlruhe und auf ver Wartburg
fitbren und feine berithmteften Gtaffeleibiloer, wie ,,3titter
Kurt s Brautfabrt’, der ,DHoczeitstag und vie Rofe’, ,,Afdsen-
brbdel”, ,Raifer RNudolph’s Ritt nad) Speyer’ vor Augen ftellen
witrde; vielmehr wollen wir uns gerade mit feiner fo gu fagen
auferfunfigefhidtliden Thatigkeit, mit den unbenannten Gripen
feiner fiinftlerifcen Schipfungstraft befddftigen, weldje Feines-
wegs gu iiberfehen find.

Nod) in Wien, dem erften Sdauplay fetner Wirkfamieit,
wo er UArabesfen gu 1001 Nacht herausgad, ither weldje Goethe
in ,Runft und Wlterthum’ einen den Meifter fo vurdaus da-
rafterifirenden Unsfprud) gethan hat, lieferte ev fitv die Thonge-
{dhirvfabrif von Doblhof bet Wien eine Menge von Peuftern,
von denen aber nur wenige gur Uusfilhrung famen. G8 ift nicht
leidht, vergleichen beim Publifum vurdgujepen. Seine Erftndwn-
gen waren viel gu ortginell, um nidt mit der herrfdenden Move
im Widerfprud) gu ftehen. Etwas Neues wollen die Lente wohl
haben, aber e8 foll gugleic) das Alte fein. Das sungebildete
Auge fiuhlt fic felbft durd) das SGdpdne verlewt, weil e8-nidjt
das Gewohnte ijt, Das Neue aber, weldes vas Gewobhnte er:
fegen will, mu gewobhnlid fein, wenn e8 fcjnell Gli maden То.

Ungablige andere Compofitionen madte er dann fitr eine
beabfidtiate бабе оси fleinen Brongewaaren, wie fie eine
	und fur denjelben emen vollfpmmenen und тех woblfeilen
ав finden.

Die Vortheile, welche die Fnduftrie, die Wrchitettur,
die deforativen und die bifdenden Riimfte von diefer Erfin-
Dung jziehen tiunen, find augenfcheinlic) und von der aller-
Hdchjten Widhtigteit. Cin befonderes Gntereffe habe ich fitr
die Fabritation eines die Quadern erfegenden finftlichen
Baujteines. Diefer Вице Ош пере иное Тест,
Dauerhafter, reiner und {diner fein al8 der gehauene Stein;
er wiirde den Gebduden ein ungewihulices Wnfehen von
Reichthum geben; ex wiivde nur der fimften oder jecften
Theil deB Steines foften; endlich wiirde er mit allem Ore
nament, welded fiir die Ausftattung de3 Gebdudes vorge-
seichnet it, geformt werden Ednnen, zur wefentliden Erleich-
terung und Befdleunigung des Baues und wiederum jur
anfebnilichen Verringerung der Rofter. *
	* Mir feben uns 3u der Bemerkiung veranlaft, da die Koftenver-
ringeruttg, fo febr fich bas von Herrn Abate vorgefdlagene Verfahren
im Uebrigen empfehlen diirfte, bod) nidjt fo ganz umbetradhtlich fein
wird, ba die Fornten aus einem DMlateriale, weldes bem madhtigen
Drug einer bydrautiiden Prejfe yu widerfteben bat, alfo vorausjetslic
aus feftem Metall, hergeftellt werden milffen. Ober es wird fid, falls
pas Verfahren Beifall findet, ein Fabrifbetvieh (abnlid) wie bei dem
mlittelalterlidhen Biegelban) einftellen, der dem freien und felbftindigen
fiinftlevijben Gehaffen doch anc nidt ganz giinftig fein bitrfte.

D>. Reb.
	Kantihanodwerk.
	Mori, von Sdywind als Deidner.
	Giner unferer originellften Maler ift Moris von Sdwind.
Gr ift feiner Midtung nad Romantifer oem reinften Wafer,
neutfdyer Momantifer. Фаине Starfe befteht in ber Erfindung
und ver Formfertigteit; ev ift reid) an Ginfallen, finnigen und
burlesien, fomifden und heiteren. eiter ift and) feine Srmbo-
Ш, ешо шуй. Фа er al8 Romantifer per Musik ver=
wandt ift, fo find Begeidungen aus: diefer Kunft gu feiner
Shavafteriftif anwendbar. Зи diefem Sinne milffen wir Ши
melotieenreid) nennen; und wenn wir diefen Vergleid) nem Bor-
wurfe gegeniiber fefthalten, ben man thm fo oft madden hort,
pag ev fein Colorift fei, jo ift gu fagen, dak er Das Colorit woh!
verftehe; er gefallt fic) aber nidjt in ber Brillang veffelben. Die
Harmonie dev Farben ift ihm feineswegds fremd, ev ift nur fein
Meverbeer, fein Wagner, orangt nie Farbe nicht vor, bringt die
Harmonie nidt mit Bled) und PBaukenfell zur Geltung. Seder
шип фе Хе weig, va die Nteifter ber Inftrumenticung
eine Welt von Sdinheiten des Bufammenflangé in die einfad)-
jten Begieitunger gu legen wiffen. Dies ift gemtg, um gu ent-
jliden; bleibe die Macht ver Pofaune, um gu erfdplittern. Go
wie fic) Melodieenveidthum und Geftaltungsfraft mit Renfepheit
der Suftrumentivung beifammen findet, fo in der Daleret Figuren-
reidthuin und Zeidnung mit Renfdheit red Farbenvortvags.

Sdywind fam — anfanglid) gelehrten Studien beftimmt —
frat jur Malerei. Seine Erfindungsqabe drangte Ши, ИФ ver