durch bas Ganje fich gieht, in das far gefchaute Bild der
ganzen Perfdnlichfeiten zufammen. Man erfennt fchon den
Meifter im lidtvollen Parallelifiren. An wiffen{dhajtlidem
Gewicht find fich beide Theologen zwar infofern ungleich,
a8 Sdletermacher ungiveifelhaft etn Gente auf eigenen Figen
ift, Daub aber auf denen feines Meifters Hegel fteht. Doc
diefer Mangel ergdngt fich durdy bas Gediegene, Gewidhtige,
Graniine in Daubs Per{Snlichfeit, bas Monumentale feines
Charatters. Das Gefiihlte, LebenSvolle, Plafitiche in dte-
fem Gajluge erprobt aufs Nene die tinftlerifde Biloungs-
fraft 068 Berfaffers. Auch im Ginjelnen fpricht fte fic
ии die fchlagenden, einleuchtenden Metaphern aus, Wir
find {o qu dem Btographen guritdgefihrt.

Grft nach einer angen Pauje begegnen wir ihm, mit
fleineren Darftellungen be[chaftigt, die wir als Voxarbeiten
qu den grigern biographifchen- Werken betradten fonnen.
Diefe Rauje mag. dau beigetragen haben, dak das Publi-
fum fich mun {o 30h gegen ihn verhtelt; e8 vergift leicht,
bindet {chwer wieder an, wo e8 meint, Wbfdhied genommen
su haben, und denft fic) nicht gern unbefannte, einfach menjd-
Yiche Urfachen al8 geniigende RNechtfertiqung eines ldngeren
Brachliegen’. CStatt freudiq yu begrien, fagt ¢8 gern:
was thuft denn bu wieder da?

Der AWtedererftandene зе fich frifc genug; vas
Бонни Luy wig Bauers war in den Gabhrbb. der Gegen-
wart 1847 mit aller jener Liebe gemalt, die wir fon aus
dem Bilbe Suft, KernerS fennen. Wieder etn Dichter, aber
ungleich weniger befannt, als ber Nomantifer, ein djtheti-
fdhes und wiffenfchaftliches Talent, von dem man fic) in allen
naherftehenden RKreifen ungemeine Dinge verfprach, mahrend
20% die Welt aus feinen dramatifden unr lyrifden Leifiune
gen, aus feinen Sournal-Urtifeln, trog einer Fille einzelner
Sdinbheiten, geifivoller Gedanten und ег сое Cinfach-
heit der Веда nicht den Cindrud einer Erfcheinung von
durch[dlagender Kraft empfangen fonnte; feine ,,allgemetne
Weltge(hichte” nicht zu erwadhnen, die einen hoheren Wu-
fpruch, alg den einer Berarbeitung des Sivffes yu dem bez
ftimmten Bwect eines niglichen unr gefehmacdvollen Hand-
	buces, auch micht madte. Hter aber galt e8 eben eine jez
	ner Perjonlicietten, wte wir fie, und gwar gerade mit
Worten aus реф наивен Chatatteriftif, oben beseichnet
haben: ein runbder, ganger Menfe war gu zeichnen, den
der nicht Кии, der ihn №08 tm Buch, auf dem Gymna-
fium8-Ratheder vernahm, fondern nur, wer фи Ни франц
Lofen Ферт gu hdren, thm in die Leuchtenden Augen zu
fehen gewohnt war: nur bem wurde es Har, wie hier Ales
auf eine Harmonie der fddnen Menfehlichfeit fo angelegt
war, dag feine Kraft mit Der Scharfe der Befonderbheit her-
vorftechen fonnte und dag bas lebendige Wort immer mehr
enthielt, al8 ba8 gefdjriebene, gedrudte. Mit ver poetifden
Kraft war in &. Baver namentlich auch die mufttalifde ver-
иен und e8 ift begreiflid), wie jede der anbdern etwas
entzog, fo рав Не nicht zu Durchgreifenden, Beriihmtbheit grin
Denden Wirtungen gelangten, im unmittelbaren Leben aber
heide aufs Schinite etnander ergdngten und hoben. Kur
X. Bauer mar gang eine ,Ratur” und gwar eine ltebens-
wiirdige. Go viel tft gwar von ihm doch in die weiteften
Kreife gedrungen, dak e8 (dndpe8 Unrest ware, ihn obfeur
	“егани ан. 1358.
	su nennen, aber eme der ftilen Grogen war er dentoc).
G8 befteht ohne Frage ein Recht, ja eine Pflicht der bive
graphifdhen, der charakterzetdynenden Kunjt, {olde Grogert
an das Licht Der Al gemeinheit gu ziehen; der Sdriftfteller,
ber fic) gern diejer Wufgabe suwendet, legt dadurch einen
Sinn der Veriraulichfeit, eine Liebe des rein Menjchlicen,
ein Gemitth зи Tage, da uns auch fir ihn felbft gewinnen
mup. Nur iff e8 mit dem Gemiith allein nidt gethan;
vielmehr hier gerade will e8 Geift und Runt, um yw 3ei-
gen, Dak eB fich Denn dod) nicht Darum handle, die Welt
fiir Vetter Michel zu intereffiren. Und gerade in finftleri-
{her Hinftcht wird man die биде Charatter ftge befonders
gelungen nennen milffen, vor Wem die flare, fo einleuch-
fend hingelegte Paralfele mit E. Mobrife und Waiblinger,
wovon der Artifel ausgeht und wodurd er feinen Stand-
punct gewinnt,

Aus der liebenden Vertiefung tn folchen menfehlich verz
trauten Stoff jehen wir Straug noch in demfelben Jahr
eine tafche Wendung nehmen nach einer ganz andern Region.
Sein ,Momantifer auf bem Throne der Cadfaren
oder Julian der Whiriinnige” war ein Werk der po-
Yitifcen Sronie, das taufend feine, fdharfe Stacheln in die
realfte Gegenwart hereinftrectte, Schon flogen die Sturm-
ydgel des folgenden Sabres, e8 war natiirlich, dak die von
der neubewegten Luft bes sHffentlichen Lebens gejdwellte
Stimmung fic) diefmal auf einen едет ен О
warf und ihn ganz im Sinne der Tenbdeny bearbettete, Wher
weldye feine, finjtlerifche Objectivitat noc) wieder in der
Behandlung! Julian, der hetdnifche Romantifer im Зее
mantel, war merflich al8 blofe Maste vorgenommen, ob
gang getroffen, ob unter unbewugtem Cinflug der politifden
Ubficht gezeichnet, migen die Hiftorifer ent{deiden; jeden-
fallS war die MaSte ein recht wohlgeformtes Bild und fie
wurde faum an wenigen Stellen merflid) verfcoben, fo dap
man deutlicher fab, nach welchem Buntte der lachelnde Sro-
nifer blictte, der fie fic) vorbhielt. Sn wie rubiger, etnlenc-
tender, fauberer Ordnung waren wieder die Bitge aufge-
reiht, um Saritt fin Sehritt yu den feinen Fingerzeigen
verwendet gu werden, wie deutlid) fprang aus dem Ganjen
jene in allen Beitaltern fic) wiederholende Geftalt des Bez
пиве hervor, die eine veraltete Form des geiftigen und
politifcen Lebens, weil fie einfacher, ungetheilter, in diefem
Ginn fdoner ift, einer neuen, getheilten, fimpfenden wie-
der aufdrdngen will, wahrend fie felbjt von Ddtefer neuen
ourchdrungen ift, unbewukt die ausgelebte mit ihrem Gauerz
teig burchdgt bat, fid) und Wndere iber diefe Berfekung
taufdt, von der Selbfttaujdung in die WUffectation und йе,
von da yu jeder Garte der Herrfehfucht, der Tyrannei iber-
geht. tan fann fagen, die ntedliche, fcharfgefchliffne Suz
welier=Urbeit war filr die Bett fehon gu fein, fie fehliipfte
givifdent Den von der rauhen Realitdt dev Bett [chon gebdr-
teten Fingern hindurc,

Ganz anders griff daher urd) einen Theil ihres Ine
halts die Schrift ein, die Straug in demfelben ahr, 1847,
fetnem Sultan folgen liek: Chr. Fr. D. Schubarts Lez
benin feinen Briefen. Gine von Talent und Feuer
{prubdelnde Natur, die Durd) Mangel an Maak und Selbft-
beberrfchung ihren ebensgang vielfad) aus vem Geleife

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