wenig Geele wohnt, und endlich hatte Gatull etwas fehr ЗЕ
ges gefagt, wenn ex ter Quintin auger der Shlankheit nod ge-
raven Wuds gugegeben hatte, da man budlige Perjonen 209
nit fchlant yu nennen pflegt. Unfeblbar bedadjte der Herv
College das anc), nur Sdade, da fet Borganger fron bie
vichtigen Wusdritde gefunden hatte, und, wenn wir and) bemerlt
su haben glauber, da ev ,,mandjen gterlidyen Ausdruc und
inande gliidliche Wendung” aus der Herfe fdhen Ueberfebung trop
feines Widerwillens im Ganzen nidjt verfopmaht hat, fo verbot
pod} bei einem fo Heinen Gedidht der Unftand, zugugreifen. Bet
Hevfe heift es:
Ouintia halten die Leute fiir fin; blank menn’ id) fie, ftattlidy’,
Formengerect; foviel geb’ ih im Cingelnen зи,
Aber ich leugne das Gange, das ,,Fchin’’; wo mare denn Anmuth ?
Hegt cin Ksrnlein Salz dieles gewaltige Fleifdj ?
Leshia, die ift fin: bildfdiu in ber Formen BYollendung,
Hat fie bie Grazien aud, Wien entwenbdet, allein.
	Fm Lesten Berje ift aud) das ,,entmendet’ und der alle
einige Befig aller Gragien aus dem Loteinifden (tum omni-
bus una omnes surripuit Veneres) beibehalten, wabrend- frei-
lich die gragtdfe Stellung des Wartdens hat” bei Hern St.
allen iibrigen verfdjergten Veneres ein Geynippdjen faplagt.

Wir haben uns (anger, gl8 wir Anfangs beabfidtigten, bei
pen valtylifden Gedidten aufgehalter, und fommen nun eigent-
lich ей зы dem eigenthiimlid) neuen Berdienft unferes geniaten
Studiofus Bwar die Behauptung, ,,dak der Reim als ein vem
pentfden Or zum BediirfuiR gemorrenes Mequifit eines guten
{yrifden Gebdidits” gelte, erfceint un8 dod) etwas gu rigoros.
Ши von Goethe widit gu reden, fo hat doch, dddjten wir, 3. B.
	  MeBrife, ver fic) als Otdhter und Reimfdmied бели Ot. wohl
	allenfalls an bie Seite ftellen fann, etnige vedjt anfpredjende
Sadhen in iambifden Trimetern gemadyt, vie vielleidht aud, mem
fie einmal gufillig von demfelben entdedt werden, ‘und fonft
Gnave vor ihm finden follten, in die entfpredjende Reimleier
ivansponirt 3u werden fic) gefallen Laffen miiffen. Midt vbllig
unferer Faffungstraft angemeffen ift iibrigend and) das Argument,
aus dent er die Nothwendigkeit des Meims folgert. Es heift: Catull
evinnert oft an Heine, ,wieviel ded Zaubers der Heine’fden ие
реш Meim zufallt, fuhlt Seder, der Berftindnif fiir feine Rieder
hat“, ergo mug GCatull aud) nod) der mene Bauber des Reims
gugelegt werden. Uber, den Bergleid) felbft gugegeben, [о тив
pod) die Verwandtfdaft, wenn fie fic) fo aufordngt, in etwas
Andvem liegen al8 in den Mhythmen. AWlfo wave ein gereimter
pentfdjer Catull pod) eigentlich nur eine Wadferade, und fein
Portrait. Geftehenr miiffen wir, dak Herr St. bet diefer Ver-
feivung vie Heine’jde Garderobe auferft viscvet benugt hat; fie
ift ihm, wie eS fdjeint, ned) gu vornehm erfdjienen, und fo hat
er Lieber einigen Tridel Gott weif woher? feinem Opfer umge-
hangt. Gehen wir uns indeffen die neuen Tongebilde etwas
niher an, und damit der geneigte Lefer dod) annahernd die
antifen Khythmen mit der neuen Sphirenmufit vergleidhen tonne,
laffen wir wieder die Heyfe’fdjen ,, MeitRgeburten’’ folger.

Wn Lesbia (5):

Зав uns leben, taf und lieben!

Ulter Grimler Munfelei er

Gollen feinen Deut uns Нититехи;
Gonnen finfen und er ne we w

Sich vielleicht, dod) finkt die Leite:

Gw ge Nadit harrvt baun uns Sweten.
Taufend Miiffe gieb, bann hunvdert,

Andre taufend, andre hunbert,

Nodnals tanfend, nodmals hundert,
Dann {ah Wile uns verwwirrert,
	fdhenumarnumg” (64, 20), wabrend fie bei H. nicht або
menfdlider Che’ erfdheint. Bon bev ,,trenevergehnen Hergens
port alleite gelaffnen’ (124) YWriadne heift 08 XM. 67:
	(ев umbergefirent und vont gangen Vetbe gerifjen
Cag ihe gu Flifen, umfptilt von dew falzigen Meereswogen,
	bet Hevie:
Was nun alles таб ап den Gliedern entfeplitpft, in Zerftreuung
Shr gor den Hilfe umber in beweglider Salzfluth fpielte.
Die Elegie an Ortalus beginnt in der neueften Ueber-
traguitg :
Ob mics zwar, von beftindigem Gdhmer; zervitttet, ber Kummer,
Ortalus, aus dem Kreis didjtender Mufen entvitdt,
Und mein Geift bie von ibuen empfangenen liebliden Frilcte
Right fann zeigen, wenn ibn folderlet Wehe durdjftiivmt u. f. w.
Ue viefe Sdinbeiten blieben Hevfe verfdloffen, der fein
Original folgendermaen verbdarb : ,
Bwar in befitindigen Leib hat ftillaufyehrende Trauer,
Ortalus, mich bem Фе finniger Miujen entriict,
Und fdwer mag ein Gemiith der Begeiftrung Бе Fritchte
Reitigen, wenn e8 empirt fdwantt im Gewoge des Web s.
	Bisweilen iff per Poppelsporfer Убафивай ,,der Odynabel’!
etwas anbders.,gewadfen” al8 andern Menfdjentindern. Gein
Hesperus reift die Todjter aus ,,Vutters WUmarnnng (BV. 21),
pie Sidhel lidtet ,,de8 Baums gu fehattigen Wefte’ (64,41)
„Экз ош Callimadus dir neu itbertragene Lied (65,16) ift
nidt etwa von Callimacjus, fondern aus ihm von Catull itber-
fest. Was ,,ein Shrergemiirs lieblid) purdjouftetes Haus” (69, 144)
fei, mag der geneigte Cefer felbft vathen. Der Didjter tlagt liber
vie fpribe Uufnahme eines Ruffes :

Denn taum hatt’ i’s gewagt, ba wirfdeft du wieder und twieder
Dir das Uthulden und viebft all’ mit den Hanbdden es ab,
Dak von den meinigen Lippen div ja nidjts blieb’ an den deinen. *
	SHave, dah wir die Lefer diefer Blatter midjt mit Late
behelligen diivfen, ver halbe Genug ver Stromberg’fdjen Mufe
entgebt ibnen, wenn fie das Original widt vergleiden, Biel-
leicht aber verzetht man einige Broden, wo e8 fic) um ein RKen=
nerurtheil iber wetblide Schinheit handelt. Im 87ften Sedict
pergleidt Catull eine vielgedriefene Shine mit feiner Lesbia.
Бах ©. (apt ihn fagen:

Mandhet nennt Quintia fhsu, ich finde fie blendend und fglank my,
Grade gemadfen, und dies geb’ id) im Gingelnen gu;
SGHinheitsfitlle nur nidt, denn es feblt ihr jeglidhe Unimuth,
Much nicht ein Kxnden Calz birgt der gewaltige Leib.
SHI it Lesbia nur, die yu Hidfter Formenvollendung
Aer Gragien Bier hat fic) gu eigen gemacht.
	Uber mit Verlauh des Hervn Collega, ,,Sdponbheits pulle”
fteht im Original nit, Catull giebt nicht einer dppigen Sdin-
heit gegen eine зо den Voryug, fondern dem geifthefeelten
Gangen gegen dte eingelnen Theile, und weil er eine authentifde
Gri{arung von feinem Schbuheitsbegriff geben will, braudht er
im erften, dritten und fiinften Berfe vaffelbe einfadje Wort for-
поза, пи ав сх пи fiinften ben Wecent auf das Enjemble legt:
totum illud, formosa, nego. Ferner fojeint mir weber candida
mit ,,blendend”, nod) longa mit ,fdjlant’, nocd) recta mit ,,ge
rade gewadhfen’ ridjtig wiedergegeben. Cine meiffe Haut giebt
nod feine blendende Sainheit, fdjlant find aud) Heine Perfonen,
e8 tommt aber gerade auf vie hohe Giguy an, in der fo

-* Gine eigenthiimlide Borltebe hat der BVerf. aud fiir die Weg-
	{affung ber Gopula. ,,Wiobmiddtiger Reus, dah mie die Beit dod) gee
fommen” (ergdnze: ,,wdre’’, 64,172); fo faft auf jeder Seite.