hinter den Werfen fteht, nicht gleidygultig; denn etne jede
grope Wirkung in der RKunft fniipft fic immer an eine
gtofe Perfinlichtert. Wher e8 ift ficjerlich verfehrt, wenn
der Literarhijtorifer bet der Sahilderung von Dichterdharat-
terert von ihrem Yrivatdaratter ausgeht, am verfehrteften,
wenn ev fic) gum Gittenrichter aufwirft, und den Snhalt
ihrer Gefinnungen fritifirt. Jhm fommt e8 nur gu, dae
nach 3u forfchen, ob diejem Lebensgehalt, den der Didter
vffenbart, der Stempel der Wahrbhaftigteit, der Ueberzeugung,
der reinen Wbficht aufgedridt tft. DQenn in der That racht
fid) der Mangel einer folchen Selbftgewipheit, im Guten
wie im Sdlimmen, fofort aud) djthetifdh. Cin Kunfiwert
fol ja immer bie Frudt einer gefteigerten Lebenstraft,
einer wertieften Snnerlichfeit ету ино иле еше Бабе, зав
haft beqangene Simbe doppelt ftraflich und widerltc ift, im
Leben wie in der RKunft, fo wird fid) felbft pas Gute und
Treffliche nur dann yur wabhren Sdoinheit verfldven, wenn
e8 еше эре Macht in der Seele des Dichters geworden
ift umd fich durch die Begeifterung ver Ueberzeugung iiber
pie profaifche Formlofigteit der Tugend erhebt.

Vincenzo Montt hat in feinem langen dichterifchen
Leben febr verfdhiedenen Herren gedient; aber dies allein
	ое wns nod) nicht и dem Баден Паей itber thn bez  
	herechtigen, wenn  еше Ферт Зеидив рапи дабен, dap
ex jedeSmal ein ebrlicher und aufridtiger Diener gewefen
fet. G8 Liege fich mit der Beweglichteit einer retchen PBhan-
tafie, vor Wem mit den ungeftiimen Wandlungen der Welt-
lage felbjt evfldven und entichuldigen, dag thm dev Abfall
miglich ward von Pius VI. zur Revolution, von ihr yu
ibrem gropen Bandiger, vom diefem, nachoem er alle Hoff-
nungen Staliens getdufdt hatte, zur Reftauration, ja mebr
al8 pag, DaR ex eS iber fich gewann, in derfelben Tonart,
in Der er Ludwig XVI. gefeiert hatte, feinen Morder yu
preifen, und bald nach den legten Feltgefangen auf Napoleon
feinen Macdfolger in der Lombardet poctifd gu beglidwin-
феи. einer aber horen wir in diejer bunten Folge von
Melodteen, mit denen er das Drama fetner Beit begleitete,
nur felten den vollen Ton des Herjens, der alle Srrthiimer
pe8 BVerftandes vergiitet; der Mangel an fittlicher Warme
froftelt uns aus fetnen Schopfungen an, und fo werden
feine Gedichte felbft fein Gericht.

Gine verhangnifvolle Figung war e3, daf ein folder
Фей fich gerade Der Formen mit glinzender Meifterfchaft
bediencn mufte, in denen einft die cherne Geele des gripe
ten Mannes unter allen italifcen Dichtern mit unerbitt-
lidher Majeftat ither feine Mitwelt gerichtet hatte. Dennodh
lag dies пабе. G8 fam wieder eine Beit, die der Dante-
фей рати арий war, dak das Sntereffe an den Creigz
nifjen 068 Tages auch die Phantafte deB Dichter’ aus-
ichlieplich befchadftigen mufte. Rein Stoff bot fic) der Poefie,
der Furdht und Mitleid in gleichem Make hatte erzeugen
finnen, wie die tragifden Schidfale der Gegenwart. Cine
neite gittlidje Romddie lag in der Luft, und fchien von dem
groften Talent Stalien8 gleichfam gefordert yu werden.
Aber wenn Halbhett und Litge fic) uberhaupt in Cinem
Зезтав haplicher ausnimmt als in einem andern, fo ift
fier die Dante’ fdhe Terzine unter allen Formen diejenige,
die fic am [chlechteften mit Upoltatenjadwade vertragt. Und
	als ware Wont jelbft em Gefubl hrevon erwacht, finden
wir аи ОИ, Dak er in fetnen fpdteren Sabren died
	erfabene Wak nicht mehr yu iiben wagt, und jene letcyteren,
 opernbafteren Strophen wablt, die durd ihre mufifalifde
	Schmteglamfert mit feinem beweglidjen Gharatter befler in
Ginflang ftanden.

5 Febre jedoch yu jenen Tagen juriié, wo Bincenjo
Monti zuerft in Rom auftauchte und ther den engen Kreis
Jeiner Ginner hinaus die Augen von ganz Stalien auf fich
39g. AUl8 ein vierundswanzigidhriger Whbate war er im Jahr
1778 dem Cardinal Borghefe aus Ferrara nad Rom gefolgt.
Schon in der Proving hatte er fid) einen Namen gemacht
durd Didtungen, die an BVarano’s Viftonen antnitpfend
eine ind Erhabene hinaujitrebende PBhantafie und eine Macht
liber die Form befundeten, die felbft feine Eltern, fchlicjte
Kandleute aus Fufignano, damit ausfdnten, da fie einen
Poeten zum Sohne Hatten. Jhm yu Liebe war die groke
Familie vom Lande weg nach der Hauptitadt der Proving
gezogen, wo Vincenzo Jura ftudiven follte. Wher die latei-
nifden Berje, die er fchon im Seminar wm Faenya reichlich
gemacht, die italidnijcen, die er dort improvifirt hatte,
Drdngten fic) zwifchen ihn und die Pandelten. Und die
Aufnahme, die der junge WAbbate in Rom fand, lief es
den Bater nidt berenen, dak er ihm den Biigel gelodert
hatte.

Gr wupte fich freilic) fofort aufs Belte yu empfehlen.
Damals hatte vie Poefie, wie gefagt, fo gut wie jeden be-
deutenderen Subhalt verloren, und die Berstiinjiler, die in
per WUreadia, jener beriihmten, nun fdon fajt ein Sahrhun-
pert alten poetifehen Wfademie glingten, ergingen fid) am
liebften neben ihren tdyllijden Sdhadferipielen in sterlichen
und devoten Gelegenheit&gedichten, mit denen fie thren
hohen Ginnern hulbigten. Hierin follte es Vincenzo Monti
frog feiner Sugend bald allen Anderen yuvorthun. Cin
Gelegenheitsnicter griperen Stilts hat nie gelebt, ja wir
werden fehen, dag faft alle feine Werke, mit WAusnalhme der
Tragddien, im Grunde nits find, ale Gelegenheitsgedidte.
Das Talent und vie Neiqung aber, vie Gunft der Grofen
mit fdbnen BVerjen fowohl yu erwerben als yu vergelten,
begleitete ihn in immer uppigerer Entfaltung durch fein
gange8 Leben.

G8 verfteht fid) von felbft, тай er jeden Wnlag be-
gierig ergriff, die Yufmerffamfeit des Papftes auf fic gu
lenfen. Sm ahr 1789 wurde eine Herme ded Perifles
ausgegraben, und an Monti erging vie Aufforderung, Verfe
zu dichten, die auf eine Tafel gefehrieben neben dem ЗИ:
wert im Musco Pio-Clementino aufbewahrt werden follten.
Monti lieR vas Bild felbjt fprecen und И ФИ wiin-
{cen, in einer Beit wieder an8 Licht yu fonunen, die Der
perifleifcjen ebenbitrtig fet; und nun [chlieft Peritles mit
einem HeilSruf an den Mann, dem da’ Jahrhundert diefe
Segnungen yu danten hat, Pius VI.: ,,Gin profaner Geift
bin id nur, cin Geno§ der Schatten pes Erebus; aber
meine Gegenswitn{dje fiircten Das Licht deines Throne’
nicht. Aud) im gnadenlofen Reid) des griechifchen Elyfiums
giebt e8 nod) einen rubmvollen Geijt, der witrdig ift, did)
зи verehren.” Und mit welcher Mufif ber Form мифе
Monti feine Huldigung yu begleiten! НИ