in Analyfe wiffenfdaftlider Perfonlichterten geleiftet hat.
Das ift eine ungewshnliche Sntelligenz, die mit fo Harem
Auge den Geiftern, die yu beurtheilen find, hinter das eigne
Bewuftfein tritt und, was hier im Dunkel fdwebt, mit
dem zufammenbalt, was fie mit fretem Bewufifein gedadht
und gefagt haben. Der Rritifer, dem diefer Viefblict feblt,
verfolgt nur das Wusgefprocjene, heift e8 gut oder winer-
legt e8, fteigt nicht hinab in die geheime Tiefe, wo Taue
fchung und Cinficht ineinanderlaufen, und verfteht e8 nicht,
den Knoten zu fen, gu welchem 1% beide wverwiceln.
Daher verfibrt er aud) nicht entwidelnd, Lagt nicht wabhr-
Haft feinen Mann werden, fondern dreht fic) nur um den
fixer Punct des fertig Gegebenen; Daher hat er auch nicht
den ganjzen Mann, e8 fpringt aus feiner wiffenfdjaftlidjen Be-
leucjtung nicht das runde Bild des vereinigten Menfchen und
Gelehrien hervor. Straug, der hier in da8 erfte Glied der-
jenigen fid) reiht, die eben da8 letften, was eine foldye un-
Iebenbige, der Sronie und de. Totalblics baare Kritif nicht
leiftet, hatte weit Leichtere WUrbheit bet Sejletermader, als
bei Daub, Die Weife, wie jener die Philofophie verbirgt
und die ganze Dogmatif rein aus den Thatjachen des Ge-
FihlS yu entwideln halb meint, halh mur vorgibt, ijt Lleichter
aufjufinden, auszuwideln, alg der harte Rnduel, in melden
per dunfle, fpeculative Daub den philojophifden Begriff und
den Korper de Dogma’s, zu deffen Wufldfung und Ueber-
weifung an Symbol und Myihus ihm die negirende Mraft
der unterfceidenden Sdharfe feblt, gnoftifd inetnander drebt.
Die Abrolung diefes Anduels ift ein Meifterwerf von Зее
heit und SKlarheit zu nennen. Dazu bedurfte e8 aber nidt
nur des Talents, fondern aud) ganz befonderer Geduld und
reinlichen Gleifes, der in forglicher Ordnung dem forfdhen-
den Gedanfen dag vollftandige Material wnterbreitet, und
diefe Cigenfdhaften machen fic) in der wohlthuendften Weife
geltend; man fihlt fic), wie in einem Zimmer, wo eben
mit fduberlicher Hand aufgerdumt wird, wa8 durceinander-
lag. Auf Einem Puncte zeigt fich Straug noch etwas be-
jangen in der Hegelfchen Auffaffung des Wejens ner Reli-
gion; dex Berfuch, den Seleiermacherfden Gab zu wider-
legen, der ihren Sig tm Gefiihle behauptet, ift der jdhwachere
Фей рег ЯН. Sehleiermacher, der um fo viel freier, als
Daub, die mythifdhen Sdhaalen vom Kern ausfdjeidet, ift
nur darum nicht bis zur ganyen Freiheit Durchgenrungen, weil
feinem Princip bas wefentliche Begriffsmoment fehlt, ав
pet Geflihlsprozeh der Religion bes Vehifels der Boritellung
bedarf. Hegel fekte das Wefen Her Religion in diefe, die
Borftellung; fie ift e8 nicht, aber fie ift integrivend, Denn
pie Gefih{sbewegung, worin das endliche Jndivibuum fic
mit dem unendlichen einigt, fann fic) durchaus nur an dent
Band ihrer Bilder-Reihe verlaufen, tann fic) nur realifiren,
wenn fie fic) um den feften Stab von Perfonificationen
{chlingt. Schleiermacher hatte feiner feinen, aber unorganiz
{chen Dialettit nicht bedurft und hatte von бе ие тей
Gebrauch gemacht, dak er den einen, groferen Theil des
mythifchen Beftandes ausfchied, den andern fehithte und
{cheinbar, mit ixonifdem Berfteden der Laugnung einen Reft
ftehen Мей, wenn er von dem aljo ergangten Religionsbegriff
ausgegangen ware, — Dem Sdhluk der geiftvollen, tiefert
Rritit fakt die Gegentiberftellung beider Manner, wie fie
	Jody um die Bett, da ex eben feine theologiidhe Sayrift-
fieller-Raufbabn fdlog, gab Straug da8 freundliche fleine
Bild von GFuftinus Kerner’s Perjonlichteit und Haus,
guerft in ben Sahrb. do. Gegenwart 1838, dann in befon-
verem Aborud vereinigt mit dem WAuffak: Ueber Vergdng-
Tide8 und Bleibendes im Chriftenthum unter dem Titel:
Brwet friedliche Blatter (1839), Und die Vereinigung unter
diefem Namen hatte guten- Grund: Der Verfaffer felbjt
trat al$ erners Freund im Bilbe auf, der Reger mit dem
Uebherglaubigen, der Kritifer mit bem Romantifer und Get-
fierfeher in der Warme freier reiner Menfchlichfeit verbun-
den, Grfannte man, dak der Gefdhilderte purc) den Hue
mor, welder ihn mit dem abgefallenen Wnhanger verjohnte,
unbewut iber der ftoffartigen Berhartung feiner phantalti-
fchen Vorfielungen ftand und dak der Schilbernde mit un-
денег Liebe an dem ftehengebliebenen Breunde hing, fah
man in Ddiefen heiteren ironifden Taujd, wortn man ficd
gegenfeitig mit wohlwollender Sronie al8 den Ytaiven nectte,
fo fonnte man auf eine Region {djlieBen, welche hoch uber
allen fizirten Gdgen von einem Dieffeits und Senfeits ftebt,
auf eine wabhre unfidtbare Kirche der freien, allgemeinen
Wahrheit. Man ahnte fo etwas und das Неше Фен Фе
fand viel Beifall, tonnte aber, wie bie Mtehrheit der Lefer
einmal ift, in diefem Ginne nicht nachbaltig wirfen; es
war doch шефу die Anmuth, das jierliche BVerbergen der
Kunft, womit die einjelnen Motive und Blige, die tieferen
Winke iter grofe Wabhrhetten und inneren Bilbungsgang
in die wirlfame Rethe und Berbinoung gefekt waren, ¢8
war die Durchfichtigheit, Leichtigkeit, e8 war Der Gee
fdhmad in der anfpruchlofen Schifoerung, woran man fic
erfreute, Mtan war mehr iberrafdt, in bem ,,verneinen-
nen” Geifte den lieblich bejahenden ajthetifchen Rraften yu
begegnen, al8, man e8 begriff, Wir werden diefe Sette im
Verlauf wieder auffaffen; hier legen wir den gangen Mach-
prudé auf da8, was wir yom Fronifdhen in dem Verbhalt-
niffe Der giwet Manner gejagt haben. Зи der That ndm-
lich, obwobl die Darjtellung awet. Freunde zeigt, die etnan-
der gegenfeitig al8 naib ivonifiren, ift e8 ja natitrlich der
Darftellende, dem die hohere Jronie yugehsrt. Gr hat die
Зимней des Freundes frither leidenfchaftlich gethetlt, tft
ihnen entwachfen und fieht nun fich felber al8 Object in bei-
ven Buftdnden vereinigt mit dem Freunde, der ihnen nicht
entwadhfen ift. Diefer liegt fomifc) unter ihm, aber er iiber-
Hhebt fic) nicht, Denn er weif} aus eigener Erfahrung yu gut,
wie man da hineingerathen fann, et darf nicht gitrnen, nicht
feindlic) {potten, denn ex felbjt ift irrender Menfdh und be-
Darf Sdhonung, Wobhlwollen. Diek ift die Grundjtimmung
und wir haben fo fcon Hier Die Sronie mit Ltebe, von der
wir gefagt, bag fie uns alS der rothe Faden begleiten
wird. Freilid) wollen wir nidt behaupten, dak auf die Seite
det Sronie nicht mehr Scharfe getreten ware, wenn Strauk
vie grofen, allgemeinen, sffentlicjen Uebel, die mit der
Romantit zujammenhdangen, damals {don mit dem luge
gereifterer Mannlidteit und Erfahrung gefehen hatte, wie
wir fie jegt erfennen.

Sm Jahr 1839 brachten die Hallifchen Sahrbiicher die
Charatteriftif der zwei Theologen Sdletermadher und
Daub. Sie gehiren yum Glanzendften, was je die Kritif