Mishra beftimmte eherne Standbild Luthers ftehen wird, das fid) feiner Vollendung gwar fangfam, aber fider nabert. Der Kitnftler, welder e8 еб, weniger in grofen und gentalen MUuffaffungen., wie fie allerdings die Meuzeit wieder in erhabener und der alten Kunft ebenbiirtiger Weife auspragt, fon- dern mebr in bid in Fleine Verhaltniffe ves alltagliden Lebens eindvingenden Cingelbeiten, feine Beidynungen зи geftalten, und pabet namentlid) auf feinen Cutherbilpern ver perfinlidjen und Portraitdhnlidfeit grofen Spielvanm gewabrt, hat hier eine febr lebenvolle Gruppirung um den predigenden Mond) детей. Radhfte Verwandtfdaft, Freundfdaft, Nadbbarfdaft ift ange: bradt; — ja felbft der Tragforb einer gur Seite ftehenden Frau dient als Kulturftudium des Meininger Unterlandes, denn diefe Korbformen entftanmen ficer einem nod) friiheren Beitalter, als dem der Reformation. Die groke That, weldhe das Hanptbild darftellt, ift gefdehen, futher ift auf dem еде von Worms nad Sachfen; er hat von Cifenad ans den furzen Weg nach Mtdhra gemadt, und gwar begleitet von dem Freunde, Mifolaus von UAmsporf, um die alte Grogmuitter, den Obeim und ven Bruder gu befudjen. Die erftere fist anf einem ans dem Haufe getragenen Stuble, neben ihr fteht ein Фи, der ihren Kriidftod halt; der Oheim lent fid) fill guhsrend auf die Stubllehne, anvre Bers wanrte und Bolf umftehen pte beiden, darunter aud) ein Paar Berginappen, vie pas Gewerbe von Luthers Bater anbdeuten. Hinter Luther fteht Amsdorf im Reifekfet>, neben ihm Lehnt fehr gemadlic), und, wie e8 fdjeint, weder erbaut nod) begeiftert, dex Bruder Satoh am Baume. Ex hart aud gu, aber lange nidjt mit dem Antheil eines andern jungen Baers neben thm. Die Hauptfigur, Luther, hat nicht dew rechten Wusdrud: eines feurigen Predigers. 8 ift in viefer Miindageftalt mehr Mile als Gifer, mehr Befdauliches, nad Oben Beigendes, als ein Iedneraus- Drud, wie man fid foldjen bei einem Luther venft; immerhin aber madit das Bild in feiner Gefammtbeit einen befriedigenden Cindrud. IL. Das folgende Bild reiht fic) jeitlid) unmittelbar an das erfte. Nod an demfelben, oder am folgenden Tage hatte Luther fein befreundetes Mbra verlaffen, war, von Wimnsporf begleitet, vom Bruder Safoh gefahren, von Mdhra liber Waldfifeh, Gum- pelftart, Sdweina und Gadlok Witenftcin geretst, in deffen Mabe, bet der jest purd ein fojdnes, im Gommer 1857 feftlid) etnge- weihtes Dental begeichneten Statte der Luthersbude aufgehober und nad) SdhloR Wartburg gefiibrt worden. Den Cintritt Luthers in die Wartburg зе таз Bil. Es ftellt fid - Das Сиье 968 Burghofes geqen das Chor ganz fo dar, wie nod Heute, und fidjer war e8 aud) nidjt anders. Diefes Bild hat unter allen Blattern viefes Cyflus den Beridsterftatter ftets am wenigften befriedigt, Der Kiinftler ltef unberiidfiditigt, bdaB Luther fdjon bei ver Unfhebung veranlaft wurde, ein Reitergewand angulegert, аи filbrt ein Nnapye ме Зее, welche ver Hauptmann von Berlepfdy und Luther vitten, fo eben ab, — gleidjwobl erfceint Luther nod) immer im Mtsndstleid und mit einem Stabe, als fet er ben Berg hinauf gegangen. Sn der Thormdloung zeigt fich ein Ritter nod au RoR, jevenfalls GBurfhard Hund oon Wenkheim vom Altenftein. Ritter Berlepfd fiibrt Luther an der Hand in das DMtitterhaus, ein gebarnifdter Knappe Leuchtet, ein grweiter halt einen bellenden Ritden guriid. Dieje Gruppe ift an fic) ganz gut und ridtig gedadt, aber Berlepfdy erfdjeint gu fehr als ein Thenterritter, gang geharnifdt, webende Federbiifde auf vem Helm, cine Feld- binte iiber ben Rivage — wenn man im Mittelalter mit Whfiche vermummt jemanden tiberfiel, trug man feine Fever und бе: Dinden, die ja die Farben defjen erfennbar werden liefen, vem man Ddiente. Und wenn aud jene furflirftliden Beamten бе endete Der Prafident den oritten allgemetnen оси феи Kiinjtlertag mit einer Sdlugrede, welde in warmen Worten Besiehung nam auf die Bedeutung Miindens als deutfcher Runftpflegeftdtte und Kiinflerheimath 5 worauf dem in Wirkfaméeit gewefenen Central: Uusfchug ein Hod) gebracjt wurde. Was fonft diefe VSerfamm-: ung Guted wirfte in dem Bufammentreffen der Cingeluen von allen Gegenden de8 Gefammtvaterlandes her, liegt in dem mehr: tigigen Beifammenfein der Kiinftlerfdaft im Glaspalafte und bei den gemiithvollen Feften, von denen wir an anderer Stelle unfers Blattes nod einen furgen Bericht gu geben nidjt verfiumen wollen. ©. ©. Carl Auguit Sdwerdgeburth’s Lutherbilder-Cyklus. &8 iff befannt, daB ter wadere Riinftler, ben vie Ueberfdrift nennt, feit einer Reihe von Sahren, — nach mandjen gelungenen Proben feines Fleifes im Kupfer- und Stablftich, auch im Gebiete der Radining, vie ehrenvolles Зеидий Не ihn ablegen und feinen Ramen ver Iadwelt miirdig itberliefern, — fich ans{dlieR- lid) damit befdaftigt hat, in einer Reihe non Stahlftidhen nidpt gu fleinen Formats Geenen aus dem Leben Luthers dem Ange ber Kunftfreunde vorgulegen. Die Bahl diejer Daritellungen war auf feds feftgefest, bod) follten diefe alle nur ein griferes Blatt umgeben, wie die edeln Steine einen reiden Kronenreif, ein Blatt, weldjes den IMeidstag yu Worms und pas unerfdjrodene, gott- miithige Wuftveten Luthers auf vemfelben zum Borwirf haben follte. Diefes grofe Unternehmen, nicht ohne Gorge, Kampf und Meiihe ves alternden Kiinftlers (Gechwerdgeburth ward 1784 geboren), ift mun nady raftlofer Urbeit. vollendet, und der Bilder= chins ftellt fig) in fic) vollendet und abgerundet dar. Wegen des inneren geiftigen Bufammenhanges der Bilder miijfen and pie feds friiheren, wenn nod) fo furg, in ben Kreis diefer Be- fpredung gegogen werden, die in der Hauptfade und gunidft fie) mit dem grofen Blatte gu befdaftigen hat. Der purdgingige Makita ver Eleineren Blatter ift 8% Parifer Bol Breite, Gre Hohe. Die Folge ved CErfdjeinens piefer fleinen Vutherbifver ift eine andere, al8 die gefdyichtltche Aufeinanderfolge fie ordnen laft; ven WAnfang madjte ver Weih- nadtabend, welder beveits 1843 an bas Licht trat und in allen proteftantifden Kreifen mit Theilnahme begrift wurde. Hier aber feien vie Bilder gefdidtlidh an einander gereibt. I geigt Luther in feinem Stammorte Mbhra unter einem alten Baume auf dem freien Plage in ver Mahe ver Kirdye pres pigend, ра die Kirde vie Mtenge ver Buborer nidt fate; — miglid) auch, da ihm, bem bet ver Bfaffheit (ingft Verrufenen, der PBfarrer dee Orted die Kirdye verfdploffen hielt oder yu offnen nicht wagen durfte. Das Bild ift lebenvoll und charatteriftifd gruppirt; die Staffage giebt vie Oertlidjleit faft villig fo, wie fie in der Gegenwart ift, eine Greibeit, iiber die man um fo weniger mit dem inftler redjten folf, al8 diefe Oertlidjfeit eine fehe malevifcye ЦЕ. Зи ber Tiefe die Rirdje, an dtefe anftofend bas jepige Heine Sdulhans, vom Kiinftler al8 Pfarvhaus ange: nommen, an diefe dad eigentlide und ddjte Cutherbaus, оби Luthers Cltern wohnten, anftoRend, und im MNtittelpuntt ein ftatt- Tides Vauernhaus mit Hibfder alter Balfenconftruction; vas alles ift, felbft mit rem Brunner, -in der Wirflicfeit gu fehen, nur an ber Stelle ves alten Baumes ift vor langeren Sahren ein junger gepflangt. Dies ift perfelbe Blab, auf dem dad fitr