und Walter Scott gutreffen mag, (apt fid) nur mit den Arigt-
nalnovellen in der Hand entfcjeiden.

»Seit einigen Jahren begleitet Spanien mit fteigendem Зи=
tereffe bie Crgdhlungen eines frudtharen Momandidjters, der tn
befcheinenen BVerhaltniffen ang Wnvalufien eben fo feine litera-
rijhe Domaine gemadt hat, wie Walter Scott mit fo дебет
Glanz aus Sdottland, Fernan Caballero hat nidts gefdrieben
al@ fittenfcildernde Romane, Novellen oder etnfade Gcenen aus
nem Bolfsleben. Seine Arbeiten find faft nur dem Umfang nad
unter einander verfdieden, und mehr als einmal ift e8 ihm be-
geqnet, den Stoff, ver зи einent oman ansgereidt atte, auf
gwwangig Setter gu ergdblen. Giebt e8 3. B. einen vollftindigern
Joman als die gang fleine Erzahlung, die den Titel hat: ,,ebens-
Lang fdhweigen und fterbend vergethen  ?

der Moman hat feit Cervantes, uatiirlid) mit Ansnalme
piefes, grofen Didjters, niemals eine befonbders glanjende Stelle
in der fpanifcen Literatur eingenommen. 3d) weif nidt eimal,
ob man den Schelmenvoman befonders anflihren и, jeue unter=
haliende aber eng begrengte Gattung, deren Meifterftitd, Laza-
rillo de Tormes, wnvollendet geblieben it. Sm Wgemeinen fdjien
die bitrgerlide Epopse, die wir Roman nennen, bisher dem {paz
nifden VBolfsgetft, ver auf das Soeale, Lyrifde und Grokartige
angelegt ift, nicht eben gugufagen. Die Gorliebe fiir heroifche
Worte, gewichtige Sentengen, fpriiende Begeifterung und bod-
tinende Gemeinplage liek frither den Gefcymad fitr das faubre
Detail ves tagliden Lebens und jene feinen Wnalyfen der Leiren-
fchaft und per Chavattere, die den Itoman maden, nidjt auffom-
men; in diejer Hinficht ift der Don Quixote nicht allein eine Gaz
tire auf die irvende Iitterfdjaft und die phantaftifden dhevaferes=
fen Gedidjte, foudern auc) eine treffende Rritif anf die Hoben
Stelzen, auf denen der caftilianifdie Stolz gern einhergeht, und
died ift vielleidt der Grund, wephalb die Spanier, die thren
Don Quixote unendlich hod) ftellen, ihn vemtody imc Grimbe
thres Hevzens widjt qany fo jebr lieben wie wir.

„Зе fpanifde Literatur hat getftretde Sattven anfjumeifen,
ц. 9. рем Fray Gerundio des Pater ve [a Isla, und Quevedo’s
Gran Tacao, vefgleidhen anmuthige Hirtengedidjte, wie die Diana
und die Galatea, und einige intereffante Movellen; aber ein Schvift-
teller, dev, nacyoem er lange die Mtenfohen beobadhtet, das Bee
piirfnig geflihlt hatte, fie yu fcjifoern, und dem Bilder geglitdt
waren, in twelden Serermann fic) felbft und die Matur wiebder=
erfennt, hat Spanien bi8 jest gefeblt und ift ihm erft in Fernan
Caballero gejdentt worden... . .

„54 habe Walter Seott genannt, nidt al8 wollte ich fagen,
Rak ibm in einem Winkel Spaniens ein Mebenbubhler erftanren
ware, foudern weil id) in beiven Gobviftftellern auffallente Wna-
Iogieet gu entdecen glaube.

redon als Walter Ecott feinen Waverley fovieb, und {ру
ter ued) oft betlagte er das Gdjwinten der alten Sitten und
Gebraiuche, wud va fogar vie Tract ver Vater aus Sepottland
perdrangt werde; ja e& werbde fein halbes Jabrhunvert danern,
ba man in den Strafen von Cdinburgh dem Plaid und ver
S{aymore wie einer veraltetenr More nadfehen, wer wei, ob
nid}t gar nadfpotten werde, Fernan Caballero mur hat es mit
einer ganz abnliden Spode yu thun, einer Uebergangszett, in dev
Undalufien fic) Mtithe giebt, fein altes Goftiinr zugleid) mit etnent
Theil feines Glaubens und feiner weltliderr Sitten abguftreifer,
und er fchifvert diefe Epode mit einer Liebe, der man rie geheime
Gorge anfihlt, dag die Prvdelle, nad) denen ev heute ned) malen
fant, vielleigt morgen fayon verfdwunden fein michten. Une
weil ein folder Culturmedfel gewihulidy von oben anfangt, ver-
weilt ex am fiebfter bei rem Bolf, das feinen Traditionen und
Gewobhnheiten noc) tren geblieben tft... ..
	unfer trefflider Vanbsmann, Bohl von Faber, ме Зин
Sehlegel’s iiker Calderon in fpanifder Gprade befannt madhte,
ein allgemeiner Kampf gegen venfelben evhob; diefer Streit wurde
in Tageblattern und Plugfdviften aufs eifrigfte gefiihrt, und der
Deutfdhe mute darin vie Gache des grofen Caftilters gegen die
eigenen Landsleute des Lebtern vertheidigen, Yod) im Babhre
1822 ward in einer befannten, von fcabbaren literarbiftorifden
UAnmerfungen begletteten Poetif won Martines ve la Roja) das
Суйет ver Unitdten und movalifdien Tendengen mit derfelben
SGtrenge eingefehirft, wie faft hundert Jahre frither in der des
Luzan, und wahrend vie bedeutendften Theoretifer einen fo apo-
vittifden Ton anftimmien, batten die Dichter feine Wrt von Cr-
muthigung zur Emancipation pon dem driidenden Feffelu. Crit
nadjbem in Gvanfreid) Ме пене @фие ben Sieg pavon getra-
gen hatte, al8 fogenannte romantifde Dramen Те in das
Thédtre francais einbdrangen, begannen ftd) aud) in Spanien
einige fretere Regungen~find gu geben. Sin Jahre 1834 filirgte
die Herrfdhaft des Clafficigmus, und vie Theater von Madrid
bffmeten fic) fit Dramen von minder gebundener Form.”

Leider fdjeinen vte Ouellen fitr diefe Beit nicht vetchlidy ge-
nug gefloffer zu fein, um ten Berfaffer ver ,Lebensflisze” in
Stand gu feben, viefen dentwiirdigen Kampf eines Cingewanvder-
ten fiir die Sache der nationalen Bithne gegen thre етих
ber Nation felbft anfdanlicher gu fcjilpern. Wher indem id) diefe
Liie beflage, freue id) mid), еше andere ergingen gu finnen.
Mehrfad gefdieht der altefter Todjter BIhl s Crwahuung, die
фи in ber Ehe mit einer geiftreihen Spanierin, Grasquita de
Lavea, 3u Unfang ves Забтез 1797 geboren wurde. 98 die
Samilie im Jahre 1805 nad) Deutfdland gefommen war, wd
die Mutter, ber das nordifde Leben unheimifd) bite, bald witee
dev mit den beiden jingften Tidtern nad) Spanien guriidfelrte,
bebielt ner Bater dviefe Altefte Tocjter und pad jiingfte Rind, fet-
nen einziger Gobhn, anf dem Mittergui Girelow in Meclenburg
an Gdwertner Gee guvite. ,,Die vamals neunjabrige Cactlie,
pie wort der erften Sugend an mit einer faft Leidenfdjaftliden
Liebe an bem Bater hing, war fein vollfommenes Shenbild, fo-
wohl in dev dugern Erfdeinung wie in ihrer geiftigen Beqabung,
empfanglidy filr bentfdje Bilbung und Griindlidfeit, und tiber
реш Wllen lag der Hauch ihrer fitdlidjen Heimat gebreitet. Gie
iff [pater die Verfajferin mander geiftvollen fpanifdyen Movellen
geworden, vom denen eine, ,, Sola”, in ihrer eigenen deutfden Be-
arbeitung in Hamburg gedrudt ward. 308 nad Зе аи{ mander
Sabre BEL nad) Spanien лице war, ward ihm diefe
Todjter, foviel c@ ihre Verhaltniffe erlaubten — fie lebte, gum
sweiten Mal verheirathet, meiftentheils in Gevilla — eine troft-
bringende, fehy erheiternde Gefellfdjaft.”

Nod einmal fommt ver Verf. auf dtefen erfien BVerfud) ver
talentvollen Frau — der im Gept. 1833 den Hamburger Freun-
ben gugefcidt wurde — zuviid, und bedauert, ,,daG fie diefen Weg
nidht weiter verfolgt hat. Bielleioht gefday e3 in Spanien?” —
WUuf dieje Frage nun bringt uns ein frangififder Lourtjt will
fomtmene Untwort, Antoine de Latour *, deffen Bud) fiber die
Bay von Cadiz, gleideitig mit jenem dem Vater erridjteten Freun-
respentmal, den novelliftifdyen Arbeiten ber Todjter eine unbee
feprantte Bewunderung gollt. Denn Fernan Caballero, dem
bas lange Lepte Rapitel des Buches gewidmet ijt, ИЕ ver Autor
namen von Cdcilie BIHL

Bir find bavauf angewiefen, uns an vie Worte ves frane
sbftiden Sepriftftellers зи halten, die wiv in gedrangtem Wusgzug
initthetlen. Sn wie weit die Barallele gwifden Fernan Caballero
	* La Baie de Cadix. Nouvelles ефа4ез зах   Езраспе. Раз.
	Michel Lévy Fr. 1858.