Deutfhland find fdon fo viele Sdage der RKunjt entfihet
worben, dag e& immer erfreulicy bleibt, wenn daffelbe aud) ein-
mal einen folden Gdag fiir vie Dauer von auswarts her ge
winnt. Daf ein Gemalde 3. Luini’s diefe Begzeidynung ver-
diene, wird fein Renner begweifeln ; denn der Genannte ragt un-
mittelbar nad) und neben Leonardo da Ginci als einer der
bedeutendften Riinfiler Staliens herver, aud) haben Viele Ме Зе
fidht aufgeftellt und feftgebalten, vag B. Cuini Sdyiiler Leonardo s
gewefen fei, und fitr diefen Fall wire er vor allen itbrigen der
begabtefte unb bedentendfte Sdjiiler, rer wiirdige Nadhfolger des
berithmten Meifters gewefen. Ueber die nod) nicht vollfommen
evledigte Stveitfrage, ob Bernardino Luini, geboven gu Luino
am Lago maggiore, ohue dak fein Geburtsjahr befannt ift, der im
Jahre 1500 fdjon al8 vollendeter RKiinftler nad) WMatland fam,
das in eben diefam Sabre Leonarto ta Vinci, in Folge des Sturges
bes Haufes Sporga, verlieff und fic) nad) Floreng wandte, Leo-
nardo’s Sditler genannt werden finne? — foll hier nidt vexr-
hanbdelt werden; nur fo viel ift gewif, dag mehrere Werke von
3. Luint dem Leonardo jugefdrieben worden find, wahrend man
pon anbern gewif шей, dak Luini fie nad) Cartons Leonardo s
malte, — vor dem er im Uebrigen in einer feltenen Grige felbft-
{tindig pafteht.

So reid) Stalien und vorzugsweife die Lombardei an Bildern
pon B. Luint ift, fo arm ift Deutfdland an BWerken diefes
Meifters, und im ikbriqen Europa find folde vielleidt, England
und Paris ausgenommen, nod feltener anjutveffen. In Oefter-
reid) befindet fic) gunddift in трех Я. ®. Gemalde-Gallerie in
Wien von ihm eine Herodias mit bem Haupte des Bohannes,
wabrideinlid) ajjelbe Bild, weldes Brenner fiir fein Theatram
artis pictoriae ftad), aber ben Namen des Leonardo ра Binci
parunter fdjrieb, wie aud, nad) Lang’s Ungabe (GB. 2. S. 413,
Note 19.) eine Herodias von Luini in Floreng fiiv ein Werk
bes Leonardo galt. Die graflid) Churnfdje Gallerie enthatt
eine Madonna mit vem Kinde, und die Gallerie Sfterhagy ein
anmuthiges Bild mit dev h. Sungfrau und dem Kinde, der b.
Glifabeth und dem Fleinen Johannes.

Die K. PinafotheE gu Mitndhen befigt von Luini eine yh.
Catharina, eine Madonna mit dem Kind an der Bruft, und eine
giweite Madonna, das Kind auf dem Schoofe, meben ihr der
fleine Sohannes, der dem Rinde eine Blume darreidt. And die
Reuchtenbergifde Gallerie hat von G. Quint einen h. Hieronpmus,
und eine Madonna mit dem Kinde, das eine Убе пи Hand=
den halt.

Diefe alle find Oelgemalde; ein Frestobily des berithmten
Kiinfilers fam, fo viel man weiff, nod) nidt nad) Dentfdland.
Gs find aber die al Fresfo gemalten Bilder Luini’s von gang
befonderem Werthe, weshalb man diefelben nidjt felten von den
Winden abgehoben, auf Leinwand gegogen und — wie unter
anberem in der berithmten Gertofa pi Bavia cine herrlidje Mta-
ponna mit bem Kinde — unter Glas gebradt hat, um von dem
Bilde allen verderbliden Cinflug von Luft- und Warmewedfel
fditbend abjubalter.

Das nod) wenig betannte Fresfogemaloe B. Luini’s, weldes
nad) Meiningen gelangte, befand fic) im Hotel Meidmann yu
Mailand, wo es, auf eine Foloffale Steinplatte gemalt, in eine
Mauer im Hofe eingefiigt war. Es gelang, vaffelbe glitdlid) von
dem Steine abgunehmen und anf Leinwand gu bringen; ebenfo
wurde aud) der Trangport iiber die Ulpen ohne Bejdivigung ves
Hildes vollbradt. Daffelbe ftellt die h. Sungfran var, vor einer
burd) einen abgebrodjencn Mauerbogen gebifoeten und in der
Tiefe mit einem Borhang verbiillten Nifdhe itber einem Podium
fisend; fle blidt innig febevoll auf das nadte Sejustind, bad fle
mit beiden Handen halt, wabrend der heilige Tnabe mit feinen
	gierten Snitialen und gefarbien Wajusteln. sm Vel. des
бт. 5. 5. Wallen gu Kralingen.

Hollandifdes Breviarium, fl. 4. auf Perg. von 1408,
mit iuftrirten Snitialen und gefarbter Majusteln. Die
Randverzierungen beftehen durdgehends in fleeblattfir-
migem Blumenwerk; vie Miniaturen find auf Goldgrund.
Зш Bef. des Hen. %. 5. Kempen Valf gu Rotterdam.

Brangofifdes oesgl, ff. 4. Pergament, aus vem 15. Sahrh.,
mit Snitialen und golbenen Majuskeln, fowie eingelnen
Randvergierungen in Blumen. Bemerfenswerth ift in die-
fem Manufe. eine Ucherfegung in Berfen des Stabat ma-
ter. Sm Bef. des Hra. 3. H. Rienvreen in Winfterdaum.

Holland. Manufer. auf Pergam. Fol. S.g. Histor.
Scholastica, enthalt. die Biicher pes alt. Left. bis gur
Babylonifd. Gefangen{daft. 15. Sahry.; mit forgfaltig ge-
arbeiteten Miniaturen, illuftrirten Snitialen und gierlicen
	RKandvergierungen gu Anfange jeden Bude’. Bm Vef.
be8 Hrn. D. H. de Gaftro gu Amfterdam.
Holland. Brev. 4 Perg. mit Цай. Snitiafen. Cnde ves
	15. Jahrh., Dtiniaturen im Vert, eingerahimt durd) rerdye
Randverzierungen. Im Bef. deff.

Desgl. in 8. mit Snitialen und Miniaturen dem Text gegen-
liber, ganz cber theilweife vurd) Blumen, Bagel, Infetten
ober aud) andere Thiere umgeben, auf purpurnem oder
mattent Goldgrunde. Gute Sdule. Im Bef. deff.

Lat Miffale. Fol. Perg. 1482. gefdjriebern im Fraterhaus
зи Nymegen, mit Muftr. Snit., gefarbten Ntajust. und
einer Miniatur, dem Text gegenitber, im breiten Styl und
mit edlen Sandvergzicrungen it Blumen. Bm Bef. der
Siadt Rymegen.

Franzgsj. Manufe. Fol. Perg. 13. Jahrh. enth. vie Welt-
gefdidte von ber Shipfung bis gum Tobe des Sul. Cajar.
Mit Randvergierungen und fdhinen Miniat. (lebtere durd)-
gebends auf fcjraffivtert Goldgrund) in Styl und Koftitm
de8 13, Sabrh. Im Bef. ves Herm Mer. 3. Cnfdedd Sr.
gu Harlent.

Lat. Pfalterium. Perg. 4. 14. Sabrh. mit iMuftr. Initialen,
gefarbt. Daj. und eingelnen Blumenverzierungen am unte-
ren Mande. Bm Bef. deff.

Brev. 8 Perg. mit Wuftr. Initiafen und breiten Randver-
gierungen. Die fdinen Miniaturen, vem Text gegenilber,
im Iebendigen Styl, und durdjgeh. eingelegt mit Blumen
und Snfeften auf mattem Goldgrund, find von einer mehr
funftreiden Hand, al8 die de8 urfpriinglicken Sluminators
И. Sm Bef. deff.

fat Brev. Perg, 8. Ende des 15. Sahrh. mit einfaden,
iMuftr. Snitialen und Majusteln. Die wenigen in diefem
Mifer. vorfommenden Miniaturen find mit Blumenarabes-
fen eingefaft und grau in grau gemalt, in edlem Styl, mit
Gold erhaht. Sm Bef. eff. Wf. fe We fe  . м
	Das Sreskobtld von Bernardino Luini in Meiningen.
	G8 wurde fdjon frither im deutiden Kunfiblatt pte Madrid
mitgetheilt, pak Seine Hoheit ber Erbpring Georg ju Gadfen-
Meiningen ein von der Mtaner, auf der e& fic) urfpriinglicd be-
fand, gliidlid) abgenommened Grestobilb Bernardino Luini’s
gu Wtailand fauflich erwarb und daffelbe nad) Meiningen brin-
gen Lief.