Beit, welde die Form in ihrer hidften finuliden, geiltgetrantten Grfdeinung nod) nicht geben fann, wird fie aud) nicht begebrt; ber Empfangende begniigt fid) mit bem Symbol, ja er hat feine Srende daran. WAber nadbem die Malerei eimmal gezeigt hat, welder fformvollendung fie fahig ift, naddem wir vom Baum ber Grfenninif genoffen haben, fonuen wir, die Empfangenden, pes Elementes der finulidjen Sdinheit nicht mehr entbehren; und nur diejenigen, weldje zur Betradhtung der Kunftwerke nidjt ihre Phantafie, fondern vielmehry ein vorwaltendes religtdfes Gefithl oder gar den BVerftand mithringen, tinnen auf volle Defriediguug por foldjen Kunftwerfen redjnen, an benen das itberftrimende Ge- fiilht ober pie Spetulation einen griferen Antheil hat, als cine im Gleihgewidst gwifden Sinnlidfeit ynd Gedantenhaftigkeit be- findlide produftive Phantafie gulaffen fann. Die riihreude Unbeholfenheit ves Leibes auf den Tafeln dev НИ ен Gechule, in welder eine fromme innige Geele ihre pridtigen Farbenfdwingen entfaltet, nimmt das lebhaftefte In- tereffe filr fd) in Unfprud. Wir wiffen nidt nur, wir fehen eg, dak der Kiinftler Wes gegeben hat, was ev, was die damalige Kunft itberhaupt vermodte. Aber wir werden falt, wo wir in modernen Wiederholungen der Verzidhtleifiung begegnen, wo uns gar zugemuthet wird, was wir dort als Unfertigteit exfannt haben, hier alg Gejey und Regel anguerfennen, — Bon allen MKinfilern der neurdmifden Wuffdwungsepodye, pon der wir reden, nebmen Overbed nnv Cornelius die grofte Aufmerffambeit in Anfprud. Beide ftehen eingig und ifo- lirt ba; beide haben einen eigenthiimliden Cntwidliungegang burdgemadt., Shr Zufammenhang mit der romantijden Sdule wie ihre Gigenthitmlichfeit wird aus per nadberen Betracjiung hervorgevent. Overbed, von einem frommen Vater fromm erjogen, hatte niemals ein anderes Bediirfnig, als bheilige Gegenftinde parzuftellen. Gaon hierin war er in Wiverfprud) mit der Wla- Dentie und ber in feinen atademifden Lehrjahren geltenden Wn- fidjten. Geradegu wurden biblifde Stoffe fiir ungeeignet in dev Malerei gehalten; erft allmiblig evmadte wieder die Freunde an ihnen und das Зе Ши, Пе varguftellen, wie wir das oben bei Wadhter, Sdhid und Kod) angemertt haben. Wber in Over: bed vringte Wes auf den einen Punkt hin. Wnfangs war er nidt fo pracraphaclitifa, al8 er fpdter immer mehr gemorden iff. Gr war dod eben ein Maler. Gr hat Bilder gemalt, welde ganz vaphaclif find, voll iebreig und Farbenfdinheit, — ob= jdyon nidjt immer mit der vollen Naivetit, welde bei Raphael fo vollfommen ift, vielmehr oft mit einem Leifen Unflug von Bez wuftfein ver Ungehirigteit an beilige Kreife. Wher feine ferneren Sdhipfungen liegen nidjt auf dem Wege von Perugia gum Bae tifan, fondern von Perugia bis yu St. Marko in Floreng. Site mer mehr tritt dag Hauptprincip feiner Thatigheit hervgr, daw tie Kunft allein gum Dienfte der Religion vorhanden fei. Зи ве ten nidyt mehr die dfthetifden, thin gelten die bogmatifden Grunbd- fabe als die hiciften. Gr weist den Zwang des Leibes von fid, und, einmal mit ihm verbunden, will er ihn mehr purd Gott- feligheit erfldren, als urd) Gdinheit gottlid) madsen. Dad) un- ferem Ginne foll dag RKarperlidje mehr сие Sahinbheit heilig als purd) Heiligkeit fdhin fein. Wenn aber tiefe Iunigfeit ves reli- gidfen Gefihls und Cinfadbeit in den ormen Cigenfdaften ver romantifchen Gdyule fiub, fo hat fie Overbet im hicdften Grade. Gr alin, mbdjte man fagen, barf feine Grundfage ansiiben, weil fie ihm niemals abhanden fommen, weil er innerhalb ber- felben nas Bilo eines in reinem, gottfeligem Streben abgefdloffe- nen Kiinftlers geigt. Wir fegen vie Gauptarbeiten Overbeds als befannt voraus. Die Ausftellung gewibrte vie Anfdauung ver 40 Darftellungen Gleichgefinnten widjentlidy bei fic). Dofeph Kody’s Turger Unf- enthalt fiel aud) in diefe Beit, und diefer gliihende und energifde Berebrer feines Carftens machte nad) Kraften Propaganda. 308 entfcjeibender Anftog cer Bewegung fam am Ente hingu, da Profeffor Fifdher von ter Akademie, der dem auferafademifden frifden Buge fehr geneigt war, fic) ritdéhaltlos dariiber, jo wie gegen pet Kaffenswang ausfprad. Gr мифе фафйх von den Sahitlern gefeiert; fie aber biipten diefen Beifall mit ver Helega- tion von der Ukavemie. Overbed ftand an der Spibe. Mit ihm gingen jest PBforr, ©. Vogel u. W. nad) Rom. Wud) Cor- nelins, der fic) fdyon von Hrankfurt a. M. aus durd) feine Betdy- nungen 31 Goethe s Fauft befannt gemacht hatte, traf ein. Um viefelbe Beit langte W. Sdhadow an, welder imit der Berliner Wla- pemie gleichfalls zerfallen war. Gpater famen Ph. Veit, K. Ege gers, Suling Schnorr, C. Py. Fohr, und e8 begaun nun jenes merfwiirdige Treiben und Shaffer im Klofter St. Sftvore, von weldjem ab man die nene Blithe ver Kunft yu vatiren pflegt. Seber hatte eine fleine Belle des Kofters inne, weldje faum filr die Bilder wud Movelle Raum genug bot. Den Dienft dev lesteren erwiefen fie bet Gelbmangel oft einander. Cie Lebten wie die Ginfiedler, aber fie erbauten fid) am der Herrlicfeit ber ewigen Stadt, an ihren Bafilifen und Katatomben und der ge- ringgefdhabten driftliden NKunft. Dak vev Generalfonful Bartholoy fic) das Haus, welcdhes ex in Hom erwarh, mit biblifden Fresten zieren lteR, dah der Mardhefe Maffimt ven jungen Kinftlern Maum gab, in feiner Billa vie italienifden Dichter zu iMuftriven, ift {don oben ev- wihnt worden. Bon diefen beiden Фащеги aus datirt die neue restomaleret. Shre Wiedereinfiihrung ift das grofe Berbdienft der jungen Meurdmer. Um die Wiedevauffindung der Tedynit hat Eggers, wie Sdhanow ergahlt, fic) befonders bhemitht. Er unterfudte nidjt blog vorhandene Mefte hemifd), er ftellte nidjt их за бе фе Зе ие an, fondern fragte aud) die dlteften Kitnftler ang, um den Heft ihrer Crinnerungen in Bezug anf die Behanv- lung ebenfalls feiner Priifung gu untergiehen. Alle Kenngeidjen ver Romantif treten bet ven Genoffen des Kofters St. Ifivore auf. Die Midjtung auf das Senfeitige, auf das Unendlide, dem 11 gern das Erhabene und PBhantaftifde anfdjlieBt, eine gemijfe Unflarbett und Willflix, Nadahmung wd Gorliebe fitr pas Mittelalter, fcywarmerifche Snnigheit pes Ge- fiihls, entfhievene Hinneigung zum Katholizismus, alles dies fin- ben wir bei den jungen Iteformatoren. Aud yur Matur verbielten fie fic) mittelalterlidhh; bd. h. fie zogen iby bie Tradition vor. C8 ЦЕ Мег freilid) ein Unterfdied зи beacjten; die Kiinfiler des frithen Mtittelalters jdpipften aus рег Tradition, weil fie gar nidt auf die Quelle der Matur vere fielen. Die Romantifer dagegen, mwelde wupten, dak man fid per Natur bebdienen fann, fiirdteten fid), wie Sdhadow beridtet, gu naturaliftifd) gu werden, und malten daber, wo fie der Travition nicht folgten, lieber rein aus dem Gedddtniffe, um die innere ineale Vorftellung nidt gu fahwaden. Bet einem Panne von Overbed?’s Formengedddtniffe,” fest der moderne Vafari* hingu, nging e8 nod allenfallg, vie Uebrigen aber leifteten viel weniger alg fte vermodt Hatten, und Vtander verfiel fogar in das Meanie virte.” — Die falfdje Claffigitat hatte iiber der Form ven Geift verlorven. Garftens hatte den Lewteren in feine Rechte wieder eingefest und ben Cinklang gwifden Geift und Form bergeftellt. Die Romantifer lebten nur im Geifte, oie Gefdhlvolleren nur in ber Seele, und fo vernadhlafigten fie baritber die Form. Зи dem Grade aber, wie die Form Vernadlagigung erfahrt, wird fie Symbol. Und das Symbol appellirt an den BVerftand. Nur was in voller giftiger Form yur Wuspragung gelangt ift, fann in warmer Empfindung hingenommen werden, Bon einer