Усчинет
	<< Decenther 1858.
	ЗаЙтцаца.
	Heuti(pes Kuntblatt
	Rediqirt von fricarid) Gqgers in Berlin.
	Die hiftorifde Kunltaushellung in Minden.

(Wortiegung.)
	Hit dev Wiedererwedung ves Alterthums ging ete machtige
Bewegung in der Wiffenfdaft Gand in Hand. Leffing bewahrte
fid) al@ Sritifer und probuctrender Dichter gugleih; Rant erfitllte
die Welt mit einem neuen Grundpringip ver fpeculativen Cre
fenninif; Gajiller fteht mit dem einen Suge auf dem Gebiete der
Philofophic, mit dem andern in der Didttunft. Goethe voll-
endet den Proceh, dte hichfte Blithe der Poefie, ver afthetifden
Weltanfdauung auf der Unterlage ver Wilfenfdaft und der Kennt-
nif des Ulterthums зи entfalten. Die Bewegung geht auf die
bilvende Kunft itber; wir haben oben gefeben, in welcher Weife;
Carftens jeigte den wievererwedten edjten Geift ver Wntite in
feinen Werken. In der Malerei war damit abguidjliefen: es
geniigte, fiir diefelbe die Nothmendigheit des Cintlangs von ideas
lem Snbalt und gelduterter Form wieder in ihr Mecht eingefest
зи haben. Der eigentlidye Inhalt aber der Mealerei liegt nidt
in dec antiferr, fontern in der modernen, in dev dhriftliden Зее
anjdauung. Der Gott dev Plaftié ift der griedifde, ver Gott
per Maleret ift dex chriftliche Gott. Nad) Carftend befreiender
That ging anf vie Plaftif der Beruf iiber, den errungenen
Standpuntt feftzubalten, vas Iecht ver unfterbliden Form gu
wabren und den gangen Umbreis ber firperlidjen Sdinheit nod
einmal ju duvdjlaufen, G8 war dann thre Gade, wo fie in
unferer dhriftliden Welt vie Stoffe dazu hernabm.

Bu den Meinnern des Uebergangs auf dem Gebiete dev
Seulptur, welde den Sahritt von Bernini gu Carftend ga machen
hatter, gebirte Untonio Canova. Im UAnfang durchaus der
manieriftifden, entarteten Schipfungsweife ergeber, welde den
Marmor ermeidte und fic) mehr malerifd als plaftifd дика,
hatte in ihm dod) eine Borahnung defen, mas fommen mufte,
gedammert; ex wagte, bem gebeiligter Gefihmad feiner Bett ent
gegen, in eingelnen Werfen den maknenden Buruf ver Untife,
nen er wohl vernabm, реш er aber unbedingt gu folget nidt den
Muth und die Kraft hatte, gu beadten, und 3eigte in fetnem
Thefeus, dak er einen Begriff davon habe, was e8 beige, nad)
pen Grundfagen der Ute gu arbeiten. Dann aber janf er wie-
per in den weiden und fentimentalen Styl zuriid, ver fid) gwar
in eingelnen Werken aus gegierter Unnatur gu edler Unmuth und
Sainbeit zx evheben vermag, aber pod fern bleibt von dev edlen
Ginfalt und ftillen Groge, worin Windelmann den Werth und
pie Herrlidfeit ver Antife gefunden und proclamirt atte.

Tiefer al Canova orang {don Sohn Flarmann in ert
wabren Geift nev Antife ein; allein der die Krone davon trug,
war Barthel Thorwalofen. Bon Thorwaldfer ab, dev 11%
felber zum Seiler von ASmus Carftens befennt und von ibm
aim meiften gelernt gu haben gefteht, pflangt fid) die wiederer=

Deutihes Kurnfiblatt. 1858.
	_ ее ине ш adtbaren Gchbpfungen purd) eine ее von
	tiidtigen RKiuftlern fort. Зи diefem Ginne ift Carjtens der
Grfte einer mit ihm beginnenden Meihenfolge gu nennen. *

Die Maleret aber hatte cine andere Wufgabe, al8 die
Sculptur.

Nac der Wiederbelebung der Antife war es die Romantif,
welde denfelben Unferwedungsproce? an dem Mtittelalter 000309.
Hier feste die bilmente Nunft mit per Mtaleret ein, mit derjeni-
gen Runft, welche allerdings зы ihrem hbchiten Biel nicht die
Uusbiipung ver Kirperform und des in thr nievergulegenvert
Charattertypus hat, weldje vielmehr das Hauptgewidt darauf
legt, ben Geift, die Seele reden зи Laffer, weldje die individuellfte
SInnerlidfeit auf rem Antlig, vem Spiegel рег @ее, wider
fceinen gu laffen unternimmt,

Die That, зи welder alfo nun in dem Cntwidelungsgang
per Dinge die Malerei aufgerufen wurde: dem vomantifden
Geifte threrfeits Ausdrud yu geben, den Geift ves Mittelalters,
fo weit ex unverginglid) und ewig gilltig it, in der Gprade der
bifpenden Kunft zu manifeftiren, diefe That fonnte am alfermenig:
Пей bon den damaligen Unftalten der RKunft, den BWademien,
ausgen. Wo fidj daher in eingelnen Berufenen ver neue Geift
regte, da muften fie in Oppofition gu den WAnftalten fommen,
welde fic}, gur Unnatur fortfcreitend, allmablig nes Vorgugs be-
geben Hatten, inmitten ber Fortentwidlungsbemegung зи Кем.
Die reformatorifcye That ver Ansermahlten war уни vie
entfdiedene sffentlide Losfagung von der Wtademte.

Denn vie Begriffe Afademie und Kegelzwang waren gleid)-
bedentend geworden, und die falfdje Rafficitdt hatte auf jenen
UAnftalten iyven Wobnfiz anfgefdlagen. Carftens bielt fie filr
nichts, als fiir eine Befriedigung ver Regenteneitelfeit. Als Pro-
feffor er Berliner Wfavemie fcjrieb ev an fetnen Minifter, рав
er night der Afademie, fondern ber Menfdheit angehire. Daf
Kod) der Karlsatademie entlief, haben wir fcyow ergablt. Ucherall
regte fic) die Oppofition. Sener entfcjiedenfte Wit aber fpielte im
Jahre 1810 th Wien, weldje Stadt nebft Dresden, Raffel und
Ropenhagen fic) riihmen ounte, die pefuchtefte Kunftlehranftalt
zu befigen. Dort divigirte pamalé Giger. Uber ebendort hatten
fic) aud) don mandje antiafademifdje Glemente zufammenge=
funden. Wadjter war dorthin gefommen und hatte unter Fiigers
Саше Cinflug gewonnen. Die Oliviers von Deffau amen
pay: Ferdinand O. шафе eine Wet Hans und vereintgte Die
	* G8 verbient angemerft yu werden, dafy die Triger und Wetter-
bilbner der Kunft, die Regeneratoren derfelben aus dem Norbert wad)
Rom famen. Wsmus Carftens war von der Oftfee her, Winkelmann
aus der Ultmarl, Thorwaldfen fam von Copenhagen, Overbec turbde
in Litbed geboren, Cornelius war ein Diiffeldorfer. Go wurde einfe
aug ben germanifdjen Waldern das frifde lebenstrdftige Boll gen Silden
gerufen, um die Kultur des Wlterthums in Empfang yu nehmen und
fie im neuen, im chrifilidjen Geifte und Sinne weiter gu bilder.

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