Und was fir emen Lag hat mun ]ейе bejondere Iidtung in Berlin auszufinden gewmukt? — Sie fonnte, — fo, wie fie nun einmal gefonnen war, — letdt genug auf mandyerlei ver- fallen. Gie fonnte etwa daran denfen, eine Verherrlidung der mittelalterlidjen Runftbliithe au verlangen. Wher freilich, ein blofes Seitenftiid зи Griedenland шах пФ; инь wie follte hier andj), trop aller fymbolifden und allegovifdjen Rilnfte, eine — wenn nur dpulide — Ginheit ermiglidit werden? Ober fie fonnte fid) nod fonft vielfad) Mithe geben, dies lebte Bild fiir das fpdtere Mittelalter feftguhalter — immer witrde e8 ihr fdaywer geworden fein, einen unpaffenderen und elenderen Stoff al8 den nun verlanteten ausfindig yu madjen. Bon den leitenden Kraften moderner Gunftanfialten darf man fretlid) eine weitfhidjtige Renntnif der Hiftovie nicht ver- видел. ЗОН те fojon ein wenig dilettantifdje Befreundung mit ber Kunft hin, gum hichften Einflug auf alle Hinftlerifden Dinge gu hefahigen. Wber ein gewiffes Mia von Gefdidts- fenntnif verlangt pod) aud) vie Gdhule fdon von uns; und wer in Gadhen, die mit ver Welthiftorie gu thun haben, ein Wort reden will, mug jedenfalls etwas mehr als einige Sabres- забей auf die Wagfehaale fetnes Urtheils gu legen haben. Als ein Beweis, da} man dazu im Stanbde ift, fonn e8 jedenfalls nod nidt geltet, wenn man die Cinfithrung ves Landfriedens burd) Rudoleh von Habsburg neben die gewaltigften Creignijfe aller Beiten und auf ein und daffelbe Piedeftal mit den береи= tendften Gulturepoden ftellen will. Welden Werth hat e8 nod fiir uns, da} Hudolph einige fiebsig Raubfdloffer hat nieber- veifer und die Befiger verfelben auftntipfen laffen? dag er einen allgemeinen Landfrieden proclamirt und сейфе, dejfen Erfolge nod) gwei Sabrhunderte fpater faum gu fpiiven waren? — Dod ber ven Werth diejer Wahl haben wir fein Wort weiter зи verlieren. Die Lefer, an die wiv un8 wenren, die Unbefangenen, bediirfer feiner Veweisfithrung. Wohl aber liege fic} nod) eine andere Seite bes Gegenftandes auffinden. 68 lieBe fic) vielletdt geltend maden, dak Rudolph von Habsburg zum wenigften immer ber getvee Diener der Kirde war, der allen ihren Wnfpritchen nach beftem Vermigen nadgab, um nur их Теше Fleine innere Politif den ndthigen freien Athem gu bee кп. Go fiunte e8 doc) immer nod) wiinfden8werth fein, dte viterlide Mtadt der Rirde — wenn auch nur von ferne — in Diefem ihrem frommen Diener ein wenig anflingen gu lafjen; — denn in ber That, Papft und Hierardhie haben auf diefen Wand- tafeln nod) gar nidt den gebithrenden Plaw gefunden. — Wir madden diefe Anmerfung mit qutem Hedht. Wir haben e8 offenbar mit einer Gefinnung gu thun, die fic) mit mittelal- terlidhen Cravitionen befdhaftigt, bie den Brud) mit denfelben, pie Reformation, alfo die innerfte Wurgel unferes modernen Le- bens, ignoriren midjte, Wis Gefinnung mag fie es immer- hin; aber ihrem prattifcen Ginflug fesen wir uns entgegen. 8 ware ein untwilrdiger Buftand, wenn vevartige Beftrebungen e8 erreidjen finnten, dak in Berlin, der geiftigen Hauptftadt des Proteftantismus, aus einer Darftellung dev Weltgefdidjte — gleidjviel, mwas fiir einer — vie Reformation gleidjam ausge- firiden und fo unferm innerften Bewuftfein i’s Geficht дея gen witrde, Denn fiir unfer Bewuftfein tft vie Reformation eine der griften Geiftesthaten, bie die Gefdhidite fernt, und Bie eingige nad) jenen vargeftellter Cpoden, weldje walrhaft den Anfang einer neuen Beit bedeutet. Wls folde foll fie and) auf Diefen bemalten Wanden nicht vermigt nod) an die Seite gefdjo- ben werden, Gie hat ven МЫ зи madjen, nad jenem Kreuj- gugébilbe, das die grifte Erhebung der Eatholifden, dev all gee ineinen Chriftenheit verfinuliden will, Diefe Wllgemeinheit der Kivdhe tft nicht mehr, ihre Weltherridaft ift zerbrodjen, die inmere Greiheit bes Getftes hat fic) ihren Formen und ihren Зее ум entivinden gewugt, und eine neue Scheidbung der Balfer НЕ зи Tage gefommen. Wir legen hier auf viele Sdheidung fein Gewicht; aber fehr wohl auf unfre eigne Selbftanvigkit. Diefe haben wir and im Meid) dev friedliden Kunft gu waren, wenn fie ebendort angegriffen, wenn eine feindlidje Tendenz auf das Held idealen rugigen Sdjaffens hiniibergefpielt wird. Die Wus- ithung ber Kunft bat gunddft mit Confeffionen nichts gu thun, und wir am wenigften find ber Meinung, vafi fie durd) Beto- nung oder WUusheutung derfelben gehoben werden fiunte; aber wo ihr geiftiger Stoff, ihr idealer Inhalt e8 erfordert, hat and) fie filx ein beftimmtes Glaubensbetenntnif einguftebn, vor Wen aber fid) gegen Gingriffe gu verwahren — enn aufer der SGhinheit tann ihe aud) Charafter und Wilrde nicht erz laffen werben. 9. %. Das Srawdenkmal in Deffan. Giner ver feltenften und ebdelften Fitrften, die je cin Land regiert, war ber Herzog Leopold Friedrich Franz gu Wnhalt. Geboren ven 10. Ung. 1741, fam er, nadbdem fein Obeim Dietrid) 7 Jahre fiir ihn Vormund gewefen, fdyon den 20. Oct. 1758 3ur Regierung und fiihrte dtefelbe gum Gegen des Landes, in Krieg und in Frieden, bis gum 9. Aug. 1817, alfo faft 60 Jahre. Das Land Anhalt verdantt ihm unendlid) viel in allen Beziehungen des Lebens, aber am rithmenswertheften ijt vielleicht fein Gtreben nad) Kraftigung deutfder Gefinnung und Wusbiloung veiner Menfdlidfeit. Gein Wirken ging auf Gre leudtung, und mit weldyem Grnfte er an feiner eigenen geiftigen Wushilbung arbeitete, dafity finden wir in Windelmann’s Briefen aus Stalien * mebreve intereffante Belege. Bur Berei- herung feines Wiffens beveifte er Cngland, Stalien und Frant- reich, und er berftand 8 dabei, fid) itberall die ridtigen Manner зи fucjen, die ihn vorwarts bringen fonnten. Wuf feinen Meifen war er ein Sdjitler, als Siirft war er ein Menfdh im der edelften Bedeutung. Charatteriftifd fiir feine geiftige MRidtung diirfte ver Ansfprud fein, ven er in Begug anf die Mirde gethan. ndie Kirche”, fagte ev, ,ift eine Welterziehungsanftalt und fie mug dad bleiben, jedoc) muff der Staat ihre Diener forgfaltig iiberwadjen. Dads acht Shriftliche ift pas mabrhaft Humane. Wer die Menfdheit verrummt, in Feffelm fchlagt und entehrt, ift fein Chrift und fteht nidt in der Rirde, die den Фей ре maden fol. Da ver Glaube, wie eine mehr als taufendjabrige Exrfahrung beweift, Berwiirfntife anvidtet, [о ши man ftets pie Liebe walten laffen, die feinen bbfen Unterfdied macht. Nad твер Uebergengung Yat er durdans gehandelt, und ba fein Wirten iiberall von Liebe gur Mtenfaheit und gu feinem Lande geleitet war, fo fonnte e8 nidt feblen, dak er fic) die Herzen feines Voltes gewann. Hierfitr follte am 20. Oct. 1808, am Tage feines S5Ojahrigen Megierungsfeftes, ein befonderer Aus- тиф gegeben werden, indem man befdjlok, ihm ein Standbilo zu erridten. Gdyon waren Geldbeitrage gefammelt worden; aber per Herzog lehnte vas ihn gugedadte Ehrendentmal im вне auf det Drud der рашайцеи Zeit mit den liebewollften Worten ab. Nad feinem Code mag fic) wohl der Wunfd) nad) einem # @ь 466 сх ап Mtuzel-Stojdy (1766): , Der Filrft von Deffau ift vor ber Natur gefchaffer, ein wilvdiger Biirger und Freund gu fein, und diefen Enbdgwed ber Natur erfilllet er, und evhshet ihn burd feine Geburt, dure) feine Geftalt und durd) feine eiunehmende Herablaffung. Gr ift nidt im Gtande lafterbaft gu fein — $. в. М.