wird. Gonft fteht-er, wie jene, mehr in Begtehung gu dem Be-
fdhauer alg gu den Figuren des Qrama’s und деи filr ves
Meifters Gefdid fir grandiofe Cingelfiquren, worin ja aud) der
Glorentiner fo ftart iff, —

Das Weltgericht hat der Meifter eigenhandig ausgefithrt,
wihrend die ibrigen Bilder von feinen Sahiilern in Farbe ther-
tragen worden find. Seine Sdhwide im WMealen ИЕ befannt.
Go mug man fid) and) hier durch die ftdrfften Verlepungen
harmonifden Farbengefiihls gu ver feffeluden Gripe des Bildes
gewiffermagen hinbdurdarbeiten; — wiewohl er aud) vielfad) den
SHipfungen feines ploftifden Ginnes den durdyaus entfpredenden
malerifden Wusdrud yu geben verftanden bat.

Seine nidjften Urbeiten find in Berlin, wobhin er 1840 ge-
феи wurde, um das Campo fanto gu malen. Che wir von
diefem feinem Hauptwerke reden, haber wir nod) des Glanbens-
fchilded gu gebenten, eines PathengefcyenfS pes Kinigs an den
Herzog von Wales, fiir den Cornelius eine felr finnreide und
gedantenvolle Compofition entwarf. Die Soee gu den Darftellungen
hat die Bezgeihnung ,Glausensfhito’ gegeben. Wis Taligman
gegen bas Ungittlide, al® Beiden, „рем И die fchwargen
Sdhaaren beugen,” als Schild gegen das Unheilige und Miedere,
gilt nas Стих. Зее Beiden follte hier aud) die aufere
orm des Sdildes verliehen werden; und fo bilbet denn das
Haupt ved ,,Mteentfproffenen, Unausgefprodenen” den Mtittelpuntt
eines golbenen Kreuges, an ver Stelle wo eS an bem Holgernen
gelehnt hat. Die vadurd) entftehenden Felder find durd) Dar-
ftellungen erfiitlt, weldje fid) auf vag Mteer und das Wafer ved
alten Teftaments und auf das Brod und ven Wein des neuen
begiebn. Gerner finden pie 12 Apoftel, die Coangeliften ihre
Оке. Dann aber unlduft ben ganjgen duferften Kreis ein
Relief, weldjes den Cingug Chriftt in Ferufalem, die Grablegung,
pie UAnferftehung und die Wnsgiehung ved Heil. Geiftes fdjildert.
Hieran folicht fidy, etwas frembdartig in ver naiven gleidbered)-
tigten Unveihung, die Antunft ves Huigliden Pathen in Cngland
in Begleitung von Wlerander v. Humboldt und Anderen. Lift
man dies bei Seite, fo find fammtlice Compofitionen von ober
Sdhinheit und wieber mit maRvoller Witrde in und fiir den
gegebenen аи gedadjt.

G8 ift nod) itbrig, von der SdhluRarbeit des Meifters gu
reden, don feinert Compofitionen yum Campo Santo in Berlin,
pie als vollendet betradtet werden diirfer, indem, weldje gerin-
geren Verdnderungen auc) die Uebertragung in Cartons hier und
pa erfahren hat und erfabrt, 504 die Ausfithrung in Farben
per Hinftlerifden Bollendung ids mehr hinguthun wird. Bee
fanntlic) liegt bem ganzen Darftellungstreife das Wort des Is=
merbriefs zum Grunde: Denn der Sold der Giiude tft der Lod,
pie Gabe Gottes aber ift das ewige Leben in Chrifto Jefu unjerm
Hern.” Mit groker Gedantentiefe, fo pflegt angenommen 3u
werren, hat der Kinftler den Unsfprud) des Apoftels in der Dare
legung des gangen reiden Snbalts der driftliden Glaubenélehre
gue UAnfojauung gebradht und rabei nidjt mv die altteftamentliden
Begiige mit hereingenommen, fondern auc) an eingelnen Stellen
pie Sprade der antifen Mythologie mitwirker Laffer. Hiernad
witrde man auf eine fymbolifae Pilderfarift fdliejen, umd fic
vorbereiter, diefelbe mit dem Berftande yu entziffern. Wher dev
Kinftler in Cornelius hat vem Denker den Griffel aus der
Hand gewunden und fiir die Momente des Sdhaffens ven Seidjen-
ftift hineingelegt. Go ift e8 qefommen, DaB die eingelnen Dar-
ftellungen alle Borgiige ved edelften und grandtofeften Styles
mit benen einer vollen und midjtigen Realitdt vereinigen. File
pie bentende Betradhtung bleibt nur vas Problem des Bufame-
menhangs der Bilrer. Es ift nit fiir Nachtheil gu adhten,
wenn diefes Problem ungeldft bleibt; е8 Utegt wie ein Iathfel
	Gaule, an dev ber Herv gebunden war; Gorn. fommt mit feds
Pajfionsengeln im Gangen aus. In ver Gruppe ver Heiligen
bet Mt. W. ift grofe Bewegung, die Mtarthrer fommen und zeigen
thre Werkzeuge, um ihre Wnwart{haft auf die Seligteit damit
pargulegen. Bei Cornelius thronen die Heiligen des alten und
pie bes nenen Bundes in rubiger Wiirte, jeder Gtngelne treffltd)
havatterifirt, Cornelius hat 4 Pofaunenengel, Midjel UAngelo
pie roppelte Ungahl. Desgleiden find bei ihm gwet Engel mit
реш ЗЗифе des Codes befchaftigt, einer mit vem des Lebens.
Redhtis- und linksweg zeigen fie die Biicher mit lebendiger Bewe-
gung der auferftehenten Menfdheit, und pas Bud) des Lebens
ИЕ betvadhtlich fleiner als dad des Toves. Der Engel des Buchs,
in quo totum continetur, thront bet Cornelius leidenfdaftslos
auf feiner Wolfe und halt das Bud), melded nad) dem Infajriften
gugleid) ba8 liber vitae und bag liber mortis aeternae ift. —
Die Auferftehenden heben fid) bei Mridvelangelo fdwer und lang-
fam сиё der Erde, halb find fie nod) Knodjengeriifte, halb fdjon
mit Fletfd) belleibet; fie friedjen hervor und heben fid. Wns der
Teufelshshle lauern die fcpwarzet Bewohner, vie Opfer fogleid)
wegzfdnappen. Gei Cornelius fommen Wlle bereits befleivet an
pas Tageslidt. оз vermeben Engel und Terfel fidh mit
ihnen. Bur Redjten des Herrn fdyweben fie empor, im Geijte
mit bem Himmel befhaftigt und mit ver Seligheit, dev jie nur
artgehiren, die Leiber von felber fchwebend. Um fid) dem Chor
der Geligen anfcjlieRen 3 ditrfen, fleht ein Wuferftaudener mit
	unendlider Wigft per Bitte frieend vor einem der Crzengel; aber  
	mit bem Sdilde und Schwert verwebrt er, was er ohne Зефен=
{daft verwehren mug, und ber Teufel thut jdjon den Griff nad)
feinem Gigenthum. Bur Cinfen Chriftt nehmen Engel und Teufel
gleid) Lebhaften Theil am Kampfe, jene dte Verurtheilten ftitrgend,
piefe fie herniedergichend. Um eine in legter Stunde renige Seele
fampfen Engel und Tenfel, und jener ftegt, wabhrend diefer die
lesten ohnmadtigen Anftrengungen macht. Unten thront Satan.
Seine Krone gliiht. Gein Scepter ift ein Doppelhaten, ein
PViindel gifdender Sdlangen fein Bliz, feinen Fupjdemel bilden
awei achyende Berbredjer. Bor ibm ftehen und tnteen vie Get-
zigen, die Salemmer, die Gewaltthitigen und Jahgornigen; eine
Bublerin wird eben verurtheilt, die Hendler und Sdheinheiligen
fommen angftvoll gefdritten. Gat ber Meifter verftanden, den
Teufeln itherhaupt wirklid) Ddmonifcjye NSpfe gu verlethen, отита,
аб er ihnen den Uusdrud des moralifd) Hafliden aufpragte,
fo ift fein Gatan tn diefer Begiehung ein Meifterftited und Пи
fein Theil fo etngig und bewunderungswiirdig, wie die Geftalt
Gott VBaters. Er hat {dharfe Biige, aber feine unmenfdliden.
Das Teuflifcehe liegt ganz im AWusdrud; und gwar lefen wir nicht
die hamifdje Luft und Freude am Vofen in feinen Biigen, fon-
bern eS liegt etwas wie Pein und Wuth itber feine eigne Ver-
worfenbeit davin, wodurd) jeder Hoffnungsfdjtmmer fiir die gleid)
ihm Uusgefdyloffenen nur um fo fiderer fdjwintet. Vorgitalicy
fin fcjildert der Meeifter aud) diejenigen, in denen mit bem Cin-
pringen bes Pofaunentons in ihr Obr die unglidfelige Whnung
erwadt, dak died fein Kuf ves Lebens fiir fie fei. Gine folde
Gruppe von dveien finden wir unten auf der Seite des Toes ;
nidjt weit davon einen vierten, ber in penfelben. Gefithlen aus
jeinem Tudje hervorlaufdt und ben fdabenfrohen Teufel nod)
nigt fieht, per neben ihm Lauert und bem er fider ift. Gine
per fchiurften Figuren des gangen Bildes ift per mit erhobenem
SHild und SAhwert in der Mitte gwifdjen Gut und Bife Wadhe
haltende Erzengel Michael. G8 tft etwas demantartiges in feiner
feften glanzenden Grfdeinung; inbdeffen fteht er freilich in feiner
ganzen Sdine fitr vie Handlung beveutungéslos da, er bildet nur
eben den Sdlugh ver Sdheivelinie, welde oben bei Shrijtus an-
hebt und burch den Engel ded Geridhts mit bem Bude fortgefett